Birkensaft Gewinnung – Wie kann ich Birkensaft selbst gewinnen?

von Heiko Gärtner
12.09.2021 06:27 Uhr
 

Die Birkensaft-Gewinnung spielte bei unseren Wildnis-Kursen schon immer eine große Rolle. Die Frage: Wie kann ich Birkensaft Natur-schonend gewinnen? Kam fast in jeder wildnispädagogischen Ausbildung auf. Irgendwie ist es für die Menschen mysteriös Birkensaft aus der Birke zu gewinnen, aber auch andere Säfte wie Ahornsaft und andere Baumsäfte können gewonnen werden. Die Baumsaft-Gewinnung ist dabei eine alte Kunst der indigenen Völker und wird auch noch heute praktiziert.

Schon unsere Großmütter und -Väter wussten um die heilsame Wirkung des Birkensafts. Es gibt natürlich Birkensaft in Reformhäuser zu kaufen oder auch in Onlineshops. Doch oft weiß der Kunde nicht, was Schluss endlich in den Produkten für Zusatzstoffe enthalten sind und ob sich dann die heilsame Wirkung des Birkensafts, im vollen Umfang entfalten kann.

Meine Oma hat einmal gesagt: „Was du nicht selbst abgefüllt hast, da weißt du nicht, was drin ist.“

Welche heilende Wirkung hat der Birkensaft?

Warum sollte man sich überhaupt die Mühe machen, Birkensaft zu gewinnen? Bei der Birkensaft Gewinnung geht es nicht darum, dass ihr Trinkwasser gewinnen könnt. Im Survivalbereich wird dies zwar gelehrt und es hat auch seine Bewandtnis, jedoch sollte der Laie, Birkensaft nur für den Eigenverbrauch gewinnen. Möglich ist es aber, sich vor dem Verdursten mit Birkensaft zu retten. Birkensaft selbst wirkt entzündungshemmend, daher wurden positive Heilwirkungen bei Blutarmut, Gicht und Rheuma beobachtet. Auch bei Hautunreinheiten soll die Birkensafttinktur, die mit Alkohol gemischt wurde, helfen. Der Birkensaft regt zudem die Nieren- und Gallentätigkeit an und soll auch gegen die bekannte Frühjahrsmüdigkeit helfen.

Birkenbäume Wald Wiese Natur

Birkensaft Gewinnung aus kräftigen Birken.

Der Birkensaft ist ein wahres kleines Wunderelixier, dass den Körper auf einfache und schonende Art entgiftet und reinigt, deshalb spricht man ihm antidepressive und stärkende Eigenschaften zu. Viele Naturvölker machten mit Birkensaft sogenannte Frühjahrskuren und tranken den Saft, wenn man ihn gut ernten konnte. Viele Menschen versprechen sich davon aber auch, dass die Antriebslosigkeit verschwindet. Birkenwasser wurde auch bei den Friseuren verwendet, da es dazu dienen sollte, das die Haare minimalisiert werden und der Haarausfall verlangsamt oder gestoppt wird. Einigen Berichten zu folgen, sollen durch Birkenwassertinkturen sogar wieder einzelne neue Haare gewachsen sein und gereizte Kopfhaut, wie zum Beispiel bei einer neuen Dreadlocks Frisur, wurde besänftigt und beruhigt.

Ist Birkensaft gewinnen wirklich erlaubt?

Diese Frage bekommen wir im Wildnis Netzwerk Heiko Gärtner sehr oft gestellt. Darf man Birkenwasser legal gewinnen? Die Birkensaft-Gewinnung an sich ist nicht illegal. Die Frage ist nur, welcher Baum gehört wem und dürft ihr diesen einfach anzapfen. Im Klartext: Ihr dürft jeden Baum melken, wo ihr vom Eigentümer die Erlaubnis bekommen habt, diesen für die Birkensaft-Gewinnung anzapfen zu dürfen, oder die Birke euch selbst gehört.

Hier müsst ihr das Waldrecht befolgen. Am besten verwendet ihr nur eure eigenen Birken und in Absprache mit den Grundbesitzern. Heiko persönlich hatte jedoch noch zu keiner Zeit Probleme, wenn er auf einer Survivaltour Birkensaft gemolken habe.

Schade ich dem Baum, bei der Birkensaft Gewinnung?

Ja und nein. Da ihr die Birke leicht anbohrt, verletzt ihr das Lebewesen Birke leicht. Es ist ein wenig so, als würdet ihr jemanden zum Blutspenden bitten und hier um Erlaubnis zu fragen, ist für uns normal. Das sollte es auch in der Natur sein, denn die Natur ist ein lebender Organismus und nicht jeder Baum hat gerade die Stärke sein Blut spenden zu können. Eine große Birke jedoch kann 500 Liter Wasser pro Tag durch die Wurzeln in die Krone ziehen, das heißt, wenn ihr euch ein oder zwei Liter abzapft, dann spürt das der Baum nur geringfügig. Je kleiner der Baum, desto mehr wird er es auch spüren. Die alten Großväter Bäume, die sehr stark sind, trinken mehr und sind somit auch leichter gewillt ohne Schaden viel Birkensaft abzugeben.

Großer Birkenbaum Stamm

Je größer und stärker die Birke ist, desto leichter wird das Anzapfen der Verletzung verkraftet.

 

Wie lange darf man den frisch gezapften Birkensaft trinken oder verwenden?

Der Birkensaft ist nach der Gewinnung circa eine Woche haltbar, vorausgesetzt man lagert ihn kühl im Erdkeller oder im Kühlschrank.

Kann man Birkensaft haltbar machen?

Der gewonnene Birkensaft kann mit Bioalkohol vermischt und zu einem Heilelexir verarbeitet werden. Da Alkohol für viele Heilungsprozesse kontraproduktiv ist, kann man Birkensaft auch abkochen und einkochen. Bis zu einem Monat kann der frisch gezapfte Birkensaft haltbar gemacht werden, wenn man ihn kühl lagert, 4–6 Nelken und etwas Zimt mit beigibt.

Wie viel frischen Birkensaft sollte ich zur Heilung trinken?

Wenn der Birkensaft frisch gewonnen wurde, könnt ihr diesen bis zu einem Liter trinken. Wenn ihr ihn jedoch für eine Heilkur anwenden wollt, solltet ihr jeden Tag 200 ml trinken. Ist der Birkensaft mit Bioalkohol gemischt, solltet ihr am Tag ein halbes Schnapsglas zu euch nehmen.

Wie entsteht Birkenwasser?

Birkensaft kann man nicht zu jeder Zeit gewinnen. Die Zeitspanne, wo eine Birkensaft-Gewinnung überhaupt nur möglich ist, ist sehr gering und muss zu einer besonderen Zeit stattfinden, sodass man aus der Bast-Kambium-Schicht Birkenwasser zapfen kann. Im Frühjahr braucht der Baum am meisten Kraft, so dass die Blätter austreiben können, deshalb ist hierbei die Durchblutung am stärksten und genau in dieser Zeit kann man den Birkensaft gut und leicht gewinnen.

Wann kann man den Birkensaft am leichtesten gewinnen?

Im Frühjahr, kurz bevor die Blätter sprießen, kann man aus den Stämmen der Birken einen Saft mit wenig intensiven, leicht süßlichen Geschmack gewinnen.

Da die Ernteperiode nur etwa zwei Wochen im Jahr ist – Ende März bis Anfang April – ist Birkensaft eher als Wild- und Heilnahrung geeignet, weniger als Notnahrung (es sei denn natürlich, man gerät zur richtigen Zeit in eine Notsituation).

Birkenwald Sonnenschein Natur Wildnis

Die Ernteperiode von Birkensaft ist nur von Ende März bis Anfang April möglich.

 

Wie schmeckt Birkensaft?

Der Birkensaft sollte neutral riechen und der Geschmack selbst ist leicht süßlich und schmeckt den meisten Menschen sehr gut.

Wie kann man den Birkensaft gewinnen?

  1. Um Birkensaft zu gewinnen, braucht man einen Baum mit einem Stammdurchmesser von mindestens 20–30 cm. In diesen bohrt man ein kleines Loch, das nur gerade die Rinde durchbricht, aber nicht in das Hauptholz des Baumes eindringt, denn dieses würde ihm nur mehr Schaden,  aber nicht mehr Saft bringen.
  2. Am besten ist es, das Loch nur etwa 30 cm über dem Boden zu bohren, so dass man das Auffanggefäß darunter auf den Boden stellen kann. Das erspart einem eine aufwendige Fixierung am Baum.
  3. In das Loch kann nun ein Strohhalm oder ein hohler Zweig (beispielsweise Holunder) gesteckt werden, durch den der Saft direkt in den Auffangbehälter fließen kann.
  4. Pro Tag können je nach Baum und Wetter bis zu 10 Liter gewonnen werden.
  5. Das Loch sollte nach dem Anzapfen nicht verschlossen werden, um keine Pilze oder Bakterien im Baum einzuschließen. Der Baum reinigt die Wunde durch den ausfließenden Saft und verschließt diese nach einiger Zeit von selbst durch eine Harzbildung. Wenn man einen Baum angezapft hat, sollte man ihn danach zwei Jahre ruhen lassen, bevor man das nächste Mal Saft von ihm gewinnen will.
  6. Den gewonnenen Saft kühl lagern. Wenn man 4–6 Nelken und etwas Zimt hinzufügt, kann er bis zu einem Monat haltbar gemacht werden.
Loch in Birkenbaum bohren

Das Loch soll nur durch die Rinde gebohrt werden, nicht aber in das Hauptholz. Jedoch wird normalerweise das Loch per Hand in die Baumrinde eingebracht.

 

Statt den Baum direkt anzuzapfen, können auch dicke Äste in Stammesnähe an der Unterseite angebohrt werden. Dadurch gewinnt man fast genauso viel Saft, schadet dem Baum aber noch weniger. Als dritte Methode können auch dünnere Äste gekappt und dann in eine angebundene Flasche gesteckt werden.

Die Birkensaft-Gewinnung ist wahrlich kein Hexenwerk, man muss jedoch einige grundsätzliche Vorkenntnisse haben, so dass man Birkensaft leicht gewinnen kann. Ein Landschaftsgärtner hat Heiko einmal einen sehr guten Tipp gegeben, den er selbst noch nicht umgesetzt hat: Beim alljährlichen Frühjahresschnitt der Birke kann man einen zwei Finger dicken Ast abschneiden und das Birkenwasser auffangen.

Birkensaft Gewinnung Flasche Bäume

Auch dickere Äste in Stammesnähe können mit einer Flasche zum Anzapfen von Birkensaft genutzt werden.

 

Wann ist in unseren Breitengraden die Zeit zur Birkensaft-Gewinnung?

Da man diese Frage nicht pauschal beantworten kann, wir selbst in der Region von Bayern leben und jedes Jahr sich die Gewinnung des Birkensafts zeitlich leicht verschiebt, möchten wir hiermit nur den Monat nennen: In Bayern ist es in der Regel der April.

Ahornsaft Gewinnung:

Birkenwasser Saft Gewinnung Glas Wald

Ahornsaft lässt sich mit der gleichen Methode wie Birkensaft gewinnen.

Ebenso wie aus Birken kann man auch aus Ahornbäumen Saft gewinnen, dieses muss allerdings schon etwas früher im Jahr geschehen. Die beste Zeit um Ahornsaft zu gewinnen ist der Vorfrühling, wenn die Tage bereits sonnig und wärmer sind, es nachts aber immer noch friert.

Um den Saft zu Ahornsirup einzudicken, wird es über einem Holzfeuer gekocht bis er zähflüssig wird, dabei braucht man ca. 40 Liter Saft für 1 Liter Sirup.

Ihr wisst nun, wie man Ahornsaft gewinnt und wie die Birkensaft-Gewinnung funktioniert. Wir hoffen euch mit unseren Ausführungen genau aufzeigen, wie man Birkensaft selbst gewinnen kann. Birkensaft aus der Birke gewinnen ist nicht schwer, wenn man genau weiß, wie man es zu tun hat. Wichtig dabei ist, dass ihr die Wunde des Baumes nicht künstlich verschließt, schließlich wollt ihr dem Baum nicht schaden. Eine Verpilzung könnte dem Baum wertvolle Energie nehmen, ähnlich wie bei euch eine kleine Schnittverletzung zuerst durch das ausströmende Blut ausgespült wird, wird es anschließend selbstständig verschlossen. Dies ist die sicherste Variante für den Baum.

Schon Heiko's Großeltern sind zusammen zum Birkenwasser zapfen gegangen. Das Birkensaft zapfen hat in der Familie also schon seit längerem Tradition, denn jährlich machten die Großeltern eine Birkensaft-Kur und tranken jeden Tag 1/8 Liter frisches Birkenwasser. Bis dato haben wir noch von keinem Kursteilnehmer erfahren, dass Birkensaft bei ihm oder ihr irgendwelche Nebenwirkungen ausgelöst hätte. Natürlich kann man auch den industriell hergestellten Birkensaft kaufen, doch hierbei sollte man genauestens darauf achten, das dieser nachhaltig produziert wurde. Leider ist daraus auch eine Raubbauindustrie entstanden und so hat der Birkensaft ein negatives Licht erhalten. Das Birkensaft-Rezept mit 4–6 Nelken und etwas Zimt solltet ihr unbedingt einmal anwenden, da dadurch das Birkenwasser noch intensiver schmeckt. Wenn ihr noch mehr zum Thema Heilkräuter, Birkensaft Gewinnung oder andere Wildnisfertigkeiten erfahren wollt, dann buchen gerne einfach bei uns eine Ausbildung zum Heilkräuterführer oder eine andere Wildnis Ausbildung in Bezug auf Heilpflanzen. Wir freuen uns auf euch und wünschen euch viel Spaß bei der Birkensaft Gewinnung.

 

Informatives über die Birke:

 

Birkensaft zum Trinken:

 

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Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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