Tag 494: Aus eigenem Anbau

von Heiko Gärtner
11.05.2015 19:31 Uhr

Über heute gibt es eigentlich nicht viel zu erzählen. Es war eine ruhige und entspannte Wanderung ohne besondere Vorkommnisse. Wir wanderten an einem Fluss entlang, durch eine Landschaft, die uns fast ein bisschen an Zuhause erinnerte. Am Nachmittag erreichten wir ein Dorf, das an einer Brücke lag und deswegen etwas größer war, als die anderen. In der Kirche war gerade der Gottesdienst vorbei und die Menschen strömten heraus. Darunter waren auffällig viele Feuerwehrmänner, was für uns ein recht hilfreicher Umstand war, denn mit der Feuerwehr haben wir hier bislang ja immer recht gute Erfahrungen gemacht. So war es auch heute. Am vergangenen Montag war der Feiertag des heiligen Schutzpatrons der Feuerwehrmänner und heute war passend dazu ein Feiergottesdienst, bei dem sich Mitglieder aller umliegenden Ortsvereine hier versammelt hatten. Wir wurden zu einem kleinen Umtrunk in das Vereinshaus eingeladen wo wir der Ansprache des Bürgermeisters und des Präsidenten der Ortsfeuerwehr beiwohnten. Nicht das wir davon etwas verstanden hätten. Anschließend wurden wir zu einem Feuerwehrhaus auf der anderen Seite der Brücke gebracht, in das wir für die Nacht einziehen konnten. Abgesehen von der brummenden Klimaanlage des Minimarktes, der sich neben unserer Tür befindet ist es kein schlechter Platz. Vor allem, da die Gruppe Alkoholiker, die es sich vor unserer Tür häuslich eingerichtet hatten, bald wieder verschwunden war.

Am Abend wurden wir dann noch von einem der Feuerwehrmänner zum Duschen und Abendessen eingeladen. Mit dem laufenden Fernseher und den beiden wuseligen Kindern war es für Heiko jedoch etwas zu laut, weshalb er schon bald wieder den Rückzug antrat. Ich blieb noch etwas länger und kam so in den Genuss eines wirklich guten Abendessens und einer etwas abenteuerlichen Dusche. Letztere hatte es sich zur Aufgabe gemacht, den Duschenden zunächst nicht in sich hinein und dann nicht wieder heraus zu lassen. Vor allem, wenn man ohne Brille so ein Blindfisch ist wie ich, kann das ganz schön problematisch sein. Als ich es dann schließlich doch ins innere der Dusche geschafft hatte, schnappte ich mir den Duschkopf und drehte vorsichtig das Wasser an. Zu meiner großen Überraschung kam es jedoch nicht aus dem Duschkopf in meiner Hand sondern tropfte mir aus einer Regendusche über mir auf den Kopf. Es hatte eine Temperatur von gefühlten drei Grad und so zuckte ich unweigerlich zusammen. Doch ausweichen konnte ich nicht, denn die Regentropfen erfüllten den ganzen Duschraum. Es dauerte eine Weile bis ich den Dreh raus hatte und es doch noch ein entspannendes Erlebnis zu wurde.

Das Abendessen war nicht so abenteuerlich und überzeugte vor allem deshalb, weil es ausschließlich aus Zutaten aus eigenem Anbau bestand. Dies war wirklich ein Reichtum dieses Landes, den man nicht unterschätzen durfte und der sich mit keinem Geld einer Industrienation aufwiegen ließ. Nahrung war hier wirklich noch Nahrung mit einem Ursprung, zu der man einen Bezug hatte und von der man wusste woher sie kam. Selbst den Käse machten sie selbst und auch wenn Milch nicht unbedingt ein Lebensmittel ist, das man zu sich nehmen sollte, so ist dies doch trotzdem noch weitaus besser als die undefinierbare, weiße Flüssigkeit, die wir im Supermarkt in den praktischen Tetrapacks erstehen können.

Spruch des Tages:

Geld ist nicht alles! Du kannst ein Bett kaufen, aber keine Träume Du kannst eine Uhr kaufen, aber keine Zeit Du kannst ein Buch kaufen, aber keine Intelligenz Du kannst eine Position kaufen, aber keinen Respekt Du kannst Medikamente kaufen, aber keine Gesundheit Du kannst Sex kaufen aber keine Liebe

Höhenmeter: 5 Tagesetappe: 12 km Gesamtstrecke: 8933,77 km

Wetter: sonnig, leicht bewölkt und warm

Etappenziel: Vereinshaus der Freiwilligen Feuerwehr, 44201 Martinska Ves, Kroatien

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

Schreibe einen Kommentar:

Speichere Namen, Email und Webseite im Browser fur zukunftige kommentare