Eine Albanien Rundreise – Darum lohnt sie sich diese Reise!

von Franz Bujor
13.06.2022 07:38 Uhr

Die abenteuerliche oder auch interessante Albanien Rundreise ist kein klassisches Urlaubsziel. Obwohl sich Albanien nach jahrzehntelanger Abschottung in der letzten Zeit immer mehr geöffnet hat, ist es doch aus touristischer Sicht immer noch eines der unbekanntesten Länder Europas. Doch immer mehr Menschen interessieren sich inzwischen dafür, auch dieses ein wenig geheimnisvolle Land einmal zu erkunden. Was erwartet den Reisenden bei einer Rundreise durch Albanien? Welche sind die attraktivsten Sehenswürdigkeiten Albaniens und welche kulturellen Besonderheiten erwarten seine Gäste?

 

Das Land Albanien

 
Das Land Albanien zeigt oft die Verbindung zur Natur.

Das Land Albanien zeigt oft die Verbindung zur Natur.

Albanien grenzt im Norden an Montenegro und den Kosovo, im Osten an Nordmazedonien und im Süden an Griechenland. Das Schöne an Albanien ist, dass es sowohl Meer als auch Berge hat und die Menschen dort ihre Natur lieben. Die Küste erstreckt sich entlang der Adria und des Ionischen Meeres, während das Landesinnere von den Albanischen Alpen durchquert wird.

Außerdem gehören die Länder Bosnien und Herzegowina, Bulgarien, Griechenland, Kosovo, Nordmazedonien, Montenegro, Teile der Türkei, Kroatien, Rumänien und Serbien sowie Albanien zu den Balkanstaaten.

 

Start- und Ziel der meisten Albanien Rundreisen: Hauptstadt Tirana

 

Natürlich führt kein Weg daran vorbei, auf einer Rundreise durchs Land Albaniens Hauptstadt Tirana zu besichtigen, zumal die Reise dort in den meisten Fällen ohnehin beginnt. Wie in den meisten Ländern ist auch in Albanien die Hauptstadt das kulturelle Zentrum des Landes. Sehenswürdigkeiten sind nirgendwo sonst im Land so umfangreich wie in Tirana. Etwa 900.000 der 2,8 Millionen Einwohner Albaniens leben im Großraum Tirana. Die zweitgrößte Stadt Durrës kommt auf gerade einmal 175.000 Einwohner.

Das Wahrzeichen der Stadt ist das Reiterstandbild Skanderbergs auf dem gleichnamigen, zentralen Platz. In unmittelbarer Nähe befindet sich auch die Et'hem-Bey-Moschee sowie der 35 Meter hohe Uhrturm. Außerdem liegen am Skanderberg-Platz das Historische Nationalmuseum, der Kulturpalast, die Auferstehungskathedrale und ein Puppentheater. Zwar sind große Teile der Stadt von typisch kommunistischen Plattenbauten geprägt. Diese ließ man in den letzten Jahren aber äußerst bunt anmalen, sodass Tirana kaum noch die Tristesse des Sozialismus ausstrahlt. Zudem verfügt Tirana über mehrere große Boulevards und etliche Grünanlagen. Sehenswert ist auch die interessante Monumentalstatue "Mutter Albanien".

Vor allem aber lohnt sich ein Besuch von Tirana, da die Stadt die vielen Traditionen der albanischen Kultur aktiv lebt. Hier gibt es viele Tanz-Vorführungen, gerne in der lokalen Tracht und zu traditioneller Musik vorgeführt. Da das Akkordeon als das Instrument Albaniens gilt, hört man es an vielen Straßenecken erklingen, wie Tirana ohnehin eine urbane Lebensfreude ausstrahlt.

Das Skanderbeg Monument in Tirana ist für viele ein Teil der Albanien Rundreise.

Das Skanderbeg Monument in Tirana ist für viele ein Teil der Albanien Rundreise.

 

Die Rundreise Albaniens auf diesen Stationen kennenlernen

 

Doch allein damit, die Hauptstadt eines Landes zu besuchen, lernt man ein Land natürlich nicht umfassend kennen. Egal, ob man den Besuch Tiranas nun an den Anfang oder ans Ende seiner Rundreise stellt: Auch im Rest des Landes gibt es viel zu entdecken, was natürlich auf eigene Faust möglich ist. Praktischer ist es jedoch, bei einem Reiseveranstalter eine solche Rundreise zu buchen, damit der eigene Planungsaufwand minimiert wird und man vor unliebsamen Problemen bewahrt wird.

Da wäre zum Beispiel die Ruinenstadt Butrint. Diverse Überbleibsel früherer Siedler lassen den Besucher hier tief in die Historie Albaniens eintauchen. Das Gelände ist recht groß und liegt oft mitten im Wald, so dass es auch im albanischen Sommer viel Schatten für seine Besucher bietet. Die Ausgrabungsstätte sowie große Teile der umliegenden Wasserflächen gehören heute zum gleichnamigen Nationalpark Butrint. Die Ruinenstadt stellt mit ihrem Amphitheater ebenfalls einen Höhepunkt dar, aber auch andere Gebäude und Ruinen sind für einen Ausflug sehr interessant. Ein absolutes Muss bei einer Rundreise durch Albanien.

Als städtische Alternative zu Tirana bietet sich Pogradec an, wesentlich kleiner als die Hauptstadt, ist es doch genauso lebendig, dabei aber viel intimer. Wer hierzu abends gerne aktiv ist, dem lockt ein reges Nachtleben nach Pogradec.

Während einer Albanien Rundreise kann die Ruinenstadt in Butrint voller staunen besichtigt werden.

Während einer Albanien Rundreise kann die Ruinenstadt in Butrint voller staunen besichtigt werden.

 

Wandern in den Albanischen Alpen

 

Ebenso sollte man die "Albanischen Alpen" in seinen Reiseplan einbauen. Hier gibt es zu jeder Jahreszeit viele Eindrücke zu sammeln. Zudem ist Albanien stark von den Bergen geprägt, welche sich auch bestens zum Wandern eignen. Die beeindruckende Gebirgswelt ist größtenteils noch naturbelassen und die Menschen dort leben fast wie vor 100 Jahren. Inzwischen gibt es viele Touristen an den populärsten Orten. Einsame Gegenden kann man aber immer noch mühelos finden. Dafür haben sich aber die Angebote und die Infrastruktur zu einem besseren verändert..

Der Maja e Stogut in den "verwunschenen Bergen" im Herzen der Albanischen Alpen. Die Albanischen Alpen bedeuten unberührte Natur und Traumgebirge mit hohen Gipfeln, tiefen Tälern, versteckten Dörfern, großen Schafherden und gastfreundlichen Menschen. Naturliebhaber haben sicher schon von Theth, Valbona und Vermosh gehört. Die guten Seiten haben aber auch ihre Schattenseiten, denn in den Verzauberten Bergen ist die Infrastruktur noch bescheidener als im Rest des Landes. Aus diesem Grund hatten viele Einwohner die Region verlassen. Durch den Tourismusaufstieg der letzten Jahre, konnten sich sowohl die Infrastruktur als auch die vielen Variationen von Einkommen der Einwohner verbessern.

Wandern in den albanischen Alpen ist besonders gut geeignet, um viele Eindrücke des Landes zu gewinnen.

Wandern in den albanischen Alpen ist besonders gut geeignet, um viele Eindrücke des Landes zu gewinnen.

 

Besondere Ziele wie die Stadt Berat besuchen

 

Weitere lohnenswerte Ziele sind der Koman-Stausee und Berat, die "Stadt der 1000 Fenster". Während der Stausee sich durch eben jene Berge windet und dabei herrliche Landschaftseindrücke ermöglicht, ist Berat eine von zahlreichen historischen Gebäuden sowie einer Festung geprägte Stadt, die zu den eindrucksvollsten Zielen des Landes zählt. Seit 2008 steht Berat auch auf der berühmten Liste des Weltkulturerbes. Ein Besuch in Berat zeigt die historische Altstadt und die Burg von Berat, denn die Altstadt ist wunderschön von den Burgmauern umringt. Durch die urigen Gassen gelangt der Besucher in den innersten Teil der Burganlage, denn die steinerne, grün bepflanzte Altstadt ist beinahe noch sehenswerter als die Burg selbst. In der historischen Altstadt leben noch viele Einheimische, die den Tourismus für sich entdeckt haben und Souvenirstände und Restaurants betreiben. Auch ein Besuch wert in Berat ist die orthodoxe Kirche der Heiligen Dreifaltigkeit im unteren Burghof.

Berat ist die Stadt der 1000 Fenster und ein eindrucksvolles Erlebnis auf einer Albanien Rundreise.

Berat ist die Stadt der 1000 Fenster und ein eindrucksvolles Erlebnis auf einer Albanien Rundreise.

 

Die Gastfreundschaft auf einer Albanien Rundreise

 

Gastfreundschaft ist für die Menschen in Albanien wirklich wirklich und auch selbstverständlich. In diesem Land, sind die Menschen so extrem gastfreundlich, dass es für uns schon außergewöhnlich wirken kann. Je nachdem wo man unterwegs ist und wie achtsam das eigene gepflogene Verhalten ist, wird man auch von Einheimischen in ihre Häuser eingeladen. Trinken und Essen wird angeboten und das, obwohl es keine reichen Familien sein können. Es kann auch sein, dass zuerst die Gäste essen sollen und die Familie selbst isst erst, sobald die Gäste fertig sind. Meistens wird immer viel mehr Essen aufgetischt, als die Gäste überhaupt essen können, was etwas sehr besonderes ist. Die Albaner freuen sich natürlich daraufhin sehr, wenn man das albanische Wort für Danke ausspricht, was "Faleminderit" heißt. Es öffnet die Herzen und zeigt eine respektvolle Geste zu dieser Kultur.

 

Zum Abschluss einige Tage im Mittelmeer baden

 

Aber auch einen Anteil an Strandurlaub kann man in Albanien gut in seine Rundreise einbauen, schließlich verfügt das Land über eine lange Mittelmeerküste. Nicht überall findet man Sandstrände, doch zum Beispiel in der Umgebung der Stadt Saranda ist dies der Fall, wo auch die für einen Badeurlaub typische Infrastruktur existiert. Spannend bei einem Trip ans Meer in Albanien ist, dass man hier meist vor sofort hoch aufschießenden Bergen badet oder sonnenbadet. Auch der Ksamil Strand mit seinen Ksamil Inseln bietet einen tollen Strand, der ein eigener Ausflug wert wäre. Als Abschluss einer Rundreise ein lohnenswertes Ziel, um nach den vielen neuen Eindrücken ein wenig zu entspannen.

In welcher Reihenfolge man welche Ziele ansteuert, das lässt man dabei am besten von einem professionellen Reiseveranstalter entscheiden, der die nötige Erfahrung in puncto Rundreise durch Albanien besitzt.

Der Strand Ksamil ist für die Albanien Rundreise wunderschön und garantiert die beste Erfrischung und eine entspannte Erholung!

Der Strand Ksamil ist für die Albanien Rundreise wunderschön und garantiert die beste Erfrischung und eine entspannte Erholung!

 

Fazit: die Albanien Rundreise

 

Viele Urlauber sind auf ihrer Albanien Rundreise überrascht wie schnell sie von diesem besonderen Land verzaubert wurden. Das Balkanland schafft es mit der unberührten Natur, den wilden Bergen und das nahe Meer, einen ganz anderen und unvergesslichen Urlaub mit einem neuen Blick auf das Land zu geben. Die unglaublichen Sehenswürdigkeiten und Besonderheiten des Landes, werden mit der Gastfreundlichkeit der Menschen sehr unterstrichen. Wer eine Albanien Rundreise plant, sollte an alles denken, wie beispielsweise die Wettersituationen vor Ort und was man alles gesehen haben möchte. So wird der Aufenthalt unvergesslich werden.

 

Informatives über die beschriebene Albanien Rundreise:

Albanien*
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Zuletzt aktualisiert am 17.06.2022 um 3:05 pm - Bildquelle der Produktbilder: Affiliate-Programm-Partner. Alle Angaben ohne Gewähr. * Bei diesen Links handelt es sich um Affiliate-Links, für die wir eine Provision bekommen. Mehrkosten entstehen euch dadurch nicht.
   

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Seit dem Sommer 2021 befinde ich mich auf einer Weltreise mit einem Low Budget Wohnmobil, das ich mir selbst aus einem alten LKW aufgebaut habe. Warum ich das mache, wie es zu dieser Entscheidung kam, welche Erfahrungen ich bisher sammeln konnte und was Sir Lanzelot zu all dem sagt, verrate ich euch hier in diesem Gastartikel bei den Lebensabenteurern.

 
Perfekte Aussicht: Mit Allrad Lada Taiga am Abgrund

Perfekte Aussicht: Mit Allrad Lada Taiga am Abgrund.

 

Ein Roadtrip im Low Budget Wohnmobil durch Südeuropa

Alles begann 2016 mit der Frage, wie lange man eigentlich bis nach Barcelona fahren würde. War es nah genug, um einfach mal einen Abstecher dorthin zu machen? Oder war dieser Gedanke utopisch?

Ein Blick auf die Karte brachte die Erkenntnis, dass man mit dem Auto in gerade einmal rund 20 Stunden dort sein würde, und so beschlossen mein Kumpel Michael und ich kurzerhand, mit meinem alten Lada Taiga und einem selbstgebauten Dachzelt einen Roadtrip durch Südeuropa zu machen.

Urlaub mit dem Lada Taiga nach Barcelona

Urlaub mit dem Lada Taiga nach Barcelona.

 

Unser Weg führte uns quer durch Österreich, Liechtenstein, die Schweiz, Frankreich, Andorra und Spanien bis nach Barcelona. Auf dem Rückweg ging es dann entlang der Südküste Frankreichs nach Italien und von dort wieder zurück nach Österreich. Die Reise war voller Abenteuer und machte uns mehr Spaß, als wir uns hätten träumen lassen. Sogar der Lada hielt durch und ließ uns nie im Stich.

Na gut, vielleicht einmal abgesehen von dieser einen Situation, bei der wir für ein paar Stunden in Barcelona am Strand feststeckten. Aber wegen genau solcher Abenteuer waren wir schließlich auch aufgebrochen. Und am Ende ist ja auch alles gut gegangen. Auch wenn viele das vielleicht anders sehen würden, gehört der Lada Taiga für mich seither ganz klar auf die die Liste der besten Geländewagen der Welt.

Nur am Strand kam die Offroad-Tauglichkeit des Lada Taiga einmal an seine Grenzen

Nur am Strand kam die Offroad-Tauglichkeit des Lada Taiga einmal an seine Grenzen.

 

Wo der Plan schiefgeht, fängt das Abenteuer an!

Gestärkt durch dieses positive Erlebnis wussten wir, so etwas müssen wir wieder machen! Das Jahr darauf war der Balkan dran. An der Küste ging es runter bis ans Schwarze Meer und über Moldawien, Polen und Tschechien wieder rauf nach Österreich. Bei dieser Reise war schon etwas mehr Abenteuer dabei, angefangen vom kaputten Kühler über Zündfehler des Motors bis hin zu extremen Offroadpisten bei ebenso extremen Wetter, mitten in der rumänischen Wildnis. Wenn du dann mitten im Nichts bei strömenden Regen dein Auto versenkst und dir dabei auch noch die Seilwinde abbrennt, dann hast du zwei Möglichkeiten. Du kannst entweder total verzweifeln oder dich über die Situation freuen. Das klingt jetzt erst einmal merkwürdig, aber in diesem Moment konnte ich tatsächlich spüren, dass ich diese Entscheidung bewusst treffen musste. Gebe ich mich meinen Gedankenstimmen der Angst hin und verfalle in Panik, oder nehme ich die Herausforderung an und mache mich voller Tatendrang und Entdeckungsfreude auf die Suche nach einer Lösung.

Die Balkan-Reise: Mit dem Lada Taiga durchs Dickicht

Die Balkan-Reise: Mit dem Lada Taiga durchs Dickicht.

 

Ähnlich war es auch bei einer Fahrt durch die Pyrenäen, als uns plötzlich und vollkommen unerwartet die Lichtmaschine verreckte. Zum Glück waren wir vorbereitet und hatten für solche Fälle eine zweite als Ersatz dabei - Nur um dann festzustellen, dass diese ebenfalls nicht funktionierte. Also mussten wir improvisieren. Weil zu allem Überfluss draußen noch ein Unwetter tobte, zogen wir uns auf eine öffentliche Toilette zurück und bauten uns aus einem Gasbrenner und einem Taschenmesser einen MacGyver-Lötkolben, mit dessen Hilfe es uns gelang, die Bürsten so umzulöten, dass wir aus den zwei kaputten Lichtmaschinen eine funktionierende machen konnten.

Mit diesem improvisierten Lötkolben, ...

Mit diesem improvisierten Lötkolben, ...

... konnte der Lada wieder repariert werden.

... konnte der Lada wieder repariert werden.

 

Ich könnte jetzt noch unzählige solcher Situationen schildern, in denen ich vor der gleichen Entscheidung gestanden bin. Aber die Erkenntnis für mich war und ist immer wieder dieselbe:  In diesen Momenten zählt nur das Jetzt, alles Andere, alle Alltagssorgen sind egal. Das hat auch etwas unglaublich befreiendes! Mann muss sich nur um sein Auto und die Situationen kümmern, in die man sich damit bringt. Ob nun gewollt oder manchmal auch nicht.

 

Reisen als Lebenssinn

Es folgten mehrere Roadtrips mit meinem kleinen Low Budget Wohnmobil, zunächst wieder mit Michael, später dann mit Christian, einem anderen Freund. Dabei zog es uns ebenfalls wieder hauptsächlich nach Südeuropa und in den Balkan. Auch beim Pothole Rodeo sind wir zweimal gestartet. Insgesamt bereisten wir auf diese Weise rund 30 verschiedene Länder. Für mich wurde immer mehr klar, dass das für mich der Sinn des Lebens ist. Ich will kein Haus, keinen festen Job und keine zwei Kinder, wie es mir die Gesellschaft vorschreibt. Ich möchte die Freiheit spüren, indem ich einfach überall hin fahren kann, wo ich möchte. Ich will die Welt mit eigenen Augen sehen und fühlen und die Leute, Länder und Kulturen in echt und selbst erleben. Nicht, wie es in Film und Fernsehen gezeigt wird. Ich wusste schon immer, irgendwann mache ich eine Low Budget Weltreise und dafür möchte ich mir den Traum vom Allradwohnmobil erfüllen.

Die Trips in den Folgejahren mit dem Low Budget Mobil wurden noch um einiges abenteuerlicher

Die Trips in den Folgejahren mit dem Low Budget Mobil wurden noch um einiges abenteuerlicher.

 

Low Budget Weltreise mit dem LKW?

Der Lada Taiga wahr aufgrund seiner Einfachheit und Größe ein super Fahrzeug für Offroadtouren, aber für eine Weltreise wäre er mir dann doch zu klein gewesen. Und weil ich keine halben Sachen mache, entschloss ich mich, einen gleich einen richtigen Lkw zu kaufen und nicht erst einen Bus auszubauen. Für mich war es schon lange klar gewesen, dass ich einen Mercedes-Benz 1017 haben möchte. Wie ich das ganze finanzieren sollte, war mir noch unklar, aber ich glaubte an das Gute im Leben und an das Gesetz der Anziehung. Wenn mich das Schicksal in Situationen wie damals im Schlamm in Rumänien nicht im Stich gelassen hatte, dann würde es das auch jetzt nicht tun. Und so wusste ich, es wird alles gut gehen. Ich suchte im Internet schon einige Zeit nach passenden Modellen, doch nachdem der Entschluss einmal fest getroffen war, musste ich nicht mehr lange weiter suchen. Durch einen glücklichen Zufall lernte ich Oliver kennen, der mir mit seiner Erfahrung zu Seite stand. Dank seiner Hilfe war der passenden Lkw schnell gefunden und auch genau das, was ich wollte. Ich glaubte an mein Gefühl und habe den LKW noch in derselben Woche gekauft. 12000 € hatte ich gespart und der LKW kostet mich bereits 9990 €. Da blieb also nicht viel übrig, um ihn auszubauen, außer meiner eigenen Arbeitskraft. Aber ich glaubte dran, dass es schon alles irgendwie funktionieren würde.

Das neue Expeditionsmobil ist einsatzbereit!

Das neue Expeditionsmobil ist einsatzbereit!

 

Ein Expeditionsmobil aus einem LKW bauen

Die Heimreise von Deutschland mit dem LKW war gleich mal ein 16-stündiges Abenteuer, das ich gemeinsam mit meinem alten Freund Christian erlebte. Einen LKW-Führerschein habe ich mit 18 Jahren klugerweise gemacht, aber außer in der Fahrschule bin ich eigentlich mit keinem LKW mehr gefahren...

Nun baue ich seit 2019 an meinem LKW in dem ich seit Juni 2021 auch dauerhaft zusammen mit meinem Kater Sir Lanzelot lebe. Den LKW wahr ursprünglich ein Tanklöschfahrzeug mit Doppelkabine und einem 2500-Liter-Wasser-Tank. Anfangs hieß es zuerst einmal, alles Unnötige muss runter und das Fahrerhaus muss gekürzt werden. Ich bin gelernter Bauspengler und bin der Meinung das jeder alles schaffen kann, wenn er nur wirklich an sich glaubt. Den gesamten Umbau, mit allen anfallenden Arbeiten, über Schweißen bis zu Hydraulik, Tischlerarbeiten, Elektronik und Wasserinstallation, habe ich alles alleine oder gemeinsam mit meinem Vater bewältigt.

Das Expeditionsmobil ist nun permanenter Wohnsitz von Martin und Sir Lanzelot

Das Expeditionsmobil ist nun permanenter Wohnsitz von Martin und Sir Lanzelot.

 

Die Eckdaten zum LKW:

  • Gewicht: 10t
  • Leistung: 170Ps
    Unterwegs mit dem Expeditionsmobil

    Unterwegs mit dem Expeditionsmobil

  • Tankvolumen: 475 l Diesel, 400l Trinkwasser, 120 l Grauwasser, 10 l Warmwasser
  • Heizung: je 2 kW elektrische Standheizung für Fahrerkabine und Koffer + Split Klimaanlage + Holzofen
  • Stromspeicher: 200Ah LiFePo4-Akkus
  • Stromgewinnung: 1000 Wp Solaranlage
  • Ausstattung: Außendusche, Toilette, Trommelwaschmaschine, Bett mit 140 x 200, Couch in U Form 200x140x70, Esstisch für 2 Personen
  • Abmessungen: Koffer innen 2,11 x 4,25 und 2,10 m Stehhöhe.
  • Als Wohnkoffer dient ein Aufbau eines Trockenfrachttransporters.
Expeditionsmobil am Strand

Expeditionsmobil am Strand.

 

Leben im selbst gebauten Low Budget Allrad-Wohnmobil

Ich habe alles selbst geplant und umgesetzt, wobei “geplant” vielleicht etwas viel gesagt ist. Letztlich hatte ich ein paar Skizzen und Berechnungen zu Papier gebracht, und schon ging es los. Wichtig war mir vor allem, dass ich mich in der fertigen Kabine auch wohlfühle, daher wahr für mich klar, keine weißen Hochglanzschränke, sondern alles aus Holz und möglichst naturbelassen. Ich bin mit dem Ergebnis sehr glücklich und fühl mich sehr wohl auf meinen gut 7 m², die ich nun auch schon seit Juni 2021 auch dauerhaft mein Zuhause nenne. Besonders froh bzw. stolz bin ich darauf, dass ich die Dusche und das WC getrennt habe und auch das Bett mit der Seilzug Konstruktion ermöglichte es, eine große Liegefläche und zudem eine gemütliche Couch unterzubringen. So können auch mal 2 - 3 Leute zu Besuch kommen und man findet noch Platz. Ein Blickfang ist bestimmt auch der alte Holzofen, den ich nur durch Zufall geschenkt bekommen habe und der gleich perfekt gepasst hat. Er hatte tatsächlich genau die richtige Größe für den Bereich, den ich dafür freigelassen habe.

Man sieht also, alles fügte sich zusammen, auch wenn man sich nicht zuvor ewig den Kopf darüber zerbricht, sondern einfach nur mit positiver Energie an eine Sache herangeht. Man muss wissen, was man tut und darauf vertrauen können, dass es gelingt, dann wird es einem auch gelingen.

Die Küche im Expeditionsmobil

Die Küche im Expeditionsmobil.

 

Weltreise mit Katze

Zuletzt fügte ich noch ein sehr wichtiges Element zu meinem LKW-Home hinzu: Einen selbstgebauten Kratzbaum für meinen Kater Sir. Lanzelot, der ja auch wie ich zu einem permanenten Bewohner des Expeditionsmobils wurde. Auch er liebt das Reiseleben genauso wie ich und er fühlt sich richtig wohl im LKW. Das war auch schon während des Ausbaus so, wo er natürlich fast immer dabei wahr und  wo er sich bereits in der Roh-Kabine so verhielt, als wäre er hier zuhause. Er lief schnurrend durch die Gegend oder lag auf seiner Decke, vollkommen unbeeindruckt von Stichsäge, Bohrmaschine und Co.

Unterwegs mit Reisekatze Sir Lanzelot

Unterwegs mit Reisekatze Sir Lanzelot.

 

Wie finanziert man eine Weltreise im Low Budget Wohnmobil

Auf meiner Facebook Seite gibt es auch in Kürze eine detaillierte Auflistung aller Kosten und der Arbeitszeit, die ich in das Projekt hineingesteckt habe. Mittlerweile werden es ca. 55000 € sein, inkl. Kaufpreis des LKWs. Wenn ihr mich jetzt fragen würdet, ob ich mir das leisten kann, würde ich sagen nein! Doch wie es aussieht, konnte ich es am Ende doch irgendwie. Auch dafür spielte mir das Leben wieder in die Karten, auf verschiedene Art und Weise. So wechselte ich beispielsweise aus augenscheinlich zufälligen Gründen 2021 die Firma. Ich wusste es bei der Entscheidung nicht, aber es stellte sich heraus, dass ich dadurch einen riesigen Berg an angesammelten Überstunden plötzlich ausgezahlt bekam, die ich sonst nur hätte abbummeln dürfen. Dadurch hatte ich eigentlich immer genug Geld, um den Aufbau voranzutreiben und wenn mal kein Geld da wahr, dann gab es noch immer genug Arbeit, die "nur" Zeit kostete, sodass ich dennoch stets vorankam.

Wohnzimmer im Expeditionsmobil

Wohnzimmer im Expeditionsmobil.

 

Wie ist das Leben im Low Budget Wohnmobil?

Alles in allem bereichert das Wohnen und Reisen in meinem selbstgebauten Low Budget Wohnmobil und dessen Aufbau selbst, mein Leben ungemein. Ich konnte mir damit selbst beweisen, dass ich alles schaffen kann, wenn ich es möchte. Oft werde ich gefragt, ob das Leben im LKW mit wenig Geld nicht ein großer Verzicht auf Luxus und Komfort ist und eine Menge Entbehrungen mit sich bringt. Ich denke, das ist aber vor allem eine Frage der Perspektive. So wie es für einen Bürger aus der österreichischen Mittelschicht “Verzicht und Entbehrung” bedeutet, ist mein Low Budget Wohnmobil an vielen anderen Orten der Welt Hightech und Luxus pur. Ich selbst sehe es eher als eine Befreiung von so vielen alltäglichen Sachen, die rund um ein Haus oder Wohnung anfallen. Ich habe bei meinem Auszug aus der Wohnung nur einen kleinen Teil meiner Kleidung und zwei bis drei Erinnerungsstücke mitgenommen, der Rest liegt seither in der Garage meiner Eltern und wird verkauft oder verschenkt. Oft habe ich den Eindruck, dass ein Mensch umso glücklicher ist, je weniger er besitzt. Auf mich trifft das in jedem Fall zu, denn mit jedem Stück Ballast, das ich loswerden durfte, fühlte ich mich freier. Und wenn man alles, was man besitzt, ständig mit sich führen muss, bekommen die Dinge eine andere Bedeutung. Reichtum bedeutet dann nicht mehr, so viel Kram wie möglich anzusammeln, sondern optimal mit dem zurechtzukommen, was man bei sich hat.

Unterwegs mit Reisekatze Sir Lanzelot

Unterwegs mit Reisekatze Sir Lanzelot

 

Wo führt die Low Budget Weltreise hin?

Was meine Weltreise in dem Low Budget Wohnmobil anbelangt, halte ich es genauso, wie ich es auch schon beim Aufbau gemacht habe. Ich zerbreche mir nicht lange den Kopf mit einer Reiseplanung, sondern fahre dorthin, wo es mich gerade hinzieht. Das bedeutet es für mich, wirklich frei zu sein. Die Welt liegt offen vor mir und wenn ich Lust auf einen Ausflug ans Meer habe, dann fahre ich an irgendeinen schönen Strand. Oder es zieht mich in die Berge, in die Steppe oder wieder mal auf einen Roadtrip durch Europa. Es wird sich zeigen, und wenn ihr es mitverfolgen wollt, dann findet ihr alle Informationen darüber auf meiner Facebook-Seite!

Eine große Landkarte gehört in jedes Weltreise-Expeditionsmobil!

Eine große Landkarte gehört in jedes Weltreise-Expeditionsmobil!

 

Wir sehen uns!

Viel Spaß und Lebensfreude

Martin Strohmer

 

Bildergalerien

Hier bekommt ihr noch ein paar weitere Impressionen von meinen Reisen mit dem Lada Taiga:
Weltreise mit dem Auto

Für eine Weltreise mit dem Auto ist der Lada Taiga dann vielleicht doch etwas zu klein.

  Hier ist noch der Rest meiner Roomtour durch das große Expeditionsmobil:  
Ich liebe meinen Lada Taiga

Eine dicke Umarmung für einen treuen eisegefährten!

 

Andere Weltreisende:

Hier findet ihr noch spannende Artikel von anderen Reisenden, die auf ausgefallene Art unterwegs sind:  

Bildquellen:

© Martin Strohmer  

Der Regen fiel weiter auf uns herab und hörte erst am frühen Morgen des nächsten Tages wieder damit auf. Als wir aus dem Zelt schauten sahen wir sogar einige Sonnenstrahlen, die vorsichtig durch die Wolken hindurch lugten. Doch am Meisten Respekt hatten wir vor der Erde. Sie hatte es geschafft, die ganze Sintflut, die auf sie herabgeprasselt war, in sich aufzusaugen wir ein Schwamm. Klar war alles matschig und schleimig, nicht nur der Boden, sondern auch unser Zelt und fast unsere ganze Ausrüstung. Aber es stand nirgendwo auch nur eine größere Pfütze. In Italien wären wir bei einer solchen Flut ertrunken, doch hier ließ sich nun kaum mehr erkennen, dass es in der Nacht überhaupt geregnet hatte. Was machte wohl diesen gigantischen Unterschied aus? Lag es an der Art des Bodens? In Italien war die Erde fast immer lehmig und tonig gewesen, was es dem Wasser natürlich schwer machte, nach unten durchzusickern. Aber auch hier bestand der Boden zu großen Teilen aus Lehm. Entweder mussten also die Schichten ausschlaggebend sein, die dem Auge verborgen blieben, oder aber das Problem bestand darin, dass der Boden in Italien durch die Traktoren und die industriell-landwirtschaftliche Nutzung so stark komprimiert war, dass kein Wasser mehr durchkommen konnte.

Wir wanderten die letzten paarhundert Meter in die Stadt und schauten uns dort nach einem Laden um, in dem wir das restliche albanische Geld ausgeben konnten. Da ich nicht übers Ohr gehauen wurde, hatten wir ja noch immer einige Münzen in der Landeswährung und die würden wir mit dem Grenzübertritt nach Griechenland nicht mehr brauchen. Das Problem war nur, dass man hier nichts einkaufen konnte, ohne dabei komplett wahnsinnig zu werden.

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Es gab nur kleine Lädchen und in denen schauten wir uns nach Nüssen oder anderen Leckereien um, die uns als Wegzehrung dienen konnten. Es war jedoch unmöglich, die Verkäuferin nach dem Preis zu fragen. Nichts war ausgeschildert und wenn wir mit unserem Übersetzer die entsprechenden Fragen stellten, bekamen wir Antworten auf alles, nicht aber auf den Preis. Schließlich verzweifelte ich so sehr, dass ich den Laden verließ, ohne etwas gekauft zu haben. Im zweiten war es ähnlich und erst im dritten hatten wir Erfolg. Es war noch immer anstrengend und im Nachhinein mussten wir feststellen, dass uns diese Verkäuferin sogar ganz gewaltig übers Ohr gehauen hatte, aber wir bekamen zumindest ein bisschen was an Essen für unser Geld. In wenigen Stunden wäre es ohnehin wertlos geworden.

Wir waren gerade dabei zu bezahlen, als plötzlich eine überraschte Stimme hinter mir aufrief und mir jemand auf die Schulter tippte. Es war die grauhaarige Oma mit den Kulleraugenschuhen von gestern Abend. Sie lachte und nahm mich in den Arm, wie bei jemandem, den man seit langer Zeit zum ersten Mal wieder gesehen hat.

„Oh, Gott, Junge!“ rief sie auf, als sie dabei mein T-Shirt berührte, das noch immer komplett durchnässt war, „du bist ja ganz nass!“

Sofort war sie überzeugt davon, dass ich durch die nassen Klamotten krank werden würde und es kostete mich einige Mühe, sie davon abzubringen mit ein neues T-Shirt zu kaufen.

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So verwirrend wie unser Einkaufsversuch war, so verwirrend war auch unser Weg durch das Dorf. Unsere ersten Pakete mit Nüssen hatten wir bereits aufgebraucht noch ehe wir auch nur eine Idee hatten, wie wir aus diesem verfluchten Dorf herausfinden sollten. Irgendwann standen wir dann wieder vor dem ersten kleinen Laden, der uns zur Verzweiflung gebracht hatte. Das schaffte er nun wieder und dieses Mal sogar ganz ohne Kontakt zur Verkäuferin.

Schließlich entdeckten wir den Fehler, den wir gemacht hatten. Wir hatten nach einer großen Straße gesucht, die aus der kleinen Stadt herausführen sollte. Dass es sich bei dieser Straße jedoch um den Schotterweg handeln könnte, an dem wir gleich am Anfang vorbeigekommen waren, hatten wir sofort ausgeschlossen. Nun schlugen wir ihn ein und wanderten darauf einen knappen Kilometer entlang. Dann begann der Asphalt und von nun an war es eine nagelneue Schnellstraße, wie sie in ganz Osteuropa ihres gleichen suchte. Warum sie an dieser Stelle in so einer Größe gebaut wurde blieb uns schleierhaft, aber wir freuten uns über die gute Qualität und die Tatsache, dass wir sie bis auf ein paar Baustellenfahrzeuge ganz für uns alleine hatten.

Es dauerte jedoch nicht allzu lange, dann hatten wir den erneuerten Teil der Straße hinter uns gelassen. Es folgte ein Stück mit altem Teer und dann wurde wieder ein Schotterweg daraus, der bis hinunter ins Tal führte. Mitten durch dieses Tal schlängelte sich der Grenzfluss, den wir nun überqueren wollten.

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Die albanische Grenze war eine halb verfallene Ruine. Kurz vor dem Wachposten gab es eine kleine Wellblechhütte in der eine Kneipe untergebracht war. Das Tal war menschenleer, also war das Wachpersonal wahrscheinlich die einzige Kundschaft, die hier jemals einkehrte. Der Wachmann selbst war ein freundlicher und zu tiefst gelangweilter Mann mittleren Alters. Autos kamen hier vielleicht zweimal am Tag über die Grenze und Wanderer wie wir etwa einmal im Leben. Er nutzte unsere Anwesenheit für ein kurzes Gespräch, das viel weniger den Anschein eines professionellen Informationsaustausches machte, als den einer Bitte, ihn endlich aus seiner Langeweile zu retten. Sogar die Kühe, die direkt neben dem Grenzzaun weideten und uns mit großen Augen anschauten, schienen gelangweilt zu sein. Bei jeder Kopfbewegung bimmelten ihre Glocken wie ein Kirchturm im Vollrausch. Eines stand für uns fest. Wenn man hier arbeitete, dann musste man entweder durchdrehen oder ein Zen-Buddhist werden.

Die griechische Seite der Grenze wirkte auch nicht viel professioneller als das albanische Gegenstück. Als wir eintrafen fanden wir sie gleich ganz verlassen vor. Wenn wir gewollt hätten, hätten wir einfach durchgehen können, ohne dass wir überhaupt bemerkt worden wären. Nur durch unser Rufen machten wir den Wachposten auf uns aufmerksam. Lustlos kontrollierte er unsere Pässe und fragte ein paar Zeilen zu unserer Reise. Wir baten ihn im Gegenzug um ein Blatt Papier, damit wir unsere Vokabeln aufschreiben konnten. Es dauerte etwa fünf Minuten, bis er eines aufgetrieben hatte. Dann verabschiedeten wir uns und er öffnete die Schranke, damit wir in die Europäische Union eintreten konnten. Hinter uns blieb der Grenzbaum einfach offen. Es kam ja eh niemand, warum also sollte man sich die Mühe machen und noch ein zweites Mal auf die Taste drücken?

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Zur Grenze gehörten insgesamt mehrere Gebäude und eine riesige Parkplatzanlage. Alles war vollkommen verlassen. Warum hatte man hier so eine große Grenze gebaut, wenn doch niemand kam?

Auch wenn keiner von uns beiden je zuvor einen Fuß auf das griechische Festland gesetzt hatte, fühlte sich Griechenland ein bisschen wie Nachhause-Kommen an. Es war nun etwa ein halbes Jahr her, dass wir die EU verlassen hatten und auch wenn wir nie wirklich ein Fan davon gewesen waren, freuten wir uns nun wie zwei Schnitzel über die gelben Sterne auf dem blauen Schild. Der Balkan hatte uns gut aufgenommen und wir hatten dort eine wunderbare, ereignisreiche, lehrreiche und abenteuerliche Zeit verbracht, die wir nie vergessen werden. Doch am Ende hatte uns immer mehr das Gefühl ereilt, dass es langsam Zeit wurde, wieder in ein geregelteres Land zu kommen. Allein die Tatsache, dass wir nun auf einer geteerten Straße ohne Schlaglöcher wandern konnten, fühlte sich unsagbar gut an. Vor allem aber freuten wir uns darauf, wieder regelmäßiger in festen Räumen schlafen zu können, nicht jeden Morgen klatsch nass aufzuwachen und hin und wieder den Luxus einer Steckdose oder eines Waschbeckens genießen zu dürfen. Noch ahnten wir nicht, dass wir mit der Erfüllung dieser Hoffnung noch eine ganze Weile warten mussten.

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Die Straße teilte sich nach einem knappen Kilometer. Rechts führte sie weiter im Tal entlang und links bog sie leicht nach oben ab, um durch ein Dorf zu führen und dann wieder auf den rechten Weg zu stoßen. Das Dorf war winzig, doch es war das einzige in Reichweite und so entschieden wir uns für den oberen Weg. Kurz vor dem Eingangsschild kamen wir zumindest schon einmal an einer Quelle vorbei, an der wir unser Wasser auffüllen konnten. Dann suchte Heiko nach einem möglichen Zeltplatz und ich machte mich auf, um nach Essen zu fragen. Vielleicht ergab sich dabei ja sogar die Gelegenheit für einen Schlafraum.

Erst jetzt wurde mir so richtig bewusst, wie schwierig dieses Griechisch eigentlich war. Es war nicht nur eine neue Sprache, es gab ein vollkommen neues Alphabet und unser Übersetzer schrieb nur in griechischen Buchstaben. Ich konnte also nicht einmal „Hall0!“ auf Griechisch sagen, als ich durch die Ortschaft ging. Es blieb mir nur ein freundliches Lächeln, das international anerkannte Grußwort „Ciao!“ und ein Hindeuten auf das Handy-Display. Doch die Menschen schienen sehr nett zu sein. Ich bekam Brot und Feta-Käse, Brot und Feta-Käse und dann noch ein bisschen Brot mit Feta-Käse. Bereits am ersten Tag zeichnete sich damit ab, was die Hauptnahrung in Griechenland für uns werden würde. Wobei man sagen muss, dass der Käse wirklich hervorragend war.

Schließlich bekamen wir aber auch noch ein paar Eier und eininge Tomatenvon einer freundlichen Dame. Sie wollte ganz besonders nett sein und wusch daher jedes Ei einzeln ab, ebenso jede Tomate. Dann wickelte sie alles einzeln in Tücher, legte Brot und Feta dazu und reichte es mir. Ich selbst stand dabei auf der Terrasse, schaute ihr durch das offene Küchenfenster zu und wurde dabei immer unruhiger. Wir hatten noch keine Idee, wo wir schlafen sollen und es wurde immer später. Wenn wir weiterziehen mussten, dann hatten wir kaum noch eine Chance auf Sonnenlicht und damit war klar, dass ich auch heute nicht weiterkommen würde. Am liebsten wäre es mir gewesen, wenn die Frau alles nur schnell in eine Tüte geworfen hätte, doch das kam für sie nicht in Frage. Und gleichzeitig fühlte ich mich undankbar, weil ich so unruhig wurde und sie sich so viel Mühe gab.

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Als ich zu Heiko zurückkehrte, besprachen wir die Lage. Oberhalb vom Dorf gab es eine kleine Kirche, neben der man Zelten konnte und die sogar ein kleines Toilettenhäuschen hatte. Es war kein optimaler Platz und er war alles andere als abgelegen, doch die Menschen schienen nett zu sein und so entschieden wir, ihn zu nutzen. Strom konnten wir dann aber trotzdem kaum generieren, da sich der Himmel bereits wieder mit dicken Wolken zuzog. Außerdem gab es so viel, das erledigt werden musste, dass ich eh nicht zum Schreiben gekommen wäre. Noch immer gab es Flicken auf unserem Zelt, die nicht richtig festgenäht waren. Außerdem musste mein Gurt repariert werden, der mir bereits am Vortag zerbrochen war, doch in dem strömenden Regen am Abend wäre eine Reparatur unmöglich gewesen. Der Rest des Tages bestand also rein auf Reparaturen und aus dem aufarbeiten von liegengebliebenen Dingen, die wir schon lange hatten erledigen wollen. Griechenland war nun das Land, in das wir uns wieder ein Paket schicken lassen wollten. Ein Paket, das dringend nötig war. Wir brauchten neue Schlafsäcke, neue Schuhe, neue Reifen und neue Regenjacken. Ich benötigte außerdem eine neue Luftmattratze denn meine alte löste sich langsam in ihre Bestandteile auf. Außerdem brauchten wir nun Flickzeug fürs Zelt, Ersatzteile für die Gurte, und viele weitere Reserve- und Reparaturmaterialien. Hinzu kam, dass wir unser Kochersystem wechseln wollten um noch mehr Autarkheit zu erzielen. Bislang konnten wir mit Benzin und Gas kochen, vorausgesetzt wir fanden die passenden Kartuschen. Doch letzteres war nicht der Fall und der Benzinkocher hatte so seine Tücken. In den vergangenen acht Monaten war es hin und wieder vorgekommen, dass er genau an den Tagen nicht funktioniert hatte, an denen es besonders wichtig gewesen wäre. Diese mögliche Hungerquelle wollten wir nun ebenfalls ausradieren.

All das musste jedoch organisiert werden und dafür brauchten wir Zeit und Internet. Heute fanden wir beides, denn oben auf dem Kirchenvorplatz entdeckte Heiko ein offenes Netzwerk. Ich kümmerte mich also um die Reparaturen und er um die Bestellungen. Und die Mücken kümmerten sich darum, dass uns bei all dem nicht langweilig wurde. Es gab hier ganze Schwärme von Mücken und alle waren gierig nach frischem Blut. Dracula wäre stolz auf sie gewesen!

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Abends kam noch eine andere Dame aus dem Dorf vorbei und brachte uns ebenfalls ein bisschen was zum Essen. Damit waren wir nun wirklich gut aufgestellt. Doch als wir zu kochen beginnen wollten, wurden wir von der Polizei unterbrochen. Die Polizisten hielten uns auf und forderten unsere Pässe ein, um sicher zu gehen, dass wir keine illegalen Einwanderer waren. Sie verhielten sich dabei ähnlich wie die bosnischen Beamten und ließen sich etwa drei mal so viel Zeit, wie übertrieben gewesen wäre. Als sie uns schließlich in Ruhe ließen, war es bereits stockdunkel. Gut, dass wir von der Kirche wenigstens etwas Licht hatten, um uns unsere Eier zubereiten zu können.

 

 

Spruch des Tages: Wer hätte gedacht, dass sich Griechenland einmal wie zuhause anfühlen würde?

 

 

Höhenmeter: 350 m

Tagesetappe: 19 km

Gesamtstrecke: 12.586,27 km

Wetter: sonnig aber kühl

Etappenziel: Pilgerherberge, 88050 Zagarise, Italien

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Franz Bujor
Franz Bujor ist Wandermönch, Web-Nomade und Autor. Nach einem Studium in Kulturwissenschaften, bei dem er unter anderem bei einem Maya-Volk in Guatemala gelebt und in einem Kinderheim in Serbien gearbeitet hat, war er zunächst als Erlebnispädagoge und Wildnismentor tätig. 2014 ließ er sein bürgerliches Leben hinter sich und reist seither zu Fuß und ohne Geld um die Welt. Neben seinem eigenen Entwicklungsweg schreibt Franz besonders gerne über geschichtliche und gesellschaftliche Themen.

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