Kurzurlaub in Bremerhaven
Bevor wir weiter von unseren Erlebnissen in Lappland berichten, hier noch einmal ein kleiner Rückblick nach Norddeutschland, wo wir mehr oder weniger zufällig einen Kurzurlaub in Bremerhaven machten.
Nordenham war die letzte Stadt vor der Fähre, die uns über die Wesermündung brachte. Die Stadt war heruntergekommen und machte einen fast unheimlichen Eindruck. In einem anderen Land, hätten wir wahrscheinlich Bedenken gehabt, sie überhaupt zu betreten. Doch in Deutschland macht man sich darüber seltsamerweise weniger Gedanken.
Gleich am nächsten Morgen ging es dann mit der Fähre weiter nach Bremerhaven, wo wir einen Besichtigungstag einlegten. Immerhin hatte die Stadt ja einiges an Sehenswürdigkeiten zu bieten und wenn wir schon einmal hier waren, konnten wir das ja auch nutzen.
Zum Übernachten hatten wir einen Platz in der Seemannsmission bekommen, einer Art Herberge, die Speziell für Seeleute gedacht war.
Unser erster Eindruck von Bremerhaven war eher gemischt. Auf der einen Seite schien es eine interessante Stadt zu sein, die durchaus einiges zu bieten hatte. Auf der anderen Seite vermittelte sie aber permanent das Gefühl künstlich und irgendwie unauthentisch zu sein. Später erfuhren wir dann, dass sie wirklich komplett neu aufgebaut worden war, nachdem es im 2. Weltkrieg zu einer vollkommenen Zerstörung der Stadt gekommen war. Im Anschluss hatte man sie dann gleich von Anfang an so aufgebaut, dass sie gewissermaßen für den Massentourismus optimiert wurde.
Was sollte man in Bremerhaven gesehen haben?
Ein freundlicher Mann am Empfang der Seemannsmission stattete uns für unsere Stadtbesichtigung mit einer Karte und allen nötigen Tipps aus. Als besonders sehenswert empfahl er uns das Klimahaus und das Auswanderer Haus, sowie den Hafenzoo. Das Klimahaus hatte ich mir vor einigen Jahren mit meinen Eltern angesehen, wodurch nun ein wirklich seltsames Gefühl in mir entstand. Vor allem der Hafenbereich um das Klimahaus kam mir seltsam vertraut und zugleich doch vollkommen fremd vor. Wieder entstand der Eindruck der Unauthentizität und mir fiel auf, dass ich ihn bereits damals verspürt hatte. Das Klimahaus war nett gemacht definitiv, aber es existierte einzig und allein dafür, um eine Illusion aufzubauen. Irgendetwas in mir ging damit in Resonanz, denn letztlich war dies ja fast zu einem Sinnbild für die Beziehung zu meinen Eltern gewesen. Eine Künstliche Fassade aufbauen an einer Stelle, an eigentlich nichts ist.
Gleich neben dem Klimahaus wurde dieser Eindruck mit dem „Mediterrano“ noch einmal verstärkt. Es war ein Einkaufszentrum, das so tat, als wäre man am Mittelmeer, obwohl man sich in einem Nordseehafen befand. Schön gemacht war es ohne Zweifel, und doch blieb die Frage, warum es den Menschen an diesem Ort offenbar so wichtig war, so zu tun, als sei alles anders, als es in Wirklichkeit ist.
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Das Auswanderer Haus
Nicht viel anders erging es uns mit dem Auswanderer Haus. Es war ohne jeden Zweifel mühevoll und schön gemacht, aber dennoch kein Ort an dem man sich wohlfühlen oder gerne aufhalten konnte. Alles war laut und düster und die Geschichte der Migration zwischen den Ländern und Kontinenten war mehr als nur Klischeehaft. Es begann damit, dass vor einigen hundert Jahren deutsche Familien nach Amerika auswanderten um ihr Glück in der neuen Welt zu suchen. Von dort aus bewegte es sich in der Zeit immer weiter nach vorne, bis es bei der heutigen Situation angekommen war, in der Deutschland das Zielland für Auswanderer darstellte. Die Geschichte auf diese Weise zu betrachten ist natürlich sehr platt und es verfälscht das Realgeschehen gewaltig. Denn es stimmt ja nicht, dass vor hundert Jahren alle aus Deutschland raus wollten und heute alle hinein. Damals wie heute war es ein Kommen und Gehen.
Als uns das Auswanderer Haus wieder auf die Straße spuckte, brauchten wir einen Moment um uns neu zu orientieren und um uns klar zu werden, was wir von der ganzen Sache nun halten sollten. Auffällig war auf jeden Fall, dass es nahezu keinen Informationsgehalt gegeben hatte. Es war ein netter Ausflug wenn man bespaßt werden wollte, doch lernen konnte man über die Auswanderungen dabei nichts.
Der Hafenzoo
Unser nächster Stopp war der Hafenzoo. Wir stießen eher zufällig darauf, als wir den Hafen selbst besichtigten und dachten im ersten Moment, es sei eine Art Sea Life. Doch es war ein richtiger Zoo, der vor allem die Tiere der nördlichen Regionen beherbergte. Nur die Affen wirkten dabei etwas fehl am Platz und wollten sich nicht so ganz in die Hafenatmosphäre einpassen. Ansonsten war es jedoch sehr beeindruckend, wie die beiden Welten hier miteinander vermischt wurden. Und es war natürlich schön, den Tieren zuzusehen. Heiko traf mit den Basstölpeln und einigen anderen Seevögeln sogar ein paar alte Bekannte aus Island wieder. Auch die Robben und die Eisbären faszinierten uns und es war beeindruckend, wie groß der Tierpark von innen wirkte, nachdem er von außen so winzig ausgesehen hatte.
Essen aus aller Welt beim Kurzurlaub in Bremerhaven
Trotz des eiskalten Windes, der uns bis zum Zittern auskühlte war unser Zoobesuch das Tageshighlight. Anschließend kehrten wir in die Innenstadt zurück und klapperten die Einkaufsmeile nach einem Abendessen ab. Die Auswahl war groß und da wir uns nicht recht entscheiden konnten, mischten wir alles wild zusammen. Dabei fiel uns auf, wie unterschiedlich die Gebe-Mentalität der verschiedenen Kulturen ist. In griechischen Restaurants bekam man fast immer Essen gegen Geschichten. Hier wollten die Leute hören, was man erlebt und gemacht hatte. In Italienischen ging es mehr darum, wer man war und wenn dies überzeugte, dann war der Rest meist nicht mehr so interessant. In Türkischen Restaurants hingegen, bekam man meist etwas, weil man etwas brauchte. Wer man war und was man machte war zwar interessant, in der Regel aber nicht entscheidend.
Am Ende des langen Tages freuten wir uns dann auf ein warmes Essen und eine heiße Dusche in unserer Seemannsmission, um einfach noch ein bisschen den Feierabend genießen und uns erholen zu können.
Spruch des Tages: Wenn ich den See seh‘, brauch ich kein Meer mehr. (Werbespruch auf einem Lieferwagen)
Höhenmeter 150 m / 170 m / 120 m / 130 m
Tagesetappe: 37 km / 19 km / 12 km / 23 km
Gesamtstrecke: 29.529,27 km
Wetter: Überwiegend sonnig und warm
Etappenziel Tag 1616: Grillhütte und Tanzsaal, Storsund, Schweden
Etappenziel Tag 1617: Bürgerhaus, Petbergsliden, Schweden
Etappenziel Tag 1618: Kirchensaal, Älvsbyn, Schweden
Etappenziel Tag 1619: Zeltplatz und Bauwagen im Wald, 2 km östlich von Brännberg, Schweden