Unterhaltung auf dem Smartphone bei der Wanderung

von Heiko Gärtner
25.06.2018 07:15 Uhr

Ehe wir uns versahen, waren wir also wieder in Deutschland unterwegs. Auch hier merkte man den Einfluss des Ruhrgebiets noch immer sehr stark, der einen nahezu nie enden wollenden Verkehrsfluss mit sich brachte. Doch anders als in Holland wurde hier alles wieder etwas offener und freier. Von einem permanenten, dumpfen Hintergrundrauschen der vielen Straßen, die sich in jeder Richtung um uns herum befanden, einmal abgesehen, ließ es sich wieder recht gut Wandern. Vor allem, da es nun wieder Wege gab, die rein den Fußgängern, Radfahrern und Landwirten vorenthalten waren. Es war durchaus erstaunlich, wie gut ausgebaut die Wanderwege in Deutschland sind, wenn man sie mit denen in vielen anderen Ländern vergleicht. Wenn wir bei uns irgendwo eine Gegend haben, die auch nur einigermaßen schön ist, dann haben wir dort auch schöne Wanderwege, die für Einsteiger oder erfahrene Wanderer geeignet sind. Vor allem aber haben wir zusammenhängende Wanderwegsysteme, die einem auch das Langzeitwandern ermöglichen. Kleine Rundtouren findet man eigentlich überall, aber wirkliche Wege, auf denen man mehrere Tage unterwegs sein kann, sind doch erstaunlich selten. Abgesehen von den Jakobswegen natürlich. Einige Beispiele für solche Wege in Deutschland sind der Goldsteig zwischen dem Oberpfälzer und dem Bayerischen Wald, der Heidschnuckenweg in der Lüneburger Heide oder der Hexenstieg im Harz.

Eine Pause im Grünen mit dem Smartphone

Eine Pause im Grünen mit dem Smartphone

Eine gute Stunde hinter der Grenze erreichten wir einen kleinen Rastplatz mit ein paar Bänken, die uns zu einem Picknick einluden. Kurz darauf kam ein junger, holländischer Mann, der ebenfalls wanderte. Er nahm seine beiden Kopfhörer aus den Ohren und fragte, ob er sich setzen dürfe. Wir hatten nichts dagegen und so kamen wir kurz darauf ins Gespräch. Heiko fragte ihn, warum er die Ohrenstöpsel mit der lauten Musik trug, da er ja so überhaupt nichts von seiner Umgebung mitbekam.

Mit dem Smartphone auf Reisen

„Ich wandere sehr gerne“, meinte er, „aber zum einen geht mir nach einiger Zeit immer das viele Verkehrsrauschen auf die Nerven und zum anderen finde ich es wichtig, irgendwas dabei zu haben, das mir noch ein bisschen Abwechslung bringt. Wie gesagt, wandern ist toll, aber es wird auch manchmal etwas langweilig. Ich finde, so ein Smartphone ist eine ziemlich geniale Erfindung und ein geeigneter Begleiter, denn schließlich hilft es bei der Navigation und sorgt für Abwechslung in den Pausen.“

„Mh“ dachten wir, das ist nicht ganz die Art und Weise, wie wir unterwegs sein wollten, aber es interessierte uns trotzdem, was der Mann zu sagen hatte. Vor allem, weil er echt begeistert schien. Er erinnerte uns ein bisschen an das französische Pärchen, das wir am Anfang unserer Reise getroffen hatten und das vollkommen in der digitalen Welt von Mindcraft aufgegangen war.

Heute kann man mit dem Smartphone bereits brilliante Fotos machen

Heute kann man mit dem Smartphone bereits brilliante Fotos machen

Kleine Spiele für unterwegs

„Schaut her!“, fuhr der Holländer fort und hielt uns sein Smartphone hin. Wenn man mobiles Internet hat, kann man sogar von hier aus einfach im App Store von Apple, bei Google Play oder auf den entsprechenden Plattformen für andere Betriebssysteme viele spannende Spiele runterladen. Da ist auf jeden Fall für jeden Geschmack etwas dabei, vom kleinen Jump & Run im klassischen Design bis zum modernen Rollenspiel. Und wenn einem nicht gefällt, löscht man es einfach wieder. Für viele Spiele ist zwar eine Internetverbindung notwendig, aber das in unseren Breiten sogar auf Wanderwegen inmitten der Natur heute in den meisten Fällen kein Problem mehr. Ich schau immer mal bei Computerzeitungen und Onlinemagazinen wie www.Computerbild.de rein, wo die besten Spiele für die verschiedenen Betriebssysteme, vor allem natürlich Android und iOS, vorgestellt werden. Es ist schon klasse, was es da heute alles gibt und was man so entdecken kann, wenn man sich nur ein bisschen inspirieren lässt. Manchmal entdecke ich sogar Sachen, mit denen ich mich Monate lang beschäftigen kann, auch noch von zu Hause aus.“

Auch als Radioersatz ist das Smartphone beliebt.

Auch als Radioersatz ist das Smartphone beliebt.

Glücksspiele von unterwegs

„Das beste aber ist,“ fuhr er dann fort. Dass man damit sogar online Geld verdienen kann, weil es auch einige echt gute Glücksspiele gibt. In den letzten Jahren haben sich immer mehr Online Casinos etabliert, wo Kunden in der Regel auch Einsätze per Smartphone platzieren können. Schaut, man kann hier beispielsweise am Spielautomaten zocken oder an Tischspielen wie Roulette oder Blackjack teilnehmen – all das und vieles mehr ist im Online Casino zu finden“.

„Ok, jetzt übertreibst du es aber ein bisschen!“ Meinte Heiko, „du willst uns doch nicht allen ernstes verkaufen, dass es sinnvoll ist, seine Pausenzeiten mit Glücksspielen zu verschwenden?“

Dank Offlinekarten und Navigationssystemen helfen die Smartphones auch bei der Orientierung

Dank Offlinekarten und Navigationssystemen helfen die Smartphones auch bei der Orientierung

„Ja, ich weiß, das klingt erst einmal komisch!“ gab er zurück, „aber es ist nicht so gefährlich wie man denkt. Schaut, man kann die ganzen Spiele hier erst einmal vollkommen ohne Risiko mit einem virtuellen Guthaben testen. Man muss also nicht einmal Geld investieren, nur wenn man eben etwas gewinnen möchte. Und selbst da gibt es noch Tricks, wie man sein Risiko verkleinern kann. Man kann sein Guthaben nämlich einfach mit Boni ergänzen, ohne etwas einzahlen zu müssen, wenn man entweder selber Neukunde ist und an Aktionen teilnimmt oder wenn man andere Kunden wirbt. Wartet, hier zeige ich euch die Übersichtstafel. Da werden die besten Aktionen von Online Casinos zusammengefasst, zudem finden Besucher der Website eine ganze Reihe von Informationen rund um Glücksspiele im Internet und die Möglichkeiten, die Fans solcher Spiele selbst von unterwegs aus nutzen können.“

„Aha!“, sagte Heiko, lehnte sich zurück und verschränkte die Arme, „so läuft der Hase also! Du willst uns anwerben und bekommst dann einen Bonus! Ja, nicht schlecht der Versuch, aber nein Danke!“

„Vielleicht ein bisschen!“, gab der Fremde zu, und betonte: „Aber in erster Linie finde ich es wirklich cool! Und ihr müsst zugeben, dass diese Smartphones wirklich praktische Begleiter auf dem Weg sind, auch einmal ganz abgesehen von Onlinecasinos und anderen Spielereien!“

Lade dazu einfach dein Lieblingsbild hoch, passe das Design, die Farben und den individuellen Look an und fertig ist deine persönliche Handyhülle.

Heute kommunizieren wir bereits mehr über das Smartphone miteinander als direkt – selbst wenn wir uns physisch nahe sind.

Das mussten wir wirklich, denn immerhin war unser Handy seit Beginn unserer Reise immer auch unser Navigationsgerät gewesen, mit dem wir uns nun schon seit rund 27.000 km auf dieser Welt zurechtfinden. Und was das anbelangt, sind wir inzwischen wirklich auf eine App gestoßen, die wir absolut empfehlen können. Sie heißt maps.me ist kostenlos, bietet die Möglichkeit, zuverlässiges Offlinekartenmaterial für die ganze Welt herunterzuladen, so dass man auch ohne Internet immer seinen Weg findet. Vor allem in großen Städten sind wir jedes Mal dankbar, weil in den Karten zumeist auch alle Schleichwege eingezeichnet sind, mit denen man dem Verkehr und dem sonstigen Trubel ausweichen kann.

Auch modernen Smartphones kann man ein individuelles Aussehen verleihen.

Längst schon ist in unseren Tablets, Computern und Smartphones eine eigene Welt entstanden.

Außerdem war unser Handy natürlich auch unsere E-Book-Bibliothek. Auch hier musste man sagen, dass einem die moderne Technik ganz hervorragend unter die Arme greift, denn ohne die Möglichkeit Bücher digital zu lesen, hätten wir unmöglich unsere ganze Bibliothek von zu Hause mit mehreren hundert Büchern mitnehmen können.

Und dann hatte es uns auch noch als Kamera immer wieder gute Dienste geleistet. Nicht als echte Alternative zu einer wirklichen Kamera, aber als Notfallgerät in Ausnahmesituationen, in denen man sonst gar keine Bilder oder Filmaufnahmen machen konnte. Was dies anbelangte hatte der Mann also nicht ganz Unrecht.

Sehen wir die Welt am Ende nur noch durch unser Smartphone?

Sehen wir die Welt am Ende nur noch durch unser Smartphone?

Wir plauderten noch eine Weile über andere Dinge und gingen dann wieder jeder seiner Wege.

„Was sagst du denn zu der Begegnung?“, fragte mich Heiko als wir wieder zu zweit weiter wanderten.

„Heftig!“, antwortete ich, „Ich habe mich immer gefragt, wie das mit der Spielsucht kommt und wie so viele Menschen spielsüchtig werden können, obwohl doch jeder weiß, dass es ein Blödsinn ist. Aber langsam fange ich an, das zu verstehen. Es ist wie mit allem ein Hineingleiten in die Sucht.“

Spruch des Tages: There´s a World outside your phone.   Höhenmeter 160 m / 60 m / 180 m / 190 m Tagesetappe: 17 km / 15 km / 25 km / 31 km Gesamtstrecke: 28.971,27 km Wetter: Heiter bis Wolkig, Temperaturen um null Grad, Land ist weitgehend mit Schnee bedeckt. Etappenziel Tag 1548: Gemeindehaus der Kirche, Laxå, Schweden Etappenziel Tag 1549: Gemeindehaus der Kirche, Hasselfors, Schweden Etappenziel Tag 1550: Gemeindehaus der Kirche, Degerfors, Schweden Etappenziel Tag 1551: Gemeindehaus der Kirche, Ullvetterstorp, Schweden

18.12.2017-19.12.2017

Wir haben im Laufe unserer Reise ja schon an den abstraktesten Orten geschlafen, angefangen bei Friedhofskapellen über Museen, Schaufenster, Schwimmbäder und Burgtürme bis hin zu Höhlen, Gartenhütten, Bars, Altenheimen, Klöstern und Backstuben. Aber heute kamen wir in den Genuss einer ganz außergewöhnlichen Schlaferfahrung, beim erstmaligen Schlafen in der Gummizelle.

Holländisches Kraftwerk

Holländisches Kraftwerk

Doch beginnen wir am Anfang. Holland entpuppte sich als ein nicht allzu wander freundliches Land, einfach aus dem Grund, dass es nirgendwo einen Rückzugsort gab. Für so ein kleines Land leben hier einfach unglaublich viele Leute und das führt natürlich auch zu unheimlich viel Verkehr und Trubel. Langsam begannen wir zu verstehen, warum mehr als die Hälfte aller Holländer im Ausland lebten. Wir selbst hätten es nicht anders gemacht, wenn wir hier aufgewachsen wären.

Auch von der Gastfreundschaft waren wir nicht so überzeugt, wie wir es uns vorgestellt hatten. Später beschrieb uns ein Holländer selbst die Situation der Menschen in diesem Land recht anschaulich.

Gut erhaltener Oldtimer

Gut erhaltener Oldtimer

„Die Welt hält uns im Allgemeinen für ein sehr offenes und tolerantes Volk“, meinte er, „aber wenn ihr mich fragt, dann ist das eine Fehleinschätzung, die zwar verständlich und naheliegend ist, aber durchaus recht fatal sein kann. Dass was die Menschen im Allgemeinen für tolerant halten ist in meinen Augen vor allem Gleichgültigkeit. Andere Menschen sind uns einfach egal und deswegen haben wir auch kein Problem mit ihrer Religion oder ihrer politischen Einstellung. Aber wir haben auch kein Problem, sie zu ignorieren, wenn sie beispielsweise unsere Hilfe brauchen."

Businesspark in Holland

Businesspark in Holland

Tatsächlich konnten wir diese Selbsteinschätzung immer mehr bestätigen. Auch heute war ein Tag, an dem wir trotz ekelhaftem Wetter immer weiter und noch weiter wandern mussten. Schließlich gaben wir den Versuch hierzulande eine Unterkunft zu finden ganz auf und machten einen kleinen Schlenker nach Westen, um noch einmal über die Grenze nach Belgien zu wandern und dort unser Glück zu versuchen.

Ein holländisches Wohnhaus

Ein holländisches Wohnhaus

Ein Kloster mit einigen Franziskanerbrüdern lehnte uns auch hier zunächst ab, mit der Begründung dass sie zu alt waren um noch Gäste zu empfangen. Dafür entdeckten wir jedoch ein Institut für mentale Heilung, das ein Schild mit einem Wanderer und der Aufschrift „Pilgerherberge“ an der Eingangstür trug. Wie sich herausstellte, war das Schild veraltet und die Pilgerzimmer gab es bereits seit einem halben Jahrzehnt nicht mehr. Dennoch erklärten sie sich bereit, uns für die Nacht aufzunehmen, wenn wir nicht wählerisch bei den Zimmern waren.

Tagebau

Tagebau

Und dies brachte uns nun die Schlaferfahrung mit der Gummizelle ein. Ein etwas merkwürdiges Gefühl war es schon, in einem Raum zu liegen, in dem es wahrscheinlich von tragischen Geschichten wimmelte und von dem man wusste, dass man nicht mehr hinaus konnte, wenn die Tür wirklich einmal zufallen sollte.

 
Schlafen in der Gummizelle

Schlafen in der Gummizelle

Eine Gummizelle zum Mieten

Eine Gummizelle zum Mieten

Denn von innen gab es natürlich keinen Türgriff. Erst später fanden wir heraus, dass heute sogar die Möglichkeit gab, sich eine Gummizelle zu mieten und offiziell darin Urlaub zu machen, um genau dieses Gefühl nachempfinden zu können.

Ein spannender Kurztrip mit außergewöhnlicher Übernachtung als Erlebnisgeschenk

Eure eigene Übernachtung in der Jurte

Ihr habt durch den Artikel Lust bekommen, selbst einmal in einer Jurte zu übernachten? Kein Problem, schaut einfach mal in unserer Erlebnisgalaxie vorbei. Dort findet Ihr gleich eine ganze Auswahl an außergewöhnlichen Übernachtungen. Neben einer Nacht in der Jurte gibt es zum Beispiel auch Schlafen im Heuhotel, übernachten im Iglu und viele weitere ungewöhnliche Schlafplätze wie Baumhäuser, Riesenbierfässer, Tipis, Höhlen und Schlösser.

Auch in den nächsten Tagen blieben unsere Erfahrungen mit den Niederlanden weitgehend gleich und so beschlossen wir, nach einer weiteren Nacht in einem holländischen Kloster, zunächst einmal wieder zurück über die Grenze nach Deutschland zu wandern.

Spruch des Tages: Man muss gar nicht verrückt sein, um in einer Gummizelle schlafen zu können.

 

Höhenmeter 50 m / 60 m / 170 m / 140 m

Tagesetappe: 17 km / 22 km / 30 km / 22 km

Gesamtstrecke: 28.883,27 km

Wetter: Heiter bis Wolkig, Temperaturen knapp über Null Grad, Schnee am Wegesrand

Etappenziel Tag 1544: Gemeindehaus der Kirche, Björsäter, Schweden

Etappenziel Tag 1545: Gemeindehaus der Kirche, Hasslerör, Schweden

Etappenziel Tag 1546: Gemeindehaus der Kirche, Älgaras, Schweden

Etappenziel Tag 1547: Gemeindehaus der Kirche, Finnerödja, Schweden

15.12.2017

Von Aachen aus führte uns unsere Reise direkt weiter in Richtung holländische Grenze. Dabei kamen wir zunächst an der Aachener Uni vorbei die ein gesamtes Stadtviertel umfasst. Es war etwas seltsam, die Studenten auf ihrem Weg in die Vorlesungen zu beobachten und es weckte sehr gemischte Gefühle in uns. Auf der einen Seite spürte man hier in den Menschen noch immer einen Funken, der sonst bei den meisten bereits verloren gegangen zu sein schien. Auf der anderen Seite spürte man aber auch, sie sehr auch hier die Gleichschaltung funktionierte.

Barbella-Shop Aachen

Barbella-Shop Aachen

Chemielavor der Uniklinik Aachen

Chemielabor der Uniklinik Aachen

Alle strömten wie ein dressierter Bienenschwarm auf die Unigebäude zu und jeder einzelne schien dabei nichts weiter als ein funktionierendes Zahnrad in einer großen Maschine zu sein. Freudige Gesichter sahen wir so gut wie keine, von de etwas wie Begeisterung oder Enthusiasmus ganz zu schweigen. Man ging nicht in die Uni, weil es das war, was man liebte. Man machte es einfach, weil es dazu gehörte. Es gab keinerlei Individualität, jedenfalls keine echte.

Wo kommt denn der Science-Fiction-Horror-Film her?

Am meisten beeindruckte uns jedoch die Medizinische Hochschule die mit all ihren Kesseln und Schläuchen auf dem Dach aussah, als käme sie direkt aus einem Science-Fiction-Horror-Film der 60er Jahre. Frankenstein hätte dieses Zentrum als sein Labor geliebt. Das einzige, was man sich nicht vorstellen konnte war, das hier irgendjemand geheilt oder zu einem heiler ausgebildet wurde. Zu einem Analytiker, der den Menschen als eine Ansammlung von austauschbaren Einzelteilen oder als das Ergebnis von mehr oder minder gut funktionierenden chemischen Prozessen sieht, da ja, aber ein Heiler, der seelisch, spirituell und körperlich versteht was mit einem Menschen los ist, der sich in ihn hineinfühlen und ein Vertrauensverhältnis aufbauen kann, das war nur schwer vorstellbar.

Hinter der Stadt begann eine ausgedehnte Hügellandschaft, durch die sich unser Weg recht idyllisch hindurch schlängelte. Kaum merklich passierten wir dabei die holländische Grenze und kamen in die ersten kleinen Vororte unseres kleinen Nachbarlandes. Viel weiter kamen wir an diesem Tag nicht, denn durch Zufall entdeckten wir ein Kloster in dem wir unterkommen konnten. Unsere ersten Reiseerfahrungen mit den Niederlanden waren also schon mal recht gut.

Der Bahnhof von Maarstricht

Der Bahnhof von Maastricht

Besonders ideal war, dass die Klosterbrüder gleich auch schon einen Kontakt zu einem Pfarrer in Maastricht herstellen konnten, so dass auch unsere nächste Nacht gesichert war. Das war auch wichtig, denn Maastricht war eine vollkommen unübersichtliche und gnadenlos überlaufene Stadt in der wir uns ohne das feste Arrangement nur schwer zurecht gefunden hätten. Gerade jetzt in der Vorweihnachtszeit schien hier jeder verrückt zu spielen, denn der halbe Ruhrpott hatte sich anscheinend gleichzeitig auf den Weg über die Grenze gemacht, um hier seine Weihnachtsgeschenke zu finden. Das große Städte ungemütlich waren, weil hier zu viel Verkehr herrschte, waren wir ja schon gewohnt, aber dass wir von Fußgängermassen regelrecht überrollt wurden, war neu.

Unser Übernachtungsplatz war eine Art Villa Kunterbunt kurz vor dem Zentrum der Stadt. Zu unserem Glück war die Hauptstraße, die direkt an unserem Fenster vorbeiführte gerade aufgrund von Bauarbeiten stillgelegt worden, denn so etwas wie eine Schallisolierung bot das Haus leider gar nicht.

Leider war uns unser Glück in Sachen Schlafplatzvorausplanung von nun an nicht mehr so hold. Holland entpuppte sich als weitaus schwieriger, als ursprünglich gedacht, denn der Pfarrer wollte seine Kollegen nicht anrufen und auch sonst ließ sich nichts organisieren. Als wir unser Ziel nach drei Stunden Wanderung am Kanal entlang erreichten, verstanden wir auch warum. Der hier zuständige Pfarrer war der mit Abstand unfreundlichste und unverschämteste Kerl, dem wir in diesem Zusammenhang je begegnet waren. Dass uns jemand nicht helfen wollte kam ja durchaus öfter vor. Aber dieser Mann setzte sich aktiv dafür ein, dass wir keinen Schlafplatz bekamen indem er uns jeden Kontakt zu seinen Gemeindemitgliedern untersagte, die gerade zum Kaffeetrinken in der Kirche versammelt waren.

Schließlich warf er uns sogar hinaus und erteilte uns Hausverbot in der Kirche, weil wir wissen wollten, wie er zu dieser Haltung kam. Besonders gut tat ihm diese Einstellung allerdings nicht, denn wie sich herausstellte stand er damit in seiner Gemeinde eher alleine da. Kurz nachdem ich zu Heiko zurückgekehrt war, bekamen wir eine Einladung in das örtliche Hotel „Kastel Elsloo“, das direkt unten am Kanal gelegen war. Die Zimmer dort waren erst ab 15:00 Uhr frei und so machten wir noch einen kleinen Abstecher durch die Stadt, wo wir zunächst im Café Coocoo ein Mittagessen bekamen und kurz darauf vom Café Oos Heim sowie vom Asia-Restaurant eine Zusage für ein Abendessen. Wohin wir dabei auch kamen, überall fragte man uns nach unserer Geschichte und jedes Mal war man entsetzt über diese unverschämte Art des Pfarrers. Mit Sonderrabatten war es für ihn nun wohl erst einmal vorbei und vor der nächsten Messe würde er sich eine ordentliche Standpauke anhören dürfen.

Spruch des Tages: Alles was man aussendet, kehrt stets zu einem zurück.

 

Höhenmeter 50m / 80m / 70m / 160m

Tagesetappe: 17km / 23km / 19km / 25km

Gesamtstrecke: 28.792,27km

Wetter: Heiter bis Wolkig, Temperaturen knapp über Null Grad, Schnee am Wegesrand

Etappenziel Tag 1540: Gemeindehaus der Kirche, Kvänum, Schweden

Etappenziel Tag 1541: Gemeindehaus der Kirche, Skara, Schweden

Etappenziel Tag 1542: Gemeindehaus der Kirche, Källby, Schweden

Etappenziel Tag 1543: Gemeindehaus der Kirche, Forshem, Schweden

   
Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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