Tag 500: Wie kann man Tinnitus auflösen – Teil 4

von Heiko Gärtner
20.05.2015 19:05 Uhr

Fortsetzung von Tag 499:

Als es nach der Realschule um die Berufswahl ging wurde es nicht besser. Ich zerbrach mir solange den Kopf darüber was für uns drei richtig sein könnte, das ich das Berufsbuch vom Arbeitsamt fast aufgefressen hätte. Es standen 375 mögliche Berufe darin. Die, die in Frage kamen strich ich mit einem grünen Textmarker an. Also die, die mir gefallen. Leider blieb der Deckel auf dem Stift und ich konnte ihn kein einziges Mal zücken. Die gelbe Farbe also Sachen die ein guter Kompromiss wären konnte ich immerhin 8 Mal verwenden. Und der Rest des Buches wurde mit der roten Farbe für „geht auf gar keinen Fall“ geschmückt. Als es zur Entscheidung ging und ich bei den Vorstellungsgesprächen merkte: „Oh, mein Gott in den Berufen verrecke ich ja“, setzte mein Verstand aus und meine Gehirnrinde entzündete sich. Mein Verstand sollte also bei der Konfliktlösungsphase ausgeschaltet sein, so dass ich mich einfach entscheiden konnte. Ich ging dann in das Versicherungsbüro meines Vaters und lernte Versicherungskaufmann. Ich spürte zwar, das ich einen anderen Auftrag hatte, aber 99,99999999% der Bevölkerung sagte zu mir indirekt man müsse nun mal so leben. Also glaubte ich ihnen und wollte meinen Vater stolz machen. Schlussendlich war es ja sein Büro und wo kann ein Junge seinen Vater mehr mit Stolz erfüllen, als wenn er in seinem Bereich gut ist? Ich war gut, sogar sehr gut. Ich war der beste Zuhörer den die Kunden sich vorstellen konnten. Ich hörte heraus welche Krankheiten sie hatten und wie sie sie lösen konnten. Ich sah die Kinderkonflikte und das ein Lächeln mehr heilt als alles andere. Ich war ein Heiler im Mantel eines Versicherungsangestellten. Für diese Scheinberufung verkaufte ich ganz gut. Also jedoch die Wehrzeit näher rückte kam ein erstes Konfliktthema, das den Hörkonflikt in sich trug.

Thomas mein Sozietätspartner meinte: Heiko, geh doch zur Bundeswehr, dann bist du in neuen Monaten wieder da und hast nicht so eine lange Ausfallzeit. Er wollte mir mit Nichten etwas Böses, aber wenn ich schon gegen meinen Willen etwas tun sollte, dann doch bitte einen Sozialdienst und nicht einen Wehrdienst, bei dem ich dafür ausgebildet werde zu töten. Diese Worte klangen damals in meinen Ohren. Ich konnte es nicht glauben das ich wegen drei Monaten hin oder her lieber zum Bund gehen sollte als meiner sozialen Ader zu folgen. Klar konnten Thomas und mein Vater nicht über mich nicht bestimmen, aber ich war so darauf programmiert zu gefallen, das ich mich in eine Nische gedrängt fühlte. Ich sprang auf, schlug auf den Tisch und schrie: „Ich muss mich erst mal abkühlen!“ Dann ging ich in die Stadt. Klar wollten mir mein Vater und Thomas nichts böses aber ich konnte einfach nicht ehrlich offerieren: „Passt auf ihr zwei, auch wenn es euch nicht schmeckt ich geh lieber zum Wehrersatzdienst, da ich keinen Krieg unterstützen will.“ Wenn man gegen etwas ist, dann nährt man es, denn man gibt ihm Kraft und Aufmerksamkeit. Egal ob diese Aufmerksamkeit positiv oder negativ ist, sie ist eine Energie, die man seinem Gegner zur Verfügung stellt. Das heißt im Klartext: wenn ich gegen Atomkraft bin, nähre ich diese mit meinen Gedanken. Wenn ich gegen Krankheit bin, nähre ich sie mit meinen Gedanken. Also wenn ich gegen Krieg bin, nähre ich auch diesen mit meinen Gedanken. Da bin ich doch um Himmels willen Kein Soldat, der ein Land verteidigen und vor einem Krieg schützen soll und diesen Bereits durch seine bloße Existenz wahrscheinlicher werden lässt. Stattdessen bin ich doch lieber für etwas und setze mich für Kinder oder Erwachsene ein, die heilen wollen. Dieses Herz schlug in mir aber ich konnte es nicht offerieren. Nach zwei Stunden hatte ich einen Kundentermin und das erste Mal brach der Dauertinnitus aus. So eröffnete sich in mir ein Chaos. Oh mein Gott, kann ich jemals wieder schlafen. So kann doch kein Mensch weiterleben. Zu dieser Zeit wusste ich nicht, dass es sogenannte Memoire-Effekts gab. Also Nebeneffekte die beim Tinnitusbeginn mit anwesend waren und jedes mal einen Tinnitus auslösen wenn sie gehört, gesehen oder gerochen werden. Die erste Schiene war, dass ich jedes Mal davon lief, wenn ich spürte, dass ich nicht zu mir stehen, also nicht offen äußern konnte, was ich wollte. In mir hatte sich das Programm eingebrannt, dass ich weglaufen muss, wenn ich den Tinnitus vermeiden will. Also nicht um die Welt, Gott bewahre, aber ich muss aus der unangenehmen Zone heraus. Da es damals laut war bei der Geschäftsbesprechung, ist eine hohe Lautstärke in Räumen bei diesem Spiel zu einem wesentlichen Auslöser geworden. Da es Frühling war und ich beim Rausgehen zu meinem Auto eine Rosskastanie in voller Blüte stehen sah sowie frisch treibende Birken und andere Frühlingsboten, verband ich auch diese Wahrnehmungen mit dem Erlebnis. Ich setze mir unbewusst einen Triggespunkt, der die Frühlingsboten als Auslöser nahm um mir zu zeigen, dass ich die Nase von etwas voll habe. Denn genau in dem Moment, in dem ich damals die Frühlingsboten gesehen habe, habe ich den Tinnitus empfunden und so wurden diese beiden Wahrnehmungen miteinander vernetzt. Immer, wenn ich in den Folgejahren blühende Frühlingsbäume sah oder roch und gleichzeitig ein oder mehrere Themen in mir waren, die mich belasteten, die ich aber nicht anschauen wollte, dann bekam ich eine laufende, verstopfte Nase. Ähnliche Erfahrungen hat fast jeder Mensch einmal gemacht und den Effekt der dabei entsteht, wird bei uns allgemein Allergie genannt und dann als gegeben hingenommen. Doch es war nur eine der Schienen, die sich damals in mein Unterbewusstsein brannten und die seither latent in mir arbeiteten, ohne dass ich es miteinander in Verbindung gebracht hätte.

Ich wollte also, das mir kein anderer Hirsch vorschreibt, was ich in meinem Revier zu tun habe. Ähnlich erging es mir, als ich mich einige Jahre später dafür entschied, eine Rangerausbildung zu machen. Da ich ewig nicht aussprechen konnte, dass ich die Agentur verlassen wollte, musste mich der Tinnitus wieder aufsuchen, da ich ja schon wieder nicht mein Revier verteidigen konnte. Als ich mich dann für die Gründung meiner Wildnisschule entscheiden wollte war, es das gleiche. Ich konnte mein Revier nicht abstecken. Und ähnlich erging es mir auch vor der Weltreise, also vor dem Wunsch ein Nomade, ein Einheimischer in der Natur zu werden, der im Einklang mit der Natur lebt und nicht mehr im Zerstörersein verharren will. Faktisch kann man sagen, ich habe mich damals schon für das Gottsein entscheiden auch wenn ich es noch nicht mal erahnen konnte. Ich wollte wieder ich sein. Was auch immer Ich-Sein bedeutete. Schließlich entschloss ich mich dennoch, die Agentur von meinem Vater zu verlassen. In mir herrschte jedoch noch immer die Angst, dass meinen Eltern etwas passieren könnte und ich ihre Liebe nicht mehr erhalten würde, wenn ich nicht das machte, was meine Eltern von mir wollten. Und wie stets, wenn man seinen Fokus auf die Angst legt, wurde sie mir auch in diesem Fall vom Universum bestätigt. Eines der Koronargefäße meines Vaters setzte sich zu 90% zu und er stand kurz vor dem Herzinfarkt. In meinen Augen hatte ich ihm das Herz gebrochen und dies war nun der Beweis. Ich konnte und wollte mich nicht als Liebesbote ansehen. Ich war der Satan, das Scheusal das seinen Vater ins Krankenhaus fesselte. Als ich ihn besuchte, bevor ich nach Island auf eine Expedition aufbrach, sah ich ihm im Bett liegen. Ob er etwas erwähnt hatte, das auch er glaubte das er wegen den Sorgen um mich hier liege, weiß ich nicht mehr. Ich weiß nur, dass es in mir pulsierte.

Ich bin SCHULD, das mein Vater einen Herzinfarkt hatte.

Ich konnte zu dieser Zeit nicht erkennen, das ich ihm ein guter Liebesbote war. Ich zeigte ihm auf eine besondere Art und Weise, dass man auch seine Träume leben darf, denn nichts ist unmöglich. Mein Vater hatte ja wegen einer Knocheneiterung ein 7 Zentimeter zu kurzes Bein und nur zu oft hörte er von seinem Vater: „Karl tue dies nicht oder das nicht! Skifahren ist zu gefährlich und mit deinem Bein kann man sowas einfach nicht machen!“ Aber die Welt ist grenzenlos und wenn wir anerkennen würden das der Energiekörper keine Grenzen hat, sondern nur der physische Körper der aus Fleisch und Blut besteht, könnten wir all das heilen, was zur Liebesausdehnung dient und all das erschaffen was der Liebe hold ist. Ich war kein Satan der seinen Vater verletzen wollte, nur ein Junge der sein Sein leben wollte. Träume dein Leben und du lebst deinen Traum. Denn das was du träumen kannst, siehst du vor deinen inneren Augen und somit existiert es schon auf einer anderen Bewusstseinseben. Dadurch setzt du den Grundstein, dass es bald in dein Leben kommen kann. Doch in dieser Phase dachte ich, ich bin Schuld an dem Schmerz den mein Vater gerade spürt. Es war mir nicht möglich zu erkennen, das die Sorgen waren, die er sich über seinen Sohn machte, weil er nicht im Urvertrauen sein konnte, die ihn ans Bett fesselten. Er konnte genauso wie ich nicht anerkennen, dass alles zur rechten Zeit kommt, wenn wir im Glauben sind. So wurden wir nicht großgezogen und mein Vater gab mir im besten Wissen und Gewissen das weiter, was er in seiner Kindheit von seinem Vater und seiner Mutter weitergegeben bekommen hat. So ist in den meisten Familien schon lange der Bezug zum wahren Urvertrauen gestört so das wir in Leichtigkeit und Freude leben könnten. Ständig haben wir das Gefühl, das wir keine Fehler machen dürfen, das wir nicht perfekt sind und das man nur Geld hat wenn man hart arbeitet und es stets ums Überleben geht. Als ich dann auf Island ankam und vom Flugzeug ausstieg, schmerzte mir mein Herz ohne Ende. Ich wusste nicht was mit mir geschehen war. Sollte ich gar einen Herzinfarkt bekommen? Was war geschehen? Ich wusste es nicht. Ich krümmte mich vor Schmerzen, drängte sie dann beiseite und bereiste die Insel. Tag ein Tag aus hatte ich Angst das ich an einem Herzinfarkt sterben könnte. Natürlich sagte ich meiner Mutter nichts. Ich wollte sie ja nicht beunruhigen. Erst als mir nach einem Monat klar wurde, warum ich diese Herzschmerzen hatte, lösten sie sich auf. Abermals ging es um einen Revierkonflikt. Ich hatte wie es die Medizin nennt einen unerkanntes Herzproblem. Als ich nun vor wenigen Tagen in Erfahrung brachte, das ein reiner Revierkonflikt in der Heilungsphase mit Herzproblemen oder im schlimmsten Fall mit einem Herzinfarkt endete, wusste ich, das mein Vater und ich damals den Revierkonflikt der sich über Jahre angebahnt hatte, an diesem Tag ausfochten.

Doch einen Gewinner gab es nicht. Warum? Weil wir nicht offen über unsere Gefühle sprechen konnten. Seine Angst, dass ich ohne guten Job und Geld nicht überleben konnte, war ja in seinen Augen berechtigt und hätte mich alleine auch nicht im Geringsten verletzt. Da wir aber nicht die passenden Worte finden konnten, gerieten wir wie zwei Platzhirsche aneinander und verhakten uns mit dem Geweih. An dieser Stelle solltet ihr euch merken, dass ein tiefer Revierkonflikt zu einem Herzinfarkt oder Herzproblemen führen kann wenn man ihn auflöst. Dies wird im späteren Bereich der Geschichte noch wichtig. Als ich nun vor meinem Laptop saß und meine Spuren der Tinnituswelt zurückverfolgte, erkannte ich ein Labyrinth von Revier- und Hörkonflikten. Da ich nicht wusste welche ich schon gelöst hatte und welche noch aktiv waren, notierte ich die vierzehn Konflikte auf und ließ mich von Tobias über den Muskelreflektionstest austesten, um mein höheres Selbst, also den höheren Geist zu befragen. 5 Konflikte waren schon gelöst und 9 Konflikte waren noch am laufen. Nach fast 6 Stunden Recherchearbeit und Spurenverfolgung machten wir uns nach dem Abendessen ans Werk.

 

Fortsetzung folgt...

 

Spruch des Tages: Die meisten Menschen spielen das Spiel des Lebens, ohne die Regeln zu kennen.

 

Höhenmeter: 320

Tagesetappe: 29 km

Gesamtstrecke: 9053,77 km

Wetter: sonnig und warm

Etappenziel: Gostionica Mlin na Adi, 79220 Novi grad, Bosnien und Herzegowina

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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