Tag 813: Warum gibt es keine Zeit? - Teil 1

von Heiko Gärtner
31.03.2016 00:10 Uhr

Ich weiß nicht genau, woran es liegt, doch im Moment fällt es uns beiden schwer, einfach in Ruhe einzuschlafen. Oft liegen wir lange wach, drehen uns hin und her und schon zwei Mal, haben wir einfach irgendwann abgebrochen und einen Film geschaut, weil wir dachten, dass wir die Zeit auch sinnvoller nutzen können, als einfach so herumzuliegen. Doch hin und wieder ist diese Zeit gar nicht so unnutz, denn man kommt mitunter auf recht spannende Gedanken. Naheliegenderweise drehten sich die Überlegungen in der letzten Nacht ausgerechnet um Zeit.

Es gibt nur den gegenwärtigen Augenblick, das Jetzt. Alles andere ist eine Illusion. Es gibt keine Vergangenheit und keine Zukunft. Sie sind beide nicht mit unseren Sinnen erlebbar sondern existieren nur in unserem Geist. Wir können Zukunft und Vergangenheit weder sehen noch anfassen, noch riechen, schmecken oder hören. Wir können nur mit Hilfe unserer Gedanken, unserer Erinnerung und unserer Vorstellungskraft Bilder von ihnen erzeugen, die rein in unserem Kopf existieren. Wenn wir das aber machen, dann machen wir es um Jetzt im gegenwärtigen Augenblick.

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Weil wir daran gewöhnt sind, in einer Zeitleiste zu denken, glauben wir, dass es eine fortschreitende Zeit gibt, die wie ein Fluss an uns vorbei fließt. Unser Leben besteht demnach aus lauter einzelnen Jetzt-Momenten, die aufeinander folgen wie Perlen an einer Kette. Immer wenn ein Augenblick vorbei ist, dann folgt der Nächste, wodurch automatisch der letzte zu einer Form der Vergangenheit führt. Doch wann Endet ein Augenblick und wann beginnt der nächste? Ist er eine Sekunde lang? Eine Zehntelsekunde? Eine Hundertstelsekunde? Richtig, man kann es nicht sagen. Warum? Weil es keine Zeitspanne für das Jetzt gibt. Es gibt keinen jetzigen Augenblick, der gleich darauf durch einen neuen ersetzt wird. Es gibt nur ein einziges, unendliches Jetzt. Das was wir für eine Veränderung in der Zeit halten ist in Wirklichkeit ein Wandel unserer Wahrnehmung. Stellt euch vor, ihr sitzt im Kino und der Film zeigt eine wilde Verfolgungsjagt. Ihr seit so sehr in dem Film gefesselt, dass ihr glaubt, mit in dem Auto zu sitzen und über die Highways von New York zu rasen. Es kommt euch ganz real vor und ihr spürt förmlich, wie die Bäume, die anderen Autos, die Häuser und die Straßen an euch vorbeifliegen. Ihr glaubt, ihr bewegt euch durch den Raum, also in diesem Fall durch New York. Sobald der Film endet erkennt ihr natürlich, dass er nur eine Illusion war. Ihr habt die ganze Zeit sicher auf eurem Platz im Kino gesessen und euch keinen einzigen Millimeter bewegt. Das einzige, was passiert ist, dass ihr verschiedene Bilder gesehen habt, die sich fließend von einem zum anderen gewandelt haben. Nichts anderes passiert auch in der Realität.

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Wir haben die Illusion, dass wir uns durch die Zeit bewegen, die wir uns wie eine Straße mit einem Anfang und einem Ende vorstellen, auf der wir jedoch nur in eine Richtung gehen können. Tatsächlich befinden wir uns jedoch immer am gleichen Punkt, nämlich immer im Jetzt. Wir verlassen diesen Punkt niemals. Das einzige, das passiert ist, dass wir uns verschiedene Illusionen erschaffen, die sich permanent von einer zur anderen wandeln. Alles besteht aus reinem, weißen Licht, also aus Liebe. Due Welt ist daher wie ein Filmprojektor, der auf eine weiße Leinwand scheint. Das vollkommene, weiße Licht ist immer gegenwärtig und wird ohne eine Unterbrechung vom Projektor also von der Urquelle ausgesendet. Das einzige, das sich verändert, sind die Filter, die wir vor unsere Wahrnehmung legen. Wie der Film, der vor der Projektorlinse vorbeiläuft, erzeugen wir durch diese Filter verschiedene Schatten und lassen einzelne Frequenzen des Urlichtes nicht zu uns durchscheinen. Auf diese Weise entsteht die Illusion von Farben, Formen und Flächen, die wir im Kino als Filmgeschehen und im Leben als Außenwelt wahrnehmen. In beiden Fällen haben wir das Gefühl, dass wir uns durch Raum und Zeit bewegen doch in beiden Fällen bleiben wir immer an einem Ort, während sich Zeit und Raum als Illusionen unseres Geistes um uns herum bewegen.

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Das Gefühl von Zeit kann erst dann entstehen, wenn wir glauben, das etwas einen Anfang und ein Ende hat. Wir benötigen einen Bezugspunkt, sonst gibt es auch keine Veränderung. Stellt euch dafür am Besten einmal vor, ihr seit das einzige Wesen in einem vollkommen leeren, unendlichen Raum. Außer euch gibt es nichts im Universum und das Universum ist unendlich groß. Ihr befindet euch also automatisch in der Mitte, da es in jede Richtung gleichweit in die Unendlichkeit führt. Vorne, hinten, oben unten links und rechts sind alle vollkommen identisch. Es gibt keine Schwerkraft, also auch keine Ausrichtung, an der ihr überhaupt erkennen könntet, was oben oder unten ist. Diese Unendlichkeit sorgt dafür, dass ihr absolut bewegungsunfähig seid. Ihr könnt zwar rennen, laufen, schwimmen und fliegen und zwar so schnell wie ihr es euch nur vorstellen könnt. Meinetwegen sogar mit Lichtgeschwindigkeit. Doch es ändert nichts. Ihr werdet immer genau in der Mitte dieses leeren unendlichen Raumes bleiben. Nicht anders ist es mit der Zeit. Es gibt keine Zukunft und keine Vergangenheit. Es gibt nur ein einziges unendliches Jetzt und egal in welche Richtung ihr euch in diesem Jetzt auch bewegt, ihr bleibt immer an genau der gleichen Stelle.

Fortsetzung folgt...

Spruch des Tages: Jetzt – ist schon vorbei! Oder nicht?

Höhenmeter: 250 m Tagesetappe: 15 km Gesamtstrecke: 14.418,27 km Wetter: Überwiegend sonnig, später leicht bewölkt Etappenziel: Ehemaliges Rathaus, 46030 Mazarakia, Griechenland

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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