Tag 479: Die Wahrheit über Kernenergie - Teil 4

von Heiko Gärtner
27.04.2015 22:28 Uhr

Fortsetzung von Tag 478:

Zum dritten bündelt man mit der Erschaffung eines übermächtigen Feindbildes eine gewaltige revolutionäre Energie in der Bevölkerung und lenkt sie in eine Richtung, in der sie nicht gefährlich werden kann. Ich erinnere mich noch gut an meinen eigenen Besuch einer Castor-Demonstration. Sie fand im Herbst 2010 statt und es ging dabei um die Störung eines Transportes nach Gorleben. Die ansässigen Bauern, hatten ihre Höfe geöffnet und Bettenlager für tausende von Demonstranten in ihren Scheunen eingerichtet. Großväter saßen gemeinsam mit jungen Punks am Lagerfeuer und aßen vegane Suppe, die in einer mobilen Volksküche zubereitet worden war. Man konnte den Geist der Veränderung, des Umbruchs buchstäblich in der Luft knistern hören. Es ging hier nicht in erster Linie um die Castortransporte. Jeder Mensch hatte seine eigenen Vorstellungen von der Zukunft und jedem war bewusst, dass die Gesellschaft in der wir lebten, so nicht gesund sein konnte. Alles war wir in unserem Leben je an Ungerechtigkeit vom Staat oder von großen Konzernen gehört, erlebt, gesehen oder auch nur gelesen hatten, wurde hier kanalisiert und durfte endlich nach außen dringen. Viele der Menschen, die hier gemeinsam demonstrierten hätten sich im normalen Leben kaum mit dem Hintern angeschaut, doch nun hatten sie ein gemeinsames Ziel und einen gemeinsamen Feind. Und über diesen Feind entstand eine Gemeinschaft, ein Zusammengehörigkeitsgefühl, dass man so im Alltag so gut wie nie finden kann. Es war das gleiche Phänomen, dass sonst auch bei Fußballspielen und vor allem bei Weltmeisterschaften auftritt. Wir Menschen sind sinnhafte Wesen und wir wollen eine Aufgabe haben. Und jeder von uns weiß auch, dass unser Gesellschaftssystem, so wie es momentan ist, weder fair noch gesund sein kann und so hat jeder eine mehr oder minder große Wut auf das System, die er irgendwie abbauen möchte. Und damit aus diesem schlummernden Potential keine Revolution wird, die unser Zusammenleben wirklich von Grund auf neugestalten und verändern würde, ist es am sichersten, wenn man den Menschen immer wieder ein Ventil bietet, mit dem sie diesen Überdruck der Unzufriedenheit abbauen können. Zum Beispiel durch Fußballspiele, oder aber durch Demonstrationen gegen eine unsichtbare Gefahr, die es in diesem Sinne wahrscheinlich gar nicht gibt.

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Die Demo, die ich damals besuchte, war seit Jahren die größte Anti-Atom-Demo, die es überhaupt gab, denn kurz zuvor hatte Angela Merkel den Ausstieg aus dem Atomausstieg verkündet. Auch dies mag im Nachhinein betrachtet wohl kein Zufall gewesen sein und spricht auch dafür, dass die Atomgegner mehr als nur erwünscht sind. Denn egal wie gut die Absichten von Demonstranten zu Beginn auch sein mögen, nach einiger Zeit, fällt die Begeisterung bei der Mehrheit meist sehr schnell ab. Das ist ganz natürlich, denn fast jeder hat ein Alltagsleben, zu dem er früher oder später zurück muss. In der Regel reichen ein paar Zugeständnisse und ein paar scheinbare Veränderungen um die Massen zu beruhigen und dann läuft alles wieder seine gewohnten bahnen. Übrig bleiben nur die Hartgesottenen, die schon bald keiner mehr wirklich ernst nimmt. Dies passiert nur dann nicht, wenn das Thema stets aktuell gehalten wird und somit immer wieder neuen Stoff für aufschreie in der Gesellschaft bietet. Beispielsweise in dem man erst ankündigt, dass die Kernenergie in Deutschland abgeschafft wird, und dann wieder einen Rückzieher macht. Auf diese Weise kann man dafür sorgen, dass die Begeisterung für das Dagegen-Sein nicht abreißt. Denn nur wenn das Thema stets präsent bleibt, kann es seine Wirkung voll entfalten.

Und gerade, als das Interesse daran wieder abzuflachen drohte, kam die Meldung, dass es in Japan zu einer erneuten Reaktorkatastrophe gekommen war. Mit einem Schlag waren alle Zweifel an der Atomkraft wieder da und auch der hartnäckigste Befürworter musste einsehen, dass diese Energieform mit enormen Risiken verbunden war. Die Angst vor einer globalen Verstrahlungskatastrophe war wieder neu geboren. Und hierin liegt vielleicht der größte Nutzen, den die Atomkraft und die damit verbundenen Ammenmärchen für die Machthaber haben. Seit wir unseren Planeten mit Kernkraftwerken bespickt haben, sind wir psychologisch betrachtet in ein neues Zeitalter gerutscht. Ein Zeitalter, das sich selbst „No Future!“ auf die Fahne geschrieben hat. Jeden Moment kann es mit dem Leben auf der Erde endgültig vorbei sein. Im kalten Krieg wurde das drohende Ende der Welt mit einem roten Knopf symbolisiert, der in Moskau oder im weißen Haus nur darauf wartete gedrückt zu werden. Mit einem Schlag konnte der Zwist zwischen der USA und der Sowjetunion allem Leben auf der Erde in einem atomaren dritten Weltkrieg ein Ende setzen. Nachdem dieser Krieg vorüber war brauchte man eine neue Bedrohung und diese besteht heute vor allem in dem allgegenwärtigen Terrorismus, der von jeder Seite her aus dem verborgenen zuschlagen kann. Doch wirklich bedrohlich ist er nur, weil es jederzeit auch ein Atomkraftwerk erwischen könnte, das dann mit seinem Super-GAU alles verstrahlt. Und spätestens mit Fukushima und Tschernobyl wissen wir, dass es nicht einmal eines Terroranschlages bedarf, um einen solchen GAU auszulösen. Die böse und unbarmherzige Natur wird ihr übriges erledigen. Nur einen Wimpernschlag, sind wir vom Ende der Welt entfernt.

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Der Effekt ist der gleiche, der entsteht, wenn einem der Arzt die Diagnose einer tödlichen Krankheit stellt. Ob man wirklich krank ist oder nicht ist egal, allein die Angst wird einen töten. Der Glaube an die Gefahr einer Atomkatastrophe ist natürlich nicht so direkt und er bringt uns daher nicht gleich um, aber er führt doch dazu, dass wir in einer permanenten, unterschwelligen Angst leben. Und nichts ist leichter zu kontrollieren und ruhig zu halten, als eine Masse, die Angst hat. Die Taktik ist dabei keineswegs neu sondern so alt wie die Zivilisation selbst. Die Römer haben dafür ihre launischen Götter erschaffen, deren Zorn jederzeit auf die Menschheit niederschmettern und sie vernichten konnte. Ihre Terroristen waren damals die Barbaren, die das Reich stets von außen bedrohten. Im Mittelalter bestand die Gefahr aus der Hölle, die jeden, nicht im System funktionierter zu ewiger Verdammnis verurteilte. Die passenden menschlichen Feinde waren hierbei die Ungläubigen und die Ketzer. Heute leben wir in einer Welt, die die Wissenschaft als ihre neue Religion betrachtet. Wir glauben nichts, das man nicht mit Hilfe einer Studie belegen kann. Also brauchen wir auch eine Hölle, die zu dieser Religion passt. Was wäre da also besser geeignet, als die permanente Bedrohung durch eine unsichtbare Strahlung, die jederzeit alles Leben auslöschen könnte? Am besten noch kombiniert mit einem unsichtbaren Krankheitserreger, den wir Virus nennen und der uns immer und überall anfallen und töten kann. Und ohne dass sie es wissen, sind es genau jene Menschen, die eigentlich eine positive Veränderung erzielen wollen, deren Wunsch es ist, unsere Welt sicherer und friedlicher zu machen, die dabei helfen, diese Urangst, die uns in der Kontrolle und in der Gefangenschaft hält stets am Leben zu halten. Und das Beste dabei ist, dass sie alle Verdienstausfälle und Unkosten, die durch die Demonstrationen entstehen, auch noch selbst mit ihren eigenen Steuergeldern bezahlen. Besser könnte es doch kaum laufen!

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Natürlich können wir nicht beweisen, dass die Atommülllagerung-Debatte eine Inszenierung ist und dass die Anti-Atom-Bewegung ganz gezielt benutzt wird um gegen ihre eigenen Interessen zu arbeiten. Aber wir möchten euch einmal für die Möglichkeit sensibilisieren und anregen, euch die passenden Fragen zu stellen. Wenn wir uns die Geschichte seit dem Mittelalter einmal anschauen, dann heißt es immer wieder, dass die Kirche den Fortschritt verhindert hat. Doch das ist so nicht ganz richtig, denn Forschung und Entwicklung war in allen Zeiten erlaubt. Das einzige, was verboten war, waren Erkenntnisse, die die Angst in der Bevölkerung verringern und damit die Macht der Führungspersonen in Frage stellen konnten.

Neue Foltermaschinen zu entwickeln war kein Thema, in Frage zu stellen ob es eine Hölle gibt, konnte hingegen den Tod bedeuten. Heute ist es nichts anderes! Nur die Themen haben sich etwas gewandelt.

 

Spruch des Tages: Wird die Wahrheit frisiert, muß sie Haare lassen. (Hans Kasper)

Höhenmeter: 90

Tagesetappe: 8 km

Gesamtstrecke: 8701,77 km

Wetter: sonnig, leicht bewölkt

Etappenziel: Ferienhaus, Krize 98, 8000 Novo Mesto, Slowenien

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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