Energetische Fernheilungen

von Heiko Gärtner
02.12.2016 23:01 Uhr

22.11.2016

Passend zum Thema des heutigen Tagesberichtes möchten wir uns zunächst einmal ganz herzlich beim Heilerforum für die Unterstützung bei des Verbreitung unseres neuen Buches bedanken!

Heute war wieder einmal ein Tag der Presse, an dem wir in etwa genauso viel Zeit mit Interviews verbracht haben, wie mit wandern. Teilweise haben wir sogar gleich zwei Interviews gleichzeitig gefühlt, da während des Gesprächs mit einer Dame von der Süd-Ost-Schweizerischen Zeitung, noch ein junger Mann von den Nürnberger Nachrichten anrief, der ebenfalls einen Artikel schreiben wollte. Dabei war es gar nicht so leicht, das Interview überhaupt zu führen, da wir immer wieder von kleineren und größeren Lärmquellen unterbrochen wurden. Erst bimmelte die Kirche, dann fuhr ein alter Mann mit einem seltsamen Laubstaubsauger vor unseren Füßen herum und schließlich schossen noch zwei Militärflugzeuge über uns hinweg. Unsere Interviewpartnerin erzählte uns dazu, dass unser Eindruck über die hohe Militärpräsenz in der Schweiz nicht trügte. Sie selbst stammte aus München und war erst vor einiger Zeit hier an den Obernsee gezogen. Dementsprechend überrascht war sie, als sie zum ersten Mal Zeugin eines militärischen Spektakel wurde, dass hier in der Gegend jedes Jahr abgehalten wird. Es ist eine Art Festival der Militärflugzeuge. Ein ganzes Wochenende lang fliegen dann ununterbrochen Düsenjets und Bomber über das Tal, um sich zu präsentieren.

„An diesen zwei Tagen fühlt es sich an, als wäre man hier mitten im Krieg!“ meinte sie. Heute war es sowohl trocken als auch Windstill, dafür aber ordentlich kalt. Ohne das Windrauschen bekam man nun die komplette Atmosphäre mit, die wir Menschen hier in diesem Tal durch die Straßen und Schienen erschaffen haben. Es war uns unbegreiflich, wieso wir uns selbst immer wieder so etwas antaten. Warum war es uns so ein Anliegen, immer wieder die schönsten Orte der Welt zu suchen und sie dann auf eine Weise zu verändern, die sie nahezu unerträglich machte? Unser Etappenziel hieß Lachen und war eine kleine Stadt am Ufer des Obernsees. Hier trafen wir uns dann ein weiteres Mal mit einem Redakteur einer Zeitung. Anschließend hatten wir uns mit einer Pfadfinderleiterin im Pfarramt der Katholischen Kirche verabredet. Bevor wir ins Pfadfinderhaus aufbrachen setzten wir uns noch einen Moment mit dem Kaplan zusammen. Er war ein lustiger junger Mann, der seine ganz eigene Art im Umgang mit Glauben und vor allem auch im Umgang mit den Kindern hatte, die er in der Kirche betreute. Sein Büro wirkte wie eine Mischung aus Pfarrbüro und der WG aus der Serie „The Big Bang Theory“ Kurze Zeit später führte uns Dominique einmal quer durch die Stadt bis zum Pfadfinderhaus. Es lag etwas außerhalb des Ortes in einem Kreuz zwischen der Autobahn, der Schnellstraße und den Gleisen. Nicht gerade der Ort, den wir für ein Pfadfinderheim gewählt hätten, aber im Inneren war es sogar erstaunlich ruhig. Das heißt, es wurde ruhig, als die Kindergruppen um acht Uhr nach hause gingen. Zuvor gab es ein wildes Durcheinander mit lauten Schreien und viel Getobe. Es erinnerte uns wieder daran, warum wir irgendwann einmal beschlossen hatten, die Arbeit als Pädagogen an den Nagel zu hängen.

Nachdem ein wenig Ruhe eingekehrt war, telefonierten wir über Skype mit Heidi, bzw. Tolinka, die gerade eine Prüfung hinter sich hatte. Tolinka und ich hatten uns bereits vor einigen Tagen verabredet, um gemeinsam ein Ritual zu machen, bei dem sie mir helfen wollte, die Kordeln zu meinen Eltern zu lösen, die mich noch immer vom Leben abhielten. Heute schien der Perfekte Zeitpunkt dafür zu sein. Dies sind die Erfahrungen, die ich dabei machte:

Ich habe mich unten im Pfadi-Haus auf ein Sofa gelegt, neben mir zwei Kerzen, sonst war es dunkel. Zu beginn habe ich mich noch einmal bei allen bedankt, bei meinen Eltern, meiner Schwester, meinen Freunden, meinen Verwandten. „Ich danke euch für alles, was ihr zu meinem Leben beigetragen habt, für den gemeinsamen Weg, den wir gegangen sind und für alles, was ich durch euch lernen und erkennen durfte. Doch nun ist es an der Zeit, dass wir eigene Wege gehen. Ich entscheide mich hier und heute dafür, alle Verbindungen zu trennen. Die zu meiner Mutter, die zu meinem Vater, zu meiner Schwester, meiner Tante, meinem Onkel, meinen Freunden und allen anderen Verwandten.“

 

Ich lud die Hüter und Geisthelfer ein, mit bei diesem Ritual dabei zu sein und mich und Tolinka beim Lösen der Kordeln zu unterstützen. Dann ließ ich los und gab mich vertrauensvoll in Tolinkas heilende Hände. Bilder oder Visionen hatte ich keine, jedenfalls keine Visuellen. Ich spürte aber deutlich, dass ich in einen anderen Seinszustand rutschte. Ich lag nicht mehr im Pfadfinderhaus auf einem Sofa, sondern war wie schwerelos in einem leeren Raum. Mein Körper war vollkommen gelähmt und ich hatte das Gefühl, keinen Finger mehr rühren zu können. Ich hatte aber auch nicht den Impuls, dies tun zu wollen. Auch Zeit wurde etwas vollkommen surreales. Ich hatte keine Ahnung mehr, ob ich ein paar Minuten hier lag oder viele Stunden. Auch wenn ich keine Bilder wahrnehmen konnte spürte ich doch deutlich, deutlicher als je zuvor, dass etwas passierte. Es waren vor allem körperliche Empfindungen. Meine Hände begannen zu kribbeln, dann spürte ich einen Druck oder eine Schwere im unteren Bauch- bzw. Rückenbereich. Dies war noch nicht besonders intensiv oder stark und ich kann im Nachhinein nicht mehr genau sagen, was ich wo gespürt habe, nur dass etwas da war. Viel deutlicher hingegen war kurz darauf ein starker Druck in meinem Kopf. Es fühlte sich an, als würde er nach hinten gezogen und gleichzeitig zusammengepresst. Es war nicht direkt schmerzhaft und auch nicht direkt unangenehm, aber sehr intensiv. Später erfuhr ich von Tolinka, dass sie hier einige Schwierigkeiten beim Entfernen der Kordel aus meiner Stirn hatte.

 

Als der Druck verschwunden war, spürte ich eine große Schwere und Erschöpfung in mir. Ich schwebte noch immer wie gelähmt im zeit- und formlosen Raum dahin. Ein paar Mal hatte ich den Impuls aufzustehen, weil mir mein Verstand sagte, dass das Ritual nun beendet war. Später erfuhr ich, dass dies auch tatsächlich stimmte. Tolinka hatte zu diesem Zeitpunkt schon begonnen, ihre Erfahrungen niederzuschreiben. Doch mein Körper wollte einfach nicht auf meinen Verstand hören. Er blieb reglos liegen und ich driftete immer wieder in den Trance-Zustand hinein. Mehrmals spürte ich an unterschiedlichen Körperstellen Schmerzen. Einmal tat mein rechtes Knie weh, dann meine rechte Hüfte. Es gab noch einige andere Stellen, die Schmerzimpulse aussendeten, doch ich kann mich nicht mehr daran erinnern. Schließlich wurde das Gefühl, dass nun die Zeit zum Aufwachen gekommen sei stärker. Ich bedankte mich bei Tolinka und allen anderen Helfern und setzte mich langsam auf. Genau in diesem Moment kam Heiko die Treppe herunter um nach mir zu sehen. Im Gemeinschaftsraum las Heiko dann vor, was Tolinka über ihre Erfahrungen bei der Heilung geschrieben hatte:

 

„Hallo Franz,

es war sehr spannend, ich bekam sofort Bilder. Habe dich zuerst schwebend im Liegen ohne Kleidung gesehen, wie im All es war sehr dunkel aber nicht unheimlich und du hattest die ganze Zeit die Augen geschlossen. Ich konnte zwei Kordeln bzw. zwei glatte Schläuche sehen, vielleicht gab es mehr aber ich konnte nur zwei sehen. Trotz der Schläuche fühltest du dich allein, und nicht geborgen. Die erste war an deinem Bauchnabel befestigt, sie war schwarz und ca vier Zentimeter dick, hier warst du mit deiner Mutter verbunden (klar im Nachhinhein, der Bauchnabel war die erste Verbindung zu deiner Mutter). Die zweite ging von deiner Stirn weg, sie war dunkelblau ca drei Zentimeter dick und hier warst du mit deinem Vater verbunden, wie wenn er dein drittes Auge verdecken wollte weil er selbst nicht glauben will das es hier eine höhere Fähigkeit gibt. Dann sah ich dich zwischendurch abwechselnd immer wieder als Baby auch schwebend und liegend, und die Schläuche waren genau die gleichen. Also die die du damals schon hattest, waren noch da. Deine Mutter nahm ich auf einem Thron sitzend wahr, ihren Schlauch zu dir konnte ich relativ leicht entfernen, sie schaute sehr griesgrämelig aber lies es zu.

Mit dem Licht meiner Hand lies ich die Wunde an deinem Bauchnabel verschließen und legte frisch gefallenes Laub darauf damit es heilen konnte. Der Schlauch an deiner Stirn lies sich nicht so einfach entfernen, es war wie wenn ein Wiederhaken darin steckte, aber ich lies nicht locker es tat dir weh aber ich musste ihn rausziehen. Dein Vater konnte dich viel schwerer loslassen als er zugeben wollte, aber das ist sein Thema. Das Loch hier an der Stelle als ich es schaffte den blauen Schlauch zu entfernen, war viel größer. Ich legte wieder meine Hände darauf, um die Wunde mit Licht zu füllen bzw sie mit Licht heilen zu lassen, auf die frische Wunde legte ich hier auch wieder frisch gefallenes Laub darauf. Du warst daraufhin sehr müde und erschöpft und brauchtest Ruhe. Deine Eltern stecken in tiefen Mustern fest, und haben keine eigene Meinung. Ihnen fällt es schwer andere Meinungen und Andersartigkeit zu akzeptieren und das nicht jeder Mensch das gleiche Ziel verfolgt, deshalb sehr sehr gesellschaftlich geprägt. Aber ich habe auch gespührt das sie dich als ihr Kind lieben und immer lieben werden, aber eben auf ihre eigene Weise. Dein Vater ist emotional sehr eingesperrt. Vielleicht hast du hier mehr übernommen, als dir bewusst ist. Das würde zeigen warum es dir so schwer fällt, deine Gefühle zuzulassen.

 

Ich habe den Impuls bekommen das für dich ein Mantra gut wäre, am Besten morgens gleich nach dem Aufstehen damit dich das über deinen Tag hinweg begleitet. Setz dich hin (wie zb in Meditation), sag es dir ein paar Mal in Stille selbst, und genieße diese Zeit und wenn es nur zwei bis fünf Minuten sind, das tust du nur für dich. Umarme dich danach selbst. " Liebevoll lasse ich die Vergangenheit los. Die anderen sind frei, und ich bin es auch. Alles ist jetzt gut in meinem Herzen. "

Ich hoffe sehr dir geholfen zu haben, versuche das noch nach zu spüren und vielleicht konntest du ähnliches wahrnehmen. Für mich war es spannend, es hat sofort geklappt das ich dich im All gesehen habe. Es war mir eine Ehre, ein Teil deiner Heilung sein zu dürfen. Du bist ein mutiger und talentierter Mensch, vergiss das nie.

Tolinka Shania“

Gerade spüre ich ein starkes Grummeln in meinem Bauch, begleitet von einem leichten Schlechtigkeitsgefühl. Auch mein Schädel brummt und dröhnt und mir ist leicht schwindelig. Es fühlt sich wirklich so an, als wäre ich gerade nach einer Operation aus der Narkose erwacht. Es ist ein seltsames Gefühl, aber ein gutes. Es ist das Gefühl, dass sich etwas in mir verändert, dass sich etwas aufgelöst hat. Ich bin gespannt, was die kommenden Tage nun bringen werden. Vielen Dank Tolinka und vielen Dank an alle, die sonst noch geholfen haben.

Spruch des Tages: Ich bin das „Fun“ in „E-Fun-Gelium“ (Kaplan der katholischen Kirche von Lachen)

Höhenmeter: 280 m Tagesetappe: 14 km Gesamtstrecke: 19.369,27 km Wetter: bewölkt, kalt und windig mit einigen Sonnenflecken Etappenziel: Gemeindesaal der Kirche, Lungern, Schweiz

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

21.11.2016

Als wir die Gardinen zurückzogen strahlte uns auch heute gleich wieder die Sonne entgegen. Gleichzeitig konnte man aber auch gut erkennen, dass sich sämtliche Bäume und Büsche bereits wieder in alle Richtungen verbogen. Es war auch heute wieder mindestens genauso stürmisch wie vor drei Tagen. Mit Verlassen der Kirche stellten wir jedoch fest, dass dieser Wind unerwartet warm war. Er fühlte sich nicht wie ein Unwettersturm sondern tatsächlich wie ein Föhn an, also so wie man es aus dem Badezimmer kennt. Erst jetzt verstand ich auch, warum man diesen Wind „Föhn“ nannte, oder besser gesagt, warum man unsere Haartrocknungsgeräte nach ihm benannt hatte. Es erinnerte fast ein bisschen an die Sauna-Aufgüsse, die wir in Ungarn mitgemacht hatten und bei denen die heiße Luft mit großen Fahnen verwirbelt worden war.

Der zweite Vorteil den dieser Sturm gegenüber dem letzten und gegenüber fast allen Stürmen hatte, die wir miterlebt hatten war, dass er uns heute von hinten anschob. Und das tat er wirklich. Teilweise war er so kräftig, dass wir die Bremsen von unseren Wagen anziehen mussten, um nicht zu schnell zu werden. Wie wir von unserem Pfarrer erfuhren kamen diese Föhnwinde hier sehr häufig vor. Sie waren dafür verantwortlich, dass das Mikroklima in dieser Gegend innerhalb von Sekunden und im Abstand von wenigen Metern schlagartig ändern konnte. Nur einige Kilometer weiter, in einer hinteren Talecke, die vom Föhn abgeschnitten war, sammelte sich häufig der Nebel und in der Regel war es dort bedeutend kälter als hier im Haupttal. Deswegen konnte man hier auch Feigen und Kiwis anbauen und gleich nebenan skifahren. Auch heute waren Autobahnen, Zugstrecken und Schnellstraßen unsere ständigen Begleiter. Für uns selbst machte es dieses Mal jedoch nicht ganz so viel aus, zum einen, weil wir uns recht gute Schleichwege suchen konnten, die möglichst weit von allem entfernt durch die Felder und Dörfer führten, zum anderen, weil der Föhn ohnehin so laut war, dass er alles andere übertönte.Trotzdem tat uns der Anblick in der Seele weh. Wie überwältigt mussten einst die ersten Wanderer gewesen sein, die in dieses Tal kamen, als es noch vollkommen Menschenleer war? Es gab sicher nur wenige Gegenden auf der Erde, die so schön waren. Nun musste man sich die Ohren zuhalten und zwischen den Strommasten hindurchblicken, um die Schönheit noch wahrnehmen zu können.

Seit wir die Schweiz erreicht hatten, fiel uns immer wieder die starke Militärpräsenz auf, die uns hier begegnete. Gleich an der Grenze waren wir von alten Bunkeranlagen begrüßt worden, in Walenstadt hatte es eine große Militärbasis gegeben und nun fuhren auf den Autobahnen immer wieder Militärkonvois an uns vorbei. Sogar ein Panzer rollte an uns vorüber. Er rollte allerdings nicht selbst, sondern als Ladung auf einem LKW. Trotzdem war es auffällig, dass wir hier nun in drei Tagen mehr Militärpräsenz wahrgenommen hatten, als zuvor in drei Jahren. Zum Übernachten bekamen wir heute wieder ein Zimmer im Pfarrhaus. Da der Pfarrer aber erst ab 20:00 Uhr zuhause war verbrachten wir den Nachmittag im Altenheim. Dies hatte gewisse Vorteile. Einer war, dass wir hier mit einem Mittagessen versorgt wurden. Der zweite bestand darin, dass Altenheime immer sehr gut geheizt sind und wir es somit mollig warm hatten, während der Föhn, der draußen wütete stetig kälter wurde.

Beim Abendessen sprachen wir mit dem Pfarrer über Glauben im Allgemeinen und über die Art, wie wir heute in der Regel damit umgehen. Unter anderem kamen wir dabei auf die folgenden beiden Geschichten, die ich gerne mit euch teilen möchte:

Der Mann und die Hilfe Gottes Ein Hochwasser überflutete eine kleine Stadt und viele Menschen verloren ihr Hab und Gut, einige sogar ihr Leben. Ein alter Mann, für den der Weg auf eine rettende Anhöhe zu weit gewesen wäre, schaffte es gerade noch, sich auf das Dach seines Hauses zu retten. Doch das Wasser stieg weiter und weiter und bald schon erreichte es die untersten Dachziegel. Da kam ein Nachbar mit einem Boot vorbei uns rief: „Komm her, du kannst mit uns mitfahren, wir bringen dich aufs Trockene!“ Doch der Mann erwiderte nur: „Vielen Dank, aber ich brauche eure Hilfe nicht! Gott wird mich erretten! Fahrt ihr nur ruhig ohne mich weiter!“ Eine Weile versuchte der Nachbar ihn zu überreden, doch der alte Mann blieb stur und so fuhr er schließlich weiter. In den nächsten Stunden stieg das Wasser weiter an und es hatte bereits die untere Hälfte des Daches verschlungen, als plötzlich ein Rettungsboot auftauchte, das nach Überlebenden suchte. „Keine Sorge!“ rief der Katastrophenhelfer zu dem Mann herüber, „wir sind hier um Sie zu retten!“ Doch auch dieses Mal erwiderte der alte Mann nur wieder gelassen: „Ich habe keine Angst und ich brauche auch keine Rettung! Gott wird nicht zulassen, dass mir etwas passiert! Er wird mich von hier retten! Kümmert ihr euch lieber um die anderen!“ Auch dieses Mal mussten die Bootsführer schließlich aufgeben und den alten Mann auf seinem Dach zurücklassen. Als das Wasser bereits bis zu den Füßen des Mannes reichte, kam ein Helikopter. Man ließ eine Strickleiter herunter und forderte den Mann auf, daran nach oben zu klettern. Doch der Mann winkte ab! „Ich brauche eure Hilfe nicht!“ rief er über den Motorenlärm des Helikopters hinweg. „Gott wird mich retten!“ Als der Helikopter am Horizont verschwunden war, dauerte es nicht mehr lange, bis das Wasser den Dachgiebel überstiegen hatte und der alte Mann ertrank. Völlig entrüstet trat er im Himmel vor Gott und rief: „Gott, wie konntest du zulassen, dass ich in diesen Fluten sterbe? Mein Glaube was unerschütterlich und ich habe felsenfest darauf vertraut, dass du mich rettest. Und doch lässt du mich einfach in den Fluten ertrinken. Daraufhin erwiderte Gott beschwichtigend: „Junge, ich habe dir einen Nachbarn vorbeigeschickt, ein Rettungsboot und dann sogar noch einen Helikopter, alles nur um dich zu retten! Was bitte hätte ich denn noch alles tun sollen?“

Die zweite Geschichte handelte von unserem Hang zu Bewerten:

Gut oder schlecht Es lebte einst ein armer Bauer, der stets gerade so viel hatte, dass es für ihn uns seine Familie reichte. Eines Tages kam ihm ein Wildpferd zugelaufen, das auf seiner Weide blieb. Sofort kam das ganze Dorf zusammen, um das Pferd zu besichtigen und die Menschen riefen: „Bauer, was für ein Glück du hast! Wie selten geschieht es, dass einem so etwas gutes widerfährt!? Du bist wahrlich gesegnet!“ Der Bauer aber erwiderte nur: „Ob es etwas gutes, oder etwas schlechtes ist, das weiß ich nicht! Es ist wie es ist, mehr kann ich nicht sagen.“ In den kommenden Wochen machte sich der Sohn des Mannes daran, das wilde Pferd zuzureiten. Für einen kurzen Moment nur war er dabei unkonzentriert und sofort warf ihn das Pferd zu Boden. Als der Junge nun mit schweren Verletzungen im Bett lag, kam wieder das Dorf zusammen, um nach ihm zu sehen. „Du armer Bauer!“ riefen sie nun, „so ein schreckliches Schicksal, dass da deinem Sohn ereilt ist! Es ist wirklich furchtbar! Vielleicht wäre es besser gewesen, das Pferd wäre dir nie zugelaufen.“ Wieder aber gab der Mann nur zurück: „Ob es etwas gutes, oder etwas schlechtes ist, das weiß ich nicht! Es ist wie es ist, mehr kann ich nicht sagen.“ Wenige Wochen später brach ein Krieg aus und alle jungen Männer wurden eingezogen, um in einer hoffnungslosen Schlacht zu kämpfen. Der Sohn des Bauern jedoch durfte als einziger zuhause bleiben, da er noch nicht fit genug für den Krieg war.

Spruch des Tages: Es gibt viele Wege, um sich zu verlieren, aber nur einen um sich zu finden.

Höhenmeter: 40 m Tagesetappe: 22 km Gesamtstrecke: 19.355,27 km Wetter: bewölkt, kalt und windig mit einigen Sonnenflecken Etappenziel: Privates Gästezimmer, Giswil, Schweiz

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20.11.2016

Nach dem gemeinsamen Frühstück bekamen wir noch einiges an Reiseproviant mit auf den Weg. Darunter auch eine große Tüte mit Trockenfrüchten, von denen wir noch viele Tage lang zehren konnten.

Fahrradweg statt Steilklippen

Walenstadt lag an der östlichen Seite des Walensees, der auf einer Strecke von rund zwanzig Kilometern das komplette Tal ausfüllte. Um auf die andere Seite des Sees zu gelangen gab es nur zwei Wege. Der eine führte rechts in die Berge hinauf und dann über schmale Pässe an den Steilklippen entlang. Zum Wandern bei schönem Wetter und mit leichtem Gepäck war er definitiv die bessere Wahl, doch für uns war es leider nahezu unpassierbar. Aus diesem Grund entschieden wir uns für die zweite Variante, einen Fahrradweg, der am linken Seeufer entlang führte. Der einzige Haken hierbei war, dass auch die Bundesstraße und die Autobahn auf dieser Seeseite verliefen und teilweise mit dem Radweg fast identisch waren.

Kleiner Einwurf: Switzerdütsch lernen für Anfänger

Wir haben gemerkt, dass viele Leser auf diese Seite kommen, weil sie nach Tipps suchen, um das Switzerdütsch zu lernen. Manchmal liest man auch die Schreibweise "Schwyzerdütsch". Wir haben aus dem Grund ein paar Bücher für euch zusammen gestellt, die ich sicher dabei helfen. Weiter unten geht dann aber unser Tagesbericht weiter. Dort erfahrt ihr auch, wie unser Kontakt mit der Sprache der Schweizer verlaufen ist. 😉   template not found: list   Wer mit Büchern überfordert ist und lieber ein Video schaut, um sein Schwitzerdütsch zu verbessern, der wird mit diesem Filmchen hier seinen Spaß haben:
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Zunächst aber war dies noch kein wirkliches Problem. Die Autobahn führte in einen Tunnel, war also außer Hörweite und die Bundesstraße war nur wenig befahren. Es war Sonntag, die Sonne schien und außerdem war gerade Zeit für die Messe. Damit waren drei große Zielgruppen abgedeckt, die nun nicht mit dem Auto fahren konnten. Die einen saßen in der Kirche, die anderen gingen mit dem Hund oder dem Partner spazieren und die dritten lagen noch im Bett und schliefen ihren Rausch von den samstäglichen Partys aus. Eine bessere Zeit konnten wir also kaum erwischen.

Die Schweiz: Eine Nation der Funsportler

Schließlich entdeckten wir sogar noch eine vierte Gruppe von Menschen, die nicht mit dem Auto unterwegs war. Es waren Surfer, die den heftigen Wind nutzten, um sich von ihm über den See treiben zu lassen. Dass gerade die Schweiz so ein Surf- und Tauchparadies war, hatte ich zuvor nicht gedacht, aber es funktionierte ganz hervorragend. Gerade das Tauchen musste hier auch besonders viel Spaß machen, denn so wie die Felsen im Wasser abfielen, war der See locker seine hundert Meter tief. Es dauerte nicht lange, und in den Berghängen um uns herum tauchten auch die ersten Skilifte und Pisten auf.

Dass die Menschen hier in Sachen Sport etwas anders gestrickt waren, als in anderen Regionen der Erde, war also nur logisch. Es wirkte fast, als hätte die Schweiz den Funsport erfunden. Klettern, Surfen, Kiten, Ski- und Snowboardfahren, Mountainbiken, Downhillen, Wandern, Segelfliegen, Paragliden, es gab eigentlich nichts, das man hier nicht machen konnte.

Das Paradies der Ablenkung…

Eigentlich war es also wirklich eine Art Paradies, oder zumindest ein Paradies der Ablenkung. Wenn da nur diese Sache mit den Autobahnen nicht wäre. Auf etwa der Hälfte der Strecke tauschten die beiden Hauptverkehrsadern ihre Plätze. Die Bundesstraße verlief nun in einem Tunnel und die Autobahn führte direkt am Ufer entlang. Von nun an war jedes Wandergefühl dahin und man fühlte sich wieder nur noch wie auf der Flucht.

Am schlimmsten wurde es an den Stellen, an denen die Autobahn in einen Tunnel hinein oder aus einem heraus führte. Denn hier hatte man den Felsen auf der Rückseite zu einer Art Trichter geformt, der den Schall nach vorne auf den See und damit natürlich auch auf den Fahrradweg warf.

Warum man nicht auch das letzte Stück unterhalb des Felsens mit einer Schallschutzwand verschlossen hatte, war uns ein absolutes Rätsel. Es wirkte fast, als wäre die Autobahn an dieser Stelle ganz bewusst genau so gebaut worden, dass sie so viel Schall nach außen abgab, wie es nur möglich war. Wenige hundert Meter weiter gab es einen Badestrand, an den sich im Sommer Einheimische wie Urlaubsgäste zum Entspannen hinlegen sollten. Wie passte dies zusammen?

Unser erster Kontakt mit dem Switzerdütsch

Der erste Ort auf der anderen Seeseite hieß Weesen. Hier trafen wir gleich nach unserer Ankunft auf den Pfarrer der reformierten Kirche. Er war ein fröhlicher kleiner Mann, der gebürtig aus Berlin stammte und in Hessen aufgewachsen war. Dies erklärte, warum wir ihn so gut verstehen konnten. Üblicherweise hatten wir sonst bei Gesprächen mit den Einheimischen nämlich immer recht große Probleme. Das „Hochdeutsch“, das die Menschen hier sprachen, war für mich schon hart an der Grenze, aber wenn sie mit richtigem Switzerdütsch loslegten, war sogar Heiko vollkommen aus dem Rennen.

Der Pfarrer zeigte uns einen Gemeinschaftsraum, der sich direkt unter seiner Kirche befand und wies uns an, die Wagen einfach in der Kirche abzustellen. „Keine Sorge!“ meinte er, „die schaut sich eh nie jemand an!“

Unsere Unterkunft in der Kirche

Tatsächlich war die kleine reformierte Kirche nicht gerade das, was man als spektakulär bezeichnen würde. Sie bestand aus einem eckigen Raum mit schmucklosen, undurchsichtigen Fenstern und einer Kanzel an der Vorderseite. Bilder oder sonstige Verzierungen gab es nicht, da die Erbauer der Kirche der Ansicht waren, dass all dies nur vom Wort Gottes ablenken würde. Aus diesem Grund mussten auch die Fenster milchig sein, damit niemand rausschauen konnte und sich wohl möglich von einem Vogel oder einem Baum ablenken ließ.

Früher hatte es hier nicht einmal ein Kreuz gegeben, da man dies für „zu katholisch“ hielt und mit diesen komischen Katholiken wollte man auf keinen Fall etwas zu tun haben. Dies war auch der Grund dafür, dass es an der Stirnseite der Kirche überhaupt kein Fenster gab. Denn sonst hätte man dahinter nur wieder die katholische Kirche sehen können und das wollte man auf keinen Fall.

Heute arbeiteten die beiden Kirchen jedoch eng miteinander zusammen und die meisten Mitglieder der evangelischen Gemeinde ließen sich in der katholischen Kirche taufen oder trauen. Einfach deshalb, weil diese deutlich schöner und romantischer war. Die evangelische Kirche hingegen wurde eher für Vorträge und Konzerte gebucht, wofür sie auch deutlich besser geeignet war.

Besuch aus Zürich

Am späten Nachmittag bekamen wir noch Besuch von einer langjährigen Freundin von Heiko. Sie lebte nur eine halbe Autostunde von hier entfernt in Zürich und konnte daher recht einfach mit einer Freundin vorbeikommen. Nach einem längeren Spaziergang durch das nächtliche Weesen kochten wir gemeinsam ein Thai-Curry-Gericht mit den Zutaten, die die beiden Frauen mitgebracht hatten. Damit hatten wir seit langem endlich mal wieder ein Gericht, das nicht nur lecker war, sondern auch vollkommen in unserem Ernährungsplan lag.

Spruch des Tages: Ich freue mich schon wieder auf den französischen Teil der Schweiz, denn da verstehe ich die Menschen wenigstens.

Höhenmeter: 40 m Tagesetappe: 8 km Gesamtstrecke: 19.333,27 km Wetter: bewölkt, kalt und windig mit einigen Sonnenflecken Etappenziel: Pilgerzimmer der Kirchengemeinde, 6372 Ennetmoos, Schweiz

Hier könnt ihr uns und unser Projekt unterstützen. Vielen Dank an alle Helfer!

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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