Tag 884: Bergwandern in Bulgarien

von Heiko Gärtner
10.06.2016 20:02 Uhr

12.05.2016

Der Canyon, den wir gestern betreten hatten, ließ uns nun nicht mehr frei. Wir wanderten den kompletten Tag darin und vor uns liegen nun noch immer gute 36km, bis er endet. Zwischenzeitig sind wir einmal steil den Berg hinauf gewandert, oben durch einen Tunnel in ein Nachbartal gelangt und gemeinsam mit diesem in den alten Canyon zurückgekehrt. Die Natur um uns herum war der Wahnsinn.

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Die schroffen, rauhen Felsen wurden von dichten Nadelwäldern bewachsen und das Wasser im Fluss neben uns schoss wild über die Steine. Einmal erspähte ich aus den Augenwinkeln ein dunkelbraunes Tier, das den Abhang hinaufkletterte und im Dickicht verschwand. Ich habe leider keine Ahnung was es war, aber es machte sich anschließend noch einmal mit einem respekteinflößenden Knurren bemerkbar.

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Aus irgendeinem Grund aber herrsche fast die ganze Zeit über ein Verkehr wie in einer Großstadt. Gemeinsam mit den Grillen, dem lauten Wasserrauschen und dem Wind entstandt so ein permanenter Lärmpegel, der Heikos Ohren wieder einmal ganz schön zu schaffen machte. Außerdem erschwerte es uns die Suche nach einem Schlafplatz noch mehr als gestern. Wir erreichten ein Etappenziel und wanderten dann gleich weiter bis zum nächsten. Auf gut 38km Wegstrecke fanden wir jedoch keinen einzigen Platz, der einigermaßen zum zelten geeignet war. Auch der Platz den wir letztlich wählten war alles andere als perfekt. Um uns vom Wasserrauschen und von der Straße zumindest ein bisschen abzuschirmen, schlugen wir unser Lager auf dem verwilderten Schulhof einer halb verfallenen Schule oberhalb der Ortschaft auf. Nach einem kompletten Tag in der Wildnis hatten wir uns eigentlich ein etwas ansprechenderes Ambiente vorgestellt als eine Betonbaracke mit eingeschlagenen Scheiben.

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Aber es war besser als nichts. Morgen kommt dann wohl gleich noch einmal eine Mammut-Etappe auf uns zu, denn die zweite Hälfte des Canyons wird wahrscheinlich nicht viel anders aussehen, als die erste. Wenn das so weiter geht, sind wir schneller in Rumänien als wir "Bu" sagen können.

Spruch des Tages: Wir brechen noch unseren persönlichen Vielwanderrekord.

Höhenmeter: 310 m Tagesetappe: 20 km Gesamtstrecke: 15.551,27 km Wetter: bewölkt und schwülwarm Etappenziel: Schlafplatz in Miniraum neben der Bushaltestelle, 7834 Drinovo, Bulgarien

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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