Survival Schnüre aus Brennnessel, Rinde & Wurzeln herstellen

von Heiko Gärtner
24.07.2021 19:11 Uhr

Eine Schnur aus Brennnessel, Rinde und Wurzel selber herstellen ist eine Kunst und genau diese Survival Fertigkeit will ich euch heute näherbringen. Survival Schnüre herstellen ist eine Grundfertigkeit, die jeder Survival Experte beherrschen sollte. Die meisten Survivalbauten benötigen Bindematerial und auch viele Werkzeuge und Hilfsmittel, die euch in einer Notsituation das Überleben sichern können, könnt ihr nur bauen, wenn ihr wisst, wie ihr euch auch Schnüre aus dem vorhandenen Material wie Brennnessel, Rinde und Wurzeln selber herstellen könnt.

Eine Wicklung mit einer Schnur aus Pflanzenfasern

Eine Wicklung mit einer Schnur aus Pflanzenfasern.

 

Die Frage ist nur, welches Material zum Binden kann man aus der Natur verwenden?

Wir haben gelernt, wie man ohne Streichhölzer Feuer machen und wie man Wasser entkeimen kann, doch eine Schnur aus Naturfasern herzustellen ist den meisten fremd. Dabei ist dies nicht einmal besonders schwierig, wenn man einmal weiß, wie es geht. Schnüre aus Naturmaterialien müssen nicht zwingend aus Pflanzenfasern sein, sie können auch aus tierischem oder sogar menschlichem Material hergestellt werden. In diesem Artikel bekommt ihr einen Überblick darüber, welche Materialien sich zur Schnurherstellung eigenen, und wie ihr sie verwenden müsst, sodass ihr in jeder Situation stabile, flexible und langlebige Schnüre aus Naturmaterialien herstellen könnt. Damit habt ihr dann eine Grundlage, mit der ihr je nach Schnur fast alles herstellen könnt: vom Hütten, über Angeln, Reusen, Körben und Tragen bis hin zu Bögen und sogar Kleidung. Natürlich ist nicht jede Schnur für jeden Zweck geeignet. Deshalb habe ich euch immer zu jeder Technik dazugeschrieben, wofür ihr die gewonnenen Schnüre einsetzen könnt.

Brennnesseln eignen sich hervorragend für die Herstellung von Schnüren

Brennnesseln eignen sich hervorragend für die Herstellung von Schnüren

Wie kann ich eine Survival Schnur selbst herstellen?

Die Fähigkeit mit begrenzten Ressourcen, vieles herstellen zu können, ist unbezahlbar. Jedoch muss der Survival Profi einiges an Grundwissen besitzen, sodass er auf Notsituationen richtig reagieren kann. Zumeist hat man in Notsituationen eben nicht das richtige Werkzeug. Und selbst wenn man noch ein Messer oder ein Multitool bei sich trägt, haben doch nur die wenigsten ausreichend Schnur dabei, um beispielsweise ein Floß selber zu bauen.

Das Improvisieren von benötigten Produkten, ist also eine der wichtigsten Eigenschaften die ein Survival Meister haben muss. Wer auf jede Überlebensaufgabe gewappnet sein will, muss für jedes Problem eine Survival Lösung wissen. Alles um Sie herum, ob natürlich oder vom Menschen geschaffen, ist eine Ressource.

Das Gleiche gilt auch bei Schnüren. Wenn es kein künstliches Material gibt, das zu Schnüren verarbeitet werden kann, dann müssen pflanzliche Materialien herhalten. Tauwerk ist im Endeffekt jede Art von Schnur, die zum Sichern, Binden oder Verzurren verwendet wird. Egal, ob es Teil eurer Notfalltasche, bzw. eures individuellen Erste-Hilfe-Kits ist oder ob ihr  selbst eine Schnur aus Brennnessel herstellt, das Wissen um den Gebrauch und die Anwendungen von Tauwerk ist eine der wesentlichen Fähigkeiten des Überlebens und der Selbstversorgung. In fast jeder Überlebenssituation werdet ihr unzählige Umstände finden, in denen ihr eine Art von Seil, Faden oder Leine benötigen. Und genau hier besteht das Problem.

 
Sogar Kleidung kann man mit selbstgemachten Schnüren herstellen oder reparieren

Sogar Kleidung kann man mit selbstgemachten Schnüren herstellen oder reparieren.

 

Woher kann ich am schnellsten eine Schnur oder ein Seil hernehmen?

In einer Survivalsituation geht es nie um die schönste Lösung. Hier wäre eine Schnur aus Brennnessel bestimmt die erste Wahl. Nicht ohne Grund wird die Schnur aus Brennnessel gerne für traditionellen Schmuck der Maori verwendet. Jedoch geht es um die Lösung die am schnellsten und effektivsten erreicht werden kann. Und das ist zumeist, eben keine Schnur aus Brennnessel, die man erst in stundenlanger Arbeit anfertigen muss. Wenn ihr ein Floss, ein Boot oder ein Kanu bauen wollt, braucht ihr in der Survival Situation so schnell es geht Survival Schnüre. Dabei wird natürliches Tauwerk aus Materialien hergestellt, die von Mutter Erde geschaffen wurden:

Pflanzliche Naturfasern:

  • Hanf
  • Baumwolle
  • Sisal
    Selbst hergestellte Lindenbastschnur

    Selbst hergestellte Lindenbastschnur

  • Flachs
  • Brennnessel
  • etc.

In Survival-Situationen kommen weitere Materialien hinzu, die zwar oft keine perfekten Schnüre oder Seile ergeben, aber ein Verzurrmaterial, das man schnell nutzen kann und das in der gegebenen Situation seinen Zweck erfüllt. Hierzu zählen beispielsweise der Bast verschiedener Bäume und die dünnen, biegsamen Wurzeln von Nadelbäumen wie Fichten.

Tierische Naturfasern:

  • Sehnen
  • Leder
  • Seide
  • Wolle
  • Tierhaare aus Mähne oder Schweif

Woraus lassen sich Survival-Schnüre herstellen?

Im Survival Bereich werden an sich drei Ausgangsmaterialien verwendet, um Schnüre selbst herzustellen. Neben den tierischen und pflanzlichen Naturfasern können dabei noch Kunstfasern verwendet werden, die man entweder bewusst als Prepper immer mit dabei hat, die man gerade zufällig mitführt oder die man aufgrund der zunehmenden Umweltvermüllung in der Umgebung findet.

Im Folgenden gehen wir auf die einzelnen Themen noch einmal genauer ein.

Naturfaserschnur

Naturfaserschnur: Viele Pflanzenfasern eignen sich sehr gut zur Schnurherstellung.

 

Schnüre aus Pflanzenfasern

Jede Pflanze besteht aus Fasern. Doch nicht jede Pflanze eignet sich zum Gewinnen von Pflanzenfasern. Der Survival Experte muss also die Pflanzen, wie zum Beispiel die Brennnessel bestimmen können, von denen man Pflanzenfasern gewinnen kann. Manche Pflanzen haben so feine und stabile Pflanzenfasern, dass man aus 2 - 5 Fasern eine Angelschnur herstellen kann. Brennnessel, Youku und der Neuseeland Flax sind äußerst stabil und eignen sich deswegen auch für Angelschnüre. Wenn ihr also eine Schnur aus Brennnessel herstellt, könnt ihr diese auch zum Angeln verwenden. Als Schnur für einen Feuerbogen hingegen sind die meisten Pflanzenfasern jedoch leider nicht gut geeignet. Durch die hohe Reibung entsteht beim Feuerbohren auch an der Schnur selbst eine große Hitze, die dazu führt, dass die Pflanzenfasern sehr schnell trocken, hart und spröde werden, wodurch die Schnur nach kurzer Zeit reißt.

 
Die einzelnen Fasern der Lindenbastschicht sind gut erkennbar

Die einzelnen Fasern der Lindenbastschicht sind gut erkennbar.

 

Wie finde ich geeignete Pflanzenfasern, um Schnüre herzustellen?

Pflanzenfasern könnt ihr zwar aus frischen Pflanzen gewinnen, jedoch sind trockne Pflanzen besser, da die Fasern deutlich leichter von dem übrigen Pflanzenmaterial befreit werden können.

Zuerst muss man die Rohmaterialien zusammensuchen. Entschließt euch zunächst, welche Pflanzenfaser ihr verwenden wollt.

Um eine einfache Art zu beschreiben, die jeder leicht lernen kann und die auch fast überall verfügbar ist, beschreibe ich die Herstellung, einer Schnur aus Brennnessel-Fasern.

Wie gewinne ich Pflanzenfasern aus Brennnesseln, um daraus eine Schnur herzustellen?

Brennnesseln haben lange, robuste Fasern, die sich gut zum Herstellen von Schüren eignen.

Wenn ihr die Schnüre für den Hausgebrauch fertigen wollt, dann bietet es sich an, die Brennnesseln dafür möglichst im Herbst zu ernsten, weil sie zum einen noch keinen Frost abbekommen haben dürfen (sonst werden die Fasern brüchig) und zum anderen trocken sein sollten. Verwendet man grüne Fasern, ziehen sich diese nach dem Trocknen zusammen und entdrillen sich wieder, wodurch die Schnur an Stabilität verliert. Braucht ihr die Schnüre hingegen für eine Survival-Situation müsst ihr natürlich die Brennnesseln nehmen, die gerade da sind und könnt nicht erst auf den Herbst warten. Wenn ihr es könnt, seid ihr nicht in einer Survival-Situation.

Tipp: Nutze gutes Ausgangsmaterial

Da das Auffasern der Brennnesselstile sehr mühsam ist, verwendet man am besten lange, dicke Stile die möglichst wenig bis keine Seitenäste haben.

 
Lange, gerade Brennnesseln eignen sich besonders gut um Schnüre herzustellen

Lange, gerade Brennnesseln eignen sich besonders gut um Schnüre herzustellen.

 

Die Herstellung von Fasern für Brennnessel Schnüre:

  1. Entfernt die Blätter.
  2. Schabt die Oberfläche der Stängel leicht an.
  3. Lagert die Stängel für einige Tage, sodass sie gut trocknen können. Ihr könnt die Brennnesseln aber auch alternativ für mehrere Tage in Wasser einlagern. Sie sind fertig, wenn sie sich schleimig anfühlen!
  4. Brecht die Stängel der Länge nach auf. Dazu legt ihr die Stängel auf den Boden und klopft diese breit. Wenn ihr keinen Stein habt, könnt ihr diese auch mit dem Fuß breittreten.
  5. Wenn die Stängel in vier Teile zerbrochen sind, betrachtet ihr die Bruchstücke. Ihr erkennt, dass die Brennnessel innen holzig ist. Außen haben sie eine grüne Schale. Diese grüne "Rinde" beinhaltet die Pflanzenfasern, aus denen ihr eine Schnur flechten könnt.
  6. Nehmt ein Bruchstück in die Hand, brecht das Holzige von der "Rinde" ab. Verletzt dabei jedoch die Rinde nicht. Wiederholt den Vorgang, bis ihr nur noch die "Rinde" in der Hand haltet.
  7. Die "Rinde" gleicht nun einem Fasern Bündel. Mit diesem könnt ihr bis dato noch nichts anfangen, da es noch immer mit dem hölzernen Verbundstoff vermengt ist. Diesen müsst ihr nun vorsichtig entfernen. Um dies zu erreichen, dreht ihr die Rinde Stück für Stück zwischen den Fingern. Dadurch bröselt langsam der hölzerne Verbundstoff heraus. Das, was nun übrig bleibt, ist die reine Pflanzenfaser.
  8. Gratulation: Ihr habt nun die Pflanzenfasern, um nun eine Schnur herstellen zu können.
  9. Anschließend könnt ihr mehrere Fasern zu einer Schnur verdrillen. Wie dies genau geht, erkläre ich weiter unten, da der Prozess für alle Schnüre aus Fasern gleich ist.
  10. Die fertige Schnur kann noch mit Öl (z.B. Leinenöl) eingerieben werden. Das macht sie flexibler und erhöht dadurch die Lebensdauer. Auch dies gilt natürlich eher für den Hausgebrauch, denn selbst wenn ihr in eurer Survivalsituation zufällig Öl dabei habt, gibt es dafür eine bessere Verwendung, als eure Schnüre einzuölen.
Die einzelnen Schritte der Fasergewinnung aus Brennnesseln könnt ihr auch hier im Video noch einmal nachvollziehen:
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Wie kann ich aus Rinde Schnüre herstellen?

Fast von allen Bäumen könnt ihr Fasern aus der Rinde gewinnen, die ihr zu Schnüren aus Rinde verdrillen könnt. Am besten lässt sich die Rinde im Frühjahr ernten. Dabei fasert ihr die Innenrinde, also die Bastschicht der Rinde auf und verwendet diese Pflanzenfasern zum Drillen deiner Schnur aus Rinde.

(Aus der Rinde oder besser der Bastschicht der Rinde fast aller Laubbäume können Schnüre hergestellt werden.)

Mit welchen Bäumen kann ich die besten Schnüre herstellen?

  • Weide
  • Pappel
  • Ulme
  • Kiefer
  • Hasel
  • Linde
  • Robinie (Achtung: Da die Rinde dieses Baumes giftig ist, darf die Schnur nicht in Verbindung mit Lebensmitteln verwendet werden)

Pflanzenfasern für Schnüre aus Bast gewinnen

Im Folgenden habe ich euch drei Beispiele für die Gewinnung von Pflanzenfasern aus der Bastschicht von Bäumen beschrieben. Bei allen anderen Bäumen, ist der Prozess sehr ähnlich, so dass ihr die Informationen gut übertragen könnt.

(Hier sind exemplarisch 3 aufgeführt)

Schnur aus Robinienbast

Robinien haben an den Ästen unter der Rinde eine relativ dicke Bastschicht, die sich gut von der Rinde und vom Holz lösen lässt.

Die Rinde wird mit einem Messer längst eingeschnitten und dann mit der Klinge vom mitsamt der Bastschicht vom Stamm gelöst. Anschließend trennt ihr den Bast von der äußeren Rinde.

Die Bastschicht wird nun in einzelne dünne Faserstränge aufgeteilt, indem sie an einem Ende mit dem Messer eingeschnitten und anschließend mit den Händen auseinandergezogen werden. Dabei ist es wichtig, wie auch beim Spalten der Fichtenwurzeln immer das dickere Ende abzuknicken und dass dünnere möglichst gerade zu lassen, damit die Fasern nicht abreißen. Schließlich werden die Faserstränge verdrillt.

Achtung: Bei den Schnüren, die ihr daraus herstellt, solltet ihr beachten, dass die Borke der Robinien ebenso wie die Samen verschiedene Gifte enthält (Lektine, Indoxyglykosid Indikan, Glykosid Robinin sowie Flavonglykosid Akacain), die Übelkeit, Bauchschmerzen und Brechreiz auslösen und eine blutgerinnungs-hemmende Wirkung haben. Nutzt die Schnüre daher nur zum Bau von Hütten, Flößen, Wäscheleinen oder ähnlichem, nicht aber für die Verwendung mit Lebensmitteln.

Schnur aus Weidenbast

Weiden haben gegenüber Robinien den Vorteil, dass sie keine Toxine enthalten. Ihre Bastschicht ist allerdings weniger dick und nicht ganz so leicht vom Ast zu trennen. Dafür lässt sie sich aber gut mit dem Messer abschaben. Die Verarbeitung ist ansonsten dieselbe wie bei der Robinie.

gigantische weide

Mit Weiden kann man die verschiedensten Dinge herstellen, darunter auch Scnhüre aus ihrer Bastschicht.

 

Schnur aus Lindenbast

Archäologische Funde belegen, dass die Menschen bereits vor 6000 Jahren Schnüre und Seile aus Lindenbast hergestellt haben.

Anders als bei Robinien und Weiden verwendet man bei der Herstellung von Schnüren aus Linden nicht nur frischen Bast, sondern solchen von verrottenden Stämmen. Bei der Zersetzung des Baumes durch Pilze und Mikroorganismen löst sich die Rinde mitsamt dem Kambium vom Stamm und fasert sich auf. Die am Stamm anliegenden Fasern sind dabei besonders fein und hochwertig und eignen sich gut als Nähgarn oder zur Herstellung von Angelschnüren. Aus der mittleren Schicht lassen sich Schnüre und Seile für Fixierungen und Wicklungen herstellen und die äußere Schicht, die von ihrer Struktur her an Kokosfasern erinnert, eignet sich noch für Flechtarbeiten.

Dünne Lindenbastschnur

Die innen liegenden Fasern ergeben eine dünne, filligrane Lindenbastschnur.

Dicke Lindenbastkordel

Die äußeren, gröberen Fasern eignen sich für dicke Lindenbastkordeln.

Nach dem Ablösen sollte die Bastschicht schnell weiterverarbeitet werden, da sie unflexibel wird, wenn sie trocknet. Das Auffasern und Verdrillen geschieht dabei genau wie bei den Robinienschnüren. Die fertigen Schnüre können durch Einfetten länger haltbar und sogar seewasserfest gemacht werden.

Alternativ kann man aber auch ganz junge frische Linden zur Gewinnung von Pflanzenfasern gewinnen. Hier ist eine Schritt-für-Schritt-Anleitung:  
Schneidet einen jungen frischen Lindenstamm ab

1. Sucht euch einen möglichst astfreien, jungen Lindenstamm oder -ast und sägt ihn ab.

Auch junge frische Lindenstämme-eignen sich zur Fasergewinnung

An der Schnittkannte könnt ihr bereits die Bastschicht mit den frischen Fasern erkennen.

Die eingeschnittene Rinde vorsichtig vom Stamm lösen

2. Schneidet die Rinden- und Bastschicht auf zwei Seiten mit einem Messer der Längs nach ein ...

 
Mit den Fingern kann man vorsichtig unter die Rindenschicht fahren

... und löst sie dann vorsichtig mit den Fingern ab.

Die Lindenbastschicht wird vom jungen Stamm getrennt

So könnt ihr die Lindenbastschicht komplett vom jungen Stamm trennen.

Frische Lindenbastschicht aufrollen

3. Wickelt den Lindenbast zu einer losen Rolle auf ...

Lindenbastschicht ist aufgerollt und bereit zum Wässern

Lindenbastschicht ist aufgerollt und bereit zum Wässern

 
Die Lindenbastschicht wird gewässert

Die Lindenbastschicht wird gewässert und kann anschließend weiterverarbeitet werden.

 

Wie kann ich aus Wurzeln Schnüre herstellen?

Aus Wurzeln kann man in der Regel sehr gute Schnüre verflechten. Hier wird nicht gedrillt, sondern geflochten. Am leichtesten kommt ihr dabei an die Wurzeln der Fichte. Die Fichte ist ein Flachwurzler und somit müsst ihr nicht tief graben, um an gute Schnüre aus Wurzeln zu kommen. Die Wurzel an sich ist schon eine fertige Schnur. Es gibt einige Wurzeln, die so stabil sind, dass man mit ihnen sogar Feuer bohren kann. Wurzeln können mit dem Messer auch halbiert oder geviertelt werden, sodass man mehr Schnurmaterial aus einer Wurzel herstellen kann. Ab und an kann man auch die Rinde abschälen, wenn man für später eine saubere Seilführung haben will, wenn eben die Wurzel ausgehärtet ist. Wenn man sie zwei Tage wässert, lassen sie sich butterweich biegen und man kann sie am besten verarbeiten. Der große Vorteil von Wurzelschnüren ist, dass man sie in Notsituationen leicht findet und ohne große Vorbereitung sofort verwenden kann.

Herstellen von Fichtenwurzelschnüren

Fichten haben neben den dicken Hauptwurzeln auch eine Vielzahl sehr feiner, flexibler und robuster Wurzeln, die ohne, das sie weiter verdrillt werden müssen bereits als gute Schnüre dienen. Teilweise könnt ihr sie einfach ausgraben und direkt verwenden. Teilweise bietet sich eine Weiterverarbeitung an. Dabei gibt es verschiedene Möglichkeiten, auf die ich hier nun genauer eingehe. Doch schauen wir uns zunächst einmal an, wie man überhaupt an das gesuchte Material kommt.

Wo finde ich Fichtenwurzeln zur Schnurherstellung?

Ihr grabt am Fuß einer Fichte die obere Erde auf, bis ihr auf dünne Wurzeln stößt. Diese werden dann weiter freigelegt und in     gewünschter Länge abgetrennt.

Hinweis zum Baumschutz:

Solange ihr dabei nicht mehr als 1/3 der Wurzeln kappt, nimmt der Baum dadurch keinen Schaden, sondern wird ähnlich wie beim Baumschnitt zu neuem Wachstum und zur Verjüngung angeregt. Und da eine Fichte sehr viele Wurzeln hat, werdet ihr es kaum jemals schaffen, mehr als ein Drittel davon zu kappen. Ihr braucht euch also keine Sorgen zu machen.

Wie verarbeite ich Fichtenwurzeln zu Schnüren?

Wenn die äußerste Schicht der Wurzeln bei eurem Verwendungszweck der Wurzelschnüre stört, könnt ihr sie entfernen. Dazu schabt ihr mit dem Messerrücken der Längs nach über die wurzeln, bis sich die Rinde davon löst.

Dickere Wurzeln können anschließend noch in 2 oder mehrere Stränge geteilt werden. Dafür spaltet ihr die Wurzel an einem Ende mit dem Messer ein Stück auf. Anschließend zieht ihr die beiden Teile vorsichtig mit den Händen auseinander. Dabei ist es wichtig darauf zu achten, dass nicht eines der beiden Teile zu dünn wird und schließlich abreist. Um das zu verhindern wird immer die Seite, die anfängt dicker zu werden beim Trennen stark umgebogen während man die andere nahezu grade lässt. Dies führt dazu, dass die Spaltline automatisch wieder langsam in die Mitte wandert. Benutzt ihr halbierte Wurzeln für Wicklungen solltet ihr darauf achten, dass die flache Seite möglichst am Werkstück anliegt.

Wicklung mit einer Fichtenwurzelschnur

Wicklung mit einer Fichtenwurzelschnur.

Fichtenwurzelschnüre flechten

Je nach Bedarf könnt ihr die Fichtenwurzelstränge auch immer zu dritt zu einem Zopf verflechten. Dadurch erhöht ihr die Stabilität und die Flexibilität. Zudem habt ihr so die Möglichkeit, eine beliebig lange Schnur zu erstellen, indem ihr immer wieder neue Wurzelstränge mit einflechtet. Achtet aber darauf, dass die drei Einzeltränge in diesem Fall immer unterschiedlich lang sind, sodass stets nur bei einem ein neuer Strang mit eingearbeitet werden muss. Ähnlich wie Stämme und Äste haben auch die Wurzeln stets ein dickeres und ein dünneres Ende. Dies könnt ihr euch zunutze machen, indem ihr die dünnen Enden einer neuen Wurzel bereits mit einarbeitet eher einer der bestehenden Stränge seinem Ende zugeht.

Wann kann ich Fichtenwurzelschnüre finden?

Fichtenwurzelschnüre lassen sich das ganze Jahr über herstellen, sind aber im Winter nicht ganz so flexibel wie in den übrigen Jahreszeiten, weil die Bäume dann ihre Wasserzufuhr einschränken. In dieser Zeit sollten die Wurzeln daher vor der Verarbeitung einige Tage in Wasser eingelegt werden.

Wofür kann ich Schnüre aus Wurzeln verwenden?

Schnüre aus Fichtenwurzeln eignen sich vor allem für langfristige Befestigungen. In Frischem zustand lassen sie sich gut verknoten und werden nach dem Austrocknen fest. Nicht geeignet sind sie allerdings zum Verbinden von Flößen oder anderen Dingen, die sich mehr als 48 Stunden im Wasser befinden, da die Schnüre dann wieder aufweichen und sich die Knoten lösen.

Survivalschnur: Fichtenwurzelschnur Wicklung

Wurzelschnüre eignen sich besonders für  Wicklungen, etwa beim Schutzhüttenbau.

 
fichtenrindenschale

Oder auch als Fixierung bei der Schalenherstellung.

 

Wie lange kann ich Schnüre aus Fichtenwurzeln lagern?

Fichtenschnüre lassen sich unbegrenzt lagern, wenn man sie entweder mit einem Stein beschwert in fließende Gewässer legt, oder sie trocknet und nach 48 Stunden bevor man sie bearbeiten will in Wasser einlegt.

Bachlauf im Fichtelgebirge

Lagert man die gesammelten Wurzeln mit einem Stein fixiert im Bach, kann man sie jederzeit verwenden.

 

Welche Wurzeln eignen sich am besten, um Schnüre daraus herzustellen?

Neben Fichtenwurzeln eignen sich auch die Wurzeln von Wacholder und Zedern zur Herstellung von Schnüren.

Schnüre aus tierischen Materialien

Man kann natürlich auch tierische Fasern anstelle der Pflanzenfasern zur Schnurherstellung nutzen. Die wohl bekannteste Tierfaser für diesen Zweck ist die Wolle. Außer ihr eignen sich aber auch die Haare, beispielsweise aus Mähne oder Schweif und die Sehnen zur Seilherstellung. Auch Menschenhaare können zur Schnurherstellung verwendet werden. Am besten eignet sich jedoch Wolle, da sich diese beim Verzwirnen am besten miteinander verhakt. Haare müssen erst mit Wachs oder Harz aufbereitet werden, sodass sie sich gut miteinander verbinden. Ohne die Harz- oder Wachsbehandlung, würden sie sich einfach wieder aufdrehen.

Weitere tierische Materialien zur Schnurherstellung sind Sehnen und Leder.

Schnüre aus Pferdehaar herstellen

portrait pferd

Eine Pferdemähne eignet sich ebenfalls zur Schnurherstellung.

 

Aus Pferdehaaren (Mähne oder Schweif) lassen sich mit verschiedenen Techniken Schnüre für unterschiedliche Zwecke herstellen.

Pferdehaare zu schnüren flechten

Verflechten von 3x2 Haaren: Es entsteht eine sehr Stabile aber steife Schnur mit einer Tragkraft von etwa 4,5 kg, die ähnliche Eigenschaften hat, wie ein dünner Eisendraht. Sie eignet sich vor allem für Schlingen, weil sie durch die Steifheit die Kreisform offen hält, sowie als Angelschnur.

Schnüre aus Pferdehaaren drillen

Verdrillen von 3 Haaren: Die Schnur ist weicher und flexibler als die erste     Variante und eignet sich beispielsweise zum Umwickeln und Fixieren von Pfeilspitzen oder ähnlichem, sowie zum Nähen. Gerade für letzteres ist es aber hilfreich, sie zuvor einzufetten.

Was muss ich beim Herstellen von Schnüren aus Pferdehaaren beachten?

Das Herstellen von Schnüren aus Pferdehaar erfordert einiges an Geschick und Übung, da die Haare sehr glatt und widerspenstig sind, leicht durch die Finger rutschen und sich sofort wieder entdrehen, wenn man sie vorzeitig loslässt. Beim Flechten besteht die Schwierigkeit vor allem darin, die einzelnen Stränge auseinanderzuhalten. Auch lassen sich neue Haare weniger einfach mit einarbeiten, als dieses bei Schnüren aus Pflanzenfasern der Fall ist. Wenn möglich solltet ihr die Haare daher vor der Weiterverarbeitung mit Harz oder Wachs einreiben.

Am besten eignen sich die Haare von Jungtieren, weil diese flexibler und weniger brüchig und rau sind.

Wie kann ich Schnüre aus Tiersehnen herstellen?

Wenn man in Survivalsituationen gewappnet sein will, sollte man die Herstellung von Schnüren aus Tiersehnen trainieren. Aus diesem Grund ist es immer gut zu wissen, wo man Tiersehnen besorgen kann. Die besten Tiersehnen könnt ihr beim Schlachter oder Jäger bekommen. Sie sollten möglichst lang sein. Am besten eignet sich in der Regel eine Achillessehne und selbst diese ist beispielsweise bei einem Rothirsch nur ca. 18 cm lang.

Wildkaninchen Achillissehne

Die Achillissehnen von Tieren werden seit Urzeiten zur Schnurherstellung verwendet.

 

Wie gewinne ich Fasern für Schnüre aus Tiersehnen?

Zuerst müsst ihr die Achillessehne säubern. Alle Fleischreste müssen entfernt werden. Hängt die Sehne anschließend zum Trocknen auf. Der beste Ort dafür ist luftig, liegt im Schatten und ist trocken. Nach zwei bis drei Tagen dürfte die Sehnen so trocken sein, dass ihr sie verarbeiten könnt. Ihr erkennt an der einheitlichen Färbung und daran, dass sie lichtdurchlässig geworden ist, dass sie trocken genug zur Verarbeitung ist. Wenn ihr die zu verarbeitenden Fasern aus dem Sehnenverbund lösen wollt, müsst ihr mit einem Stein so lange auf die Sehne klopfen, bis sich die Fasern voneinander trennen. Nehmt dazu am besten einen Steinamboss, auf den ihr die Sehne legt und einen Klopfstein, der keine Kanten hat und schön abgerundet ist.

Flintknapping Werkzeug Steinzeit

Man kann sie unter anderem zum Bau von Werkzeugen und Waffen verwenden.

 

Tipp: Schone deine Hände

Achtet darauf, dass er gut in der Hand liegt, sodass ihr kaum oder gar keine Blasen beim Bearbeiten der Sehne bekommt. Andernfalls kann die Schnurherstellung schnell zur Tortur werden.

Wenn sich die Fasern durch das Klopfen nicht schon von alleine lösen, schneidet man die Sehne an einem Ende leicht ein und zieht die einzelnen Fasern vorsichtig auseinander.

Die frischen Fasern sind sehr weich und kräuseln sich stark, was eine weitere Verarbeitung erschwert. Etwas leichter wird es, wenn man sie nass macht, was aber auch dazu führt, dass sie miteinander verkleben. Um eine gute Schnur daraus zu drehen, braucht es daher auch hier sehr viel Geschick und Übung.

Wie kann ich eine Schnur aus Leder herstellen?

Eine Schnur aus Leder kann sehr leicht hergestellt werden. Dazu schneidet ihr aus dem Blankleder 3-mm-dicke Streifen ab und verdrillt diese. Je nach gewünschter Seildicke könnt ihr dabei mehr oder weniger Streifen zu einem Seil verdrillen.

Lederbeutel mit Lederschnur

Lederbeutel mit Lederschnur.

 

Schnüre aus Kunstfasern herstellen

Da ihr nun wisst, wie wichtig Schnüre für euer Überleben sind, könnt ihr erkennen, wie wichtig es ist, zu verstehen, wie man Schnüre von Grund auf herstellt. Eure Umgebung wird euch diktieren, welche Rohfasern oder Materialien ihr zur Verfügung habt, um damit eine Schnur herstellen zu können. In den Wäldern können ihr wahrscheinlich eine Vielzahl von natürlichen Pflanzenfasern finden, während ihr in einer vorwiegend städtischen Umgebung vielleicht nur auf künstliche oder Plastik-industrielle Quellen zurückgreifen könnt. Eine Schnur aus Brennnessel ist eben nicht immer die leichteste und effektivste Wahl. Selbst in den Wäldern kann es sein, dass ihr euch leichter damit tut, wenn ihr neben der natürlichen Ressourcen auch auf evtl. weggeworfenen Müll zurückgreift und diesen gewissermaßen survival-upcycled.

Wie kann ich ein Seil aus Plastiktüten herstellen?

  1. Legt drei Plastikbeutel zu einer langen "Faser" aus.
  2. Bindet am oberen Ende mit einem einfachen Sackstich die Tüten zusammen.
  3. Flechtet nun die drei Tüten zu einem Strang.
  4. Bindet die nächsten Tüten wiederum mit einem Sackstich in die Tütenkette, die ihr verflechten wollt.
  5. Achtet darauf, das die eingebundenen neuen Tüten nicht alle drei an der gleichen Höhe den Knoten haben. Die Tüten die eingeflochten werden, sollten stets an einer anderen Höhe eingebunden werden, sodass die höchste Bruchlast entsteht.
  6. Wenn das Plastiktütenseil fertig ist, macht ihr am hinteren Ende einen Knoten und fertig ist das Tütenseil.

Ein einfaches Dreiergeflecht lässt sich schnell herstellen, indem man drei der Tüten zu schlanken "Fasern" ausrichtet, an einem Ende einen Knoten bindet und dann mit dem Flechten beginnt. Ihr könnt weitere Beutel einarbeiten, um Ihr Plastikseil länger zu machen.

Die gleiche Art von Plastiktüten kann verwendet werden, um dünnere Schnüre für eine Vielzahl von Anwendungen zu erstellen.

Auch Plastiktüten eignen sich zur Schnurherstellung

Auch Plastiktüten eignen sich zur Schnurherstellung.

 

Wie kann ich ein Seil aus Kleidungsresten oder Betttüchern Knüpfen?

Wenn ihr Kleidungsreste zu langen Fasern zerschneidet oder zerreißt, könnt ihr auch mit Stofffasern gute Seile flechten. Je dicker diese verflochten werden, desto stabiler ist das Seil. Bettlaken kann man auch durch einen Sackstich verbinden und ein Notseil erstellen. Man muss jedoch bedenken, dass ein ungeflochtenes Seil, eine deutlich niedrigere Bruchlast hat, als ein geflochtenes Seil aus Kleidungsresten oder Betttüchern.

Kunststoffseile aus Müll herstellen

Da Kunststofffolien in aller Regel recht stabil und sehr flexibel sind, lassen sie sich gut zu Schnüren und Seilen verarbeiten. Dazu könnt ihr fast alles an Kunststoffmüll verwenden, was ihr findet. Teilweise habt ihr möglicherweise schon komplett fertige Restschnüre, die ihr wie Fichtenwurzelschnüre direkt verarbeiten könnt.

Kunstfaserschnur weggeworfen im Wald

Mit etwas Glück findet man heutzutage auch gerne mal eine weggeworfene Kunstfaserschnur einfach so im Wald.

 

Schnüre verwenden, die man bereits bei sich trägt

Selbst wenn man vollkommen unvorbereitet in eine Survivalsituation gerät, hat man fast immer etwas Schnur bei sich, die man für verschiedene Zwecke nutzen kann: Schnürsenkel, Kordeln aus Jacken und Kapuzenpullovern, Träger von Taschen und ähnliches. Auch diese könnt ihr natürlich für verschiedene Zwecke verwenden. Schnürsenkel eignen sich beispielsweise hervorragend als Sehne für euren Bogen zum Feuerbohren. Achtet jedoch darauf, dass die Schnur beim Bohren nicht durchrutscht, sodass sie zu heiß wird, schmilzt und reißt.

Schnürsenkel lassen sich auch gut als Notfallschnüre für andere Zwecke nutzen.

Schnürsenkel lassen sich auch gut als Notfallschnüre für andere Zwecke nutzen.

 

Die leichtesten Survival Methoden um eine Schnur draußen herzustellen

Unabhängig davon, ob das Material, das man zur Schnurherstellung verwendet, von Pflanzen, Tieren oder aus der Industrie stammt, sind die Techniken, die man verwenden kann, um daraus möglichst lange, stabile und flexible Schnüre zu gewinnen, weitgehend die gleichen. Abgesehen von Bettlaken, Fichtenwurzeln und Lederstreifen, die man bereits auch einfach so verwenden kann, erhält man in der Regel dünne Fasern, die dann zu einer Schnur verdrillt oder geflochten werden müssen. Doch selbst die Laken, die Wurzeln und die Lederstreifen lassen sich durch Flechten oder Drillen in ihren Eigenschaften als Zurr- oder Bindematerial verbessern, da sie dadurch länger und stabiler gemacht werden können. Im Folgenden möchte ich euch daher noch eine Methode des Flechtens und Zwei unterschiedliche Methoden zum Schnurdrillen vorstellen.

Survivalschnüre flechten

Diese Technik ist nichts Neues uns den meisten bereits von Kindheitstagen durch Zöpfeflechten und ähnliches bekannt. Da aber trotzdem nicht jeder weis, wie es funktioniert möchte ich hier dennoch kurz darauf eingehen. Das Grundprinzip beim Flechten ist, dass man drei Faserstränge so miteinander verwebt, dass sie zusammen einen festen Strang ergeben. Dabei befestigt man die Fasern am besten an einem Ende, sodass man eine leichte Spannung aufbauen kann. Wenn man eine größere Menge an Einzelfasern hat, wie etwa beim Haareflechten, dann teilt man diese in drei gleichgroße Gruppen ein. Bei Lederstreifen oder ähnlichem beginnt man stattdessen direkt mit drei Streifen. Diese werden nun so nebeneinander gehalten, dass ein Strang links, einer in der Mitte und einer rechts ist. Dann nimmt man den rechten Strang und legt ihn über den mittleren hinweg, sodass er sich nun in der Mitte befindet und der zuvor mittlere Strang der rechte wird. Das Gleiche wiederholt man anschließend mit dem linken Strang und dann beginnt man wieder von vorne. Auf diese Weise entsteht das typische Flechtmuster. Geeignet ist diese Methode vor allem für Lederstreifen, Fichtenwurzeln, Kunststofffolie oder Plastiktüten, Rosshaar, Stoffstreifen und ähnliches.

Flechten ist auch eine gute Technik zur Herstellung von Survivalschnüren.

Flechten ist auch eine gute Technik zur Herstellung von Survivalschnüren.

 

Drillen von Schnüren

Das Schnurdrillen bleibt unabhängig vom Material immer der gleiche Prozess, wobei es jedoch unterschiedliche Herangehensweisen gibt. Letztlich ist es Geschmacksache, für welche man sich entscheidet, da sie in der Regel zum gleichen Ergebnis führen. Häufig ist es jedoch so, dass je nach Material mal die eine und mal die andere Technik leichter und schneller geht. Um es anschaulicher zu machen, erkläre ich es euch hier einmal am Beispiel von Brennnesselschnüren:

Wie drehe ich eine Brennnessel Schnur bzw. Kordel?

Die Einheimischen in der Natur haben eine sehr einfache Technik, jedoch ist diese nur schwer zu beschreiben. Es ist nicht wichtig, wie ihr die Schnur aus Brennnessel drillt, sondern nur das mehrere Pflanzenfasern eine bruchsichere Schnur bilden. Eine sehr einfache Methode ist das Kordeln. Da diese Technik viele Menschen kennen, möchte ich diese als Notbehelf anbieten.

Gekordelte Schnur aus Pflanzenfasern

Gekordelte Schnur aus Pflanzenfasern.

 

Pflanzenfaserschnur Kordeln Schritt 1:

Nehmt eure Pflanzenfasern zur Hand und halbiert diese in der Länge. Knotet das offene Ende zusammen. Befestigt das Ende an einem Gegenstand, sodass ihr frei arbeiten könnt. Dafür könnt ihr einen Ast wählen, einen Hacken oder etwas Ähnliches. Wenn Ihr zu zweit seid, kann auch eine zweite Person das Ende halten.

Pflanzenfaserschnur Kordeln Schritt 2:

Auf der Seite, wo ihr die Fäden in der Hand haltet, beginnt ihr die Fäden zu drehen. Die Richtung, in die ihr sie dreht, ist nicht wichtig. Nehmt die Richtung, in der ihr euch am wohlsten fühlt, und in der ihr am schnellsten arbeiten könnt. Wichtig ist nur, dass ihr während dieses Vorgangs die Richtung des Drehens nicht ändert. Dreht so lange, bis sich beide Stränge gut miteinander verbunden haben. Das könnt ihr daran bemessen, wie viel Spannung sich in der Schnur aufgebaut hat. Da eure Fasern nur eine sehr begrenzte Länge haben könnt ihr beim Drillen immer wieder neue Fasern mit einzwirbeln. Achtet jedoch darauf, dass eure Schnur dabei immer möglichst gleich dick bleibt und dass ihr die Neuansätze der Fasern gut verteilt. Also immer nur ein paar wenige neue Fasern hinzunehmen, ein Stück weiter drillen und dann wieder welche einarbeiten.

Pflanzenfaserschnur Kordeln Schritt 3:

Nun kommt einer der wichtigsten und heikelsten Schritte: Ihr nehmt die Kordel ab. Haltet dafür die beiden Enden gut fest. Ihr dürft sie in diesem Moment auf keinen Fall loslassen, da sie sich aufgrund der Drehung, die ihr in die Fasern gegeben habt, unkontrolliert verheddert. Halbiert nun die Kordel erneut in der Mitte und lasst dann den unteren Teil los. Da auf den Fäden eine Spannung ist, rollen sie sich nun zusammen und bilden eine dicke Kordel. Anschließend verknote die offenen Enden der einen Seite. Und voilà: fertig ist die Kordel.

Schnur aus Naturfaser

So kann eine gut gekordelte Schnur aus Naturfaser aussehen.

 

Variante zwei: Das verdrillen von Fasern zu Schnüren

  1. Der Anfang unterscheidet sich zunächst nicht von der zuvor beschriebenen Technik. Die Fasern werden mit beiden Händen jeweils mit dem Daumen und dem Zeigefinger im Abstand von etwa 10 bis 20 cm festgehalten. Wenn    später neue Fasern mit eingedreht werden, entsteht an der Übergangsstelle ein Schwachpunkt. Daher ist es ratsam die ersten Fasern so zu halten, dass sie an der einen Seite mehr überstehen als an der anderen. So verhindert man, dass zwei Schwachpunkte genau aufeinander liegen.
  2. Nun verdreht man die Fasern gegeneinander, also mit der einen Hand zum Körper hin, mit der anderen von sich weg.
  3. Nimmt man nach einiger Zeit etwas Spannung raus, bildet sich automatisch in der Mitte eine Schlaufe, die man nun mit einer Hand festhält während man mit der anderen abwechselnd die beiden Schnurenden weiter ein- und um einander herumdreht.
  4. Wenn man aus kurzen Fasern längere Seile oder Schnüre herstellen will, werden beim Eindrehen nach und nach immer neue Fasern mit verdrillt.
  5. Um dickere Schnüre und Seile herzustellen, lassen sich auch mehrere verdrillte Schnüre noch einmal verdrillen. Dabei muss man jedoch darauf achten, dass man nicht gegen die erste Drehrichtung drillt, da man sonst die dünnen Schnüre wieder zerstört. Der Prozess kann wiederholt werden, bis das Seil die gewünschte Dicke erreicht hat.

In diesem Video könnt Ihr nochmal genau sehen, wie man eine Schnur aus Lindenbast- oder Brennnessel-Fasern flechtet, wenn die Pflanzenfasern kurz sind:

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Survival-Schnüre herstellen beim Profi lernen

Ihr seht schon, es gibt eine Vielzahl an Methoden, wie man eine Schnur bzw. ein Seil herstellen kann. Das eine Brennnessel Schnur herstellen ein super Survival Hack ist, steht außer Frage. Doch in jeder erdenklichen Situation Tauwerk herstellen zu können verlangt echtes Survival Profi Wissen. Dieses Survival Wissen haben die Wildnis Experten von Heiko Gärtner. Heiko Gärtner hat für euch das größte Survival Netzwerk Europa gegründet, sodass ihr jede einzelne Survival Fertigkeit bei den besten Mentoren auf dem jeweiligen Gebiet studieren könnt. Wenn ihr euch für das Thema Schnüre aus Brennnessel oder anderen natürlichen Fasern interessiert und dies erlernen wollt, dann meldet euch bei uns. Ruft uns einfach an oder schreibt uns eine E-Mail, mit welchem Wunschkurs im Bereich Survival, wir euch weiterhelfen dürfen. Wir sind einer der wenigen Wildnis-Gruppen, die ganz explizit Kurse zum Thema “Schnüre herstellen” anbieten. Diese Sonderkurse sind stark limitiert. Wenn ihr euch für einen Survival Kurs interessieren, scheut euch also nicht und ruft uns an. Heiko Gärtners Schnur aus Brennnessel, die er bei den Maori geflochten hat, hält noch heute seinen Lebenshaken aus Knochen, den er mit seinen Händen aus dem Knochen eines gestrandeten Wals geschliffen hat. Wenn auch ihr die Kunst einer Schnur aus Brennnessel erlernen wollen, weil ihr auch ein Schmuckstück der besonderen Art wollt, dann haben wir hier den passenden Wildnis-Kurs für euch. Wenn ihr Schnüre herstellen lernen wollt, um ein Survival Experte zu werden, dann haben wir auch dafür das perfekte Angebot. Es gibt eben nicht nur eine Schnur aus Brennnessel, sondern aus unendlich vielen verschiedenen Materialien. Und ja, aus all den Materialien eine Survival Schnur herstellen zu können ist eine Kunst. Was hilft es euch eine Schnur aus Brennnessel flechten zu können, wenn in einer Notsituation nur Wurzeln greifbar sind? Was ist, wenn die Zeit drängt und ihr sofort eine Schnur haben müssen? Habt ihr dann Zeit die Brennnessel für zwei Tage in Wasser einzulegen, um daraus eine Schnur herzustellen? Fast jeder kennt die Art und Weise, wie man eine Schnur aus Brennnessel herstellt, doch das wahre Survival Wissen von Schnüre beginnt weit dahinter. Wie immer ist es auch hier die Vielfalt an Techniken und Fähigkeiten, die einem hilft, schwierige Situationen zu meistern und mit der Zeit einheimisch zu werden und es sich draußen gemütlich zu machen.

Philipp Schraut Profil

Steinzeit- und Survival-Experte Philipp Schraut bietet spannende und lehrreiche Kurse zur Herstellung von Survivalschnüren an.

 

Wollt ihr mehr über Kurse zur Schnurherstellung bei Philipp Schraut erfahren?

Wenn ihr weitere Fragen habt, oder selbst bei der Ausbildung zum Steinzeitexperten mitmachen möchtet, dann nehmt einfach Kontakt mit uns auf. Entweder direkt über unser Kontakformular, oder per Mail oder Telefon. Wir freuen uns auf euch!

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+49 177/5587892
   

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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