Auf dem Kreuzweg - Eine neue Etappe unserer Glaubensreise
Die Weltreise geht weiter
Unsere Wanderung ging genauso weiter, wie sie vor drei Wochen unterbrochen wurde. Es war fast, als hätten wir unsere Pause mit Heimaturlaub gar nicht gemacht.
In der Nacht vor unserem Aufbruch hatte es erneut geschneit. Damit war der Schnee nun wieder genauso hoch, wie bei unserer letzten Etappe von Altdorf nach Hause.
Der Weg bis Neumarkt, jener Stadt, in der wir beide viele Jahre lang gewohnt hatten, wurde fast zur Tortur. Fast die gesamten zehn Kilometer von Heikos Elternhaus bis zur Stadtgrenze mussten wir unsere Wagen durch gute 15 cm dick verbackenen Schnee schleifen. Am Ende waren wir so durchgeschwitzt, dass wir ihn rein durch unsere Wärmeausdünstungen fast geschmolzen hätten. Doch das war noch nichts gegen das, was uns am nächsten Tag erwarten sollte.
Eine Reise in die Vergangenheit
Zunächst aber nutzten wir die Gelegenheit, um nach vier Jahren noch einmal einen Rundgang durch die alte Heimat zu machen. Uns fiel auf, dass wir in all den Jahren niemals die Kirchen besichtigt hatten. Überall in Europa hatten wir uns nahezu jede Kirche in jeder Stadt auf unserem Weg angeschaut, doch hier zu Hause kannten wir sie nicht. Dabei waren sie durchaus sehenswert.
Ebenso fiel uns aber auch auf, dass die große, ausladende Fußgängerzone in der man so schön in Ruhe hatte bummeln und spazieren gehen, gar nicht existierte. Gerade einmal hundert Meter im Zentrum waren verkehrsberuhigt und auch hier durften noch immer die Busse durchfahren. Ruhe gab es hier definitiv nirgendwo. Selbst der Park, in dem wir so oft gepicknickt hatten, lag direkt neben einer Hauptstraße. Langsam leuchtete uns ein, warum all die vielen Menschen an so unmöglichen Orten leben konnten, ohne dass es sie bewusst störte. Wenn man länger an einem Ort blieb, dann blendete man all diese Dinge mit der Zeit aus. Und darin waren wir sogar so gut, dass wir uns in unserer Erinnerung eine Stadt erschaffen haben, die gar nicht existierte.
Auf dem Kreuzweg
Am Abend kam Shania noch einmal vorbei, um uns zu besuchen und um uns am nächsten Morgen auf unserer Wanderung zu begleiten. Diese führte uns zunächst fast unmittelbar an Heikos alter Wohnung vorbei und dann hinauf zum Höhenberg. Dort hatten wir früher einen Großteil unserer Seminare für unsere Wildnisschule abgehalten. Was wir jedoch nicht mehr bedacht hatten war, dass der Aufstieg zum Höhenberg durchaus nicht ohne ist. Der kleine Ort hat seinen Namen nicht ohne Grund bekommen. Und da wir die inzwischen viel befahrene Straße ebenso vermeiden wollten, wie die verschneiten Waldwege, blieb uns letztlich nichts anderes übrig, als den Kreuzweg hoch zur Kapelle zu nehmen. Ein Weg, der aus gefühlten zehntausend Stufen bestand.
Heiko hatte das Glück, dass Shania dabei war und ihm beim Ziehen des Wagens kräftig unterstützen konnte. Shania wiederum hatte das Pech, dass sie beim Aufstieg einen halben Pilgerwagen hinter sich herziehen musste. Ohne ein fünfjähriges Training brachte sie das ganz schön aus der Puste. Sie wirkte aber noch immer wie nach einem einwöchigen Wellnessurlaub im Vergleich zu mir, als ich den Gipfel erreichte.
Langsam verstand ich ein bisschen, wie sich Jesus gefühlt haben musste, als er gezwungen wurde, sein Kreuz durch die halbe Stadt zu tragen. Und mein Wagen hatte immerhin Räder!
Dafür wurden wir im Anschluss aber mit einer wunderschönen Wanderung durch das Längenbachtal belohnt, das im Schnee nun sogar noch verzauberter aussah, als ohnehin schon.