Tag 457: Karfreitag

von Heiko Gärtner
03.04.2015 14:28 Uhr

Noch 2 Tage bis Ostern

Das Karfreitag der heiligste Feiertag der Christen ist, lässt sich hier nicht besonders gut erkennen. Es ist fast ein bisschen wie an Weihnachten. Gestern noch haben wir uns ernsthafte Gedanken darüber gemacht, ob wir heute hungern müssen. Unsere eigenen Vorräte waren bis auf etwas Reis aufgebraucht und in Geschäften würden wir an einem Feiertag wohl kaum etwas erfragen können. Es blieb also nur die Unterstützung von den Pfarrern. Doch was war, wenn sie den Feiertag wirklich ernst nahmen und einen kompletten Fastentag einlegten? Dann würde uns wohl nichts anderes übrig bleiben, als mit zu fasten.

Doch schon in der Früh zeigte sich, dass man durch nichts erkennen konnte, dass heute Karfreitag ist, wenn man es nicht bereits gewusst hätte. Überall wurde gewerkelt was das Zeug hielt. Sogar die Kfz-Werkstätten waren in vollem Betrieb. Rasen wurde gemäht, Hecken geschnitten, Laub gepustet. Es war, als wäre dies kein Ruhetag, sondern viel mehr der Tag, an dem alles für Ostern rausgeputzt wurde. Ist das bei uns eigentlich auch so? Ich kann mich gerade nicht erinnern.

Vor allem aber bei den Pfarrern ging es zu wie in einem Ameisenhaufen. Passenderweise landeten wir heute zufällig in einem Ort namens Croce, was übersetzt ins Deutsche Kreuz heißt. Könnte man am Karfreitag einen treffenderen Übernachtungsort finden?

Die Tür zum Pfarrhaus stand sperrangelweit offen und drei oder vier Handwerker liefen im Garten herum. Im Hintergrund war gerade ein Imker dabei, sich um die Bienen zu kümmern. Der Mann musste einen wirklich guten Bezug zu seinen Tieren haben, denn er trug zwar einen Netzhelm jedoch keine Handschuhe und ließ mit offener Jacke herum.

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Der Pfarrer hatte nichts gegen ein paar Feiertagsgäste und lud uns sogar in sein eigenes Haus ein, in dem wir je ein Gästezimmer für uns bekamen. Sogar Privatsphäre gab es heute. Auch das hatten wir schon lange nicht mehr. Er selbst fuhr zum Mittagessen in einen Nachbarort, wo er sich mit den anderen Pfarrern traf, wie es hier in der Gegend üblich zu sein scheint. Sogar am Karfreitag. Von Fasten gab es also keine Spur. Uns überließ er seine Küche und alles, was sich darin befand, inklusive aller Lebensmittel.

So kam es dass wir uns heute statt dem üblichen Reis einmal weizenfreie Nudeln machten. Eine Entscheidung, die wir sobald wohl nicht wiederholen werden. So ungesund Gluten für den Darm und den ganzen Organismus auch ist, man kann verstehen, warum wir den Gehalt im Weizen von 3% auf 50% hochgezüchtet haben. Ohne das Zeug gibt es eine einzige Pampe, bei der einfach alles zusammenklebt. Spannend ist aber auch, wie bei dem Produkt schon wieder getrickst wird. Auf der Verpackung steht, dass sie in erster Linie aus Reismehl bestehen. Wenn man auf die Inhaltsangaben schaut, dann stimmt das auch, denn Reismehl steht gleich an erster Stelle. Dahinter steht dann jedoch helles Maismehl und danach folgt dunkles Maismehl. Beide Anteile für sich genommen sind also weniger als der Reisanteil. Doch insgesamt besteht die Nudelpampe damit fast zu zwei dritteln aus Mais. Dass dies nicht wirklich gesünder ist als Weizen ist aber wohl doch relativ bekannt und deswegen wird mit solchen Methoden getrickst.

Was uns angeht, werden wir den Karfreitag aber trotzdem in Ruhe ausklingen lassen. Es reicht ja, wenn die anderen arbeiten. Als Wanderer auf einer heiligen Pilgerreise sollte man seinen Prinzipien treu bleiben.

Spruch des Tages: Ostern besagt, daß man die Wahrheit ins Grab legen kann, daß sie aber nicht darin bleibt. (Clarence W. Hull)

 

Höhenmeter: 2

Tagesetappe: 9 km

Gesamtstrecke: 8345,77 km

Wetter: sonnig

Etappenziel: Pfarrhaus, 30024 Croce, Italien

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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