Wandern im Vogtland
Nachdem vor allem der südliche Bereich des Erzgebirges doch sehr stark besiedelt war, waren wir nun froh, wieder in einen naturbelassenen Teil von Deutschland zu kommen. Das Gebiet, das wir nun durchwanderten, was das Vogtland. Es erstreckt sich über den Südöstlichen Teil von Sachsen und grenzt somit an Bayern und Tschechien an. Sobald wir einmal aus den Städten raus waren und durch das seichte Hügelland ziehen konnten, wurden die Straßen wieder leer und bald schon wanderten wir in vollkommener Einsamkeit vor uns hin. Das war es, was wir in der letzten Zeit vermisst hatten und das war es auch, was das Wandern im Vogtland so angenehm machte.
Kleine, einsame Dörfer inmitten der Natur
Unser erstes Etappenziel im Vogtland war ein kleines Dorf, das so versteckt in einer Talmulde lag, dass wir es bis zuletzt nicht sehen konnten. Auch die umliegenden Dörfer waren ähnlich aufgebaut und es schien, als könnte man hier noch wirklich in Ruhe leben. Später fanden wir heraus, dass viele Menschen, die hier wohnten, tatsächlich noch immer in Dresden arbeiteten und für die Idylle ihres Wohnortes täglich fast 100 km Fahrtstrecke auf sich nahmen. Verrückt war das schon, aber trotzdem irgendwie verständlich.
Paradoxes Fahrverhalten
Auch der Pfarrer, der für heute unser Gastgeber war, hatte ein recht paradoxes System, mit dem er zur Arbeit fuhr. Er und seine Frau wohnten in einem Innenhof, der sich direkt neben der Kirche befand. Theoretisch hätte sein Arbeitsweg damit also nur wenige Meter zu Fuß betragen dürfen. Doch er gehörte einer Pfarrgemeinschaft mit rund 10 verschiedenen Kirchen und vier Pfarrern an. Da nicht jeder so nahe an einer Kirche wohnte und da es Kirchen ganz ohne Pfarrhaus im Ort gab, hatte man hier ein Rotationssystem eingeführt, dass für alle möglich gerecht sein sollte.
Prinzipiell war dies natürlich eine gute Sache, doch es führte dazu, dass es häufig vorkam, dass unser Gastgeber am Morgen rund dreißig oder vierzig Kilometer mit dem Auto zu einer anderen Gemeinde fuhr. Nicht selten kam ihm dabei ein anderer Pfarrer entgegen, der gerade auf dem Weg zu der Kirche war, die sich nur 20 m neben diesem Pfarrhaus befand. Und hin und wieder war dieser andere Pfarrer jener, der genauso weit entfernt von der Kirche lebte, in der unser Gastgeber nun seinen Gottesdienst halten sollte.
Wanderparadies Vogtland
Bereits am Abend erzählte uns unser Gastgeber, dass er auch ein begeisterter Wanderer war, der nahezu jeden Winkel des Vogtlandes kannte, wie seine Westentasche. Er liebte das Wandern mit seinem Hund durchs Vogtland und war häufig viele Stunden in der Natur unterwegs. Dies war seine Art, um Energie zu tanken, um Abzuschalten und um mit sich und der Welt ins Reine zu kommen. In seinen Augen war das Vogtland das reinste Wanderparadies und auch wir bekamen bereits am nächsten Tag die Gelegenheit, das selber zu erleben.
Die schönsten Wanderwege im Vogtland
Als wir am Morgen nach dem Frühstück und dem Zusammenpacken noch einmal an der Wohnungstür des Pfarrerpaares klingelten, stand er bereits mit seinem Wanderstab bereit und wartete nur darauf, uns begleiten zu können. Wenn er schon einmal die Gelegenheit hatte anderen Wanderfreunden seine Heimat zu zeigen, dann wollte er sie sich nicht entgehen lassen.
So brachen wir gemeinsam auf und er zeigte uns die schönsten Wanderwege im Vogtland, die uns in Richtung Bayern führten. Mitunter ging es dabei ganz schön bergauf und bergab, doch die Ruhe und die Aussicht lohnten sich auf jeden Fall. Er zeigte uns den Vogtland Panoramaweg und führte uns bis an die tschechische Grenze heran. Von hier aus wanderten wir alleine weiter, wobei wir ein kleines Stück durch Tschechien wanderten, ehe wir unser Ziel in Bayern erreichten.
Der vogtländische Wanderverein
Etwa auf halber Strecke bevor sich unser Wanderführer von uns verabschiedete, trafen wir per Zufall auf einen älteren Herren, der uns sofort in ein Gespräch verwickelte. Wie sich herausstellte, was er mindestens genauso Wander verrückt wie unser Begleiter. Tatsächlich war er sogar vorsitzender des vogtländischen Wandervereins und damit zuständig die Wanderwege zu pflegen oder neue zu festzulegen. Begeistert erzählte er davon wie schön es war, um Plauen herumzuwandern. Auch das Wandern in Schöneck zur „Muldenquelle“ empfahl er uns, ebenso wie die Wanderwege um Oelsnitz und wie den Felsenweg im Vogtland. Leider konnten wir natürlich nicht all diese Wege ausprobieren, sondern mussten uns zumindest grob an unsere Richtungsvorgabe halten. Dennoch war es ein spannendes Gespräch und auch die Wanderkarte vom Vogtland, die er uns über sein Smartphone als PDF zeigte, war sehr aufschlussreich.
Unser Fazit
Das Wandern im Vogtland hat uns seit Tagen zum ersten Mal wieder richtig Freude bereitet, da es fast komplett ohne den üblichen Verkehrslärm und die damit verbundene Hektik auskam. Es gefiel uns sogar so gut, dass wir fast eineinhalb mal so weit wanderten, wie eigentlich nötig gewesen wäre, nur um noch ein paar besonders schöne Streckenabschnitte mitzunehmen. Auch das ist schon lange nicht mehr vorgekommen. Alles in allem können wir das Vogtland zum Wandern also sehr gut empfehlen und man könnte sogar sagen, dass es hier in der Region eine Art Geheimtipp ist. Vor allem der Grenzbereich zwischen Sachsen, Tschechien und Bayern, der besonders unberührt ist.
Die besten Wanderführer fürs Vogtland
Falls ihr auf den Geschmack gekommen seid und euch ebenfalls auf den Weg machen wollt, haben wir euch hier schon einmal ein paar empfehlenswerte Wanderführer für das Vogtland zusammengestellt.