Wie ein Roboter

von Heiko Gärtner
27.09.2016 21:58 Uhr

Warum ist es mir so wichtig, alle zu nerven? Warum habe ich so eine Angst davor, etwas zu fühlen? Warum wird mein Gesicht immer wieder zu dieser unausstehlichen Fratze? Warum weigere ich mich zu lernen? Warum kommen bei mir eher Selbstmordgedanken als Lösungsgedanken? Warum nehme ich mich selbst nicht ernst? Warum habe ich das Gefühl, dass mein Gegner immer Gewinnt? Warum bin ich ein Robotter, der nur nach einem Lochkartensystem funktioniert, aber nicht selbst denkt? Obwohl er eigentlich selbst denken kann! Warum ist es mir so wichtig, dass ich mich nicht verändere, sondern immer der gleiche Depp bleibe? Warum bin ich immer gegen alles und glaube, ständig kämpfen zu müssen? Warum will ich Anerkennung erhalten, indem ich ein nerviges Arschloch bin? Diese Fragen kamen heute während der Wanderung auf. Warum? Weil ich es mal wieder geschfft hatte, eine einfache Situation so zu lösen, dass sie für alle nervig und unerträglich wurde. Dabei hatte ich dieses Mal sogar das Gefühl, nach einem Impuls der Aufmerksamkeit zu handeln und war für einige Sekunden stolz auf mich, endlich einmal etwas richtig gemacht zu haben.

Kurz bevor wir eine Autobahn erreichten, die wir queren mussten, fiel mir auf, dass meine Räder ungewöhnlich stark wackelten. Früher hätte ich den Impuls verspürt, dies zu ignorieren, weil ich nicht wahr haben wollte, dass an meinem Wagen etwas nicht in Ordnung sein könnte und daher meine Aufmerksamkeit braucht. Dieses Mal aber dachte ich mir: "Nein! Du spürst dass da ein Problem ist, also gehst du es gleich an!" Bis hier hin mochte es wohl auch eine gute Idee gewesen sein, doch dann verfiel ich zurück in meinen gewohnten Robotter-Modus. Ohne nachzudenken schraubte ich die Steckachsen lose und drückte sie fester in ihre Befestigung. Nicht eine Sekunde dachte ich dabei an meine Bremse, die gerade so eingestellt war, dass sie nicht klapperte. Die kleine Veränderung an der Achse machte diesen Erfolg wieder zunichte und sofort beim ersten Schritt klappterte sie wie der Teufel. So konnten wir es nicht lassen. Also hielten wir an, stellten die Wagen ab und ich versuchte den Fehler zu korrigieren. Intelligenter Weise hatte ich mich jedoch nicht gemerkt, in welcher Position die Achse ursprünglich gewesen war. Nun war es also ein Blindflug und genau so viel Erfolg hatte er auch. Die Bremse klapperte weiterhin und das änderte sich auch nach dem zweiten, dritten und vierten Mal Korrigieren nicht. Anders war es jedoch mit Heikos Geduld. Eine Korrektur war in Ordnung, aber nun war ich bereits fast eine halbe Stunde dabei, an meinem Wagen herumzupfuschen, ohne dass ich zu einem Ergebnis kam. Dabei standen wir bereits die ganze Zeit im Einzugsbereich des Autobahnlärms und nun sah es auch noch so aus, als müsste Heiko sich einen weiteren Nachmitag das permanente Geklapper meines Wagens anhören. Wie konnte es sein, dass ich ihm einfach mit allem, was ich tat, nerven kostete? Doch mein handwerkliches Ungeschick war nicht das eigentlich schlimme. Viel schlimmer war, dass mein Gesicht nun wieder zu der ekelhaften Maske des Verstandesgegners erstarrt war. Eine Maske, die ihn provozierend anschaute und sagte: "Schlag mich doch wenn du willst, du kannst mir eh nichts! Ich stehe über allem!" Es war eine Mischun aus Arroganz und Selbstmitleid, die mir aus dem Gesicht sprach und die einfach jeden Menschen, der sie sah zur Weißglut bringen musste. Auch ich selbst ekelte mich in diesem Moment vor meinem eigenen Gesichtsausdruck und hätte es mir am liebsten von den Wangenknochen gerissen, aber ich konnte es nicht verändern. Es war da und ich verstand nicht warum.

Die kommenden Kilometer in denen wir schweigend nebeneinander herliefen, verbrachte ich wieder einmal damit, mich selbst zu verurteilen. Für mich war klar, dass ich es niemals schaffen würde, mich zu ändern. Ich war einfach nicht lernfähig. Ich machte immer wieder die gleichen Fehler, egal wie oft ich verstan, dass ich mir damit selbst das Leben schwer machte. Wieder war es die Stimme meines Gegners, die in mir sprach: "Gib einfach auf! Du kannst es eh nicht! Du hast dich bei dem Versuch, dich zu wandelnd so tief in deinen eigenen Ängsten verstrickt, dass du nun keinen Milimeter mehr vor oder zurück kannst. Lass doch endlich einmal Heiko in Ruhe und hör auf, ihn wie einen Parasiten auszusaugen. Geh auf einen einsamen Berg, zieh irgendwo in den Dschungel, oder noch besser, bring dich einfach um! Du lebst doch ohnehin nicht, also bereite diesem Trauerspiel doch endlich einmal ein Ende!" Nun tauchte eine zweite Stimme in mir auf, die meinen Verstand anfuhr und sagte: "Bist du eigentlich vollkommen bescheuert? Wie kann es sein, dass du bei jeder kleinen Panne immer erst einmal an Selbstmord denkst, anstatt an eine Lösung? Du machst dir keinerlei Gedanken darüber, wie du ins Lernen kommen kannst, wie du die Ängste auflöst, wie du ein fühlender, aufmerksamer und lernbegeisterter Mensch wirst. Du siehst nur, dass du ein Zombie bist, merkst, dass es nicht so einfach ins Leben zu kommen und denkst immer sofort an Aufgeben. Dein ganzes Leben ist eine Flucht. Sobald irgendetwas schwierig wird, ziehst zu den Schwanz ein und memmst rum, dass du zu dumm, zu blöd oder zu schwach bist. Wer soll dir diese Scheiße glauben? Du erschaffst dir die Welt und du erschaffst auch deine Probleme, an denen du wachsen kannst. Es geht nicht darum, dass du sie nicht lösen kannst, sondern dass du keinen Mut hast, es auch nur zu versuchen!" Kurz darauf reflektierten Heiko und ich die Situation noch einmal etwas tiefgehender. Oder besser gesagt, Heiko reflektierte die Situation und ich hörte erst einmal zu und spürte, wie seine Worte in mir anschlugen. Es dauerte noch eine Weile, bis ich selbst etwas sagen konnte. Die Situation mit der Klapperbremse war eine typische Stellvertretersituation, wie ich sie ständig provozierte. Das Problem lag nicht darin, dass ich etwas falsch machte, sondern darin, dass ich grundsätzlich handelte, ohne dabei zu denken. Ich war schon wieder in dem alten Prinzip des Funktionierens angekommen. Doch zum ersten Mal verstand ich nun überhaupt, was dies bedeutete. Bislang war es immer ein vages Konzept gewesen. Irgendwie wollte ich versuchen, ins Leben zu kommen und nach meinem Gefühl zu handeln. Ich wollte Dinge tun, weil ich sie tun wollte und nicht, weil ich glaubte, sie tun zu müssen. Funktionieren war für micht ein Arbeiten nach Pflichtbewusstsein, bei dem es einfach nur darum ging, sachen abzuhaken. Doch worin bestand nun der Unterschied zwischen diesem Funktionieren für andere und einem echten Erschaffen, bei dem ich effektiv und produktiv arbeitete? In der theorie klang das einleuchtend aber in der Praxis spürte ich einfach keinen Unterschied. Erst jetzt wurde mir klar, was das Funktionieren wirklich bedeutete. Es war, als wäre ich ein Computer, oder noch treffender ein Lochkartenautomat, der fest vorprogammierte Bewegungsabläufe hatte, die er immer nach dem selben Muster ausführte. Ich lebte mein Leben wie eine Produktionsstraße in einer Autofabrik. Wenn der Impuls kam, ein Blech zu stanzen, dann wurde dieses Blech gestanzt, vollkommen gleich, wann, wo, warum und unter welchen Umständen. Wenn ein kleiner Vogel auf dem Blech saß, dann wurde er eben mitgestanzt, weil das Muster so programmiert war, dass es keine individuellen Änderungen geben konnte. Ich hatte keinen Plan, nach dem ich etwas erledigte, verschaffte mir keine Übersicht über den Ist-Zustand und machte weder Beobachtungen noch Einschätzungen von dem, was vor mir lag. Es gab einen Handlungsimpuls, der wie eine Lochkarte ein bestimmtes Verhaltensmuster auslöste und dieses Muster wurde dann ausgeführt, ob es nun passte oder nicht. Mein Standartverhalten war also das eines Resusaffen, der stur den Anweisungen folgte, die man ihm gab. Und wenn ich auf meinen Verstand hörte, dann war mir auch genau das das liebst. Ich wollte am liebsten Anweisungen haben, die zu 100% klar waren und denen ich nur noch blind folgen musste, so dass ich nichts falsch machen konnte. Ideal waren also Deppenjobs, wie beispielsweise das Einstellen der Berichte, bei denen immer wieder der gleiche Handlungsablauf ausgeführt werden musste. Selbst wenn ich nach Essen oder Schlafplätzen frage, hatte ich meist ein genaues Schema, nach dem dies ablief und wenn mir jemand dazwischen funkte geriet ich immer wieder aus dem Konzept. Es ging also nicht nur darum, dass ich tat, was andere von mir wollten, es ging darum, dass ich vollkommen auf Autopilot lief und meine Handlungen ausführte, ohne dabei mein Gehirn zu benutzen. Jetzt war natürlich auch klar, warum ich bei unserem Buch immer wieder gescheitert war. Ich hatte eine Lochkarte mit einem Programm haben wollen, dass ich dann in Form des Textes abspielen konnte. Aber das gab es nicht. Hier ging es darum, eigene Schlüsse zu ziehen, die vorhandenen Informationen auf ihre Kernessenzen herunterzubrechen und so miteinander zu verknüpfen, dass etwas neues, größeres daraus entstand. Es ging darum, eins und eins zusammenzuzählen und das konnte ich nicht. Die Frage war nur: "Warum konnte ich es nicht?" Logisches Denken lag mir an sich ja nicht fern und es gab viele Bereich in denen ich Rückschlüsse ziehen konnte. Warum also wollte es mir in Bezug auf mein eigenes Leben nicht gelingen?

"Wenn ein Chirurg eine Herz-OP durchführt," begann Heiko mit einem Sinnbild, "dann hat er mehrere Möglichkeiten, wie es dies lösen kann. Er kann das Herz mit einer Kunsthaut flicken oder er kann das vorhandene Gewebe zusammennähen, wodurch das Herz jedoch kleiner wird. Wie entscheidet er sich nun? Und warum?" Ich überlegte einen Moment: "Er entscheidet nach seinem Gefühl. Nach dem, was er beobachtet, wie er die Situation einschätzt und was er daraufhin für das erfolgsversprechendste hält!" "Ganz genau!" antwortete Heiko. "Und hier liegt dein Problem: Du fühlst einfach nichts. Du hast keine Ahnung, was das Erfolgsversprechendste ist. Wie willst du ein Gefühl für die Dinge bekommen, wenn du selbst überhaupt keine Gefühle hast. Oder viel mehr, wenn du keine Gefühle zulässt. Sei Mal ehrlich, wann hast du das letzte Mal wirklich ein Gefühl zugelassen? Ich meine, du hattest vor zwei Tagen die Karzer-Aufgabe, viereinhalb Stunden lang einfach nur dazustehen und die Fresse zu halten und trotzdem ist noch immer kein Gefühl in dir aufgekommen! Das ist der Wahnsinn! Ich weiß nicht wie du das machst! Das einzige Wenn du ins fühlen kommst ist, wenn du Dresche bekommst. Die Frage ist nur, wie viel du davon brauchst, dass dein Verstand endlich einmal aufhört, alles abzublocken! Das ist es auch, was mich so wütend macht, wo ich das Gefühl habe, ich müsste von morgens bis abends auf die einprügeln. Nicht weil du lauter nervige Fehler machst. Darum geht es nicht. Sondern wegen dieser Fratze! Warum kann dein Gesicht so hähmich und arrogant dreinblicken, wenn du gerade zusammengeschissen wirst? Weil du Gefühlsmäßig tot bist. Weil dein Verstand sagst, du kannst mir eh nichts, denn ich fühle ja nichts. Wie willst du zu jemandem vordringen, der nichts fühlt? Füge einem Skelett Schmerzen zu! Das geht nicht! Du bist wie einer der Menschen, die diese Nervenblockade haben, so dass sie keinen Schmerz spüren können. Sie können alles machen, sogar ihre Hand auf eine glühende Herdplatte legen, ohne dass sie dabei Schmerz spüren. Aber glaubst du wirklich, dass es sie nicht verletzt, nur weil sie den Schmerz nicht spüren?" "Nein", sagte ich. "Nein!" widerholte er mit Nachdruck, "Natürlich nicht. Sie verbrennen sich die Finger, bis sie nur noch Stümpfe haben und schädigen sich ohne Ende, aber trotzdem machen sie immer weiter, weil sie die Verletzung nicht wahrnehmen. Und genau so ist es auch bei dir, nur auf der Gefühlsebene. Du wirst permanent verletzt und bist längst ein emotionaler Krüppel! Aber du merkst es nicht, weil du einfach nichts fühlst! "Aber warum blocke ich meine Gefühle denn so immens ab?" fragte ich verzweifelt. "Weil du ein Schisser bist!" antwortete Heiko, "Weil du Angst vor deinen Gefühlen hast. Weil du genau weißt, was auf dich zukommt, wenn du sie zulässt. Überleg die mal, du hast jetzt den Kontakt zu all deinen Freunden, deiner Familie und deinen Verwandten abgebrochen. Du hast ihnen dein komplettes Seelenleben geschildert und es kam nicht einmal ein "Fick dich!" zurück. Nichts! Kein Abschied, kein gar nichts, außer von einer einzigen Person und von einer weiteren anonym über den Blog. Und trotzdem kommt in dir kein Gefühl dazu auf? Das kann nicht sein, Franz! Du bist scheiße traurig darüber und wütend und was weiß ich nicht alles! Aber du lässt es nicht zu! Du willst das alles nicht spüren! Du willst ein Zombie sein, weil du Angst davor hast, zu fühlen wie viel Schmerz zu in dir trägst!"

Mit einem Mal wurde mir bewusst, wie sehr ich mich noch immer vor allem versteckte. Von Anfang an hatte ich gespürt, dass die eingeführten Sanktionen heilsam waren und vieles Lösten, was in mir festsaß. Aber mit jedem Mal hatte ich auch mehr Angst davor bekommen. Nicht nur vor dem Schmwerz, sondern auch vor den damit verbundenen Gefühlen. Ich war schon wieder dabei, mich davor zu drücken. Mein Verstand und meine Ängste übernahmen schon wieder die Oberhand. Ich liebte den Schmerz nicht, der mich heilte und der meine Gefühle aus der Verbannung ins Licht holte. Ich fürchtete ihn und ich wollte ihn so gut wie möglich umgehen. Ich versuchte ganz bewusst ins Schludern zu kommen, damit für die Sanktionen kein Platz mehr war. Ich nahm wieder einmal alles nicht ernst. Ich nahm mich nicht ernst. Ich wollte mich ernst nehmen, aber ich tat es nicht. Ich versuchte, mich permanent selbst zu verarschen, um mich meinen Ängsten nicht stellen zu müssen. Als Heiko gestern Abend mit seinen Eltern telefoniert hatte, war die Frage aufgekommen, ob die Sanktionen wirklich sein mussten und ob es nötig war, dass sie so hart ausfielen. Die Antwort lautet ganz klar "Ja!" ich brauchte sie! Ich brauchte sogar noch viel härtere Sanktionen. Mein Verstand war immer zur Stelle, wenn es darum ging, sich aus der Affäre zu ziehen und doch nicht ins Lernen zu kommen. Solange er damit durchkam würde ich weiterhin auf der Stelle treten. Lernen war für mich kein Wachstum, keine Entwicklung, ein Fortschritt. Lernen bedeutete für mich, ein weiteres Programm in mein System aufzunehmen, nachdem ich dann wieder im Automatikmodus als Robotter funktionieren konnte. Das Grundprinzip passte also einfach nicht und solange dies so war, musste ich auf der Stelle treten. Irgendwann musste ich verstehen, dass es ernst war, dass mein Leben etwas war, das ernst genommen werden wollte. Und dies funktioniert nur, wenn der Leidensdruck so hoch ist, dass meine Angsthasenstrategie schwieriger wird, als der weg ins Lernen. Denn zurzeit war ich noch wie ein Hypochonder, der seine Schwächen streichelte, um Anerkennung zu bekommen. Ich machte es nicht bewusst, aber unbewusst stellte ich mich absichtlich blöd, damit man mir zu Hilfe kam und sich um mich kümmerte. Je mehr ich mich von meiner Familie löste, desto schlimmer wurde es, da ich nun die alte Verbindung kappte, das Abhängigkeitsgefühl jedoch nicht loslassen konnte. "Ohne die Liebe und Anerkennung meiner Eltern, Freunde und Familie kann ich nicht überleben!" dachte es in mir. "Wenn diese nun weg fällt, muss ich sie mir auf anderem Wege besorgen, in dem ich unbewusst alles daran setze, von meiner Umgebung und damit natürlich vor allem von Heiko, als kleines Kind angesehen zu werden, das adoptiert und umsorgt werden muss, weil es alleine nicht zurecht kommt. Wenn ich es schaffe, ein kompletter Volldepp zu sein, um den man sich immer kümmern muss, dann ist das Gefühl wieder wie zu Hause zu der Zeit, in der ich noch ein kleines Kind war. Also ist alles wieder in Ordnung und ich brauche keine Angst mehr um meine Existenz zu haben!" WACH AUF DU SCHEISSKERL!!! So funktioniert das nicht! Merkst du nicht, dass du damit nur jeden Menschen aus deinem Leben vertreibst? Du machst dir selbst das Leben zur Hölle und saugst dabei alle anderen aus, so dass niemand mehr gerne bei dir sein kann. Wie will das funktionieren? Es gibt nur einen Weg, und der lautet, ins Fühlen kommen, egal wie schmerzhaft das auch sein mag und egal wie hart die Sanktionen dafür sein müssten, damit die Blockade der Angst durchbrochen werden kann.

 

12.09.2016

Um kurz vor halb neun wurden wir von Hanna, unserer Gastgeberin und ihrem Mann zum Frühstück eingeladen. Eine knappe Stunde saßen wir in ihrem Wohnzummer zusammen und Hanna stellte allerlei Fragen zu unserer Motivation, der Reise und unserem Leben an sich. Dann machte sie uns eine Tüte mit Gemüse aus dem Garten und - wie in diesem Land üblich - voll mit Süßigkeiten.

Die Strecke heute war nicht ganz so schön wie an den letzten Tagen, denn wir erreichten nun den äußeren Kreis der stadt Prüm. Die Nähe der Großstadt sorgte dafür, dass selbst die kleinen Nebenstraßen, die für die Fernfahrradwege auserkoren worden waren von Verkehr überhäuft wurden. Dann folgte die Unterquerung der Autobahn und schließlich reihten sich mehrere Hauptstraßen aneinander, auf denen es zuging wie in einem Ameisenhaufen. Bei alledem wurden wir wieder einmal von der Sonne geröstet wie zwei Scheiben Toastbrot in einem Sandwitch-Maker. Trotzdem gelang es uns schließlich, ein ruhiges und sogar einigermaßen kühlel Plätzchen aufzutreiben. Dieses Mal war es wieder das Rathaus, das uns weiter brachte. Zunächst versuchte ich mit zwei Damen aus dem Sekretariat zu sprechen, die mich erst einmal warten ließen und mir dann versicherten, dass es hier keinen Platz für uns gab. Dann aber kam ein gemütlicher dicker Mann und meinte: "Schlafen? Kein Problem!" Er führte uns in ein Gebäude, das dem Rathaus gegenüber lag. Von 18:30 bis 19:30 fand hier ein Yoga-Kurs statt, ansonsten waren wir für uns und ungestört.

Spruch des Tages: Geine Gefühle sind auch keine Lösung

Höhenmeter: 20 m Tagesetappe: 13 km Gesamtstrecke: 18.222,27 km Wetter: sonnig und warm Etappenziel: Umkleideraum des Sporthofes, Zwentendorf an der Donau, Österreich

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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