Alternativurlaub: Abenteuerreisen in Italien
Kalte Nächte in Italien und Fondue auf dem Elektrokocher
Tobias Krüger und Heiko Gärtner aus Neumarkt touren seit vergangenem Jahr im Alternativurlaub durch Südeuropa, ein Ende der Reise ist noch nicht in Sicht
Von Nicolas Damm
Weltenbummler, Survival-Experten, Aussteiger, Sinnsucher — wie immer man Heiko Gärtner und Tobias Krüger auch bezeichnen mag. Die beiden Neumarkter zogen vor zwei Jahren hinaus in die Welt, zu Fuß begaben sie sich auf eine Weltreise, in ihr „Lebensabenteuer“. Im Jahr 2015 marschierten sie im Alternativurlaub quer durch Südeuropa, von Spanien über Italien bis nach Griechenland und zuletzt zum Überwintern zurück auf den Stiefel. Dort hatten die wackeren Wanderer auch unschöne Begegnungen. Den Neumarkter Nachrichten berichteten sie davon.
Das Interview
Ihr habt mittlerweile mehr als 13 000 Kilometer in den Beinen. Wie geht es euch aktuell in Italien? Heiko Gärtner: Uns geht es wie immer sehr gut. Gerade sitzen wir in einer Art Kindergarten, der für heute unser Schlafquartier sein wird und haben mehrere Elektroheizungen um uns herum. Vor Weihnachten hatten wir in Kalabrien und Sizilien eine etwas schwierigere Phase mit viel Lärm, reichlich unfreundlichen Menschen, einem kleinen Überfall eines rabiaten Autofahrers, bei dem unser Handy zerstört wurde, und einigen Tagen voller angespannter Stimmung. Oweia. Das klingt nach mehr Stress als ihr ihn beim weihnachtlichen „Fressmarathon“ zuhause gehabt hättet?
Tobias Krüger: Die Feiertage selbst waren sehr entspannt und schön. An Heiligabend haben wir einen ruhigen Platz in einer verlassenen Schule bekommen und konnten auf unserem kleinen Elektrokocher ein Fondue zaubern. An Silvester waren wir in unserem Alternativurlaub in einem hübschen kalabrischen Bergdorf, von dem aus wir eine großartige Sicht auf das Feuerwerk der Umgebung hatten.
Im Internet sieht man euch im Dezember noch im T-Shirt. Frieren müsst ihr offenbar nicht. Gärtner: Gerade liegt eine Kältefront über Kalabrien und wir haben nachts Temperaturen zwischen vier und zehn Grad. Das ist etwas ungünstig, weil die Menschen hier die Kälte nicht gewöhnt sind und ihre Häuser daher nicht heizen. Die Säle, die wir zum Übernachten bekommen, sind oft fast genauso kalt wie die Außentemperatur.
Krüger: Gestern hatten wir eine Bergetappe, bei der wir auf 18 Kilometer rund 1000 Höhenmeter überwinden mussten. Dabei hat es von morgens bis abends ohne Unterlass geschüttet. Nach zehn Minuten waren wir klatschnass und nach einer halben Stunde war es eiskalt. Wir brauchten gut zwei Stunden in einem Raum mit vier Elektroheizstrahlern, bis wir wieder einigermaßen aufgetaut waren.
Ihr seid von Italien aus quer über den Balkan bis nach Griechenland marschiert. Warum seid ihr kurz vor Weihnachten mit dem Schiff wieder über die Adria nach Italien? Gärtner: Der Balkan und Griechenland sind wunderschöne Regionen voller ursprünglicher Natur, weiter Wälder und großartiger Berge. Doch es gibt so gut wie keine Infrastruktur für Reisende. Im Sommer ist das kein Thema, denn wir konnten es uns im Zelt gemütlich machen.
Ihr seid dennoch über die sozialen Medien vernetzt mit der Außenwelt. Gärtner: Den Strom für unsere Dokumentation und unsere Kameras haben wir über Solarsegel generiert. Doch je näher der Winter kam, desto schwieriger wurde es mit unserem Alternativurlaub. Die Tage waren noch immer warm, aber die Nächte wurden so kalt, dass durch den Temperaturabfall ständig alles nass wurde.
Nach einer Woche hatten wir so gut wie nichts mehr, das noch trocken war. Und die Sonne ging so schnell unter, dass wir keinen Strom mehr generieren konnten. Krüger: Außerdem gab es viele Dinge, die wir noch organisieren mussten, was von Griechenland aus aber nicht möglich war. Deswegen haben wir uns entschieden, den Winter in Italien zu verbringen. Hier gibt es fast eine Garantie dafür, dass man vom Pfarrer oder in einem Kloster einen Schlafplatz bekommt. Wir konnten uns Päckchen mit Ersatzmaterialien zukommen lassen und uns von der wilden Zeit im Balkan etwas erholen.
Warum der kurze Hüpfer vom italienischen Stiefel hinüber nach Sizilien? Gärtner: Der Abstecher war eigentlich nicht als Hüpfer, sondern als längerer Ausflug gedacht. Die Idee war, Weihnachten und den Jahreswechsel auf der Insel zu verbringen und uns in der Silvesternacht den speienden Ätna anzuschauen. Doch leider ist der Norden Siziliens für Wanderer absolut ungeeignet: Es gibt nur die viel befahrenen Küstenstraßen und sonst keine Möglichkeit zum Ausweichen. Nach zwei Tagen im höllisch lauten Verkehrschaos, bei dem wir nicht einmal mehr freundliche Pfarrer finden konnten, die uns aufnehmen wollten, haben wir beschlossen, dass der Inselbesuch keine gute Idee war. Wir haben kurzerhand kehrt gemacht und wandern nun in Richtung Pompeji. Dort gibt es ja auch einen Vulkan, den man sich anschauen kann.
Und welche Richtung schlagt ihr danach ein? Krüger: Im März geht es mit dem Schiff zurück nach Griechenland, genau an den Hafen, an dem wir das Land verlassen haben. Dann setzen wir unseren Alternativurlaub nach Osteuropa wie gewohnt fort.
Ursprünglich hattet ihr eigentlich sogar einen Schwenk in den Fernen Osten geplant. Gärtner: Wir wollten über die Türkei nach Israel wandern und von dort aus weiter Richtung Russland und Asien. Doch die aktuelle politische Situation in Syrien und Israel hat dazu geführt, dass wir die Reiseroute erst einmal etwas abgeändert haben. In Länder zu reisen, aus denen gerade jeder flieht, schien uns nicht allzu sinnvoll zu sein. Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass es in Europa so vieles gibt, das wir noch nicht kennen. Deswegen werden wir unsere Route erst einmal durch die näheren Regionen legen, bevor wir uns in die Ferne wagen. Nach Italien und Griechenland geht es demnach nach Rumänien und Bulgarien. Es folgen Tschechien, die Slowakei und Polen.
Habt ihr auch Lust auf den hohen Norden? Krüger: Nächsten Winter werden wir wahrscheinlich einen kurzen Abstecher nach Deutschland, Großbritannien und Irland machen, bevor es schließlich in den hohen Norden nach Skandinavien geht. All dies sind natürlich nur Pläne. Was die Wirklichkeit bringt, wird sich zeigen.
Heiko, im Juli ist deine Freundin eine Zeit lang mit euch mitgegangen. Dann wart ihr plötzlich wieder zu zweit. Was ist aus eurer Begleiterin geworden? Gärtner: Im Sommer sind wir gut eineinhalb Monate zu dritt gereist. Es war eine sehr intensive und inspirierende Zeit, in der jeder von uns viel über sich selbst lernen durfte. Langfristig haben wir aber festgestellt, dass wir als Dreiergruppe in dieser Konstellation nicht harmonieren und so haben wir uns letztlich wieder voneinander getrennt. Sie zog weiter in die Hauptstadt von Montenegro und fuhr von dort aus an die griechische Küste, während wir unseren Alternativurlaub durch den Kosovo, Mazedonien und Albanien fortsetzten.
Ihr postuliert eure Reise zum einen als Suche des Menschen nach dem verlorenen Einklang mit der Natur, zum anderen als Forschungsreise, bei der ihr Wissen über Naturmedizin und gesunde Ernährung sammeln wollt. Haben sich diese Ziele auf der Strecke verändert? Gärtner: Nein. Allenfalls erweitert: Wir sind gerade dabei, unsere Reise zu einem „Charity-Walk“ werden zu lassen, bei dem wir verschiedene soziale Projekte unterstützen wollen.
INFO: Reisetagebuch von Heiko Gärtner im Internet unter www.lebensabenteurer.de
Mehr über das alternative Reisen erfahren:
Wer einen Alternativ Urlaub vielleicht auch mit Kindern in Deutschland möchte, kann natürlich alternativ & anders reisen. Denn nachhaltiger Tourismus für Familien mit Kindern, Paare und Alleinreisende sind gefragter denn je. Ob Familienurlaub oder ein aktiver Wanderurlaub, für eine Auszeit sollte man sich immer Zeit nehmen. Viele Angebote sind typisch und regional, naturverbunden und ökologisch, individuell und anders. Das Reisemagazin Anderswo erscheint im fairkehr Verlag. Seit über 25 Jahren setzt sich der fairkehr Verlag mit verschiedenen Publikationen, Projekten und politischem Engagement für eine nachhaltige Mobilität ein – nicht nur im Alltag, sondern auch in der Freizeit und im Urlaub.
Mit einem Korfu-Urlaub kennt sich ReNatour aus. Diese bieten Urlaub im Honigtal auf Korfu an, egal was dem Kunden vorschwebt, deshalb kamen die Villa KaliMeera und einige Ferienhäuser dazu. Gerade als Abenteuerurlaub mit Kindern in Europa, ein grandiose Idee. Die griechische Insel ist ca. 600 km² groß und ca. 60 km lang und ca. 30 km breit. Sie liegt vor der griechischen Nordwestküste und ist im Norden nur knapp 3 km vom albanischen Festland entfernt. Mit Rhodos und Kreta gehört sie bei Touristen zu den drei beliebtesten griechischen Inseln. Jede zweite korfiotische Familie lebt direkt oder indirekt vom Tourismus. Die Preise sind ähnlich wie in Deutschland - Hotels, Benzin und öffentliche Verkehrsmittel sind etwas günstiger, aber die Lebensmittel teurer.