Tag 804: Das Geburtstags-Malheur

von Heiko Gärtner
30.03.2016 18:17 Uhr

12.03.2016 Heute ist Heikos dritter Weltreisegeburtstag und deswegen nehmen wir diesen Tagesbericht wieder einmal vorweg. Wenn man bedenkt, dass uns die Reise ständig jünger und agiler macht wurde er also 31 Jahre alt. Wir feierten in den Geburtstag mit einem großen Festessen hinein. Es gab Schäuferl und Rippchen mit Knödeln und einer leckeren Sauce, die uns Heikos Mutter mit dem letzten Paket geschickt hatte. Später hätte Heikos Geburtstag dann auch nicht mehr sein dürfen, denn sonst wären uns all die bayrischen Köstlichkeiten sicher schlecht geworden. Auch so mussten wir bereits einige kleine Stellen ausschneiden, aber das tat dem Schlemmen keinen Abbruch. In der Früh begann der Tag jedoch nicht ganz so großartig, wie man es sich für einen Geburtstag vielleicht wünschen würde. Draußen regnete es in Strömen und unsere Toilette lag immernoch am anderen Ende des Platzes. Als Heiko sie erreichte war er nicht nur nass, sondern auch bereits kurz vor dem Limit dessen, was ihm sein Enddarm als Tolleranzzeit zur verfügung gestellt hatte. Das viele Fleisch mit der scharfen Sauce rächte sich nun ein wenig, denn es wollte so schnell und explosionsartig wie möglich wieder hinaus ins Freie. Dummerweise hielt es sich dabei nicht unbedingt an die normale Fallrichtung, die man von ihm erwartet hatte, sondern verteilte sich gleichmäßig in alle Richtungen. Normalerweise wäre das kein Problem gewesen, denn für diese Fälle hatten wir schlauen Menschen ja Kloschüsseln entwickelt, die nach allen Seiten hin geschlossen waren. Was Heiko jedoch im ersten Moment nicht bemerkt hatte war, dass sein T-Shirt ein bisschen zu lang an seinem Rücken nach unten hing. Es war durch das ständige Tragen ein wenig ausgeleiert und nun deutlich länger als üblich. Damit wurde es zu einer Art auffangnetz, für alle Enddarmprodukte, die sich shräg nach hinten verabschiedet hatten.

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"Scheiße!" fluchte Heiko wahrheitsgetreu und begann sich in der öffentlichen Toilette auszuziehen, ohne dass das Shirt dabei seine Haut berührte. Erst jetzt bemerkte er, dass auch die Unterhose nicht ganz unversehrt geblieben war und so stand er schließlich splitterfasernackt im Toilettenvorraum, um all seine Sachen zu waschen. An dieser Stelle sollte vielleicht erwähnt werden, dass es für den Toilettenvorraum keinen Schlüssel gab. Jeden Moment konnte also jemand hereinplatzen, doch Heiko sah die Sache inzwischen recht entspannt. Vor zwei Jahren wäre er vielleicht unruhig geworden, hätte versucht, sich besonders zu beeilen oder einen Fuß vor die Tür zu stellen, um sie zu blockieren. Jetzt machte er sich darum keinen Kopf mehr. Stattdessen kam ein anderes Problem auf ihn zu, das ebenfalls gewissermaßen mit seinem Kopf zu tun hatte. Denn irgendwie schaffte es seine Mütze von diesem herunterzurutschen und genau auf der beschissensten Stelle auf dem T-Shirt zu landen, auf der sie hätte landen können. Und auch das meine ich wörtlich. Als Heiko eine Viertelstunde später wieder in unserem Schlafraum erschien hatte er also eine nasse Unterhose, ein nasses T-Shirt und eine nasse Mütze. Perfekt also, um in einen regennassen Geburtstag zu starten.

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Dafür wurde unsere Wanderung heute aber relativ kurz. Der nächste Ort lag nur 6km entfernt und war schnell erreicht. Auf dem gesamten Weg freuten wir uns tierisch über unsere neuen Ortliebhüte. Zugegeben, aus ästhetischer Sicht sind sie etwas grenzwertig, aber sie sind einfach unglaublich praktisch. Sie bestehen aus einer diken LKW-Plane und halten den Regen so vom Kopf weg, dass er weder in den Nacken noch in die Augen noch auf die Brille laufen kann. Die Krempe ist sogar breit genug, um das Handy darunter zu halten und so navigieren zu können. Außerdem ist das Material so dick, dass es auch das Regenprasseln dämpft. Man hört den Regen also nicht wie einer Kaputze zehn Mal lauter, sondern deutlich leiser. Und man sieht damit aus, wie ein Klischee-Ostfriese. Was will man also mehr? Im Zielort bekamen wir einen Platz in einem Kloster. Abgesehen von dem dicken Loch im Fenster, durch das schon wieder eisige Kälte hereinströmt, ist es hier ganz in Ordnung. Pünktlich zum Mittag riss dann auch die Wolkendecke wieder auf uns wir konnten im Klostergarten in der Sonne picknicken.

Spruch des Tages: Alles Gute zum Geburtstag, Heiko!

Höhenmeter: 5 m Tagesetappe: 6 km Gesamtstrecke: 14.335,27 km Wetter: morgens Regen und Wind, mittags Sonnenschein Etappenziel: Kappuzinerkloster, 73012 Campi Salentina, Italien

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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