Tag 563: Warum sind wir hier?

von Heiko Gärtner
25.07.2015 18:15 Uhr

Noch 8 Tage bis zu Tobias’ 2. Weltreisegeburtstag!

„Warum bist du hier?“ fragte Heiko an Paulina gewandt, als wir alle drei im Schatten unter einem Baum lagen. Heute war es fast nur bergab gegangen und so waren wir relativ entspannt und locker in der kleinen Ortschaft angekommen, die wir uns als Ziel ausgesucht hatten. Paulina war heute sogar fast immer in unserer Nähe geblieben und nun genossen wir es, der Hitze entfliehen zu können und uns einfach im Schatten auszuruhen.

„Weil ich wusste, dass ich das Leben zuhause so nicht mehr führen konnte. Weil ich gespürt habe, dass ich raus muss und weil ich es genieße einfach nur zu wandern, den ganzen Tag draußen zu sein und richtig frei atmen zu können.“

„Ok,“ sagte Heiko, „Ich habe verstanden, dass du nicht mehr im Gesellschaftsgefängnis bleiben wolltest. Aber warum bist du hier? Geht es einfach nur ums wandern und chillen, oder ist auch eine Bestimmung, eine Lebensmission dabei?“

„Schon!“ begann Paulina, schaffte es dann aber nicht, diese auch in Worte zu fassen.

„Wie ist es mit dir, Tobi“, wandte sich Heiko an mich, „glaubst du, dass Paulina eine Mission hat?“

„Ja!“ antwortete ich und erkannte an Heikos Blick, dass die Frage damit noch nicht beantwortet war. „Ich denke, dass es ihr am Anfang auch in erster Linie einmal darum geht, herauszufinden, wer sie eigentlich ist“, fügte ich hinzu und sagte damit genau das für sie, was ich mir eigentlich zuvor für mich überlegt hatte. Denn als Heiko die Frage an Paulina gerichtet hatte, wurde mir sofort klar, dass auch ich keine richtige Antwort darauf hatte. Es war ohnehin der Wahnsinn, wie sehr ich mich in Paulina gespiegelt sah, seit sie hier war. Und da ich das Gefühl hatte, dass meine Antwort irgendwie auch recht nahe an ihrer war, ergänzte ich: „Und um zu lernen, in bedingungsloser Liebe und im Vertrauen zu leben!“

„Das ist alles schön und gut,“ meinte Heiko, „aber es ist ein bisschen schwammig. Wo ist der Kernpunkt? Worum geht es eigentlich?“

Ich schwieg und überlegte.

„Aha!“ sagte Heiko und deutet auf meinen Kehlkopf, „hohe emotionale Betroffenheit!“ Dann fügte er hinzu: „Oh und leichte Verbissenheit, dazu weitere emotionale Regung, Scham und ein bisschen Ekel. Was willst du mir damit sagen?“

„Keine Ahnung! Vielleicht, dass ich mit der Antwort auf diese Frage irgendwie nicht richtig weiter komme?“

„Vielleicht!“ sagte er, „vielleicht aber auch, dass du die Antwort längst kennst, aber nicht akzeptieren willst.“

„Mh...“ machte ich, „das Problem ist glaub ich eher, dass sie mir einfach nicht präsent ist. Ich wusste es glaube ich schon ein paar Mal, aber ich komme immer wieder darüber hinweg. Was meinst du wäre denn die Antwort, die ich nicht akzeptieren will?“

Heiko lachte und meinte: „Gute Frage, aber glaubst du wirklich, dass ich dir darauf eine Antwort gebe?“

„Nein!“ sagte ich, „nicht wirklich: Aber ein bisschen gehofft hatte ich es schon!“

„Was sind denn eure Talente und Gaben, die ihr habt?“ fragte er stattdessen.

„Gute Frage!“ lautete nun dieses Mal meine Antwort.

„Ich finde,“ sagte Paulina dafür, „du kannst sehr gut schwere Sachverhalte in lockeren und leichten Worten erklären, so dass man es gut versteht und außerdem noch gerne ließt. So dass es Spaß macht, selbst wenn es ein schweres Thema ist.“

„Stimmt!“ meinte ich, „ich glaube, das kann ich wirklich.

„Und was ist eure größte Aufgabe, die ihr ins Leben bringen sollt?“ fragte Heiko weiter.

Wir rieten eine weile herum, kamen aber nicht wirklich auf einen grünen Zweig.

„Denk dabei einmal an deine Trichterbrust!“ lotste mich Heiko in die richtige Richtung.

„Freiheit!?“ rief ich.

„Auch, aber das meine ich nicht!“ gab er zurück. „Und Paulina? Was ist es bei dir, wenn du einmal an deinen Körper denkst?“ Er wartete einen Moment, hielt unser Zögern dann aber nicht mehr aus und sagte: „Transformation! Ihr habt beide die Aufgabe mitbekommen, dass ihr euch wandeln dürft, wahrscheinlich aufgrund von Lebensthemen, die aus euren letzten Leben noch offen waren.“

„Ok, sagte Paulina, „aber trifft das nicht auf etwa 98% aller Menschen zu?“

„Ja und Nein!“ antworte Heiko, „klar gibt es viele Menschen, die das gleiche Thema haben, aber es gibt ja verschiedene Formen von Wandlung. Ihr habt beide keine schweren Krankheiten, ihr habt keinen echten Leidensdruck, der euch zu irgendetwas treibt, so dass ich euch wandeln müsst, wenn ihr nicht sterben wollt. Es ist nicht wie bei Krebspatienten oder Diabetikern. Ihr habt körperliche Symptome, mit denen man uralt werden kann: Kurzsichtigkeit, Trichterbrust, eine Figur, die nicht deinem Sein entspricht. Es geht nicht darum, dass ihr euch wandeln müsst, sondern dass ihr es wollt, weil ihr spürt, dass ihr nur dann in eurem Gottbewusstsein und damit in der Glückseligkeit leben könnt. Und dieser Wille zur Transformation, der ist es, der euren Weg ausmacht. Und damit kommen wir wieder zurück zu euren Talenten. Was könnt ihr geben, wenn ihr euren Transformationsprozess durchlaufen habt?“

„Wir können andere dabei unterstützen, ihren eigenen Transformationsprozess zu durchlaufen“ sagte ich.

„Genau!“ stimmte Heiko zu, „und wie Paulina schon sagte, du kannst solche Themen locker und leicht schreiben, so dass andere sie verstehen und annehmen können. Paulina hingegen kann Sachen anschaulich darstellen, kann Karikaturen machen und Bilder zeichnen, sodass jeder eine plastische Vorstellung davon bekommt. Überleg doch noch einmal, was deine Aufgabe ist, wenn ich Texte schreibe, neue Zusammenhänge erkenne und Kernessenzen herausfinde, die für meine Entwicklung aber auch für die Menschen insgesamt wichtig sind.“

„Ich schreibe sie noch einmal so um, dass sie verständlich werden, dass man sie annehmen kann und dass sie lockerer und leichter verdaulich werden.“

„Genau!“ bestätigte er, „Meine Aufgabe ist die eines Multiplikators. Ich trage Dinge zusammen, verstärke Energien die schon da sind und füge sie zusammen, so dass sie ihre Kraft entfalten können. Ihr seit Transformatoren. Eure Aufgabe ist es, die Dinge so umzuwandeln, dass sie leicht werden, Spaß machen und dass man sie mir Freude annehmen kann. Und das ist genau der Punkt, an dem ihr selbst gerade hakt. Ihr nehmt den Transformationsprozess beide als schwer und als harten Weg voller Arbeit wahr. Dadurch kommt ihr auch gerade nicht voran. Die erste Aufgabe ist es also, zu erkennen, dass der Weg leicht und freudig ist. Ihr müsst einen Weg finden, wie euch die Transformation Spaß macht, wie ihr sie gerne und mit Begeisterung geht. Dann kommt ihr weiter und dann könnt ihr auch anderen übermitteln, wie sie ihren Weg mit Freude und mit Leichtigkeit gehen können!“

„Aber ist denn die Transformation dann unsere Lebensaufgabe?“ fragte Paulina.

„Wahrscheinlich nicht die ganze Aufgabe, sondern nur der erste Schritt für jetzt“, vermutete ich.

„Das Denke ich auch!“ meinte Heiko, „jetzt ist die Aufgabe, in dem Punkt anzukommen und euch zuhause zu fühlen, in dem ihr gerade seit. Euch selbst auf dem Stand zu lieben, den ihr gerade nun einmal habt und so die Basis zu schaffen, dass ihr euch mit Freude wandeln könnt. Und vor allem, die Gaben annehmen, die ihr bereits habt.“

„Du meinst so etwas wie, dass ich bei allen anderen Menschen außer mir selbst das Positive und den sinn in den Schwächen und Leiden erkennen kann?“

„Ja,“ sagte Heiko, „so etwas meine ich!“

„Aber ich kann doch gar keine Karikaturen malen!“ protestierte Paulina.

„Doch!“ widersprach Heiko, „du kannst das schon, du glaubst nur nicht an dich!“

„Ich weiß was ich kann, aber eben auch was ich nicht kann!“ erklärte Paulina.

„Nicht ganz!“ sagte Heiko, „du glaubst zu wissen, was du nicht kannst, aber diese Grenzen entstehen nur in deinem Kopf. Kannst du das kurz mit der Unendlichkeit erklären, Tobi?“

„Am leichtesten ist es“, begann ich, „wenn du dir Gott wie einen riesigen Ozean vorstellst. Dieser Ozean ist unendlich groß, das bedeutet, er geht in alle Richtungen in die Unendlichkeit weiter und besteht komplett aus Liebe. Alles, was es im Universum gibt, besteht nun aus diesem Ozeanwasser, da es das einzige ist, das Existiert. Jeder von uns ist also ein Teil von Gott. Der Rest ist nun einfache Mathematik. Wenn der Ozean die Unendlichkeit ist und wir alle ein winziger Teil davon, dann sind auch wir die Unendlichkeit. Klar bist du allein nicht Gott, aber du bist ein Milliardstel von Gott. Wie groß ist die Hälfte von etwas unendlichen? Es ist ebenfalls unendlich. Auch ein Viertel ein Achtel, ein Tausendstel und so weiter. Egal wie oft du es teilst, jedes Bruchstück bleibt immer unendlich. Das bedeutet, dass jeder von uns die Unendlichkeit in sich trägt und damit auch die Macht und die Möglichkeit, alles zu erschaffen, was er sich vorstellen kann. Das einzige, das uns davon abhält, sind unsere eigenen Grenzen, die wir uns ebenfalls selbst erschaffen haben. Wir glauben nicht, dass wir etwas können, daher können wir es auch nicht.“

„Und hierin“ übernahm Heiko das Wort, „liegt auch wieder das Geheimnis des Transformationsweges. Er ist nur hart und schwer, weil ihr glaubt, dass er hart und schwer ist. Wenn ihr akzeptieren könnt, dass er in Wirklichkeit ganz einfach ist, dann wird er es auch sein. Alles, was ihr transformieren wollt, habt ihr ja selbst erschaffen und dass sogar ohne dass ihr es gemerkt habt. Es dürfte also nicht allzu schwer sein, etwas anderes zu erschaffen, wenn einem erst einmal bewusst ist, wie man das macht.“

Durch dieses Thema kamen wir dann noch auf Paulinas aktuelles Transformationsthema, das sie zurzeit beschäftigte. Als sie vor knapp einem Jahr das erste Mal zu uns gestoßen war, hatte sie in den wenigen Tagen extrem viel abgenommen und war danach mit ihrem Körper weitaus zufriedener gewesen als zuvor. Das hatte sich in dem vergangenen Jahr dann aber noch viele Male geändert. Es gab Phasen, in denen sie sich viel bewegt hatte und sehr zufrieden mit sich selbst war. In diesen Phasen hatte sie immer ein bestimmtes Körpergewicht, welches sie selbst nicht als ideal aber als relativ zufriedenstellend empfand. Dann aber kamen wieder Phasen in denen sie zu erschöpft gewesen war um Sport zu treiben und schon hatte sie wieder ein paar Pfund mehr auf den Knochen, die ihr Selbstwohlempfunden deutlich nach unten drückten. Sie selbst glaubte, dass es sich dabei um einen körperlichen Prozess handelte. Durch den Sport verbrannte sie Kalorien und sobald sie damit aufhörte, setzten sie sich wieder an. Würde diese Theorie stimmen, dann müsste sie aber in den sportlosen Zeiten permanent zunehmen, da ja ständig neue Kalorien hinzu kommen, die nicht mehr abgebaut werden. Das ist aber nicht der Fall. Das Körpergewicht steigt immer auf eine bestimmte Kilogrammzahl und bleibt dann wieder gleich. Wie ist das Möglich?

Ganz einfach, weil unser Körpergewicht nichts mit unserem Essverhalten sondern mit unserer Psyche zu tun hat. Es gibt Unmengen von Männern und auch einige Frauen, die in sich hineinstopfen können, was immer sie wollen, ohne dass sie davon zunehmen. Und dann gibt es jede Menge Frauen und auch einige Männer, die genau auf jede Kalorien achten und trotzdem sofort zunehmen, sobald sie nur das Fettgedruckte in der Zeitung lesen. Das Essen selbst kann also nichts mit unserem Körpergewicht zu tun haben. Es handelt sich dabei viel mehr um eine groß angelegte und sehr profitable Marketingstrategie, die dazu führt, dass tausende von Menschen einen Haufen Geld mehr ausgeben, nur damit sie Produkte bekommen, die weniger enthalten. Dass diese Kalorienschubserei Blödsinn ist, erkennt man bereits daran, wie Kalorien überhaupt gemessen werden. Ich werde irgendwann einmal einen ausführlicheren Artikel dazu schreiben und dann auch noch einmal genauer auf das Verfahren eingehen, aber im Grunde läuft es folgendermaßen ab. Man nimmt ein Lebensmittel, steckt es in einen Verbrennungsofen und misst die Energie die dabei in Form von Hitze entsteht. Diese Energie ist dann die potentielle Energie, die in der Nahrung steckt. Kurz: Dies ist die Kalorienangabe. Lebensmittel mit einem hohen Wasseranteil wie beispielsweise Tomaten brennen natürlich denkbar ungünstig und haben dementsprechend auch nur wenige Kalorien. Fett hingegen brennt relativ gut, was wohl auch der Grund ist, warum man früher Fackeln, Lampen und Kerzen daraus gemacht hat. Dies bedeutet für die Lebensmittelforscher, dass es auch besonders viele Kalorien hat. Wenn man dieser Schlussfolgerung glaubt, dann müsste das Trinken von Benzin dazu führen, dass man die Power seines Lebens bekommt oder so fett wird wie noch nie.

Später haben die Wissenschaftler dann natürlich eingesehen, dass man so nicht rechnen kann. Das ist ja Quatsch, auf so eine Weise kann man den Energiegehalt eines Lebensmittels nicht bestimmen. Warum nicht? Ganz klar, wir „verbrennen“ die Nahrung ja nicht zu einhundert Prozent, wenn wir sie Essen. Ein Teil davon kommt ja mehr oder weniger verdaut hinten wieder raus und versinkt im Klo. Folglich entstehen gewisse Ungenauigkeiten, die in den neueren Lebensmitteltabellen korrigiert wurden. Dazu gab es eine großangelegte Studie, bei der man die Probanten über einen längeren Zeitraum nur bestimmte Lebensmittel essen ließ um anschließend ihre Scheiße ebenfalls in dem Hochofen zu verbrennen. Die dabei entstandene Hitzeenergie wurde dann von der Energie abgezogen, die das frische Lebensmittel erzeugte. Das sind nun die verlässlichen Kalorienwerte.

Jeder Biologe und jeder Arzt, der sich schon einmal eingehender mit der Anatomie des Menschen befasst hat, weiß natürlich, dass unser Magen einem Verbrennungsofen sehr ähnlich ist. Sobald wir unser Schnitzel zerkaut und hinuntergeschluckt haben, stößt unsere Magenschleimhaut kleine Stichflammen aus, die das Essen verbrennen. Die dadurch entstehende Energie wird von unserem Darm aufgenommen und in kleine Turbinen geleitet, die dann über ein paar Keilriemen und Zahnräder unsere Muskeln antreiben. Die einzige frage ist nur, warum wir unsere Autos mit so hochwertigem Treibstoff füttern und uns selbst nur diesen natürliche Pampe gönnen, die nicht einmal richtig brennt!

Doch Spaß bei Seite. Jeder weiß, dass wir keine Maschinen sind und dass man zwar hin und wieder von einem sogenannten „Magenfeuer“ spricht, dass dieses jedoch nichts mit heißen Flammen zu tun hat. Die Kalorienangaben auf den Verpackungen unserer Lebensmittel sind also nichts weiter als ein lustiger Werbegag von Menschen mit sehr schwarzem Humor.

Tatsächlich ist unser Körper ein hochintelligentes und fein ausgeklügeltes System. Wenn wir Lebensmittel zu uns nehmen dann entscheidet unser Verdauungstrakt innerhalb von Sekundenbruchteilen, was damit geschehen soll. Wird es als giftig oder ungenießbar eingestuft, würgen wir es sofort wieder hoch und spucken es aus, weil unser Körper nichts damit zu tun haben will. In allen anderen Fällen wird es zerteilt, aufgespalten und in „verwertbar“ und „nicht verwertbar“ unterteilt. Medizinisch betrachtet ist unser Magen dabei nichts anderes als ein organischer Sack, der mit Salzsäure und einigen Enzymen gefüllt ist. Aber überlegt euch noch einmal wirklich, wie ausgeklügelt das System ist. Wir sind in der Lage, Dinge, die unser Körper nicht mag, wie beispielsweise einige Mais-Sorten vollkommen unverdaut wieder auszuscheiden. Und das obwohl sie für einige Zeit in Salzsäure eingelagert waren. Rein biologisch ist das nicht erklärbar. Unser Körper ist also jederzeit in der Lage, zu entscheiden, was er braucht und was nicht. Alles, was er nicht haben will scheidet er wieder aus. Egal wie viel wir essen, wir können nicht zunehmen, weil unser Körper jeden Überschuss sofort wieder entsorgt. Wenn es sein muss und wir uns wirklich überfressen haben, dann nimmt er dafür sogar unseren Hals und unseren Mund und lässt uns kotzen, obwohl das wirklich gegen seine Natur ist.

Der einzige Grund, mehr Nahrung in unserem Körper zu behalten als wir jetzt gerade brauchen ist der, dass unser Körper diese zusätzlichen Reserven behalten will. Und dafür wiederum gibt es verschiedene Gründe.

Tiere beispielsweise nehmen, sofern sie in der Freiheit und in einem gesunden Umfeld leben, nur in den Zeiten zu, in denen sie sich auf eine Dürre vorbereiten. Ein Bär frisst sich im Herbst einen Winterspeck an, den er dann während seines Winterschlafs fast gänzlich aufbraucht. Ein bisschen was bleibt übrig, sozusagen als Notpuffer für den Fall, dass der Winter einmal länger dauert. Im Frühjahr verbrennt er diese nun überzähligen Kalorien bei der ersten Jagd und bleibt dann schlank bis zum nächsten Herbst. Ein Grund, warum wir zunehmen ist also der gleiche, aus dem auch der Bär zunimmt. Wir bereiten uns auf eine bevorstehende Dürrezeit vor. Anders als beim Bären muss diese Dürrezeit aber bei uns nicht unbedingt etwas mit Nahrung zu tun haben. Wir befinden uns einfach in einem Zustand der Angst, davor dass wir nicht mehr genug bekommen. Es kann eine Existenzangst sein, weil beispielsweise unser Job gefährdet ist oder weil wir nicht in das Leben vertrauen. Es kann aber auch die Angst vor einem Mangel an Liebe und Zuneigung oder die Angst vor fehlender Sicherheit sein. Nicht umsonst nennt man das überschüssige Fett auch Schutzpanzer. Kurioserweise führt unser Liebeshunger und die Angst, nicht genug davon zu bekommen oftmals dazu, dass wir aufgrund des Übergewichtes dann wirklich keine Zuneigung von anderen mehr bekommen. Das wiederum führt dazu, dass wir noch mehr Schutz-Fett-Masse zulegen, um uns gegen die drohenden Verletzungen abzupolstern.

Eine andere Ursache kann ein zu hoher Toxingehalt im Körper sein. Wenn wir unsere Gefühle nicht verarbeiten sondern herunterschlucken und wenn wir Giftstoffe über die Luft, die Haut oder die Nahrung aufnehmen, die von unserem Körper nicht sofort als solche erkannt und wieder ausgeschieden werden, dann steigt der Giftpegel in unserem Organismus an. Die Entgiftungsorgane auf Hochtouren, können aber auch nicht unbegrenzt viel schaffen (zumindest nicht, wenn wir selbst nicht daran glauben) und so müssen die Giftstoffe im Körper eingelagert werden. Dazu benötigt der Körper Depots, die er füllen kann und diese bestehen entweder aus Wassereinlagerungen oder aus Fettzellen, die er ganz bewusst zu diesem Zweck anlegt.

Ein weiterer Faktor sind unsere Gedanken und Glaubensmuster. Hierin zeigt sich auch der Grund, warum die Kalorienangaben auf den Verpackungen ein so schlechter Scherz sind. Denn Energie folgt der Aufmerksamkeit. Das bedeutet, je mehr wir uns auf etwas konzentrieren, desto mehr Energie schenken wir ihm und desto stärker lassen wir es werden. Wenn ich mich also bei jedem Essen auf die Kalorien konzentriere und darüber nachdenke, wie dick sie mich machen können, dann gebe ich meinem Körper damit zwei Impulse weiter, die von jeder Zelle aufgenommen werden. Der erste Impuls ist Angst, da ich mich davor fürchte, dick zu werden. Angst löst jedoch im Körper immer ein Schutzprogramm aus und dies bedeutet in den meisten Fällen, dass wir vorsichtshalber erst einmal mehr Energie im Körper speichern als nötig wäre. Man weiß ja nicht was kommt.

Der zweite Impuls, den wir senden, ist die direkte Verknüpfung von Essen und Dick werden. Und da unser Körper ein folgsames Wesen ist, führt er diesen indirekten Befehl auch aus: „Verehrte Zellen! Wir haben die Aufforderung bekommen, so viele Nährstoffe einzubehalten wie möglich und ein ordentliches Fettpolster zu bauen! An die Arbeit, das wird kein Kinderspiel!“

In Paulinas Fall kam noch ein weiterer Faktor hinzu, der mit ihren Glaubenssätzen zu tun hat. Einer dieser Sätze besagte, dass man nur dann eine schlanke und schöne Figur haben kann, wenn man hart daran arbeitet. Das bedeutet, dass es eine geistige Programmierung ist, dass sie zwangsläufig zu nehmen muss, sobald sie ihr Trainingsprogramm unterbricht. In diesem Fall braucht sie, da sie nun nicht mehr in ihrer Zufriedenheitsphase ist, einen Schutzpanzer, der sie vor dem Verhungern durch den empfundenen Liebesmangel schützt. Sobald sie sich dann wieder bewegt und zu der harten Arbeit aufrafft, kann dieser Schutzpanzer verschwinden, was an und für sich ja paradox ist. Denn auf diese Weise sagt der Körper: „Wenn ich mehr Energie verbrauche, muss ich weniger Angst vor einem Energiemangel haben und brauche weniger Reserven, die ich zurücklege. Verbrauche ich hingegen weniger Energie, muss ich mehr speichern, weil ich dann in einer größeren Angst bin.“

Um jedoch wirklich schlank zu werden, braucht es eigentlich nichts weiter, als diese Glaubenssätze abzulegen und das Vertrauen aufzubauen, dass der Körper genau weiß, wie viel Energie er braucht und das stets genügend da ist. Von allem.

Nur an der praktischen Umsetzung hapert es noch ein bisschen, genau wie ich noch keinen Weg gefunden habe, meine Trichterbrust oder meine Kurzsichtigkeit zu transformieren. Aber sobald wir damit weiter sind, seit ihr natürlich die ersten, die es erfahren.

Spruch des Tages: Was mache ich hier eigentlich?

 

Höhenmeter: 120 m

Tagesetappe: 7 km

Gesamtstrecke: 10.076,77 km

Wetter: sonnig und heiß

Etappenziel: Zeltplatz auf einem kleinen Feld, mitten in Sumbulovac, Bosnien und Herzegowina

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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