Tag 259: Das Klopapierexperiment

von Heiko Gärtner
17.09.2014 19:37 Uhr

Es gibt Themen, zu denen werden seit Jahrtausenden immer wieder viele Geschichten, Erzählungen, Berichte, Dokumentationen, Gedichte und Lieder geschrieben. Über Liebe zum Beispiel, oder auch über Krieg, über Heldentaten und über Abenteuer. Dann wiederum gibt es Themen, über die äußert sich eigentlich nie jemand. Man nennt sie Tabuthemen und versucht ihnen so gut wie´s geht aus dem Weg zu gehen. Eines dieser Themen ist zweifellos Klopapier. Es gibt so gut wie nichts über dieses Thema und vielleicht werdet ihr euch auch schon gefragt haben warum das so ist. Schließlich gehört es inzwischen zu unserem absoluten Alltag und wir streicheln uns täglich an den intimsten Stellen damit. Dennoch fällt mir kein einziges Lied zu diesem Thema ein! Schockierend, oder?

Da weder Heiko noch ich besonders gute Sänger sind, können wir an diesem Umstand zunächst auch nichts ändern. Aber dennoch wollen wir heute aus gegebenem Anlass einen Tagesbericht, dem Klopapier widmen.

Warum ausgerechnet dem Klopapier, wollt ihr wissen?

Weil es hinter dem praktischen Werkzeug zum Arschabwischen doch ein größeres, dunkleres Geheimnis gibt, als man vermuten könnte.

Wir sind bereits vor einigen Wochen darauf gestoßen, als wir uns fragten, wo wir im Alltag überall mit Giften in Kontakt kommen. Viel war ja bereits nicht mehr übrig und so fiel unser Fokus schließlich aufs Klopapier. Woraus besteht unser Popo-Reinemach-Tüchlein eigentlich? Was ist alles enthalten und was für Auswirkungen hat es auf unseren Körper? Wie wird es hergestellt? Welche Zusatzstoffe und Chemikalien werden verwendet? Immerhin reiben wir uns damit mehrmals täglich den Darmausgang und die Geschlechtsteile ab. Stellen also, an denen wir eine Schleimhaut besitzen, über die wir sehr schnell und leicht die verschiedensten Stoffe aufnehmen können. Seit wann gibt es eigentlich Klopapier und warum gibt es auf der ganzen Welt nur ein einziges Lebewesen, das welches braucht? Was haben die Menschen vor der Erfindung des Papiers gemacht?

Schnell sammelten sich mehr Fragen an als wir vermutet hätten und so begann Heiko damit, das Internet nach Informationen zu durchforsten. Zunächst völlig erfolglos. Niemand, aber auch wirklich niemand wollte sich zu diesem Thema äußern. Schließlich fand er doch einige Berichte. Viele davon behandelten das Klopapier nur am Rande aber nach und nach gelang es uns, einige Zusammenhänge zu erkennen.

Hellhörig wurden wir, als wir auf den Erfahrungsbericht eines 64 jährigen Mannes stießen, der sich aufgrund eigener gesundheitlicher Probleme mit dem Thema Toilettenpapier genauer auseinandergesetzt hatte. Der Mann berichtete, dass er bereits so gesund lebte, wie es ihm nur irgendwie möglich war. Er ernährte sich hauptsächlich aus eigenem Anbau, achtete auf Ausgewogenheit, trank keinen Alkohol, rauchte nicht, vermied Zucker und Getreideprodukte und lebte in einem Haus auf dem Land, wo es nahezu keine Strahlungsquellen gab. Dennoch hatte er verschiedenste gesundheitliche Probleme, die er sich zunächst nicht erklären konnte. Er hatte Durchblutungsstörungen im rechten Fuß, chronisches Zahnfleischbluten, Augenirritationen durch die er alles leicht verdoppelt sah und starke Probleme mit dem Wasserlassen und dem Stuhlgang. Sein Harndrang war teilweise so hoch, dass er sofort aufs Klo rennen musste. Er beschreibt sogar, dass es ihm ein Mal nicht gelungen ist und er sich deswegen eingenässt hat. Auch Nachts musste er zwei bis drei Mal aufspringen und zum Pinkeln laufen, wobei das Pinkeln jedes Mal so sehr mit Spannungen und Verkrampfungen verbunden war, wie es normalerweise nur bei Prostataerkrankungen vorkommt. Der Stuhlgang war meist zu dünn und auch hierbei zwang ihn sein Darm immer spontan auf die Toilette. Etwaiges Warten wäre mit einer unangenehmen Packung in der Hose bestraft worden, da gab es kein Pardon. Dementsprechend hoch war auch sein Verbrauch an Klopapier, vor allem, weil er es nicht nur zum Hintern Auswischen sondern auch zum Abtupfen des letzten Urintropfens verwendete.

Wie und warum er eines Tages auf die Idee kam, dass Klopapier einfach für eine Weile wegzulassen, beschreibt er leider nicht. Fakt ist jedoch, dass er es einmal ausprobierte und dass die Wirkung, all seine Erwartungen übertraf.

Nach nur einer Woche Klopapierverzicht, traten die ersten Besserungen seiner Symptome ein. Das Doppelsehen ließ merklich nach, die Durchblutung seines Fußes verbesserte sich und das Zahnfleischbluten hörte sogar ganz auf. Am größten war der Erfolg jedoch in Bezug auf seine Ausscheidungsfunktionen, was ja auch ein bisschen naheliegt. Der nächtliche Harndrang war nahezu verschwunden und auch die Verspannungen beim Wasserlassen waren weg. Statt ständigem Durchfall hatte er nun nur noch ein bis zwei Mal täglich das Bedürfnis aufs Klo zu gehen und spürte dabei, dass sich sein Mastdarm vollständig entleert hatte. Anschließend spürte er, wie er sich angenehm erleichtert fühlte, während ihm früher auch nach dem Kacken noch immer ein schweres Gefühl im Darm begleitet hatte. Der Stuhlgang selbst war zwar noch immer nicht so fest, wie es im Idealfall sein sollte, doch die Konsistenz war nun deutlich besser und mit jedem Tag wurde auch die Verschmutzung die am After zurückblieb etwas geringer. Spannenderweise blieb dieser Effekt unabhängig davon, was er zuvor gegessen hatte.

Heiko und ich waren baff! Konnte es wirklich sein, dass Klopapier eine so große und so negative Auswirkungen auf unseren Körper hatte? Es war doch nur ein Stück Papier, mit dem man sich abwischte! Man aß es ja nicht und man führte es sich auch nicht ein. Andererseits hatten wir auch bereits festgestellt, was für Schaden Sonnencreme anrichten konnte, die ebenfalls nur auf die Haut aufgetragen wurde. Und mit dem Klopapier wischten wir uns schließlich direkt über unsere Schleimhäute, also jene Hautstellen, über die wir am Meisten Stoffe in unseren Körper aufnehmen. Viele Frauen und auch einige Männer wischen sich dabei nicht nur den After sondern auch ihre Geschlechtsteile ab, die noch empfindlicher sind. Wie viele Menschen haben Probleme mit Scheidenpilzen, mit Hämorrhoiden, mit Durchfall und Verstopfungen und mit juckender Afterhaut? Stehen all diese Symptome vielleicht wirklich in einem direkten Zusammenhang mit dem Toilettenpapier?

Wenn der Mann die Wahrheit sagte und wenn derartig viele Verbesserungen in so kurze Zeit eintraten, dann musste an der Sache etwas dran sein! Er selbst vermutete, dass unser Toilettenpapier chemische Substanzen enthält, die eine Irritation der Ausscheidungsfunktionen und Schäden an den Schleimhäuten, den Geschlechtsorganen und der Prostata verursachen. Beweisen könne er das nicht, aber nach dem was er beobachtet hatte, legte sich dieser Schluss nahe.

Wir durchsuchten das Netz auf weitere Erfahrungen dieser Art und wurden dabei fündig. Eine Frau beschrieb, dass sie über Jahre hinweg nach jedem Toilettengang ein starkes Brennen im Intimbereich verspürte. Auf die Idee, dass dies mit dem Klopapier zusammen hängen könnte, kam sie nur durch Zufall. Das Papier war ihr ausgegangen und so musste sie Notgedrungen auf einen nassen Waschlappen zurückgreifen. Erstaunt stellte sie fest, dass es zum ersten Mal seit Ewigkeiten nicht brannte. Seither tauschte sie ihr Klopapier vollständig gegen einen feuchten Waschlappen ein und hatte keine Probleme mehr.

Immer wieder stießen wir dann auch auf Berichte von Menschen, die eine Art Toilettenpapier-Unverträglichkeit haben und durch das Hintern-Abwischen starke Reizungen am After bekommen.

Es war also kein Einzelfall! Schließlich stießen wir sogar auf einen Bericht, aus dem hervorging, dass sogar viele Proktologen den Gebrauch von Toilettenpapier als grundlegenden Fehler ansehen. Die uns bis zu diesem Zeitpunkt vollkommen unbekannte „Initiative Analhygiene“ rät stattdessen, zu einer Säuberung des Analbereichs mit fließendem „wohltemperierten“ Wasser und einer anschließenden Trocknung mit dem Föhn.

Nach all diesen Informationen mussten wir auch an unsere eigenen Probleme in diesem Bereich denken. Heiko hat seit Jahren immer wieder Probleme mit Hämorrhoiden und einer juckenden, trockenen Hodenhaut. Ich habe sogar einige Krampfadern im linken Hoden und auch das Afterjucken ist mir durchaus nicht unbekannt. Von unterschiedlichsten, unnatürlichen Stuhlgangkonsistenzen mal ganz zu schweigen. Vor allem seit unserer Nahrungsumstellung kam uns auch dieser plötzliche Alarmruf unseres Darms, der uns augenblicklich auf die Toilette befahl, mehr als nur vertraut vor. Wäre es also möglich, dass all diese Probleme von der Klopapiernutzung ausgelöst wurden?

Sicher konnten wir das nicht sagen, doch es war klar, dass wir es selbst ausprobieren mussten! Daher schrieben wir Heikos Eltern an und baten sie, im nächsten Paket zwei möglichst dunkle Waschlappen mitzuschicken, die idealerweise in Brauntönen gehalten waren. Gestern sind diese beiden Waschlappen angekommen und heute ist der erste Tag an dem wir sie ausprobierten. Heiko hat es gleich heute Morgen beim Frühscheißen probiert und war zumindest vom Abwischkomfort sehr begeistert. Zweimaliges Wischen genügte um sich sauberer zu fühlen, als mit zehn Stücken Klopapier. Das einzige, was noch etwas gewöhnungsbedürftig ist, ist das Abwaschen des Waschlappens. Auch als wir heute Mittag in einem Restaurant zum Essen eingeladen wurden, zeigte sich, dass die Waschlappenmethode noch nicht ganz ausgereift ist. Hier war es selbst Heiko unangenehm, raus zu seinem Wagen zu gehen und den Lappen zu holen um damit dann auf dem Klo zu verschwinden. Ich muss zugeben, dass ich heute Morgen erst an den Waschlappen dachte, als ich bereits auf der Schüssel saß. Mit meinem Experiment beginne ich dann also erst ab dem nächsten Toilettenbesuch.

Spruch des Tages: Wie es aussieht, ist das Klopapier wirklich für’n Arsch!

 

Höhenmeter: 40 m

Tagesetappe: 16 km

Gesamtstrecke: 5125,87 km

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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