Tag 180: Es geht bergauf

von Franz Bujor
30.06.2014 17:11 Uhr
 Den Abend im Hotel versuchten wir so entspannt wie möglich zu verbringen, was uns zum Teil gelang. Durch die vergangenen Tage, an denen einfach alles liegen geblieben war, gab es einiges aufzuholen. So ist uns leider unser Schuhsponsor Keen abgesprungen und dass nachdem wir nun schon seit über einem Monat auf die neuen Halbschuhe warten. Irgendwie brauchen wir in diesem Bereich also eine neue Lösung. Doch unser Hotel hatte zum Glück eine schöne, große Badewanne, in der wir unsere verspannten Muskeln und ausgezehrten Knochen einmal wieder wirklich erholen konnten. Dabei machten wir jedoch eine Entdeckung, die uns ein wenig ins Grübeln brachte. Nach dem Baden blieb in der Badewanne eine leicht pekige Schickt zurück, die aus einer schmierigen Substanz bestand. Ok, es ist wirklich bereits einige Tage her, dass wir uns das letzte Mal gewaschen hatten, doch so etwas war eigentlich nicht normal. Bei genauerer Betrachtung stellten wir fest, dass es sich bei der Peke um Sonnencreme handelte. Irgendwie war es ekelig sich vorzustellen, dass wir uns dieses Zeug dort freiwillig auf die Haut geschmiert hatten. Nach allem, was wir in den letzten Wochen über Giftstoffe im Alltag herausgefunden hatten, war die Entdeckung für uns Anlass genug, um das Thema Sonnencreme einmal genauer unter die Lupe zu nehmen. Vor allem auch deshalb, weil der Wetterbericht angekündigt hatte, dass wir ab dem 07.07.2014 Temperaturen von bis zu 40°C im Schatten zu erwarten hatten. Spätestens dann brauchten wir eine wirklich gute Lösung zum Thema Sonnenbrandvorbeugung. Wie befürchtet gibt es auch über Sonnenmilch kaum etwas positives zu berichten, wenn man sich einmal wirklich eingehender mit dem Thema beschäftigt. Alles in allem ist das Thema leider etwas zu Umfangreich um es jetzt direkt zu erklären. Ich werde es heute im Laufe des Nachmittages zusammenfassen und euch dann mehr darüber erzählen. Der Tag heute war schon wieder deutlich entspannter als die letzten und es waren sogar wieder einige Wege und Nebenstraßen dabei, auf denen das Wandern spaß machte. Vielleicht befanden wir uns ja wirklich noch immer im Einzugsbereich von Porto und kamen langsam aus diesem Gebiet heraus. Am Mittag wurden wir sogar von einem kleinen Restaurant auf ein Essen eingeladen. Es gab eine Suppe, die wirklich gut schmeckte und die uns auch ein gutes Gefühl beim Essen gab. Das Hauptgericht war nicht ganz so der Knaller und zeigte, dass es hier wirklich niemanden gab, der Kochen konnte. Oder vielleicht war es ja auch einfach eine Grundvoraussetzung für eine Restaurantanstellung, dass man nicht kochen können durfte. Wahrscheinlich wurde ein Koch, der auch nur ein einziges wirklich leckeres Gericht zubereitete sofort und unehrenhaft entlassen. Die Tomate und der Salat waren soweit in Ordnung. Dazu gab es einen Fleischspieß, mit vier verschiedenen Fleisch- bzw. Wurstsorten. Drei davon waren OK, eine war knorpelig und schmeckte leicht verwehst. Insgesamt hätte es wahrscheinlich besser geschmeckt, wenn es nicht in der Mikrowelle aufgewärmt worden wäre. Als Beilage gab es Pommes und Reis. Davor hatten uns die Pilger schon in Spanien gewarnt. Aus irgendeinem unerfindlichen Grund gibt es in Portugal immer sowohl Reis als auch Pommes zum Essen. Dazu aber im Normalfall keine Sauce oder etwas Vergleichbares. Wir baten daher um Ketchup und Mayonnaise. Damit war das Essen durchaus annehmbar für unsere Gaumen. Unsere Mägen freuten sich hingegen weniger, denn die Nahrung blähte sie auf wie Medizinbälle. Trotzdem war es gut, endlich mal wieder mehr als nur trockene Brötchen im Bauch zu haben. Direkt nach dem Restaurant führte uns der Weg dann passenderweise einen steilen Berghang hinauf. Wir fühlten uns ein bisschen wie der Wolf aus dem Märchen mit den sieben Geißlein, der die Steine in den Bauch gelegt bekommen hatte. Doch mit erreichen des Gipfels erreichten wir auch unser Tagesetappenziel. In Oliveira de Azeméis gab es zwar nur ein Hotel, dass uns leider ablehnte, dafür konnten wir jedoch wieder bei der Feuerwehr unterkommen. Hier hat die Feuerwehr den Vorteil, dass sie zwei Wachen besitzt, eine alte Museumswache und eine neue aktive. Wir dürfen in der alten Übernachten, wo wir in der Nacht die einzigen Menschen sein werden. Damit sollte es deutlich erholsamer werden als in Porto. Das Hotel, dass uns abgelehnt hat, erlaubte uns dann aber trotzdem noch seine Lobby und das Internet zum Arbeiten zu benutzen. An der Tür hing ein großes, bekanntes Schild vom sogenannten Lionsclub, das wir schon öfter an Hotels und anderen Gebäuden gesehen haben. Irgendwann schauen wir noch einmal genauer nach, was es damit auf sich hat.       Spruch des Tages: Langsam geht es wieder bergauf.   Höhenmeter: 220 m Tagesetappe 11 km Gesamtstrecke: 3562,47 km
Franz Bujor
Franz Bujor ist Wandermönch, Web-Nomade und Autor. Nach einem Studium in Kulturwissenschaften, bei dem er unter anderem bei einem Maya-Volk in Guatemala gelebt und in einem Kinderheim in Serbien gearbeitet hat, war er zunächst als Erlebnispädagoge und Wildnismentor tätig. 2014 ließ er sein bürgerliches Leben hinter sich und reist seither zu Fuß und ohne Geld um die Welt. Neben seinem eigenen Entwicklungsweg schreibt Franz besonders gerne über geschichtliche und gesellschaftliche Themen.

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