Tag 446: Trimm-Dich-Pfad

von Heiko Gärtner
23.03.2015 22:37 Uhr

Nach dem Entspannungstag von gestern folgte heute ein wahrer Sport- und Leistungstag. Kaum hatten wir unseren warmen Schlafplatz verlassen, da fanden wir auch schon ein gemütliches Plätzchen in einem Park, um zu frühstücken. Ich weiß, das klingt jetzt noch nicht besonders sportlich. Zugegebenermaßen war das Kilo Reis mit Pesto und Olivenöl-Pilz-Sauce, das wir uns nun gönnten auch nicht gerade förderlich für das, was noch kommen sollte. Doch als wir unser Frühstück beendet hatten, stellten wir fest, dass wir mitten in einem Trimm-Dich-Parcours saßen. Wenn das mal keine Aufforderung war, unsere faulen Knochen wieder ein bisschen zu bewegen. Klar wandern wir täglich zwischen zehn und 30 Kilometern und ziehen dabei jeder seine 50kg hinter sich her. Doch wie sich nun herausstellte braucht man dafür wirklich nur sehr wenige Muskeln in seinem Körper, während sich alle anderen gemütlich zur Ruhe setzen. Doch wer rastet der rostet und so spürten wir heute noch einmal umso mehr, wie viele Verspannungen wir im Körper hatten.

Die erste Disziplin waren Klimmzüge. Unser tollkühnes Ziel lag bei 10. Ich schaffte drei, Heiko fünf. Dann brauchten wir eine Pause und anschließend schaffte Heiko seine 10 in zwei weiteren Anläufen voll. Ich brauchte noch 3 Anläufe um es immerhin auf sieben zu schaffen. Den Rest musste ich vertagen.

Die zweite Disziplin bestand in der an sich simplen Aufgabe, seitlich über einen Balken zu springen, während man sich mit einer Hand darauf abstützte. Von links nach rechts war das kein Problem aber anderes herum brachte es mich schier in die Verzweiflung. Meine Beine wollten einfach nicht das tun, was ich von ihnen verlangte und schon Sekunden später bildete sich ein Knoten in meinem Gehirn, der dafür sorgte, dass ich sämtliche körperkoordinatorischen Fähigkeiten verlor. Es dauerte bestimmt eine viertel Stunde, bis ich es schaffte, meine Beine an der niedrigsten Stelle auf die andere Seite zu schwingen, ohne dabei gegen den Balken zu treten und mich auf die Nase zu legen. Dass mich die Situation an ein Erlebnis erinnerte, das ich vor rund drei Jahren in Nürnberg hatte, machte die ganze Sache nicht besser. Damals hatten Heiko und ich balancieren geübt und dazu eine Geländerstange zur Hilfe genommen. Darauf zu laufen ging nach einer Weile schon recht gut und so suchten wir uns schwierigere Aufgaben. Eine bestand darin, mit etwas Anlauf auf das Geländer zu springen und dann die Balance zu halten, so dass man oben stehen blieb. Hierbei nutzte ich ebenfalls meine linke Hand und schwang die Beine auf die Stange. Das ging einige Male sehr gut, bis ich versuchte, die Übung ohne Hand hinzubekommen. Genau in dem Moment, in dem ich absprang, bekam ich jedoch Angst und versuchte den Sprung noch zu stoppen, obwohl ich mich bereits in der Luft befand. Eine wirklich dummer Idee! Das kann ich euch sagen. Das Problem dabei war, dass ich mit einem Bein über die Stange kam, mit dem anderen jedoch nicht und so endete mein Sprung damit, dass ich rittlings auf der Stange saß. Ihr könnt euch sicher vorstellen, dass so eine Eisenstange mit einem Durchmesser von rund 5cm nicht gerade die bequemste und sanfteste Sache der Welt ist, um einen Sturz abzufedern. Als erstklassiges Beispiel für idiotischen Heldenmut entschieden sich aus diesem Grund meine Hoden dazu, den Rest meines Körpers vor der Erschütterung zu schützen und stellten sich als Pufferpolster zur Verfügung, dass sich zwischen mich und die Eisenstange legte. Eigentlich hatten wir vor, an diesem Abend Essen zu gehen, doch danach war mir irgendwie der Appetit vergangen. Stattdessen hatte ich eine unglaubliche Lust auf Eis bekommen. Aber nicht zum Essen!

Diese Erfahrung sollte jeder Mann in seinem Leben höchstens ein einziges Mal machen und dieser Meinung war heute offensichtlich auch mein Unterbewusstsein.

Die anderen Übungen waren dann jedoch weniger gefährlich, wenngleich nicht weniger ansträngend. Am Ende konnten wir eine eher traurige Bilanz ziehen. Wir hatten es geschafft, einen Parcours zu meistern, der für Rentner gedacht war, ohne dabei zu sterben. Eine Glanzleistung war das nicht gerade.

Auch das Universum war ganz offensichtlich der Meinung, dass wir unsere Körper etwas mehr trainieren sollten und so schickte es uns heute gleich vier Stellen, an denen wir die Wagen über Leitplanken, Zäune und Gräben heben mussten. Alles in allem war es also ein trainingsreicher Tag.

Den Nachmittag verbrachten wir dann in Adria, der Stadt, die der Region hier ihren Nahmen verliehen hatte. Eigentlich hätten wir in einem Jugendhaus übernachten sollen, doch kurz bevor wir uns häuslich einrichten konnten, wurde alles noch einmal umgeplant, so dass wir ein Gästezimmer im Pfarrhaus bekamen. Es war wirklich lieb gemeint von dem Pfarrer doch eigentlich war uns das Jugendhaus ganz recht gewesen. Vor allem auch deshalb, weil wir durch den Umzug den halben Tag verplämperten, so dass wir unser neues Zimmer kaum noch nutzen konnten. Dafür bekamen wir dann noch eine Führung durch die Kathedrale und durften sogar den unterirdischen Teil besichtigen, in dem man noch die Reste der alten Kathedrale sehen konnte, die einst hier gestanden hatte.

 

Spruch des Tages:

 

Sherlock Holmes und Dr. Watson gehen campen. Sie bauen ihr Zelt auf und gehen schlafen. Mitten in der Nacht weckt Holmes seinen Assistenten: „Watson, schau mal nach oben und sage mir, was du daraus folgerst.“

Watson sagt: „Ich sehe Millionen Sterne und es ist wahrscheinlich, dass einige davon der Erde ähneln. Wenn das so ist, könnten dort Außerirdische leben.“

Holmes erwidert: „Watson, du Trottel! Jemand hat unser Zelt geklaut!“

(Witzigste Witz der Welt laut der weltweit größten Witzstudie der psychologischen Fakultät der Universität Herfortshire)

Höhenmeter: 14

Tagesetappe: 11 km

Gesamtstrecke: 8187,77 km

Wetter: Sonnig und windig

Etappenziel: Gemeindehaus, 45011 Adria, Italien

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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