Ist Handystrahlung gefährlich bzw. schädlich?

von Heiko Gärtner
26.06.2021 17:34 Uhr
Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

3 Kommentare

  1. Es wird viel geforscht auf der Welt. Darum gibt es immer Studien, die für eine These sprechen, und gleichzeitig auch Studien, die gegen dieselbe These sprechen.

    Wir können also leicht in ein Szenario gelangen, bei dem Person A 100 Studien für ihre These X aufführt. Und dann kommt Person B, die 100 Studien gegen These X ins Feld führt. Wer hat nun Recht?

    Und wie ist es, wenn die eine Person 100 Studien führ ihre These anführt, und die andere Person 200 dagegen? Was wäre mit 1.000?

    Die Fragestellung allein ist natürlich schon irreführend. Es erscheinen tausende Berichte und Papers pro Monat, und zusätzlich gibt es jede Menge historischer Studien. Wenn man nur lang genug sucht, kann man zu nahezu jeder These Studien finden, die jene These belegen.

    Grade bei der Recherche über's Internet ist es recht verlockend, die Tabs zu schliessen, deren Inhalt nicht in die Richtung geht, die man grade bevorzugt. So wird die Internet-Recherche zu einem Selektionsprozess. Kein Wunder, dass man am Ende eine erschlagende Menge an Belegen für die These findet, mit der man in die Suche eingestiegen ist.

    Dabei muss man sich dieses Effekts noch nicht mal bewusst sein und kann voll und ganz im Bewusstsein von Aufrichtigkeit handeln. Ich habe das an mir selbst oft genug beobachten können. Die Dynamik, die eine Bevorzugung gewisser Ideen im Unbewussten erzeugt, ist schwer zu erkennen, wirkt aber sehr machtvoll. Viele Menschen haben mir durch Gespräche geholfen, dies zu erkennen. Für mich hat das die Beziehung zu Glaubenssätzen grundlegend verändert. Meine neue Einstellung habe ich manchmal kurz (und unvollständig) formuliert als: "Beliefs are a burden."

    Man könnte nun also einen Artikel schreiben, der genau das Gegenteil dieses Artikels behauptet und genau so viele oder mehr Studien zu dem Thema aufführt. Heisst das jetzt, das man gar nichts mehr glauben soll?

    Finde ich nicht. Studien allein sind nämlich noch nicht alles. In der Wissenschaft gibt es etwas, das man als "wissenschaftlichen Konsens" bezeichnet. Wenn gewisse Theorien Teil des wissenschaftlichen Konsens sind, dann gelten sie derzeit als vorübergehend halbwegs gesichert. Das kann sich zwar ständig im Lichte neuer Erkenntnisse ändern. In der Wissenschaft gilt der Zweifel ja als Tugend, und zumindest in den Naturwissenschaften gilt seit Karl Popper nichts mehr je als zweifelsfrei bewiesen. Aber die Theorien, die zum wissenschaftlichen Konsens gehören, sind doch recht stabil. Wenn sie revidiert werden, werden sie in der Regel nur durch eine präzisere Version ersetzt. Selten wird der Konsens komplett über den Haufen geworfen. Kommt aber auch manchmal vor.

    Damit eine Theorie als wissenschaftlicher Konsens gilt, reicht es nicht aus, dass eine beliebige Menge an Studien für sie spricht. Sie muss sich bewährt haben. Das bedeutet, dass Technologien darauf basieren, die zuverlässig funktionieren, und dass die Theorie das Fundament für weitere Theorien bildet, die ebenfalls solide sind. Positiv ist auch zu werten, wenn es mehrere unabhängige Folgerungswege basierend Daten aus unterschiedlichen Bereichen gibt, die alle unabhängig zu dieser Theorie führen. Das sieht man beispielsweise bei Datierungsmethoden, und nicht zuletzt bei der Theorie über die Zeit, die seit dem Urknall vergangen ist.

    Ich würde also daher eher auf den wissenschaftlichen Konsens setzen. Für neue, frische Theorien und Phänomene gibt es halt oft noch keinen Konsens, das ist der Nachteil. Aber für mein Alltagsleben benötige ich selten tiefes wissenschaftliches Wissen, also kann ich damit leben.

    Über diesen Bericht an sich will ich gar nicht urteilen. Urteilen ist anstrengend und sehr fehlerträchtig. Diese Anmerkungen von mir beziehen sich lediglich auf die Art, wie man Grade der Gewissheit über manche Themen erlangen kann, und wie eben nicht.

    Diese Idee, dass Energie und Masse etwas miteinander zu tun haben, kommt meines (beschränkten) Wissens nicht aus der Quantentheorie, sondern aus der Relativitätstheorie. Die hat nämlich gezeigt, dass Masse, Energie und Raumzeit in einer gegenseitigen Abhängigkeit zueinander stehen. Manchmal wird das dahingehend missverstanden, dass Energie und Materie laut Einstein dasselbe seien. Die berühmte Formel E=mc^2 (die übrigens nur eine Vereinfachung ist und eigentlich so nicht ganz stimmt) scheint das ja direkt auszusagen. Dem ist aber nicht so, zumindest nicht laut der Relativitätstheorie. Aus der Relativitätstheorie folgt lediglich, dass die Phänomene, die Masse auslöst, sich vollständig über Energie erklären lassen. Wir brauchen also kein spezielles theoretisches Modell für Masse, um solche Effekte wie Massenträgheit oder die Krümmung der Raumzeit zu erklären. Selbst wenn wir anfänglich annehmen, dass es gar keine Massenträgheit und sowas gibt, können wir mittels der Relativitätstheorie ein Modell bilden, dass genau diese Effekte mittels Energie erklärt.

    Für Interessierte gibt es hier ein kurzes Video, das die Grundlage davon recht anschaulich, aber wissenschaftlich korrekt, erklärt: https://www.youtube.com/watch?v=gSKzgpt4HBU

    Daraus nun zu schliessen, dass Energie und Materie dasselbe sind, wäre offensichtlich ein schweres Missverständnis. Die bessere Interpretation ist, dass Energie, Masse und Raumzeit nicht getrennt voneinander betrachtet werden können. Sie gehören untrennbar zusammen. Es macht beispielsweise keinen Sinn, Modelle vom leeren Raum zu machen, ohne Materie und Energie einzubeziehen. Oder Modelle von Energie, ohne den Raum zu berücksichtigen. Und so weiter. Bei Newton war zumindest der Raum noch nicht direkt mit Energie oder Masse verknüpft. Aber seit Einstein erkennen wir, dass Raumzeit eigentlich nur eine notdürftige Umschreibung von etwas ist, das in der modernen Physik eher das Modell der Kausalität ist. Kausalität in der modernen Physik ist aber ein Prinzip, das nicht sehr viel mit dem Alltagsverständnis von Kausalität gemein hat.

    Auch die These, dass jede Zelle nur eine bestimmte Schwingungsfrequenz hat, kann ich so nicht in der Wissenschaft identifizieren. Klar, laut Quantentheorie gibt es auch für jedes makroskopische Objekt zumindest theoretisch eine Wellenfunktion, bis hin zum kompletten Universum selbst. Aber "Wellenfunktion" heisst hier nicht unbedingt, dass das Objekt in einer bestimmten, eindeutigen Frequenz schwingt, so wie man das von Wellen im Wasser kennt, oder von Druckwellen in der Luft. Leider nutzen viele Autoren dieses Missverständnis, um hier zu einem Missverständnis bezüglich Frequenzen und Schwingungen überzuleiten.

    In letzter Zeit habe ich (mal wieder) viel mit Leuten geschrieben, die an übernatürliche Ideen glauben. Vor längerer Zeit gehörte ich ja selbst dazu. Und viele von denen nutzen heutzutage genau solche wissenschaftlichen Theorien, um ihre Thesen damit einzukleiden. Also Frequenzen und Schwingungen beispielsweise. Da wird dann behauptet, das Bewusstsein habe eine bestimmte Schwingungsfrequenz. Und wenn man eine niedrige Schwingungsfrequenz hat, dann fühlt man sich beispielsweise schlecht und kraftlos. Aber mit einer hohen Schwingungsfrequenz ist man "auf der Höhe", und beispielsweise auch dichter am Zugang zu etwas, das manchmal als "höheres Selbst" bezeichnet wird. Und in diesem Themenkomplex finde ich oft Verweise auf die Quantentheorie, Wellenfunktionen und eben auch auf die These, dass jedes Neuron im Hirn eine ganz bestimmte Schwingungsfrequenz habe.

    Natürlich gibt es prominente Wissenschaftler, die total auf diesen Zug aufgesprungen sind. Das bekannteste Beispiel, das ich kenne, ist Deepak Chopra. In einer Zeit, als ich mir über seine Glaubwürdigkeit noch nicht im Klaren war, habe ich mal ein Video einer Diskussion gesehen: Deepak Chopra und ein Quantenphysiker sprechen miteinander. Es ist dem Quantenphysiker gelungen, Chopra plausibel zu erklären, dass er die Quantentheorie fundamental missverstanden hat und in seinen Büchern auch falsch darstellt. Herr Chopra hat dies nicht bestätigt, aber er hat zunächst mal gar nichts dazu gesagt und dann relativ schnell die Diskussion auf ein anderes Thema gelenkt. Danach sah ich ein anderes Video mit Deepak Chopra, das nach jener ersten Diskussion entstanden ist. Und dort hat Herr Chopra munter wieder sämtliche seiner Argumentationen zur Quantentheorie aufgeführt, die ihm zuvor bereits als Falschdarstellungen der Quantentheorie erklärt wurden.

    Da wurde mir klar, dass Deepak Chopra sich nicht dafür interessiert, ob er die Quantentheorie korrekt darstellt oder nicht. Seine Bücher verkaufen sich hervorragend. Und er kriegt viel Geld für seine Auftritte. Es gibt einen nicht unerheblichen Teil der Öffentlichkeit, der sich nach wissenschaftlich klingenden Theorien zu übernatürlichen Phänomenen sehnt. Und er bedient genau diese Zielgruppe.

    Und es gibt noch so viele mehr. Viele sind bei weitem nicht so bekannt wie Deepak Chopra. Ich erinnere mich immer wieder an Herrn Professor Lanka, der leugnet, dass Viren existieren. Mit dem habe ich sogar selbst mal ein Gespräch in seinem Forum führen dürfen, das sich leider recht schnell von seiner Seite her in einen Schlagabtausch verwandelte. Er hat auch nicht gezögert, mich persönlich zu beleidigen und nach meiner Adresse zu fragen. Von dieser Seite sieht man nichts, wenn man ihn in TV-Interviews sieht.

    Mit all dem will ich sagen: Vorsicht, auf wessen Wort man vertraut. Am besten ist man damit bedient, wenn man niemandem im speziellen vertrauen muss. Aber dieser Weg ist auch der anstrengendste.

  2. Huch, anscheinend fehlen in meinem vorigen Kommentar sämtliche von mir eingefügte Zeilentrenner. Tut mir leid, dadurch wird er ziemlich unlesbar. ("Wall of text")

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