Greenways auf Korsika: Die besten Rad- & Wanderwege der Insel

von Heiko Gärtner
30.10.2019 20:59 Uhr

Wer gerne mit dem Rad oder als Wanderer unterwegs ist und schon einmal einen Greenway ausprobiert hat, der weiß diese zu schätzen und wird auch in neuen Regionen immer versuchen, wieder einen ausfindig zu machen. So erging es uns auch beim Wandern auf Korsika. Denn wir wollten die Insel vom südlichsten Punkt, also von Bonifacio bis in die nördlich gelegene Stadt Bastia durchwandern wollten. Unsere erste Frage lautete also: „Gibt es Greenways auf Korsika?“

Bei der Recherche im Internet fanden wir recht ambivalente und uneindeutige Informationen dazu. Hin und wieder entdeckten wir Erfahrungsberichte, die davon handelten, dass der Wanderer oder Radler auf einem Greenway unterwegs gewesen war. Nur fanden wir keine offiziellen Informationen, keine Karten und keine Wegbeschreibungen. Es blieb uns also nichts anderes übrig, als die Antwort selbst herauszufinden.

Radfahrer und Wanderer unterwegs auf Korsika

Radfahrer und Wanderer unterwegs auf Korsika

Was sind Greenways?

Für diejenigen von euch, die sie noch nicht kennen, vorab ein paar kurze Informationen zum Thema Greenways.

„Greenway“ ist eine international gültige Bezeichnung für besonders gute Radwege, die auch zum Wandern, Skaten und ähnliches verwendet werden können. Teilweise haben wir sogar Reisende gesehen, die mit Segways, Rollern oder Mikroscootern unterwegs waren. Tatsächlich gibt es entlang der Greenways heute nicht nur eine gute Dichte an Fahrradläden und -reparaturwerkstätten, sondern auch Scooter Shops, Skateläden und ähnliches mehr. Denn das Besondere am Greenway ist, dass ein Radweg bestimmte Voraussetzungen erfüllen muss, um sich Greenway nennen zu dürfen.

Wegweiser für einen europäischen Greenway

Wegweiser für einen europäischen Greenway

Dazu zählt unter anderem, dass er überwiegend abseits normaler Verkehrsstraßen verlaufen und einen guten Bodenbelag, wie z.B. Asphalt, Pflastersteine oder wassergebundene Decke haben muss. Besonders viele solcher Wege findet man in Tschechien, aber auch in Österreich, Frankreich, Italien und Großbritannien. In Frankreich heißen sie dann allerdings“Voie Verde“ und in Italien „Camino Verde“, was übersetzt auch nur wieder Greenway, also Grüner Weg bedeutet. Nur hat man es mit dem Englischen in diesen Ländern eben nicht so.

Greenways in Frankreich

Greenways in Frankreich

Was zeichnet einen Greenway aus?

Die meisten Greenways in Europa verlaufen auf ehemaligen Bahntrassen, die stillgelegt wurden. Denn diese bieten schon von Natur aus die meisten Voraussetzungen für einen großartigen Rad- und Wanderweg. Sie verlaufen größtenteils eben oder zumindest flach, sodass sie angenehm zu befahren sind. Besonders in bergigen Regionen bieten sie einen Komfort, der ohne die ehemalige Bahnstruktur für Radfahrer und Wanderer in unserer Gesellschaft nicht denkbar wäre. Sie verlaufen über Talbrücken und durch Tunnel. Wenn sie durch Hügellandschaften führen, dann wurden die Strecken in der Regel durch Böschungen oder Vertiefungen begradigt.

Nur Gut ausgebaute Radwege dürfen sich Greenway nennen

Nur Gut ausgebaute Radwege dürfen sich Greenway nennen

Zudem liegen sie abseits der Straßen, verlaufen dabei aber trotzdem stets auch durch alle wichtigen Punkte einer Region. Der gesamte Untergrund existiert bereits und braucht daher nur noch asphaltiert oder anderweitig befestigt werden. Damit ist die Erstellung eines Radweges auf einer alten Bahntrasse auch noch deutlich günstiger, als sie es normalerweise wäre. Da es zusätzlich für den Ausbau zum Greenway noch Fördergelder der Europäischen Union gibt, fragt man sich manchmal, wieso es überhaupt noch ehemalige Bahntrassen gibt, die nicht zu einem optimalen Fahrradweg ausgebaut wurden.

Kathedrale von Porto Vecchio

Kathedrale von Porto Vecchio

Natürlich ist es nicht überall möglich, den Fahrradweg auf einem solchen Bahnunterbau entlang zu legen, weshalb viele Greenways auch streckenweise auf kleineren und größeren Straßen und Feldwegen verlaufen.

Gibt es Greenways auf Korsika?

Zu unserem großen Bedauern mussten wir leider bereits am ersten Tag feststellen: „Nein! Es gibt sie nicht!“ Es gibt auf der ganzen Insel optimale Voraussetzungen, wie beispielsweise eine stillgelegte Bahnlinie. Diese verläuft auf ganzer Länge entlang der Ostküste, doch es wurde leider nie ein Radwanderweg daraus gemacht. Stattdessen hat man als Wanderer oder Radfahrer in vielen Bereichen keine andere Möglichkeit als die T10, also die große Küstenstraße zu nehmen. Und diese ist leider absolut grauenhaft! Nur um ein Gefühl dafür zu bekommen: Korsika hat ungefähr 300.000 reguläre Einwohner. Theoretisch betrachtet beträgt die Bevölkerungsdichte daher rund 30 Einwohner per Quadratkilometer. Praktisch kommen dann aber noch einmal rund 3 Millionen Menschen hinzu, die ihren Hauptwohnsitz auf dem französischen oder italienischen Festland haben und auf der Insel ein Ferienheim besitzen.

Bergdorf

Bergdorf

Und dann gibt es noch einmal mindestens genauso viele Touristen, die lediglich zum Urlaub Machen nach Korsika fahren oder fliegen und dort in einem der vielen Hotels leben. Wenn man bedenkt, dass die meisten von ihnen per Fähre und damit mit dem eigenen Auto anreisen, während sich die übrigen zu großen Teilen Mietfahrzeuge leisten, um etwas von der Insel zu sehen, dann könnt ihr euch vorstellen, wie es auf den wenigen Straßen zugeht. Denn bei allem darf man nicht vergessen, dass rund 80 % der Insel aus unbegehbaren Gebirgshängen und Steilklippen besteht. Das bedeutet, dass diese unvorstellbare Masse an Menschen nahezu keinen Platz hat, um einander auszuweichen. Und ihr seit nun als Wanderer oder Radfahrer mittendrin…

Der optimale Rad- und Wanderweg im Osten von Korsika

Die gute Nachricht ist, dass es trotz allem eine Möglichkeit gibt, eine Fernwanderung oder eine Radtour über die Insel so zu gestalten, dass man sie genießen und die Schönheit der Natur auf Korsika dennoch bewundern kann. Leider gelingt dies nicht über die gesamte Länge der Insel. Wer wie wir in Bonifacio ankommt und von dort aus weiter nach Norden in Richtung Bastia möchte, der hat auf den ersten 50 km erst einmal einen kleinen Höllentrip vor sich. Hier gibt es schlichtweg keine Alternative, außer sich mit einer Machete mitten durch den Wald zu schlagen.

Blick auf Cervione

Blick auf Cervione

Dabei ist der Abschnitt zwischen Bonifacio und Porto Vecchio leider sogar noch einer der ruhigeren, auch wenn es vielleicht schwerfällt, dies zu glauben. Zwischen Porte Vecchio und Tremo gibt es dann immer mal wieder kurzfristige Ausweichmöglichkeiten, die die Situation aber kaum verbessern. Hier ist einfach so viel Verkehr, dass man ihn nicht abschütteln kann, egal welchen Weg man wählt. Dabei darf man immer mal wieder einen Blick auf die alte Bahntrasse werfen, die so wunderschön eben und oft mit ausreichend Abstand zur Straße verläuft. Leider ist sie vollkommen zugewuchert und nicht einmal im Ansatz zugänglich gemacht. Im Gegenteil, wurde sie sogar immer wieder von Privatpersonen gekauft und mit Häusern zugebaut.

Blick auf Bonifacio

Blick auf Bonifacio

Geeignete Nebenstraßen

Erst zwischen Solenzara und Travo wurde sie dann zu einer kleinen, wenig befahrenen Nebenstraße ausgebaut. Von hier an kann man sie als eine Art Greenway betrachten und sich teils auf der Bahnstraße, teils auf anderen Nebenwegen bis kurz vor Bastia nach Norden schlängeln. Dabei gibt es einige Passagen, an denen man relativ steil den Berg hinauf muss. Doch auch dies lohnt sich, denn man bekommt eine grandiose Aussicht, sowie ein Gefühl für das ursprüngliche Leben auf Korsika dafür.

Blick über Korsika

Blick über Korsika

Hier haben wir euch einmal den genauen Streckenverlauf eingezeichnet, den wir auf unserer Korsika Wanderung genommen haben und der uns auch im Nachhinein als die sinnvollste und angenehmste Variante erscheint.

   

Falls ihr Verbesserungsvorschläge für die Route habt, teilt uns diese gerne mit!

Alternativ zum Greenway: Wandern auf dem GR. 20

Wer etwas flexibler unterwegs ist und auch steile, steinige Passagen in Angriff nehmen kann, weil er nur mit dem Rucksack wandert und gut zu Fuß ist, für den bietet sich auch der Gr. 20 an, der mitten durch die Berge im Zentrum der Insel führt. Er besteht größtenteils aus Trampelpfaden und Gebirgswanderwegen und ist deshalb mit dem Rad oder dem Pilgerwagen ungeeignet. Dafür bekommt man hier für die Anstrengung jedoch die schönsten Flecken Korsikas zu sehen.

Der schönste Teil von Korsika

Der schönste Teil von Korsika

Zum Übernachten gibt es immer wieder in den Ortschaften am Wegesrand kleine Wanderherbergen, in denen man zum Teil auch sehr günstig in Gruppenschlafräumen übernachten kann. Wenn man so etwas möchte, natürlich.

Für diejenigen, die mehr über den Gr. 20 wissen wollen, haben wir hier noch einige weitere Informationen zusammengetragen.

Hier findet ihr eine hilfreiche Übersichtskarte für den Gr. 20.

Und hier eine Übersicht über die einzelnen Tagesetappen des Weges

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Informationen über die schönsten Wanderwege auf Korsika

Wie die meisten Inseln bietet sich auch Korsika jedoch vor allem für Kurzzeit- und Tageswanderungen, bzw. -radtouren an. Hier wiederum bietet die Insel einiges. Wenn es eher dies ist, was ihr sucht, könnt ihr einmal einen Blick auf die folgende Liste mit Links und Büchern werfen.

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Panoramaansicht von Bonifacio

Panoramaansicht von Bonifacio

Spruch des Tages: Wo ein Wille, da auch ein Weg!

Höhenmeter: 250 m / 270 m / 390 m / 180 m / 450 m /360 m Tagesdistanz: 32 km / 27 km / 35 km / 36 km / 31 km / 25 km 1. Etappenziel: Pfarrhaus, Porto Vecchia, Korsika, Frankreich 2. Etappenziel: Privates Gästehaus, Sainte-Lucie-de-Porto-Vecchio, Korsika, Frankreich 3. Etappenziel: Hôtel des Nacres, Porto Vecchia, Korsika, Frankreich 4. Etappenziel: Privates Gästezimmer, Aléria, Korsika, Frankreich 5. Etappenziel: Privater Caravan, Canale-di-Verde, Korsika, Frankreich 6. Etappenziel: Gemeindehaus der Kirche, Moriani-Plage, Korsika, Frankreich

Als wir am 01.01.2014 zu unserer Lebensreise aufbrachen, wären wir nicht einmal im Traum darauf gekommen, uns selbst als Webnomaden oder digitale Nomaden zu bezeichnen. Damals gab es diese Begriffe noch nicht und so waren wir einfach Wanderer oder Lebenspilger, die versuchten, ihren Alltag zu meistern, ohne dabei einen festen Wohnsitz oder eine feste Anstellung haben zu müssen.

Die Webnomaden Heiko Gärtner und Franz Bujor wandern durch Hamburg

Die Webnomaden Heiko Gärtner und Franz Bujor wandern durch Hamburg

Reisen als Lebensstil wird populär

Doch wir waren nicht die Einzigen mit dieser Idee. Immer mehr Menschen fühlen sich von unserem alltäglichen Gesellschaftsleben eingeengt und suchen daher nach Alternativen und oft auch nach nomadischen Lebensweisen. Und jeder Freiheitssucher, der sein Gesellschaftsleben mit festem Standort aufgab, hatte seine eigene Überlebensstrategie. Die einen hatten zuvor ihr ganzes Geld gespart und waren nun bereit, aufzubrechen um von ihren Reserven zu leben. Andere hingegen hatten Berufe gewählt, die sie auch von unterwegs ausüben konnten. Oder sie suchten sich Wege, um online Geld zu verdienen. Und wieder andere suchten Möglichkeiten, wie sie während ihrer Reise ein Business aufbauen konnten, das sie über Wasser hält.

In der ganzen Welt zuhause: Heiko Gärtner lebt als Webnomade

In der ganzen Welt zu Hause: Heiko Gärtner lebt als Webnomade

Digitales Nomadentum als neuer Trend

Während es früher vor allem Handwerker und moving Farmer waren, die umherstreiften und ihre Reise mit verschiedensten Arbeiten finanzierten, war es nun vor allem der digitale Sektor, der ungeahnte Reisemöglichkeiten bot. So brauchte man als Designer, Programmierer, Schriftsteller, Suchmaschinenoptimierer, Lektor oder Übersetzer nicht mehr zwingend ein festes Büro. Man brauchte lediglich einen Computer, einen Internetzugang und ein Telefon und konnte von überall auf der Welt für jeden beliebigen Auftraggeber arbeiten. Warum als sollte man noch weiter an einem Ort bleiben? Noch dazu an einem Standort wie Deutschland, der neben unbeständigem Wetter vor allem hohe Preise und verhältnismäßig schlechte Internet-Tarife bot?

Ein Laptop und ein Internetzugang ist alles, was man als Webnomade für sein mobiles Büro braucht

Ein Laptop und ein Internetzugang ist alles, was man als Webnomade für sein mobiles Büro braucht

Geld sparen durch Reisen

So stellten wir fest, dass wir dadurch, dass wir im Ausland reisten, anstatt einen festen Firmensitz im Inland zu haben, rund 90 % unserer monatlichen Fixkosten sparten. Allein die Krankenversicherungsgebühren sanken in unserem Fall von 200 bis 400 € im Monat auf rund 50 € monatlich. Wer also auf Bali, Fidschi, den Philippinen, in Marokko, Indien oder Peru lebt und arbeitet, kann dort mit einem Bruchteil des Gehaltes gut leben, das er in Deutschland als absolutes Minimum bräuchte. Folglich reduzieren sich Arbeitszeit und Alltagsstress, während der Komfort steigt und man dazu noch dort lebt, wo andere Urlaub machen. Das klingt schon fast ein bisschen zu schön, um wahr zu sein.

Als Webnomade kann man das Leben genießen und dabei noch Geld sparen.

Als Webnomade kann man das Leben genießen und dabei noch Geld sparen.

Wie baue ich ein Online-Business auf?

Und tatsächlich ist es auch nicht ganz so einfach, wie es zunächst klingt. Denn ein funktionierendes Online-Business braucht wie jedes andere Unternehmen auch, eine gute Vorbereitung, Planung und Umsetzung. Das Internet ist voll von Angeboten aller Art. Wenn man hier bestehen will, muss man zuallererst eine Strategie haben, mit der man für seine potenziellen Kunden interessant wird. Wir hatten dabei den Vorteil, dass unsere Weltreise von Anfang an ohne Geld geplant war, sodass wir zumindest am Anfang nicht auf den Erfolg ihres Internetgeschäfts angewiesen waren. Dadurch konnten wir erst einmal ganz in Ruhe unsere Erfahrungen machen und herausfinden, auf wie viele Arten es nicht funktioniert.

Der Aufbau eines eigenen Onlinebusiness ist der erste, wichtige Schritt zum Webnomaden

Der Aufbau eines eigenen Onlinebusiness ist der erste, wichtige Schritt zum Webnomaden

Welche Schwierigkeiten kommen als Webnomade auf mich zu?

Für viele, die von Anfang an auf den Gewinn aus ihrem Onlinegeschäft angewiesen sind, ist der Traum von einem Leben als Webnomade häufig bereits nach wenigen Monaten zu Ende. Nämlich dann, wenn ihr angespartes Guthaben aufgebraucht ist. Für andere funktioniert es zwar, dass sie Reisen und unterwegs Geld verdienen können, doch häufig ist der Arbeitsaufwand dabei noch höher, als wenn sie von Zuhause aus arbeiten würden. Aus diesem Grund ist es wichtig, sich bereits vor dem Aufbruch einen Plan zurechtzulegen und eine Strategie zu entwickeln.

Dazu ist es hilfreich, sich die folgenden Fragen zu stellen:

  • Welche Fähigkeiten habe ich, mit denen ich einen echten Beitrag leisten kann?
  • Was kann ich anbieten, wodurch andere einen Mehrwert erhalten, der sie veranlasst mich dafür zu bezahlen?
  • Welche Zielgruppe möchte ich ansprechen?
  • Wer oder was bin ich?
  • Was macht mich aus?
  • Was macht mich besonders?
  • Worin besteht mein Brand, also meine Marke, mit der ich andere auf mich aufmerksam mache und in mein Geschäftsfeld ziehe?
  • Welche Werbestrategien kann ich nutzen?
  • Wie sorge ich dafür, dass meine Internetpräsenz bei den Suchmaschinen gefunden wird?
  • Welche Plattformen gibt es, über die ich meine Dienstleistungen bekannt machen kann?
  • Wie bringe ich mich ins Gespräch?
Hier findet ihr weitere Informationen zum Thema "Online Geld verdienen".
Mitunter hat man auch als Webnomade mit ordentlich Gegenwind zu Kämpfen

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Aus den Fehlern lernen

Wir sind zunächst einmal aufgebrochen, ohne uns auch nur eine dieser Fragen zu stellen. Dies führte dazu, dass wir einen Reiseblog mit mehreren Tausend Artikeln erstellten, ohne dabei nur ein einziges Mal darauf zu achten, ob diese Artikel überhaupt gefunden werden konnten. Erst mit der Zeit kamen wir dann auf die Idee, dass man einen Blog auch für die Suchmaschinen optimieren musste, wenn man nicht vollkommen unsichtbar bleiben wollte. Später entdeckten wir dann Möglichkeiten, um mithilfe des Blogs auch Geld zu verdienen. Damit konnten wir dann die verbliebenen Fixkosten immer mehr darüber decken und ein Polster für zukünftige Projekte ansammeln konnten. Wir spürten jedoch auch, dass wir aufgrund der früheren Versäumnisse nach ein paar Jahren vieles nachzuholen hatten, was mit einer ausgearbeiteten Strategie von Beginn an hätte vermieden werden können.

Durch Pannen und Missgeschicke lernt man immer wieder neues dazu

Durch Pannen und Missgeschicke lernt man immer wieder neues dazu

Vom Dauerpilger zum Cyber-Nomaden

Nach den ersten fünf Jahren unserer Reise wandelte sich unser Lebenskonzept jedoch noch einmal sehr stark. Nun hatten wir bereits viele Erfahrungen als Nomaden gemacht. Damit stellte sich uns noch einmal neu die Frage, in welche Richtung es zukünftig weiter gehen sollte. Unsere Reise hatte vor allem als eine Pilgerreise angefangen, bei der der Weg selbst im Kernfokus lag. Mit der Zeit ist jedoch das Forschen und Wirken zu einem immer wichtigeren Bestandteil geworden. Ebenso, wie der Wunsch, das erforschte Wissen an andere weiterzugeben und gleichzeitig noch tiefer einzutauchen. Dabei tauchte nun auch die Frage auf, wie man andere, schwierigere Regionen der Erde bereisen konnte.

Franz Bujor mit Handheld Outdoor Computer

Franz Bujor mit Handheld Outdoor Computer

Aufgrund dieser Fragen rückte die Idee des digitalen Nomadentums noch einmal stärker in den Fokus. Aus dem reinen Reisetagebuch wurde also eine Wissensplattform und es kam mit der Erlebnisgalaxie ein Charity-Shop-Portal hinzu.

Nach rund einem halben Jahr ist unsere Zeit in Italien nun erst einmal wieder beendet. Zumindest, im Festlandteil von Italien. Denn nun haben wir erst einmal die Fähre nach Sizilien genommen, wo wir zum zweiten Mal in Messina angekommen sind. Doch bevor wir uns dem zuwenden wollen wir noch einmal einen Blick zurück auf Kalabrien und Süditalien werfen, die in den letzten Monaten so etwas wie unsere Heimat waren.

Die kalabrische Küste

Die kalabrische Küste

Je südlicher desto ärmer

Auffällig war, dass es vor allem hier unten, am südlichsten Punkt der Küste mit jedem Schritt ärmlicher, schäbiger und heruntergekommener wurde. Wir hatten nun einen Bereich betreten, der sich von Armenvierteln in lateinamerikanischen oder afrikanischen Städten kaum noch unterscheiden ließ. Nur, dass hier die entsprechende Großstadt darum fehlte.

Wenn wir zurück an unsere Reise durch Italien dachten, dann ließ sich sogar sagen, dass es eine seichte aber doch spürbare und permanente Entwicklung von Norden nach Süden gegeben hat, in der es immer ärmer und ungepflegter geworden war. Spätestens ab der Grenze zur Basilikata war es dann wie ein neues Land gewesen, das mit dem nördlichen Teil von Italien nur noch wenig gemeinsam hatte. Das man diese Gegend auch etwas abwertend als Cal-Africa bezeichnete.

Reggio Calabria - Stadt des Mülls

Von Reggio Calabria, der kalabrischen Hauptstadt, die am äußersten Punkt von Italien lag, hatten wir uns aber dennoch etwas mehr erwartet. Irgendwie hatten wir angenommen, hier wieder eine kulturell attraktive Stadt vorzufinden, in der wir einiges besichtigen konnten. Doch abgesehen von einer Kathedrale und vielleicht noch vier oder fünf weiteren, sehenswerten Gebäuden bot die Stadt nicht das geringste. Sie war aufgebaut, wie jedes heruntergekommene Dorf, das wir zuvor besucht hatten. Nur eben etwas größer. Die Frage, warum Menschen hier leben wollten, konnten wir uns nicht wirklich beantworten. Rund 90 % alle Gebäude waren eckige Betonklötze, die man überall sonst auf der Welt als Bausünde bezeichnet hätte. Doch das allein war es noch nicht. Es war viel mehr der Umstand, dass man das Gefühl hatte, die Menschen selbst würden ihre Stadt hassen und daher so schlecht behandeln, wie es ihnen nur möglich war.

Der Weg nach Reggio Calabria ist mit Müll gepflastert

Der Weg nach Reggio Calabria ist mit Müll gepflastert

Müll lag einfach überall

Nicht nur hier in Reggio Calabria, sondern einfach wirklich überall. Etwa alle ein bis zwei Kilometer lief man über regelrechte Müllhalden, auch wenn man sich an die normalen Straßen hielt. Selbst am Strand, an dem noch immer die Badeurlauber wie Sardinen in der Dose lagen, gab es rund alle fünfzig Meter eine Müllinsel. Es war der Sammelpunkt, an dem man tatsächlich Mülltonnen für den Abtransport bereitgestellt hatte.

Die Armut in Süditalien ist übrall sichtbar

Die Armut in Süditalien ist überall sichtbar

Eine Wegwerfgesellschaft wie sie im Buche steht

Doch die Italiener liebten es, Müll zu produzieren. Selbst für den normalen Hausgebrauch verwendet man hier Plastikteller und Plastikbesteck. Wenn man in einer Bar eine Süßspeise bestellt, bekommt man sie auf Plastik. Auch, wenn man sie direkt in der Bar ist. Nimmt man sie mit, wird sie zusätzlich in eine Plastikbox gehüllt, die man dann in eine Plastiktüte steckt. Obst- und Gemüsehändler hingegen haben in Sachen Umwelt heute schon einiges dazu gelernt. Deswegen bekommt man dort seine Lebensmittel nun in recycelten Papiertüten. Natürlich werden diese dann im Anschluss wiederum in Plastiktüten gesteckt, denn anders geht es ja nicht, aber man erkennt schon einen Ansatz.

Sehenswürdigkeiten in Calabrien

Sehenswürdigkeiten in Calabrien

Auf jeden Fall führt diese Müllverliebtheit dazu, dass sowohl Mülltonnen als auch Müllabfuhr gnadenlos überfordert sind mit ihrer Aufgabe. Die Folge sind regelrechte Müllinseln, die in der Hitze verrotten und gut einen Kilometer gegen den Wind nach Verwesung und Fäulnis stinken. Bei einem Abstand von gerade einmal 100 m zwischen den Müllplätzen könnt ihr euch sicher vorstellen, was das bedeutet.

Vermüllte Straßen in Süditalien

Vermüllte Straßen in Süditalien

Leichen säumen den Weg

Und als wäre das nicht genug, liegt etwa alle zwei bis drei Kilometer ein verstorbenes Tier auf der Fahrbahn, das hier fröhlich vor sich hin verwest. Einmal lag ein toter Hund direkt auf einem Gehweg und war bereits zu einem Skelett mit Haut und Haaren verfallen. Er musste hier also bereits seit mindestens einem Monat liegen und Spaziergängern wie Radfahrern den Weg versperren. Dennoch hatte sich niemand die Mühe gemacht, ihn auch nur auf die Seite zu schieben.

Ein Hunde-Kadaver am Straßenrand

Ein Hunde-Kadaver am Straßenrand

Eine tote Katze in ähnlichem Zustand fanden wir ein paar Tage später vor dem Eingang eines Hauses. Die Bewohner mussten sich über sie hinweg beugen, um an die Klingel und die Briefkästen zu gelangen. Der Gestank, war jedoch bereits aus drei Metern so unerträglich, dass wir es nicht aushielten, zu atmen, ohne uns unsere Halstücher vors Gesicht zu pressen. Und dennoch. Sie lag noch immer da und wurde als neuer Bestandteil des Hauseingangs akzeptiert.

Eigentlich hatten wir gedacht, dass gerade diese Dinge in einer Stadt wie Reggio Calabria nicht mehr passieren würden, doch kaum hatten wir das Zentrum erreicht, stolperte Heiko fast über einen verwesenden Marder, der mitten auf der Straße lag.

Ein Schloss in Calabrien

Ein Schloss in Calabrien

Warum Qualität wenn man auch pfuschen kann?

Was uns an Süditalien am meisten faszinierte, war das Talent der Menschen hier, alles immer so unpraktisch und unfunktional wie nur irgendwie möglich zu machen. Das war geradezu beeindruckend. Hier ein paar Beispiele:

Steckdosen in allen Größen und Formen

In Deutschland gibt es genau eine Art von Steckdosen für alle üblichen elektronischen Geräte, die keinen Starkstrom benötigen. Dementsprechend gibt es auch die dazu passenden Stecker, die in jede dieser Steckdosen hinein passen. In Italien ist das anders. Rein theoretisch hat man hier zwar das gleiche Steckersystem wie bei uns, praktisch tragen wir aber mehr Adapter mit uns herum als in Großbritannien.

kleine antike Dorfkirche

kleine antike Dorfkirche

Der Grund ist, dass es hier mindestens drei verschiedene Steckdosenarten gibt:

  • Eine mit normalem Abstand und kleinen Löchern,
  • eine mit normalem Abstand und großen Löchern
  • und eine mit extra weitem Abstand und großen Löchern.

Zudem gibt es noch einige Mischformen, sowie mehrere verschiedene Möglichkeiten, um die Erdung zu platzieren, sodass allein diese schon immer wieder verhindert, dass man einen Stecke in die Steckdose stecken kann. Doch das ist fast vernachlässigbar. Aber jetzt kommt es. Unser gewöhnlichen runden Stecker, die über eine Erdung verfügen, passen nur in Steckdosen mit normalem Abstand und großen Löchern.

Castello di le Castella

Castello di le Castella

Die gibt es aber so gut wie nie. Unsere Flachen Stecker, wie wir sie von Lichterketten oder Akkuladegeräten kennen, passen auch in die kleinen Löcher. Allerdings muss man hier vorsichtig sein, denn sie verklemmen gerne, was dazu führen kann, dass man beim Herausziehen zwar den Stecker in der Hand hält, nicht aber die beiden Zinken, mit denen er in der Dose stecken bleibt. Die meisten italienischen Mehrfachstecker und Verlängerungskabel hingegen haben einen Stecker mit großen Zinken und weitem Abstand. Für diese gibt es keinen Adapter, also muss man Glück haben, dass stets mindestens eine Steckdose im Raum auf dieses Maß ausgelegt ist. Es kann aber durchaus vorkommen - und da sprechen wir von eigener Erfahrung - dass man von einem Gastgeber ein solches Kabel gestellt bekommt, dass dieser aber keine einzige dazu passende Steckdose besitzt.

Kunstvolle Fächer

Kunstvolle Fächer

Spannungsspitzen und Energietiefs

Darüber hinaus unterliegt die Spannung im Stromnetz vor allem hier in Süditalien sehr starken Schwankungen. Es kann also vorkommen, dass man ein Handy über Nacht ans Netz hängt und es am Morgen nur wenige Prozent geladen hat, weil die Spannung nicht ausreichte. Ebenso kann es passieren, dass man es anschließt und dass einem dabei ein Funke entgegenschlägt, der schon fast als echter Blitz durchgehen könnte. Hin und wieder sieht man daher auch Stecker, die komplett geschmolzen sind, da sie den Spannungsspitzen nicht standhalten konnten.

Das Castello di le Castella bei Nacht

Das Castello di le Castella bei Nacht

Fenster und Türen

Wenn es eine Sache gibt, das die Italiener hier noch mehr lieben als Pasta und Müllproduktion, dann ist es das Autofahren. Dementsprechend hat man nahezu immer und überall Verkehr. Also Autoverkehr. Mit dem anderen bleibt man hier doch eher dezent hinter verschlossenen Türen. Aber auch da wären wir dann schon wieder beim Thema. Denn so richtig verschließbar sind die Fenster und Türen hier einfach nicht. Auch bei uns gibt es Bereiche, in denen der Verkehr unerträglich laut und nervig ist. Für gewöhnlich aber haben wir dann besonders schalldichte Fenster und Türen. Diese soergen dafür, dass der Schall, der innen entsteht, auch innen bleibt, während alle anderen Geräusche ausgesperrt werden. Hier hingegen nutzt man in der Regel Einscheibengläser in Holzrahmen, die nicht einmal über eine Dichtung, geschweige denn über ein funktionierendes Schließsystem verfügen. Das bedeutet, dass man nahezu keinen Unterschied verspürt, ob ein Fenster offen oder geschlossen ist.

Das Hotel Costa Jonica

Das Hotel Costa Jonica

Das gleiche Problem hat man mit den Türen. Diese bestehen entweder aus dünnen Holzplatten oder, was noch besser ist, aus einer Stahlplatte. Stahl hat sicher einige großartige Vorteile, aber Dämmfähigkeit ist leider keine davon. So leiten die Türen sowohl Hitze und Kälte als auch Schall weiter, als wären sie zu keinem anderen Zweck geschaffen worden. Im Sommer kann man Spiegeleier auf den Türen braten und im Winter hat man das Gefühl, als würde die Wärme aus dem Raum geradezu heraussaugen. Es kam sogar vor, dass wir die Türen geöffnet haben, da die reine Luft besser isoliert hat, als die Stahltür.

Unser Zimmer im Hotel Costa Jonica

Unser Zimmer im Hotel Costa Jonica

Wärme- und Kälte-Haushalt

Mit der Stahltür haben wir gleich schon eine perfekte Überleitung zum nächsten Thema, das uns persönlich in den Wahnsinn treibt. Aus irgendeinem Grund scheinen die Italiener im Allgemeinen und die in Süditalien im Besonderen, sämtliche Formen von Dämmmaterial zu hassen. Ein Haus wird hier im Normalfall folgendermaßen gebaut: Man errichtet Pfeiler aus reinem Gussbeton oder aus Backsteinen, die mit Beton verkleidet werden. Darauf bettet man dann Betonplatten als Zwischendecken und schließt das ganze oben mit abgeschrägten Betonplatten für das Dach ab. Dazwischen kommen Fenster, Türen und weitere Betonelemente, um alles mehr oder minder zu verschließen. Auf den ersten Blick ergeben sich bei dieser Bauweise gleich ein paar Fragen.

Wieso baut man sämtliche Häuser auf eine Weise, die an ein Kartenhaus erinnert, wenn doch ganz Italien Erdbebengebiet ist? Und zwar wirklich sämtliche, angefangen beim Geräteschuppen über Einfamilienhäuser, Kirchen und Supermärkte, bis hin zu Wohnkomplexen und Hotelanlagen.

Schaustellerwagen

Schaustellerwagen

Wer braucht schon Dämmmaterial

Aber das ist nicht alles! Auf die Betonwände wird direkt die Farbe aufgetragen, während die Dächer zum Teil (wirklich nur zum Teil) mit Wellblech oder Dachziegeln belegt werden. Diese kommen dann aber ebenfalls ohne ein Dämmmaterial direkt auf den Beton, der den Dachstuhl bildet. Das bedeutet, dass es hier kein einziges Haus gibt, das in den letzten fünfzig Jahren gebaut wurde, dass auch nur den Hauch einer Isolierung hätte. Warum? Wir befinden uns vor allem in Süditalien in einer Region, in der es im Sommer locker 45 °C bekommen kann. Im Winter wird es hier nicht wirklich kalt, aber Nachts können die Temperaturen trotzdem schon einmal unter 10 °C fallen. Das bedeutet, dass sich die Zimmer im Sommer aufheizen wie Brutöfen, während sie im Winter so weit auskühlen, dass man trotz des milden Klimas hier in der Nacht friert. Warum, frag ich mich! Warum?

Sämtliche Techniken, um die Häuser sinnvoller zu bauen sind bekannt, werden aber nicht benutzt. Wenn man die Einheimischen fragt, bekommt man keine klare Antwort. Und es geht weiter!

Kirche in Süditalien

Kirche in Süditalien

Lieber zu heiß als zu kalt

Klimaanlagen, von denen wir dachten, dass sie in Süditalien zum absoluten Standard gehören, sind hier ein Luxusgut, das man so selten findet wie Stühle und Tische, die nicht wackeln. Aber auch Heizungssysteme gibt es nicht. Es ist also immer ungemütlich in den Häusern hier, sowohl im Sommer als auch im Winter.

Noch ein faszinierendes Phänomen: Vor allem in den letzten Jahren gibt es auch hier die Entwicklung, dass die Menschen immer mehr in die großen Städte ziehen, währen in den kleineren immer mehr Wohnungen leer stehen. Häufig werden dabei jedoch die Erdgeschosswohnungen leer zurückgelassen, währen die Wohnungen in den oberen Etagen noch bewohnt werden. Dabei steigt die ohnehin schon unerträgliche Innentemperatur mit jeder Treppenstufe gefühlt um ein Grad an.

Kalabriens Steilküste

Kalabriens Steilküste

Wegesysteme

Überall in Europa gibt es ein relativ weit verzweigtes System aus größeren und kleineren Straßen und Wegen. Hier nicht. Vor allem entlang der Küste hat man sich für die Technik entschieden, kleine Straßen lediglich als Stichstraßen von der Schnellstraße aus ans Meer zu legen und diese eine Schnellstraße als einzige Verbindung entlang der Küste zu bauen. Stellt euch einmal vor, es gäbe einen durchgängigen Fuß- und Radweg einmal um die komplette italienische Küste herum, ähnlich wie den Donauradweg, der komplett durch Süddeutschland und Österreich führt. Dieser würde einen Schwarm an Touristen anlocken, die nicht nur zum Braten am Strand kommen würden, sondern das ganze Jahr über. Sie würden Hotelzimmer buchen, Sehenswürdigkeiten besichtigen und jede Menge essen und trinken. Genau das, was die Menschen hier bieten können.

Stadtkirche von Reggio Calabria

Stadtkirche von Reggio Calabria

Inlandstourismus

Doch stattdessen verzichtet man in Süditalien fast vollständig auf ausländischen Tourismus und konzentriert sich auf die eigenen Leute, die in den Bergen leben und im Sommer ans Meer wollen. Diese Menschen jedoch haben in der Regel kaum Geld zur Verfügung, weshalb ein Großteil der Infrastruktur in den Touristenorten einfach wieder verfällt. Außer in Spanien, wo man den Wahnsinn mit dem sinnlosen Bauboom verbrochen hat, haben wir noch nirgendwo auf der Welt so viele leerstehende und verfallende Hotels, Restaurants und Bars gesehen, wie hier in Süditalien.

Fast täglich beklagt sich jemand darüber, dass es hier keine Arbeit gibt und dass auch der Tourismus nicht mehr so läuft wie früher. Die Lösung wäre so einfach und wenn man die Menschen hier auf diese Idee anspricht antworten sie sofort: „Ja, das würde etwas verändern!“ Gleichzeitig haben sie aber auch das Gefühl, dass so eine Idee vollkommen verrückt wäre. „Ein durchgängiger Radweg? Bei uns? Niemals! Das ist lächerlich!“

 

Das Hierarchiesystem

Eine normale Hierarchie funktioniert folgendermaßen. Der Chef, der an der Spitze der Pyramiden sitzt, trifft die wichtigsten Entscheidungen. Alle anderen delegiert er an seine nächsten Untergebenen. Diese wiederum treffen die Entscheidungen, die für sie am wichtigsten sind und delegieren alles andere weiter nach unten. So setzt sich das Spiel dann fort. Auf der anderen Seite hat jeder Entscheidungsträger einen Stellvertreter. Dies ist für gewöhnlich ein Vertrauter, der ihn gut kennt und der im Fall der Abwesenheit des Chefs die Entscheidungen an seiner Stelle trifft.

Die Ein-Mann-Hierarchie

Ein italienisches Hierarchiesystem funktioniert anders. Zunächst dachten wir, dass dies nur innerhalb der Kirche so ist, bei der der Pfarrer einfach die alleinige Herrschaft über seine Gemeinde hat. Aber nein! Es betrifft wirklich jedes System, vom Supermarkt über die Kirche bis hin zur Stadtverwaltung. Es funktioniert so: Der oberste Chef trifft alle Entscheidungen. Das war's! Mehr kommt nicht. Wenn der oberste Chef nicht da ist oder keine Zeit hat, weil er gerade andere Entscheidungen treffen muss, dann passiert einfach nichts. Das System hält an und wartet, bis der Chef wieder zur Verfügung steht. Oder bis man ihn durch einen neuen ersetzt hat, weil der alte dieses System für gewöhnlich nicht allzu lange durchhält, bevor er durch ein Burnout oder einen Nervenzusammenbruch außer Gefecht gesetzt wird.

Kein Witz! Trifft man hier einen Stellvertreter, ist es das gleiche, als wenn man eine Putzkraft oder den Briefträger trifft. Im besten Fall bekommt man die Information, wann der Chef zurückkommt oder wie man ihn erreichen kann. Das ist alles.

Optimales Zen-Training

Das waren jetzt nur einige der präsentesten Beispiele, die unseren Alltag am meisten beeinflussen und durch die wir jeden Tag als ein mentales Training betrachten, um die innere Ruhe eines Zen-Meisters zu erhalten. Ohne dies würde man hier definitiv durchdrehen und entweder wahnsinnig oder zum Psychopathen werden. Leider kann man die vielen Details, in denen sich der alltägliche Wahnsinn bemerkbar macht, nicht komplett wieder geben. Aber es ist definitiv eine ganz spezielle Erfahrung. Ob man sie wirklich machen will, ist jedem selbst überlassen, aber wenn man sich darauf einlässt, dann bietet sie durchaus einiges an Stoff für lustige Anekdoten. Anekdoten, über die man zumindest mit einem leichten Abstand herzhaft lachen kann.

Spruch des Tages: Die Spinnen die Römer! (Asterix und Obelix)

Heiko Gärtner
Heiko Gärtner ist Wildnismentor, Extremjournalist, Survivalexperte, Weltreisender und einer der führenden Experten auf dem Gebiet der Antlitz- und Körperdiagnostik. Nachdem er einige Jahre als Agenturleiter und Verkaufstrainer bei einer großen Versicherungsagentur gearbeitet hat, gab er diesen Job auf, um seiner wahren Berufung zu folgen. Er wurde Nationalparkranger, Berg- und Höhlenretter, arbeitete in einer Greifenwarte und gründete schließlich seine eigene Survival- und Wildnisschule. Seit 2014 wandert er zu Fuß um die Welt und verfasste dabei mehrere Bücher.

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