Zwei Weltenbummler machen halt am Walensee
Zwei Weltenbummler machen halt am Walensee
Seit über drei Jahren sind sie zu Fuß in Europa unterwegs: Heiko Gärtner und Franz von Bujor. Die Abenteurer leben sehr sparsam und sammeln für soziale Projekte. Geld und Essen werden ihnen immer wieder zugesteckt, und die beiden schlafen, wo es sich gerade ergibt. Die Aussteiger haben auf ihrer knapp 20 000 Kilometer langen Reise viele spannende Geschichten erlebt.
VON CHRISTINE SCHIBSCHID
Sie wollten freier und weniger gebunden sein. Deshalb haben Heiko Gärtner und Franz von Bujor, 37 und 31 Jahre alt, ihre Sesshaftigkeit an den Nagel gehängt. Aus der bayerischen Oberpfalz machten sie sich am 1. Januar 2014 zu Fuß auf – in die weite Welt hinaus. Seitdem leben sie als Nomaden und Weltenbummler, wie sie sagen. «Irgendwann war der Leidensdruck so groß, dass ich dachte, ich muss sterben oder losgehen», erzählt Heiko Gärtner.
Dabei hatten die beiden zu Hause keine Schreibtischjobs: Franz von Bujor studierte Kulturpädagogik. Später arbeitete er unter anderem als Erlebnispädagoge und Survival-Guide. Gärtner war einst Versicherungsfachwirt, kehrte der Branche aber früh den Rücken und machte unter anderem Ausbildungen zum Nationalpark-Ranger, Höhlenretter und Wildnispädagogen. Er eröffnete eine Wildnisschule und eine Erlebnisakademie.
Kennengelernt haben sich die Abenteurer 2010, als sie bei einem Jugendcamp arbeiteten. «Ihr habt Traumjobs», hatten damals viele gesagt. Trotzdem zog es Gärtner und von Bujor in die Ferne.
Auf ihrer Reise kamen die Aussteiger kürzlich auch in Weesen vorbei. Sie wirkten fröhlich und ausgeglichen und sahen überraschenderweise aus, als würden sie öfter mal ein Badezimmer von innen sehen. Von Bujor war sogar frisch rasiert.
Fremde helfen den Wanderern
Die Weltenbummler treffen immer wieder auf Menschen, die sie unterstützen und ihnen Schlafplätze organisieren. In den vergangenen Jahren haben die Wanderer etwa in Museen, Schwimmbädern, dem Turm einer Burg, einem Schloss oder einem Schaufenster übernachtet.
In Weesen klopften sie bei Pfarrer Jörn Schlede an und kamen im Aufenthaltsraum unter der Zwingli Kirche unter. Es habe sich bewährt, den örtlichen Pfarrer aufzusuchen, erzählen die Abenteurer. Auf der Suche nach Unterkünften sei das in der Regel ihre erste Anlaufstelle, gefolgt von den Gemeindehäusern. Wenn es warm ist, kommen die Wanderer ohnehin alleine klar. «Im Sommer schlafen wir etwa 160 Nächte draußen», erzählt Gärtner.
«Skurrilster Übernachtungsort war eine Friedhofskapelle in Spanien», erinnern sich die beiden. Dort durften sie ihr Lager neben einer von Kerzen angeschienenen Jesus Statue aufschlagen. Weil die Atmosphäre irgendwie passte, sahen sie sich dann auf dem Laptop einen Horrorfilm an.
Ihr Gepäck ziehen die Aussteiger auf Anhängern hinter sich her. Unter anderem haben sie zwei Laptops, ein Solarsegel zur Stromerzeugung, Gel-Akkus und einen selbst entworfenen Benzin- und Gaskocher dabei. «Mit dem kann praktisch alles Brennbare verfeuert werden», sagt Gärtner mit einem Schmunzeln.
«Unsere Anhänger sind wie kleine Wohnungen eingerichtet», witzelt von Bujor. «Büro, Schlafzimmer und Badezimmer – es gibt lauter kleine Bereiche.» Die beiden haben 120 Kilo Gepäck dabei.
Der Weg ist das Ziel
Bei der Reise geht es nicht darum, möglichst schnell um die Welt zu kommen. «Es soll schön und gut machbar sein», sagt Gärtner. Im Winter sei es zum Beispiel sinnvoll, sich in Gebieten mit guter Infrastruktur aufzuhalten. «Rumänien, Bulgarien und die Ukraine sind dann eher ungünstig», ergänzt von Bujor.
Von der Schweiz wollen die Wanderer weiter nach Frankreich. Dort waren sie im Verlauf ihrer Reise schon. «Die Leute da sind enorm hilfsbereit», schwärmen die Abenteurer. Sie erinnern sich, wie alte Damen sie mit Süßspeisen verwöhnten, obwohl sie längst satt waren, oder wie eine Woche lang eine Familie die nächste anrief, um den beiden Schlafplätze zu organisieren. Eine ältere Dame gab den Weltenbummlern zudem Geld für eine Jugendherberge. «Sie hat sogar dort angerufen, um sicherzugehen, dass wir angekommen sind», erinnert sich Gärtner.
Auch in der Schweiz läuft es gut für die Aussteiger. «Besser als erwartet», so von Bujor. Manchmal hilft auch die Pressemappe weiter, mit der die Abenteurer Fremden ihr Wander- und Spendenprojekt vorstellen. Sponsoren spenden für jeden Kilometer, den das Duo zurücklegt. Das Geld fließt in soziale Projekte.
Im Alltag leben Heiko Gärtner und Franz von Bujor von dem, was ihnen zugesteckt wird. «Heute Morgen hat uns ein Pfarrer 30 Franken gegeben.» Damit hätten die beiden derzeit etwa 50 Franken in der Tasche.
Es ist nicht immer ein Spaziergang
Natürlich läuft es nicht immer rund. Schlecht erging es den Aussteigern etwa in der Nähe von Rom. Bei drei Grad schüttete es ohne Ende. Die Wanderer waren durchnässt und froren. Sie klingelten an rund 70 Türen und fragten, ob sie sich in eine Garage oder unter einen Dachvorsprung flüchten oder eine trockene Decke haben könnten.
«Keine Sau hat geholfen», erinnert sich Gärtner.
Da die beiden aber früher unter anderem Survivaltrainings anboten, wissen sie sich zu helfen. In einem Bushäuschen bauten sie mit Plane und Zelt einen winddichten Käfig und zogen alles an, was sie hatten. Zu essen gab es dann eine Suppe aus übrig gebliebenem Reis und Kräutern sowie halb verrotteten Zwiebeln von einem nahen Feld.
Alte Identität zurückgelassen
Franz von Bujor heißt eigentlich Tobias Krüger. Er hat sich aber umbenannt und entschieden, wie ein Mönch zu leben. Der 31-Jährige sieht sich in der Tradition von Franz von Assisi, der freiwillig in Armut lebte. Und er beteuert, er lebe ohne Geld. Gärtner dagegen ist gut versichert, besitzt zu Hause eine Wohnung, die er vermietet, und hat immer noch sein Unternehmen. «Da kümmern sich 14 Leute drum», erzählt er.
Seit Jahren befassen sich die beiden Weltenbummler auch mit dem Thema Naturmedizin. Sie haben zusammen gar ein Buch darüber geschrieben. Unterwegs wollen sie Neues lernen und Wissen weitergeben.
Inzwischen haben die Aussteiger knapp 20 000 Kilometer zurückgelegt und fast 30 Staaten bereist. Am Ziel sind die Abenteurer noch lange nicht. «Das Ende ist offen», sagen sie. In einigen Monaten will sich Gärtners Freundin den Wanderern anschließen. In zwei Jahren wollen sie dann zu dritt mit dem Schiff eines Sponsoren nach Amerika übersetzen.
Reisen und gleichzeitig Gutes tun
Heiko Gärtner und Franz von Bujor wollen ihre Tour zum «längsten Charity-Walk der Welt» machen. Sie sammeln Geld für soziale Projekte und werden dabei von 70 Sponsoren unterstützt. Für jeden zurückgelegten Kilometer geben die Sponsoren Geld. Zum Beispiel engagieren sich die Wanderer gegen Wüstenausbreitung und für die Rechte von Naturvölkern. Insgesamt haben sie schon fast 56 000 Euro gesammelt. Auch über ihre Internetseite sammeln sie Spenden. Die Wanderer verstehen sich auch als Naturheiler. Sie sammeln Wissen über Naturmedizin, Heilung, gesunde Ernährung und das Leben im Einklang mit der Natur und wollen Menschen mit dem bereichern, was sie ihnen geben können.
Interessantes für Weltenbummler:
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