Zu Fuß und ohne Geld um die Welt

von Shania Tolinka
30.08.2014 09:45 Uhr

Zu Fuß und ohne Geld auf großer Weltreise

     

ABENTEUER Die Neumarkter Heiko Gärtner und Tobias Krüger sind seit acht Monaten  und ohne Geld um die Welt unterwegs – und berichten im Tagblatt von ihren extremen Erlebnissen.

    VON THORSTEN DRENKARD  

NEUMARKT. Gewöhnlich ist an Heiko Gärtner und Tobias Krüger nichts. Die beiden Neumarkter, ihres Zeichens Wildnismentoren und Survival Trainer, haben bereits auf Island in den Vogelfelsen gelebt, die Maori in Neuseeland sowie die Maya in Guatemala besucht und blind die Zugspitze bestiegen. Seit acht Monaten befindet sich das Duo auf seiner bisher größten Reise. Die Extrem-Abenteurer wandern zu Fuß und ohne Geld um die Welt, lediglich mit zwei Pilgerwagen ausgerüstet. Fünf Jahre soll ihr außergewöhnlicher Trip dauern.

Das Tagblatt erwischte die Abenteurer an Tag 238 ihrer Reise in Spanien. Zu diesem Zeitpunkt hatten Gärtner und Krüger 4711 Kilometer zu Fuß zurückgelegt. Ein Telefonat kam wegen der schlechten Verbindung nicht zustande, also beantwortete Tobias Krüger unsere Fragen per Email.

 
Heiko Gärtner und Tobias Krüger in Castro Urdiales in Spanien

Heiko Gärtner und Tobias Krüger in Castro Urdiales in Spanien

 

Wie geht es Ihnen und Ihrem Weggefährten auf Wanderschaft?

Uns geht es sehr gut. Wir haben vor einiger Zeit begonnen, unsere Nahrung umzustellen und auf Schweinefleisch, Weizenprodukte, Milchprodukte und Zucker zu verzichten, um unsere Körper zu reinigen und zu regenerieren. Zusammen mit dem täglichen Wandern löst das Einiges aus. Auch die seelischen Themen werden im Moment offensichtlich und präsent.

Wir laufen seit fast zwei Monaten komplett durch die Steppe im spanischen Inland und es gibt nichts mehr, mit dem man sich ablenken kann. Da stößt man auf einige Leichen im seelischen Keller. Aber es sind gute Prozesse, und es ist spannend zu sehen, was sich alles verändert und wie viel schon besser geworden ist.

Wie ist es um Ihre Fitness bestellt?

Unsere Beine werden langsam echt muskulös, nur der Oberkörper ist noch so wie früher. Die Kondition nimmt zu und gerade auf dem Camino de Norte (spanischer Jakobsweg, Anmerkung der Redaktion) haben wir so viele Berge überwunden, dass wir es selbst kaum glauben konnten. Wäre das am Anfang der Reise passiert, wären wir wohl kläglich verreckt und würden noch immer weinend am Fuß eines Berges sitzen.

Auch an die Hitze haben wir uns inzwischen recht gut gewöhnt. Gewichts technisch schwankt es immer mal ein bisschen, vor allem seit der Nahrungsumstellung. Aber wirklich abgenommen bei unserer Reise ohne Geld um die Welt haben wir nicht.

 
Traumstrände in Spanien

Traumstrände in Spanien

 

Was gibt es meist zu essen und wo bekommen Sie es her?

Im Moment ernähren wir uns hauptsächlich von frischem Obst und Gemüse, das wir von kleinen Lädchen oder von Privatpersonen geschenkt bekommen. Hinzu kommen ab und zu Eier und etwas Fleisch. Zudem fragen wir in Restaurants nach Essen – nicht selten bekommen wir dort Tagesmenüs.

Gab es unterwegs gefährliche Situationen?

Nein. Es gab bisher viele spannende Momente und viele, in denen wir uns geärgert haben, oder in denen wir frustriert waren. Wir hatten Tage, an denen wir stundenlang im Regen herumgeirrt sind und keinen Platz zum Schlafen finden konnten. Einmal wurden wir von ein paar Nonnen für Einbrecher gehalten und mussten uns auf Französisch mit der Polizei auseinandersetzen und die Sache irgendwie klären.

Gab es bisher Verletzungen, war jemand von Ihnen schon einmal krank?

Kleinigkeiten, heute habe ich mich beim Öffnen einer Melone in die Hand geschnitten. Ab und zu hatten wir so starke Blasen, dass wir kaum laufen konnten. Die Hüfte tut ab und zu weh, ich hatte einmal eine Sehnenentzündung am Fuß, und Heiko hatte einmal eine Erkältung mit Halsschmerzen während unserer Reise ohne Geld um die Welt.

 
Eine gemütliche Pause während Ihrer Reise ohne Geld um die Welt

Eine gemütliche Pause während Ihrer Reise ohne Geld um die Welt

  Wie läuft es mit der Hygiene ab?

Am Morgen gibt es eine Ölziehkur mit Leinöl für die Mundhygiene. Da Zahnpasta neben Kunststoffpartikeln, die ins Blut gelangen, auch Fluor und Aluminium enthält, die stark toxisch auf den Körper wirken, daher verzichten wir inzwischen auf normales Zähneputzen. Dafür nehmen wir Süßholz. Zudem cremen wir uns als Sonnenschutz mit einer Mischung aus Olivenöl, Kokosöl und Sesamöl ein. Duschen und Kleidung waschen findet am Abend statt.

Gab es Probleme mit Ihrem Equipment?

Immer mal wieder. Unsere Wagen brauchen ihre Pflege. Vor drei Monaten hatte Heikos Wagen einen Achsbruch und wir mussten ihn reparieren lassen. Derartige Dinge sind öfter vorgekommen. Auch Schuhe sind immer wieder bei unserer Reise ohne Geld um die Welt ein Problem. Sie laufen sich schnell ab und es ist schwierig, neue zu bekommen. Generell hätten wir nicht gedacht, dass gerade die Hitze dem Material so zusetzt.

Wie lange sind Sie am Tag unterwegs, gibt es so etwas wie einen Alltag?

Unser Tagespensum liegt im Schnitt bei 20 Kilometern, also etwa vier bis fünf Stunden. Nach dem Wandern suchen wir uns einen Schlafplatz, was im Schnitt eine Stunde dauert. Abends wird entweder gekocht oder wir treiben fertiges Essen auf. Dann schauen wir meist noch einen Film auf unseren Laptops an oder machen Massagen oder andere Heilungsessions bevor wir schlafen gehen.

 
Das Gebirge in Spanien bringt die Wanderer zum Schwitzen

Das Gebirge in Spanien bringt die Wanderer zum Schwitzen

Ist Ihnen beim Laufen mal langweilig?

Langweilig eigentlich nie, es gibt immer wieder neue Sachen und Themen zu besprechen oder zu beobachten. Manchmal gehen wir auch nur schweigend und genießen die Natur, ärgern uns über den Straßenlärm oder jammern, weil es so anstrengend ist. Es ist erstaunlich, wie viel leichter eine Wanderung wird, wenn man jemanden hat, mit dem man jammern kann.

Wie viele Berge und Länder haben Sie bisher gemeistert?

Wir haben bislang Spanien, Portugal, Frankreich und Deutschland bereist. An Bergen haben wir die Pyrenäen gemeistert sowie die Gebirge an der Nordküste Spaniens und einige Zentralmassive in Spanien und Portugal. Einen Ausflug in die Picos de Europa, die höchsten Berge Spaniens, haben wir auch gemacht, aber nicht zu Fuß. Dorthin hatte uns ein Franziskanermönch eingeladen, um uns das größte erhaltene Stück vom Kreuz Jesu zu zeigen.

Wo war es am schönsten?

Das ist schwer zu sagen. Von der Landschaft her, hat uns die Nordküste Spaniens am besten gefallen. In Frankreich hingegen waren wir von den Menschen begeistert. So gastfreundlich wurden wir nirgendwo empfangen.

Gibt es ab und an Streit zwischen Ihnen?

Immer mal wieder. Ich bin ein alter Schusselkopf, der Heiko mit seiner Unachtsamkeit und fehlender Struktur in den Wahnsinn treibt. Und Heiko ist ein alter Hitzkopf, der mit seinem Jähzorn immer wieder ordentlich auf den Tisch haut. Aber wir kennen uns und wissen, wie jeder drauf ist. Nach einem kurzen Streit gibt es immer eine klarere Luft.

Was nervt am meisten unterwegs? Hier in Spanien nervt uns gerade die Unstrukturiertheit der Menschen am meisten. Man kennt sich in den Städten nicht aus und wenn man jemanden um Hilfe bittet, dann dauert es immer ewig, bis eine hilfreiche Antwort kommt.  
Montblanc in Spanien, Städte sind leider nicht immer strukturiert

Montblanc in Spanien, Städte sind leider nicht immer strukturiert

  Was fehlt am meisten?

Eine Sauna und der Dönerstand am Bahnhof – und natürlich unsere Eltern! Papas Grillzange und Mamas gute Küche. Oft denken wir an das gemeinsame Mittagessen bei Familie Gärtner.

Worauf freuen Sie sich am meisten?

Eigentlich auf jeden neuen Tag. Es wäre schon schön, mal wieder einen Platz zu haben, an dem wir uns für längere Zeit niederlassen können und wollen. Aber das Wandern macht uns noch immer Spaß, und es ist ein gutes Gefühl, täglich neuen Herausforderungen und Menschen während unseres Abenteuers ohne Geld um die Welt zu begegnen.

Was ist Ihr nächstes Ziel?

Zurzeit wandern wir nach Valencia, oder zumindest in die Richtung. Große Städte haben sich als etwas problematisch und nervig herausgestellt, weshalb wir nicht sicher sind, ob wir nicht lieber beim Urlaub ohne Geld einen Bogen herum machen. Danach geht es nach Barcelona und über die französische Grenze. Das nächste wirklich große Etappenziel ist Rom.

Wann sind Sie in Neumarkt zurück?

Das steht noch in den Sternen. Jedes Jahr können wir für sechs Wochen nach Deutschland zurück, und da werden wir sicher auch in Neumarkt vorbeischauen. Wie wir ohne Geld nach Hause zurückkommen wissen wir bereits, natürlich zu Fuß. Insgesamt ist unsere Reise vorerst für fünf Jahre geplant. Was dann kommt, wissen wir noch nicht.

INFO: Eine Bildergalerie von der Abenteuerwanderung finden Sie unter www.mittelbayerische.de/neumarkt.

 
Die Wassermelonen erfrischen jeden heißen Sommertag

Die Wassermelonen erfrischen jeden heißen Sommertag

 

GUT ZU WISSEN

Spenden: Wer das wanderfreudige Duo beim Reisen ohne Geld unterstützen möchte, kann dies mit einer Überweisung auf ein Spendenkonto tun: Betreff „Naturspirit“, IBAN: DE70 7608 0040 0806 1622 02; BIC: DRESDEFF760; Commerzbank Neumarkt.

Autoren: Die beiden Abenteurer haben bereits das Buch „Krankheiten auf einen Blick erkennen“ verfasst. Während ihrer aktuellen Reise schreiben sie an einem Buch „über die Körperreinigung und -sanierung“, so Gärtner.

Reisetagebuch: Gärtner und Krüger verfassen als Weltenbummler ohne Geld regelmäßige Einträge zu ihrer Fünf-Jahres-Reise auf ihrem Blog www.lebensabenteurer.de.

 
Zu Fuß ist immer noch die günstigste und natürlichste Form zu reisen

Zu Fuß ist immer noch die günstigste und natürlichste Form zu reisen

 

Ist Reisen mit wenig Geld möglich? Hier ist euer Lebensabenteurer Tipp:

Komplett ohne Geld unterwegs zu sein bedeutet, dass man ein Land noch einmal von einer ganz anderen Seite kennenlernt, als wenn man als zahlender Tourist kommt. Kann man auch mit wenig Geld reisen? Na klar, aber auch ein Urlaub mit niedrigem Budget kann interessant sein, da man aufmerksamer an die Angebote herangeht und das Urlaubsgeld nur für essenzielle Sachen und Erfahrungen ausgibt. Italien ist leider nicht mehr so günstig wie es einmal war. Denn die Einheimischen haben hier verstanden, dass der Tourismus, mit 13 % Einkommen des gesamten Bruttoinlandsproduktes, für das Land sehr wichtig geworden ist. Die Italiener sind auch inzwischen sehr geübt darin, das Geld deutscher Touristen aus der Tasche zu entnehmen. Deshalb haben wir die Lebensabenteurer, hier ein paar Ideen für alle, die nicht ganz ohne Geld reisen, aber auch nicht zu viel ausgeben möchten:

Niedrige Fahrtkosten

Eine Anreise mit dem Zug oder Bus lohnt sich erheblich, um einiges an Geld zu sparen. Natürlich bringt ein (Direkt-)Flug einen gewissen Komfort mit sich, aber hier ist das erste Fettnäpfchen. Reiseanbieter wie FlixBus oder Trenitalia ermöglichen sehr günstige Optionen, teilweise für unter 10 Euro. Und eine Busfahrt über die Alpen kann auch sehr spannend sein, oder? Allerdings ist Ryanair im Norden Italiens (Mailand, Bergamo) auch unschlagbar günstig vertreten.

Seit da, wo andere nicht sind

Vermeidet touristische Hotspots. Im Sommer kann der Markusplatz in Venedig so voll mit Menschen sein, dass man wirklich keinen eigenen Platz mehr zum Stehen hat. Kein Wunder, dass da ein Cappuccino in unmittelbarer Nähe locker über 10€ kosten kann. Drei Straßen weiter allerdings, abgelegen von dem Ballungsraum, sinkt der Preis von fast Allem exponentiell. Das gilt nicht nur für Venedig, sondern generell für alle Städte mit touristischem Faktor überall. Warum würdet ihr euch nicht mit Absicht verlaufen wollen?

Lokal genießen

Genießt die italienischen Produkte. Italienisches Obst und Gemüse fangen über das Jahr so viel Sonne ein, dass jene geschmacklich überhaupt nicht mit dem zu vergleichen sind, was wir aus den deutschen Supermärkten kennen. Dazu sind Naturprodukte hier oft unschlagbar günstig. Die besten Orangen, die ihr jemals gegessen habt, bekommt ihr hier für unter einen Euro pro Kilo. Ähnlich ist es mit Pfirsichen, Kaki, Fenchel und einigen Früchten, die es bei uns nicht einmal zu kaufen gibt. Das ist doch Urlaub, oder? Kaffeeliebhaber kommen zudem mit italienischem Espresso auf ihre Kosten, den man in fast jeder Straße in jeder Stadt finden kann. Auch dieser kostet einheitlich fast überall etwa einen Euro.

Ferienhaus in Italien?

Eine günstige und ungemein weniger touristische Alternative, zu den inzwischen sehr teuren Hotels, sind Ferienhäuser in Italien. Oft etwas abgelegen vom touristischen Epizentrum könnt ihr euch ein Fleckchen Natur aussuchen und frei entscheiden, was ihr machen wollt. Auch hat man die Möglichkeit selbst zu kochen und mehr in Kontrolle der Urlaubs-Bilanz zu sein.

Falls ihr auf der Suche nach einem Ferienhaus in Italien seid und euch fragt, wie man daran kommt, wenn man kein Italienisch spricht, haben wir ebenfalls einen Tipp für euch. Interchalet ist ein Anbieter, der Ferienhäuser vermietet, bzw. vermittelt Unterkünfte in Italien. Die Angebote variieren preislich, abhängig von der Beliebtheit, Service und dem Umfang des Ferienhauses, deshalb wäre es ratsam sich durchzuklicken und nach den eigenen Bedürfnissen zu entscheiden.

Shania Tolinka
Shania Tolinka ist Reflexzonentherapeutin, Altenpflegerin und Blog-Autorin. Das Erwecken und Annehmen der eigenen Weiblichkeit, der Umgang mit traumatischen Erlebnissen, sowie die Frage, wie man bereichernde, erfüllende Beziehungen zu sich, seinem Partner und der Natur aufbauen kann, sind Themen, die ihr besonders am Herzen liegen. Aber auch im Bereich von gesunder Ernährung, Heilmassagen und Heilkräutern ist sie Expertin. Seit 2020 ist sie als Vollzeitmitglied der Lebensabenteurer-Herde dabei.

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