Alternativurlaub: Abenteuerreisen in Italien

von Shania Tolinka
14.01.2016 12:01 Uhr

Kalte Nächte in Italien und Fondue auf dem Elektrokocher

   

Tobias Krüger und Heiko Gärtner aus Neumarkt touren seit vergangenem Jahr im Alternativurlaub durch Südeuropa, ein Ende der Reise ist noch nicht in Sicht

     

Von Nicolas Damm

 

Weltenbummler, Survival-Experten, Aussteiger, Sinnsucher — wie immer man Heiko Gärtner und Tobias  Krüger auch  bezeichnen mag.  Die beiden Neumarkter zogen vor zwei Jahren hinaus  in die  Welt,  zu Fuß  begaben sie sich auf eine Weltreise, in ihr „Lebensabenteuer“. Im Jahr  2015 marschierten sie im Alternativurlaub quer durch Südeuropa, von Spanien über Italien  bis nach Griechenland und  zuletzt  zum  Überwintern zurück auf den Stiefel. Dort hatten die wackeren Wanderer auch unschöne Begegnungen. Den Neumarkter Nachrichten berichteten sie davon.

 
Einige Grenzen wurden bereits von Heiko Gärtner und Tobias Krüger geschafft

Einige Grenzen wurden bereits von Heiko Gärtner und Tobias Krüger geschafft

 

Das Interview

Ihr habt mittlerweile mehr als 13 000  Kilometer in  den  Beinen. Wie geht es euch aktuell in Italien? Heiko Gärtner: Uns  geht es wie  immer  sehr gut. Gerade sitzen wir  in einer Art Kindergarten, der   für   heute unser Schlafquartier sein wird und haben mehrere  Elektroheizungen  um uns herum. Vor Weihnachten hatten wir in Kalabrien  und Sizilien eine etwas schwierigere Phase mit viel Lärm, reichlich unfreundlichen Menschen, einem kleinen Überfall eines rabiaten Autofahrers, bei dem unser Handy zerstört wurde, und einigen Tagen voller angespannter Stimmung. Oweia. Das  klingt nach mehr Stress als ihr  ihn beim  weihnachtlichen „Fressmarathon“ zuhause gehabt hättet?

Tobias Krüger: Die  Feiertage selbst waren sehr entspannt und schön. An Heiligabend haben wir  einen ruhigen Platz in  einer verlassenen Schule bekommen und  konnten  auf   unserem kleinen Elektrokocher ein Fondue zaubern. An Silvester waren wir in unserem Alternativurlaub in einem hübschen kalabrischen Bergdorf, von dem aus wir eine großartige Sicht auf das Feuerwerk der  Umgebung hatten.

 
Im Alternativurlaub lässt sich niemand die Laune verderben

Im Alternativurlaub lässt sich niemand die Laune verderben

 

Im Internet sieht man euch im Dezember noch  im  T-Shirt. Frieren müsst ihr  offenbar nicht. Gärtner:  Gerade liegt eine Kältefront über Kalabrien und wir  haben nachts  Temperaturen  zwischen vier und zehn Grad. Das ist etwas ungünstig,  weil  die  Menschen hier die  Kälte nicht gewöhnt sind und ihre Häuser daher nicht heizen. Die  Säle, die wir zum Übernachten bekommen, sind oft fast genauso kalt wie die Außentemperatur.

Krüger: Gestern hatten wir  eine Bergetappe, bei der wir auf 18 Kilometer rund 1000  Höhenmeter überwinden mussten. Dabei hat es  von  morgens  bis abends ohne Unterlass geschüttet. Nach zehn Minuten waren wir klatschnass und nach einer halben Stunde war es eiskalt. Wir brauchten  gut  zwei  Stunden in  einem Raum mit  vier Elektroheizstrahlern, bis  wir wieder einigermaßen aufgetaut waren.

Ihr seid von Italien aus quer über den Balkan bis nach Griechenland marschiert. Warum seid ihr  kurz vor Weihnachten mit dem Schiff wieder über die Adria nach Italien? Gärtner: Der  Balkan und Griechenland sind wunderschöne Regionen voller ursprünglicher Natur, weiter Wälder und  großartiger  Berge. Doch es gibt so gut  wie keine Infrastruktur für Reisende. Im Sommer ist das kein Thema, denn wir  konnten es uns  im  Zelt gemütlich machen.

 
Mit dem Schiff um die Welt

Mit dem Schiff um die Welt

Ihr seid dennoch über die sozialen Medien vernetzt mit  der Außenwelt. Gärtner: Den  Strom für  unsere Dokumentation und unsere Kameras haben wir über Solarsegel generiert. Doch je näher der Winter kam, desto schwieriger wurde es mit unserem Alternativurlaub. Die Tage waren noch immer warm, aber die Nächte wurden so kalt, dass durch den Temperaturabfall  ständig alles nass wurde.

Nach einer Woche hatten  wir  so  gut wie  nichts  mehr, das  noch trocken war. Und die Sonne ging so schnell unter, dass wir  keinen Strom mehr generieren konnten. Krüger: Außerdem gab  es viele  Dinge, die wir noch organisieren mussten, was  von  Griechenland aus  aber nicht möglich war.  Deswegen haben  wir uns  entschieden, den  Winter in Italien zu verbringen. Hier gibt es  fast eine Garantie dafür, dass man vom Pfarrer oder in  einem Kloster einen Schlafplatz bekommt. Wir konnten uns Päckchen  mit  Ersatzmaterialien  zukommen  lassen und uns von  der  wilden Zeit im Balkan etwas erholen.

Warum der kurze Hüpfer vom italienischen Stiefel hinüber nach Sizilien? Gärtner: Der  Abstecher war eigentlich nicht als  Hüpfer, sondern als  längerer Ausflug gedacht. Die  Idee  war, Weihnachten und den Jahreswechsel auf  der Insel zu verbringen und uns  in der  Silvesternacht den  speienden Ätna  anzuschauen. Doch leider ist der Norden Siziliens für Wanderer absolut ungeeignet: Es gibt nur die viel befahrenen Küstenstraßen und sonst keine   Möglichkeit zum Ausweichen. Nach zwei  Tagen im  höllisch lauten Verkehrschaos, bei dem  wir  nicht einmal  mehr freundliche Pfarrer finden konnten, die  uns  aufnehmen wollten, haben wir  beschlossen, dass der Inselbesuch keine gute Idee war. Wir haben kurzerhand kehrt gemacht und wandern nun in Richtung Pompeji. Dort gibt es ja auch einen Vulkan, den man sich  anschauen kann.

Und welche Richtung schlagt ihr danach ein? Krüger: Im  März geht es  mit dem Schiff zurück nach Griechenland, genau an  den Hafen, an dem  wir  das Land verlassen haben. Dann setzen wir unseren Alternativurlaub nach Osteuropa wie gewohnt fort.

Ursprünglich hattet ihr eigentlich sogar einen Schwenk in  den Fernen Osten geplant. Gärtner: Wir  wollten über die Türkei nach Israel wandern und von dort aus weiter Richtung Russland und Asien. Doch die  aktuelle politische Situation in Syrien und Israel hat dazu geführt, dass wir  die  Reiseroute erst einmal etwas abgeändert haben. In  Länder  zu  reisen, aus denen gerade jeder flieht, schien uns nicht allzu sinnvoll zu sein. Darüber hinaus haben wir festgestellt, dass es in Europa so vieles gibt, das  wir  noch nicht kennen. Deswegen werden wir unsere Route erst einmal durch die näheren Regionen legen, bevor wir uns  in die  Ferne wagen. Nach Italien und Griechenland geht es demnach nach Rumänien und  Bulgarien. Es folgen Tschechien, die  Slowakei und Polen.

 
Auf geht's nach Griechenland

Auf geht's nach Griechenland

 

Habt ihr auch Lust auf den hohen Norden? Krüger: Nächsten Winter werden wir wahrscheinlich einen kurzen Abstecher nach Deutschland, Großbritannien  und Irland  machen, bevor es schließlich in den  hohen Norden nach Skandinavien geht. All  dies  sind natürlich nur Pläne. Was die Wirklichkeit bringt, wird sich zeigen.

Heiko, im Juli ist deine Freundin eine Zeit lang mit euch mitgegangen. Dann wart ihr plötzlich wieder  zu zweit. Was ist aus eurer Begleiterin geworden? Gärtner: Im  Sommer sind wir  gut eineinhalb Monate zu dritt gereist. Es war eine  sehr intensive und inspirierende Zeit, in der jeder von uns viel über sich  selbst lernen durfte. Langfristig  haben wir aber festgestellt, dass wir als Dreiergruppe in dieser Konstellation nicht harmonieren und so haben wir uns letztlich wieder voneinander getrennt. Sie  zog weiter in die Hauptstadt von Montenegro und fuhr von dort aus an die griechische Küste, während wir  unseren Alternativurlaub durch den Kosovo, Mazedonien und Albanien fortsetzten.

Ihr postuliert eure Reise zum einen als Suche des Menschen nach dem verlorenen Einklang mit der Natur, zum anderen als  Forschungsreise, bei  der ihr Wissen über Naturmedizin und gesunde Ernährung sammeln wollt. Haben sich  diese Ziele auf  der  Strecke verändert? Gärtner: Nein. Allenfalls erweitert: Wir sind gerade dabei, unsere Reise zu einem „Charity-Walk“ werden zu lassen,  bei  dem  wir  verschiedene soziale Projekte unterstützen wollen.

INFO: Reisetagebuch von Heiko Gärtner im Internet unter www.lebensabenteurer.de 

Die Berge Albaniens

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Mehr über das alternative Reisen erfahren:

Wer einen Alternativ Urlaub vielleicht auch mit Kindern in Deutschland möchte, kann natürlich alternativ & anders reisen. Denn nachhaltiger Tourismus für Familien mit Kindern, Paare und Alleinreisende sind gefragter denn je. Ob Familienurlaub oder ein aktiver Wanderurlaub, für eine Auszeit sollte man sich immer Zeit nehmen. Viele Angebote sind typisch und regional, naturverbunden und ökologisch, individuell und anders. Das Reisemagazin Anderswo erscheint im fairkehr Verlag. Seit über 25 Jahren setzt sich der fairkehr Verlag mit verschiedenen Publikationen, Projekten und politischem Engagement für eine nachhaltige Mobilität ein – nicht nur im Alltag, sondern auch in der Freizeit und im Urlaub.

Mit einem Korfu-Urlaub kennt sich ReNatour aus. Diese bieten Urlaub im Honigtal auf Korfu an, egal was dem Kunden vorschwebt, deshalb kamen die Villa KaliMeera und einige Ferienhäuser dazu. Gerade als Abenteuerurlaub mit Kindern in Europa, ein grandiose Idee. Die griechische Insel ist ca. 600 km² groß und ca. 60 km lang und ca. 30 km breit. Sie liegt vor der griechischen Nordwestküste und ist im Norden nur knapp 3 km vom albanischen Festland entfernt. Mit Rhodos und Kreta gehört sie bei Touristen zu den drei beliebtesten griechischen Inseln. Jede zweite korfiotische Familie lebt direkt oder indirekt vom Tourismus. Die Preise sind ähnlich wie in Deutschland - Hotels, Benzin und öffentliche Verkehrsmittel sind etwas günstiger, aber die Lebensmittel teurer.

Shania Tolinka
Shania Tolinka ist Reflexzonentherapeutin, Altenpflegerin und Blog-Autorin. Das Erwecken und Annehmen der eigenen Weiblichkeit, der Umgang mit traumatischen Erlebnissen, sowie die Frage, wie man bereichernde, erfüllende Beziehungen zu sich, seinem Partner und der Natur aufbauen kann, sind Themen, die ihr besonders am Herzen liegen. Aber auch im Bereich von gesunder Ernährung, Heilmassagen und Heilkräutern ist sie Expertin. Seit 2020 ist sie als Vollzeitmitglied der Lebensabenteurer-Herde dabei.

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