Tag 913: Rumänien

von Heiko Gärtner
07.08.2016 23:51 Uhr

11.06.2016 Bis zur Grenze blieben wir auf der unattraktiven Hauptstraße, doch zu unserem Glück nahm der Verkehr dabei permanent ab. Bereits vorgestern waren wir immer wieder an Hanfpflanzen vorbeigekommen. Sie wuchsen einfach am Wegesrand, meist in der Nähe von Sonnenblumenfeldern und schienen von niemandem großartig beachten zu werden. Jeder Kiffer oder Dealer hätte bei diesem Anblick wahscheinlich vor Freude einen Luftsprung gemacht, denn alles in allem mussten es mehrere hundert Kilo Gras sein, die man hier gewinnen konne. Kurz vor der Grenze tauchte vor uns plötzlich eine große Anlage mit riesigen Antennen, Stäben, Dräten und Schüsseln auf. Ich kannte solche Gebilde bislang nur von Bildern und Heiko hatte erst einmal etwas ähnliches in Kanada gesehen. Trotdem erkannten wir, was es war, ein sogenanntes HAARP-Feld, mit dem verschiedene Frequenzen in die Erdatmosphäre geschickt werden, die unter anderem Einfluss auf das Wetter haben. Das erklärte nun auch die große Präzession, mit der das Wetter hier im Umkreis manipuliert wurde. An der Grenze wuden wir bereits freundlich von einem rumänischen Beamten empfangen und begrüßt. Er fragte interessiert nach und man sah ihm an, dass nur selten interessante Leute über seine Grenze kamen, durch die er etwas Abwechslung bekam. Er selbst ging regelmäßig 10km joggen und bereits dafür wurde er von seinen Freunden und Bekannten schon für verrückt gehalten.

Uns selbst betraf die Grenze relativ wenig. Wir gaben dem freundlichen Beamten unsere Pässe, der gab sie weiter, quatschte mit uns, holte die Pässe irgendwann wieder ab, sorgte dafür. Dass wir noch einen Stempel bekamen und verabschiedete sich. Für die Autofahrer hingegen sah es etwas anders aus. Sie wurden in zwei Schlangen eingeteilt, je nachdem ob sie aus einem EU-Land kamen oder nicht. Die EU-Länder hatten Glück und kamen gut voran, doch die anderen mussten Teilweise ewig warten und wurden genau gefilzt. Kurz nach der Grenze trafen wir einen Rumänen mit einem Wohnwagen, der für die Überwachung der Ladungssicherung von LKWs zuständig war. Er sprach Deutsch und freute sich, ein bisschen was erzählen zu können. Lustigerweise hatte er selbst sein Auto in Bulgarien angemeldet, da er sich so eine menge Kosten sparen konnte. In Rumänien musste man als Autobesitzer (Zumindest für Wohnwagen) eine Abgassteuer von einmalig 3500€ zahlen. Sie wurden fällig, sobald man hier ein Auto anmeldete, ganz gleich, wie günstig oder teuer es war. Wenn man es 40 Jahre lang fuhr, zahlte man diese Steuer nur ein einziges Mal. Ging das Auto hingegen nach einem Monat kaputt, so dass man sich ein neues kaufen musste, fielen sofort wieder neue 3500€ an. Dass hier die Leute alle Tricks anwendeten um das zu umgehen war also kein Wunder.

Kaum hatten wir die Grenze übertreten, hörte der Verkehr fast schlagartig auf. In Bulgarien hatten wir noch geglaubt, dass die vielen Autos daher kamen, weil jeder in das Nachbarland einreisen wollte. Doch das war nicht der Fall. Für unseren weiteren Rumänienaufenthalt machte das auf jeden Fall Hoffnung, denn so viel Verkehr wie in Bulgarien wäre auf Dauer nichts gewesen. Auch von unserer ersten Kleinstadt waren wir positiv überrascht. Sie war nicht hässlich und auch nicht unangenehm und die Einheimischen waren freundlich und zuvorkommend. Viele von ihnen sprachen sogar Englisch oder Italienisch und es herrschte eine ganz andere Stimmung als in Bulgarien. Niemand versuchte uns anzuquatschen und niemand gaffte, als wären wir Geister. Wir wurden gegrüßt und ansonsten weitgehend in Ruhe gelassen, genau so wie wir es uns gewünscht hatten. Lediglich die Schlafplatzsuche wurde noch komplexer, als sie es bereits in Bulgarien gewesen war. Irgendwie hatten wir uns unter Rumänien ausgedehnte Waldflächen und ein ursprüngliches, unberührtes Land vorgestellt, doch das genaue Gegenteil war der Fall. Es gab keinen Millimeter, der nicht als Agrarfläche genutzt wurde. Vergesst alles, war wir bislang über weite Felder und Agrarwüsten geschrieben haben. Dies ist das mit Abstandt heftigste Agrarland, das ich je gesehen habe. Es gibt nichts als Felder. Gar nichts! Die Ortschaften sind wie kleine Inseln in einem gigantischen Weizenmeer. Wir wanderten fast zehn Kilometer durch ein einziges Feld, bis wir auch nur eine freie Stelle finden konnten, die so groß war, dass wir gerade soeben unser Zelt darauf stellen konnten. Unser Glück war, dass es fast durchgängig bewölkt war, denn an Schatten war hier absolut nicht zu denken.

Spruch des Tages: Das Leben ist wie ein Buch. Wenn man niemals reist, sieht man immer nur eine Seite.

Höhenmeter: 290 m Tagesetappe: 22 km Gesamtstrecke: 16.159,27 km Wetter: sonnig und heiß Etappenziel: Zeltplatz auf einer dornigen Müllhalde am Berghang, kurz hinter Samalia, Moldawien

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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