Tag 405: Quantenerlebnis

von Heiko Gärtner
11.02.2015 02:33 Uhr

Heute wurde es dann wieder etwas ruhiger um uns. Die lauten Straßen blieben zurück und wir konnten auf einer Nebenstraße wandern, auf der zunehmend weniger Verkehr herrschte. Es war wieder sonnig und die Landschaft wurde zusehends grüner und natürlicher. Etwa auf halber Strecke erreichten wir wieder die Via Francigena. Es war genau der Abschnitt, den wir auf dem Hinweg ausgelassen hatten, weil wir am Vulkansee vorbeigewandert sind. Nun konnten wir ihn also doch noch wandern, wenngleich in die entgegengesetzte Richtung. Auch morgen wird er uns noch einmal begleiten. Dann verlassen wir ihn wohl für immer oder zumindest für eine lange Zeit. Vielleicht wandern wir ja eines Tages in die andere Richtung auf London zu. Wer weiß! Bis jetzt war er jedenfalls ein treuer Gefährte gewesen uns wir können nur hoffen, dass der Camino della Luce, der uns von hier aus bis nach Assisi führen wird ein ebenso guter Begleiter ist.

Als wir einen steilen Abhang hinabwanderten, gab es plötzlich einen lauten Knall der aus dem Inneren von Heikos Wagen kam. Erschrocken zuckte ich zusammen und sah gerade noch wie sich Heiko mit kraftverzerrtem Blick und sonderbar verkrümmter Haltung gegen seinen Wagen stemmte.

„Was ist los?“ rief ich.

„Keine Ahnung, aber irgendetwas stimmt mit meiner Bremse nicht!“ antwortete er beunruhigt. Ich schloss zu ihm auf und packte den Wagen mit der rechten Hand, um ihm beim Abstieg zu unterstützen, während ich meinen eigenen Wagen mit der linken Hand runterbremste. Als es wieder flacher wurde, schauten wir uns genauer an, was eigentlich passiert ist. Es war wie befürchtet. Das Bremsseil war gerissen. Zum Glück war es nicht schwer, es zu reparieren, doch der Schrecken saß tief. Was wäre passiert, wenn der Hang noch steiler gewesen wäre? Oder wenn Heiko nicht so schnell reagiert hätte? Nicht auszumalen wie es hätte ausgehen können. Und wieder blieb ein mulmiges Gefühl in uns zurück, dass besagte, wenn es einmal gerissen ist, dann kann es auch wieder reißen.

Gegen Mittag erreichten wir Formello, wo wir für heute im Pfarrhaus übernachten dürfen. Nach den anstrengenden Tagen war es gut, mal wieder etwas kürzer zu treten. Da wir auch hier noch eine Weile auf den Pfarrer warten mussten, nutzten wir die Mittagssonne um ein bisschen zu entspannen. Dabei fragte ich Heiko noch einmal nach weiteren Einzelheiten zum Thema Quantenerlebnis.

„Ein häufiger Fehler der begangen wird,“ erklärte er, „ist zu denken, man könne sich alles über Wünsche in sein Leben ziehen. Ich muss nur zweifelsfrei mit vollkommenen Glauben davon überzeugt sein, dann wird mir das Universum die fiktive Bestellung umgehend zusenden. Natürlich folgt die Energie der Aufmerksamkeit. Jedoch ist zu bedenken, dass jeder ein Teil vom großen Ganzen ist und aus diesem Grund Wünsche nur dann erfüllt werden, wenn sie der Schöpfung dienlich sind. Wenn Träume nur aus dem Egobedürfnis ausgesandt wurden und dem Allgemeinwohl des Universums nicht dienlich sind, wird der Wunsch im All versiegen. Solange wir uns noch selbst bereichern wollen, werden unsere Wünsche unerfüllt bleiben oder wir erhalten abgeänderte Resultate die uns keinen Frieden, kein Glück und keinen wahren Wohlstand bringen. Alles was ich in meinem Leben jemals gesucht habe, war bereits in meinem Herzen vorhanden.

Zumeist kam die Erfüllung meiner Wünsche über Umwege zu mir. Niemals hätte ich in meinem Kopf diese Lösungspläne selbst konstruieren können. Die Ergebnisse kamen immer zu der Zeit in der mein Glaube an die Erfüllung über jeden Zweifel erhaben war. Alles was ich brauchte war schon immer vorhanden. Ich musste es nur durch meinen zweifelsfreien Glauben abrufen, um meine Projekte durchführen zu können. Wichtig jedoch ist, bevor der Wunsch in Erfüllung gehen kann, müssen die nötigen Vorbereitungen getroffen werden. Durch die Vorarbeit lädt man die Schöpfung dazu ein, dass man jetzt für die Hilfe des Universums bereit ist. Erst wenn wir 100 % vertrauen werden wir erhalten. Es wird sich dann alles wie ein Schmetterling entfalten. Je weiter wir gehen, desto mehr wird mir bewusst, dass die Welt wirklich komplett ohne Grenzen ist, wenn wir zu 100% an die Schöpfung glauben. Es gibt weder Schicksal noch Zufälle, es gibt nur einen göttlichen Plan der uns weder einschränkt noch fesselt. Der Schöpfungsplan teilt uns über die innere Stimme mit, dass wir eine Aufgabe in unserem Leben haben, die nur wir auf die Welt bringen können und die unabdingbar für das Gemeinwohl aller Lebewesen sind. Bei allen Dingen, die wir uns wünschen sollten wir immer bedenken, wie wir noch mehr dienen können.

Wir wünschen also nicht in erster Linie für uns, sondern für andere. Das bedeutet: Wie sehr ist mein Wunsch auf das Allgemeinwohl der Schöpfung ausgelegt? Je mehr wir uns von dem Ego lösen, desto zeitnaher werden unsere Wünsche für das Allgemeinwohl erfüllt. Wenn wir erkennen, das uns als Individuum nichts gehört, werden wir demütig und erkennen, das es kein Eigentum auf dieser Welt gibt. Ab diesem Zeitpunkt können wir uns kein Eigentum mehr wünschen, sondern sehnen uns nach wahrem Herzenswohlstand. Wir sind ein Teil vom großen Ganzen und somit wird für uns durch den Schöpfungsgedanken gesorgt. Schritt um Schritt wurde mir bewusst, dass kein Tier so doof war, einen 50kg-schweren Pilgerwagen mit Habseligkeiten aus Urangst mit sich umher zu schleppen. Als mich damals bei meinem Wanderung als Steinzeitpilger ein Feldhase in einer Pilgernacht besuchte und bei mir auf dem Fellschlafsack schlief, bezahlte er den Schlafplatz nicht mit einer Kreditkarte. Natürlich zahlte auch der Schwarzspecht, den ich in den letzten ursprünglichen Wäldern angetroffen hatte, keine Hypothekenzahlung an die Spechtbank für sein neues Specht-Höhlen-Deluxe-Haus mit Pergola. Auch der Dachs, wurde bis heute, noch nicht als Untermieter aus dem Fuchsbau vertrieben, weil er die Miete nicht rechtzeitig zum ersten jeden Monats an die rote Luntenbank bezahlt hatte. Die fundamentale Wahrheit ist, dass wir nichts besitzen können, denn wir sind seit Anbeginn der Schöpfungszeit ein Teil von ihr, ebenso wie alles andere auch.

Alles ist eine andere Erscheinung des gleichen Schöpfungsgeistes und somit ist alles eins. So etwas wie Besitz kann es demnach nicht geben. Sobald wir unseren Ursprung erkennen, können wir erahnen, was die Schöpfung für uns bereithält, wenn wir dem Lebensfluss folgen, der für uns vorgesehen ist. So sehen wir, wenn wir auf unsere Hände schauen, göttliche Hände, da wir von der Schöpfung abstammen. Erst zu diesem Zeitpunkt konzentrieren wir uns nicht mehr darauf, nur noch zu nehmen, sondern auch mit unseren Händen zu geben und erkennen, dass wir dadurch dienen. ‚Geben ist bekommen.’ Wenn wir uns nicht auf unser Ego, sondern auf das Geben konzentrieren, reagiert das Universum direkt und sagt: ‚Wie kann ich dienen, das du im wahren Wohlstand seines Seins leben kannst.’ Wichtig dabei ist, dass wir zuerst bereit sind im Universum zu dienen, so dass der Wandel eingeläutet werden kann. Das Universum wartet nur darauf, dass sie zum Dienen zurückgelangen, so dass das es uns dienen kann. Das bedeutet nicht, dass wir uns klein und unbedeutend machen sollen und dass wir unsere eigenen Bedürfnisse hinter die von anderen stellen, so dass wir selbst dabei kaputt gehen. Im Gegenteil. Nur wenn wir ganz in unserer Kraft stehen und stets auf unser eigenes Wohl achten, können wir wirklich dienen. Es ist wie bei einer Eiche. Ein kleiner struppiger Baum am Straßenrand, der kaum überlebt, weil er nicht genügend Wasser hat, weil er ständig giftige Abgase einphotosynthest und weil er ständig Angst hat, dass er mit seinen kümmerlichen Wurzeln vom Wind ausgerissen wird, kann kaum etwas zum Wohle anderer beitragen. Eine riesige und kraftvolle alte Eiche, die mit ihren mächtigem Blätterdach wie ein Palast auf einer saftigen Wiese steht, ist ein Lebensraum für Millionen von Tieren. Sie bieten anderen Pflanzen Schutz, ermöglicht es Vögeln und Eichhörnchen ihre Nester zu bauen, reinigt die Luft und spendet Unmengen an Sauerstoff. Genau von dieser Art des Dienens rede ich!

Sobald wir diesen Punkt erreicht haben, sind wir komplementär vom Ego befreit. Wenn man in die Phase des Bewusstseins der Schöpfungsverbundenheit eintritt, bedeutet das jedoch nicht, dass man keine direkten Ziele mehr vor Augen haben. Vielmehr heißt es, dass wir bewusst vorbereiten, um das Universum einzuladen, dass es uns dienen kann, weil wir ihm dienen. Das wichtigste ist, das wir lernen einen Schritt zurückzutreten und wir darauf vertrauen, das wenn wir dienen der Lauf der Dinge so eintritt, wie es unserer Vorsehung entspricht. Indirekt lassen wir uns von der Quelle führen. Das wichtigste ist dabei, sich nicht von dem Resultat abhängig zu machen. Außerdem ist es wichtig das wir aufhören zu kämpfen. Erst wenn wir loslassen, kommen die Sachen so auf uns zu, wie sie unser Glaube in direkter Form anzieht. Es ist wichtig, dass wir aufhören zu glauben, dass wir alles selbst machen müssen. Stattdessen können wir uns von der Schöpfung reich beschenken lassen. Dabei dürfen wir nur nicht vergessen, dass wir das Universum durch die Vorbereitungen einladen müssen. Erst ab diesem Zeitpunkt ist der Kampf des Lebens beendet. Das Ego hat wahrlich keinen Wert verteidigt zu werden und wenn wir es verteidigen, beschützen wir eine Illusion, der keine Existenz innewohnt. Wir beschützen etwas, das nicht unserer Natur entspricht. Wir entfernen uns dadurch automatisch von unserem wahren Selbst. Wenn wir uns abgetrennt von allen Gefühlen sehen, ist das nur eine Folge dessen, dass wir noch immer zu sehr im Ego verstrickt sind. Die Transformation des egofreien Lebens kann durch fast alles ausgelöst werden. Durch eine Bemerkung, durch eine Krankheit, durch einen Schicksalsschlag oder ein anderes spezielles Erlebnis, dass dazu dient, vom Egoverstand erlöst zu werden. Das Resultat bleibt dabei immer gleich. Wir wissen ab diesem Zeitpunkt, dass wir nichts mehr in unserem Leben erstreiten müssen. Wir haben ab diesem Moment die Möglichkeit in Frieden zu leben. Durch den bedingungslosen Glauben, werden sich alle Türen in unserem Leben öffnen, wenn wir uns dazu entschließen unser Ego abzulegen. Eine Hilfestellung kann sein, wenn wir die vier Tugenden des Naturgeistes in uns tragen.“

„Was sind denn das für Tugenden?“ wollte ich wissen.

„Erstens: Habe Ehrfurcht vor allem Leben“, begann Heiko, „Zweitens: Respektiere alles, was du auf dieser Welt erlebst. Drittens: Sei stets aufrichtig. Das bedeutet im übertragenen Sinn, sage immer das, was du denkst und fühlst in dem Augenblick, wo du es denkst und fühlst. Beachten dabei aber, dass du eine gefühlvolle Sprache benutzt und nicht in den Anschuldigungsmodus gleitest. In einfachen Worten ausgedrückt: Sei ehrlich und gefühlvoll. Erachte die Sanftmut die sich in deinem Leben als Güte im Dienen offenbart. Und viertens: Sei wahrhaftig hilfsbereit und werde zum Diener der Schöpfung.

Mir fällt da gerade ein passender Spruch von Jesus ein, den ich einmal gelesen habe: 'Wenn du so sein willst wie ich, dann werde ich. Wenn du zu diesem Zeitpunkt nicht so sein möchtest wie ich, werde ich auf dich warten, bis du der Meinung bist, dass es richtig für dich.' Denn Jesus war sich sicher, dass wir alle unsere Meinung ändern werden und unseren Egoverstand ablegen. Es ist für ihn nicht wichtig, ob wir es in diesem Leben oder im nächsten Leben lernen. Es ist und bleibt unsere Lektion des Lebens die bedingungslose Liebe an die Schöpfung zu erlernen, um so dem großen Ganzen zu dienen. So strahlt die Sonne schon seit Anbeginn der Zeit auf die Erde und verlangt keine Gegenleistung dafür."

„Ok“, sagte ich, „Wenn ich noch einmal auf meine eigene Werteskala schaue, dann wird mir klar, dass ich schon so eine Art Quantenerlebnis hinter mir habe. Ich habe zwar kein konkretes Ereignis sondern viel mehr eine Fülle von kleinen Lern- und Entwicklungsschritten und fast ebenso vielen Rückschritten, aber dass mein Leben einen Sinn hat, dass ich eine Aufgabe zu erfüllen habe, dass ich alles, was mir passiert in mein Leben ziehe, dass meine Krankheiten, Unfälle und Pannen Hinweise für mein Abkommen vom Weg sind und dass auch die vielen Tier- und Menschenbegegnungen mich wieder in meinen Lebensfluss bringen wollen, das alles ist mir vollkommen bewusst. Trotzdem kommt in mir oft nicht das Gefühl auf, dass alles in Leichtigkeit und Freude passiert. Ich habe eher das Gefühl als würde ich von meinem Zustand des Darma-Erwachens immer wieder einschlummern und dann einige Zeit später wieder aufschrecken und mich Fragen, wie es passieren konnte, dass ich wieder von meinem Weg abgekommen bin.“

Heiko grinste breit: „Ja, damit bist du kein Einzelfall. Unser Ego ist eine raffinierte Drecksau und findet tausend Tricks wie es die Macht doch wieder an sich reißen kann. Gerade dadurch, dass es uns in dem Glauben lässt, wir würden unsere Entscheidungen nicht seinetwegen treffen.

Das Ego hat die feste Überzeugung, dass wir von allem getrennt sind. Dadurch fühlen wir uns oft isoliert und einsam. Wir spüren nicht mehr, dass wir mit allen Lebewesen und Elementen auf der Welt indirekt und direkt verbunden sind. Zunächst konnte ich dieses Einsamkeitsgefühl recht gut durch meine Leistungswut und mein Streben nach mehr verdrängen. Ich konnte mir einreden, dass ich nur deshalb nicht glücklich war, weil ich noch immer nicht alles erreicht hatte, was ich zum Glücklich-Sein benötigte. Es ist das alte Prinzip von: ‚Nur noch ein kleines Bisschen, dann habe ich es geschafft. Dieser eine Moment ist noch scheiße, aber der nächste wird die Erlösung bringen. Doch irgendwann wurde mir bewusst, dass dieser Zustand nie erreicht sein würde. Dadurch nahm das Einsamkeitsgefühl dramatisch zu und schließlich implizierte mir das Ego das schlimmste Denkmuster, das man sich nur vorstellen kann. Es redete mir ein, ich wäre von der göttlichen Quelle abgeschnitten. Als ich später mit meiner Ausbildung zum Wildnispädagogen begann, erzählte mir mein Mentor, dass ich erst frei in der Natur würde leben können, wenn ich diese Verbindung zur göttlichen Quelle wieder fand. Die Übung dafür klang lächerlich einfach, wurde aber zu einer der wichtigsten und anspruchsvollsten Übungen in meinem Leben. Du kannst dir sicher denken, welche Übung ich meine, oder?“

„Setz dich jeden Tag für eine Stunde an ein und den selben Baum und beobachte die Welt um dich herum. Nimm alles genau war, mit jedem einzelnen deiner Sinne und lenke deinen Fokus mal auf das Große, mal auf das Kleine und mal nach innen auf deinen eigenen Geist?“ vermutete ich.

„Einen Sitzplatz, ganz genau!“ sagte Heiko, „so nannte Wolf diese Übung damals und so haben wir sie ja auch unseren Kursteilnehmern beigebracht. So banal sich die Übung auch anhört, in ihr liegt einer der wahrscheinlich wichtigsten Schlüssel zum universellen, allgegenwärtigen Wissen begraben. Denn durch sie kann man seine Aufmerksamkeit trainieren, seine Wahrnehmung, seine Verbindung nach Außen und Innen und man beginnt seine Herzensstimme lauter wahrzunehmen. Auf diese Weise wird die Ego-Stimme leiser und durchschaubarer und die Kordel zur Quelle wird stärker. Aber keine Angst, man muss das Darma nicht auf einmal verstehen, sondern hat die Möglichkeit, die Lehre der Schöpfung häppchenweise zu begreifen. Das Hauptproblem liegt wahrscheinlich darin zu verstehen, wie man aktiv an meiner Lebensvision arbeiten kann und trotzdem innerlich aber nicht verbohrt ist. Wie ich erkennen musste gab es leider einen gewaltigen Unterschied zwischen geistigem Verstehen und wirklichem Verinnerlichen. Ich hatte Zeit meines Lebens gelernt, Angst zu haben und von allem getrennt zu sein und hatte all mein Fühlen, Handeln und Leben darauf ausgerichtet. Diese Angewohnheiten wollten sich nun leider nicht einfach so über Bord werfen lassen. Sie hatten sich wie eine achtspurige Autobahn in mein Gehirn eingebrannt und wann immer ich auch nur in die geringste Stresssituation kam, fiel ich in die alten Muster zurück. Unser Egoverstand ist leider eines der geschicktesten und hinterlistigsten Prinzipien, die es gibt. So gaukelte er mir nach meiner Kündigung bei der Allianz vor, dass ich mich nun auf dem richtigen Weg befand, dafür aber umso härter Kämpfen musste. Wieder einmal verfiel ich in einen Krieg gegen alle Menschen und Lebewesen, um der Beste zu sein. Ich schrieb dabei zwar nun nicht mehr „Ego-Befriedigung“ sondern „Darma-Erfüllung“ auf meine Fahne, doch der Erfolg war der gleiche. Ich rannte, strampelte und fauchte und prügelte jede einzelne Zelle meines Körpers zur Höchstleistung um mir eine Existenz in einem Bereich aufzubauen von dem jeder sagte, es sei nicht möglich. Schließlich fragte ich mich, ob ich wirklich das tat, was mein Herz erfüllte und mir geistige Inspiration brachte. Zu meiner Enttäuschung musste ich feststellen, dass auch ich nach meinem Arbeitswechsel der göttlichen Fügung noch nicht vertraute. So nahm ich jeden Job im Bereich der Erlebnispädagogik für Kinder an, um so viel Geld wie möglich für meinen Lebenstraum heran zu schaffen. Natürlich hatten meine Freunde das Gefühl, dass ich durch meine Kinderkurse glücklich war und etwas Positives kreierte. Trotzdem erkannte ich für mich nach geraumer Zeit, dass ich durch diese Kurse lediglich meinen Mangel Urvertrauen nährte. Aus irgendeinem Grund hatte ich anscheinend geglaubt, dass ich mein Urvertrauen bereits mit meiner Kündigung bei der Versicherung bewiesen hatte und es seit dem nicht mehr brauchte.“

„Oh!“ sagte ich uns fühlte mich ertappt, „das gleiche Gefühl hatte ich als wir zu unserer Reise aufgebrochen sind. Und dann nochmal als ich meinen Eltern gesagt habe, dass ich ab sofort mein eigenes Leben lebe. Aber es stimmt. Man kann nicht voller Urvertrauen ins Wasser springen und dann mit dem Schwimmen aufhören, weil man der Meinung ist es nun allen bewiesen zu haben.“

„Das ist der erste Punkt!“ sagte Heiko. „Der zweite ist unser Ehrgeiz. Wenn wir unser Darma erkannt haben, dann wollen wir oft sofort alles dafür tun, damit wir es möglichst gleich erreichen. Und Zack! Schon sind wir wieder im Ego, also im Kämpfens-Prinzip. Ich habe mir früher oft die Frage gestellt, ob Ehrgeiz wirklich keine Vorteile hat. Kann mir mein Ego denn gar nicht behilflich sein? Mein Verstands-Ich war außer Rand und Band: ‚Jetzt komm, Heiko. Wenn du alles immer nur locker sehen würdest, kämst du doch sicherlich niemals ans Ziel. Das musst du doch offen und ehrlich zugeben.’ Natürlich musste man zu diesem Schluss gelangen, wenn man aus dem Ego heraus schlussfolgert und die Wahrheit der Schöpfung dabei missachtet. Es gibt jedoch einen feinen aber entscheidenden Unterschied zwischen Ehrgeiz und Zielgerichtetheit. Natürlich spricht nichts dagegen, sich mit ganzem Herzen einem Ziel hinzugeben. Doch ist es wichtig, diese Hingabe in Liebe und in Zusammenarbeit mit der Schöpfung zu tätigen. Ehrgeiz jedoch bedeutete, das Ziel verbissen als Einzelkämpfer erreichen zu wollen. Dies ist vor allem dann nötig, wenn das Ziel nur dem persönlichen Ego-Erfolg nicht aber dem Gemeinwohl dient. Das bedeutet, dass dies auch schon wieder ein sicheres Zeichen ist, dass man sich von seinem eigentlichen Darmaweg entfernt hat. Nur wenn wir die Hilfe des Universums annehmen können, wird die Erfüllung unseres Darmas ein leichtes werden.“

Spruch des Tages: Nimm dein Leben in die Hand

Höhenmeter: 220m

Tagesetappe: 13 km

Gesamtstrecke: 7482,27 km

Wetter: Sonnig mit gelegentlichem kalten Wind

Etappenziel: Gemeindehaus, 00060 Formello, Italien

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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